Schriften begleiten unseren Alltag

Ob morgens in der Zeitung, bei der Arbeit im Internet, während des Einkaufsbummels oder abends im Krimi- uns begegnen  zig verschiedene Schriften, wenn wir Texte gewollt oder auch ungewollt lesen. Ist Ihnen bewusst,  wie Sie durch Schriften manipuliert werden?

Dieses Buch nimmt Sie mit in die Welt der Schriften.

Wir lernen berühmte Schriftgestalter kennen, von denen auch einige aus Deutschland kommen und gucken ihnen bei der oft sehr mühseligen Arbeit über die Schulter. Bekannte Schriften und ihre Geschichte werden vorgestellt, manche waren Vorbild für andere Schriften, manche gerieten in Vergessenheit, weil ihr Gebrauch z.B. überhandnahm und man sich sattgesehen hatte.

Man bekommt beim Lesen ein Gefühl für Schriften, denn es werden auch die schlechtesten Schriften besprochen, ebenso Schriften, die besondere Stimmungen vermitteln und Signale aussenden und damit in der Werbung den Verbraucher manipulieren sollen. (Sie werden überrascht sein, wenn Sie nach dem Lesen des Buches konkret darauf achten!).

Schließlich gibt der Autor mit einigen kleinen Geschichten, die schon fast an Possen erinnern, dem Leser Anlass zum Schmunzeln. Warum hat, laut Werbeexperten,  z.B. Hilary Clinton die Wahlen verloren? Hilarys Werbeagentur, die es wohl mit Schriften nicht so genau nahm, benutzte bei Plakaten, Buttons, Flyern usw. eine Schrift, die in den USA ausschließlich für Toilettenartikel benutzt wird….

Am Wochenende gibt es noch einen Nachschlag zu diesem Thema mit dem Hinweis zu einer Ausstellung und einem Rätsel.

 

 

Mein Jahr mit Herrn Mercator

Im Sommer erzählte ich Ihnen bereits von meinen Begegnungen mit Mercator-Memorabilia in Wolfenbüttel und Antwerpen. Vorausgegangen war im Frühjahr die Lektüre dieses Buches:

 Ich schätze den Autor Vermeulen sehr, allerdings war mir bei diesem Roman, der das Leben Gerhard Mercators erzählt, der Part, in dem es um die jahrelangen Eheprobleme Mercators ging, zu ausführlich, ich hätte mir mehr Beschreibungen zu seiner Arbeit gewünscht. Aber immerhin spielt ca. ein Drittel des Romans in Duisburg, und damit war der Roman Pflichtlektüre. Pflichbesuch wurde dann natürlich auch das Duisburger Kultur- und stadthistorische Museum, in dem ich vorher noch nie war. (Wer jetzt seinen Kopf über mich schüttelt- Sie haben recht!)

 

Das Museum bietet vier Abteilungen an. Die größte ist die zur Duisburger Stadtgeschichte, die bekannteste die mit Originalkarten und Globen von Gerhard Mercator, die überraschenste ist die Abteilung mit der Sammlung Köhler-Osbahr und die abwechslungsreichste die mit den Wechselausstellungen. Fast drei Stunden habe ich im Museum verbracht und dabei Einiges noch ausgelassen. 4 Euro Eintritt- das kann man doch mal riskieren und wenn es nur dafür ist, die original Schimmijacke mal live zu sehen, erotische Öllämpchen aus der Römerzeit zu betrachten, auf einer alten Mercatorkarte Duisburg zu suchen oder sich mal …

HIER IST DIE AUFLÖSUNG DES WOCHENENDRÄTSELS:

ein Gewicht aus Birma aus der Nähe anzugucken (in der Sammlung Köhler-Osbahr).

 

Wenn David Niven noch leben würde…

Erinnern Sie sich noch an diesen Schauspieler? Falls ja, stellen Sie sich ihn vor, wenn Sie meine folgende Buchbesprechung lesen.

Russland im Jahr 1922: Graf Rostov ist 30 Jahre alt, als man ihm vorwirft, ein Gedicht veröffentlicht zu haben, das die Zarenfamilie kritisiert. Normalerweise müsste er mit dem Tode bestraft werden, doch Rostov ist zu beliebt und man verdammt ihn deshalb „nur“ zu lebenslangem Hausarrest im Moskauer Hotel „Monopol“, dem ersten Haus am Platze. Da Rostov dort Stammgast ist, wird er von vielen Angestellten sehr geschätzt. Er ergibt sich in sein Schicksal und macht das Beste aus seiner Situation, indem er sich mit einigen persönlichen Gegenständen standesgemäß in seiner kleinen Kammer einrichtet und seine Tage mit Hilfe der Bediensteten wie üblich angenehm verbringt. Doch irgendwann fällt ihm die Decke auf den Kopf und er beschließt, zu kellnern. Rostov ist ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle und die Gäste sind begeistert.  Die Jahre gehen vorbei, draußen wechselt die politische Lage in immer rasanterem Tempo, die Gäste ändern sich, Rostov bleibt die Konstante. Da taucht eines Tages eine alte Freundin von Rostov auf, an der Hand ihre dreijährige Tochter, für die sie einen Babysitter für ein paar Tage sucht. Rostov ist skeptisch, dass er der Richtige ist, doch er willigt ein. Aus den Tagen werden Jahre, denn die Mutter kommt nicht wieder und Rostov wächst über sich hinaus. Ihm gelingt es, mit Rückendeckung seiner Kollegen, die kleine Sofie heimlich großzuziehen. Und dann, inzwischen schreiben wir das Jahr 1954, kommt der Tag, an dem Sofie, die Pianistin werden möchte, ihr erstes Vorspiel hat…

Soooooo schön ist dieser Roman: Mit leisem Humor geschrieben, nie kitschig, liebenswerte Nebenfiguren, ein überraschendes Ende und russische Geschichte werden geboten und als Krönung Hauptfigur Graf Rostov- gibt es so einen Mann heutzutage noch?

Arbeitend leben und kämpfend sterben (Lyonwoche Nr. 5)

Die Überschrift dieses Beitrags war die Devise der ca. 30000 Männer und Frauen, die im 19. Jahrhundert in den Seidenwebereien des Lyonner Stadtteils La Croix–Rousseau gearbeitet haben. Erst wurde der mechanische Webstuhl von Joseph–Maria Jacquard erfunden, dann kam um ca. 1950 der elektrische Webstuhl und 1990 schloss die letzte Seidenweberei in Lyon. Heute werden nur noch zwei Webereien privat unterhalten, um das Kulturerbe nicht völlig aussterben zu lassen. (Die Stadt Lyon fühlt sich diesem Erbe anscheinend wenig verpflichtet, denn eins der größten Stoffmuseen der Welt wird man demnächst schließen, ein Trauerspiel, denn die verbliebenenen Ausstellungsstücke waren atemberaubend).

Nun aber zu den beiden Werkstätten, die wir besuchten. In der ersten Werkstatt wurden und werden auch noch auf besondere Anfrage in alter Manier Litzen aus Goldfäden gewebt. Für Uniformen, Abendkleider, Lampenschirme u.a.. Als der alte Webstuhl von der Führerin angeschaltet wurde, gab es großes Getöse und man konnte sich ein bisschen vorstellen, wie laut es in diesem Arbeiterviertel früher war.

Die zweite kleine Werkstatt hatte zwei Webstühle und oberhalb der Werkstatt war, wie früher üblich, gleich auch der Wohnraum. 

Nach den Besichtigungen erkundeten wir noch ein bisschen den Stadtteil.

Er erinnert ein bisschen an Notting Hill nur (noch nicht) so schickimicki, fast noch ein bisschen dörflich. Die Traboules spielen da bestimmt eine Rolle. Es sind zig überdachte Durchgänge, durch die früher die Seidenballen transportiert und dadurch nicht nass wurden. Ja und die Lage des Stadtteils ist auch besonders: Wer dort wohnt, thront über der restlichen Stadt Lyon, hat Abstand und lebt vielleicht etwas gelassener.

Dieses Buch steht schon lange in meinem Buchregal. Ich habe es mir vor ein paar Jahren gekauft, als ich mir in Augsburg ( auch so eine Stadt, die viel öfter besucht werden sollte!) auch eine alte Stofffabrik angesehen habe. Damals hatte ich keine Zeit, das Buch zu lesen, jetzt aber kam seine Stunde. Prächtige Bilder, hauptsächlich von Stoffen, aber auch von anderen Gebrauchsgegenständen aus vielen Ländern der Erde. Welche Rolle spielen geschichtliche Ereignisse beim Entwerfen von Mustern? Wie und warum ändert sich der Geschmack? Welche „modernen“ Muster haben schon eine grpße Vergangenheit? Welche Entdeckungen von Materialien beeinflussten die Entwicklung von Mustern?

Man hat ein Geschichtsbuch in der Hand und eine Schatzkiste für kreative Ideen. Kostet knapp 40 Euro, das ist aber eine gute Investition.

 

Die Auflösung des Bilderrätsels (Lyonwoche 4 3/4)

Willkommen in der Bekleidungsindustrie. Da diese in Lyon und seinem Umland lange eine große Rolle spielte, wählte ich dieses Foto aus, um einen schönen Übergang zu meinem morgigen Bericht über den Besuch zweier „Stoff“-Orte hinzubekommen.

Dies ist eine Hechelmaschine. Die Hechel ist ein kammartiges, aus spitzen Drähten gefertigtes landwirtschaftliches Gerät, durch das Flachs- und Hanffasern zum Reinigen (Hecheln) gezogen werden. Das Wort leitet sich vom selben Wortstamm wie der Haken ab, was auf die zum Kämmen der Fasern angebrachten Haken hindeutet[1]. Moderne Faseraufschlussmaschinen bauen ebenfalls auf den traditionellen Prozessen auf, verwenden jedoch mechanische Aufschlussstrecken, in denen das Brechen, Schwingen und Hecheln in entsprechenden Arbeitsschritten mechanisch umgesetzt wird. (Erklärung von Wikipedia).

Das Hechelmaschine-Bild nahm ich im Dorfmuseum von Pérouges auf. Pérouges steht auf der Liste der schönsten Dörfer in Frankreich und liegt nicht weit von Lyon entfernt. Besonders gerne werden hier 3-Musketiere-Filme gedreht.

Morgen besuchen Sie mit mir die letzten beiden Lyonner Web-Werkstätten.

Lyonwoche Nr 4 1/2- Das Rätsel zum Wochenende

Heute zeige ich Ihnen mal wieder ein Gerät und möchte wissen, was es ist. Im weitesten Sinne hat es viel mit der Geschichte von Lyon zu tun. Die Auflösung kommt wieder morgen Abend, gleichzeitig stelle ich Ihnen noch kurz ein schnuckeliges Dörfchen in der Nähe von Lyon vor.

Es war einmal der Mensch…

Vor ein paar Tagen hörte ich von Roger Willemsen dieses Buch, eine Rede, die er kurz vor seinem Tod gehalten hat.

Er blickt darin aus der Zukunft auf unser heutiges Dasein. Wie auch in seinen anderen Büchern gibt es in diesem Text eine Reihe von Sätzen, die man sich immer wieder zu Gemüte führen sollte. Das Fazit der Rede: Alle, die mit der Zeit gehen wollen, und das sind wohl die meisten von uns, lassen zu, dass man sie Schritt für Schritt intellektuell entmündigt. Zwar spüren viele da irgendwo in einer Ecke des Gehirns ein gewisses Unbehagen, aber wir kapitulieren, denn wir fühlen uns machtlos. Der Mensch, wie wir ihn heute noch kennen, verschwindet, er mutiert zu einer Hülle.

Kennt jemand den Film “Die Zeitmaschine” von H.G.Wells (Das Buch, nachdem der Film gedreht wurde, ist von 1895). In diesem Film sieht man solche “Hüllen” und ich dachte schon vor dem Hören dieses Textes öfter an verschiedene Szenen aus dem Film.

Kennt jemand das Lied “Virtual Insanity” von Jamiroquai? Es ist aus dem Jahr 1996.. 

 

 

 

 

 

 

Auf ins Welfenland

Ende August verbrachten mein Mann und ich ein langes Wochenende im “Welfenland”, genauer gesagt in Celle. Eine frühere Kollegin hatte dort vor einiger Zeit eine ganze Urlaubswoche verbracht und war begeistert, das hatte uns neugierig gemacht.

Celle hat über 400 Fachwerkhäuser, von denen viele aus dem 16. Jahrhundert stammen. Da ist ein Stadtbummel ein wahrer Augenschmaus. Da Celle am südlichen Rand der Lüneburger Heide liegt, kommen auch recht viele Touristen, so dass das Angebot an Cafés, Restaurants und Läden für die Größe der Stadt beachtlich ist. 

Wir machten am ersten Tag zwei Führungen mit. Als große Englandfans wollten wir mehr über die Geschichte des Celler Schlosses wissen, denn hier verband sich deutsche mit englischer Geschichte. Herzog Georg Ludwig aus dem Haus der Welfen wurde Georg I – der erste englische König mit deutschen Wurzeln. Besonderes Glanzstück des Schlosses ist die Kapelle, die angeblich erste und best erhaltenste evangelische Kirche im Renaissancestil.

Die zweite Führung fand abends statt. “Der Nachtwächter” war leider krank geworden, so sprang “die Marktfrau” ein, die “erste Lieferantin für Gemüse am Hofe” und deshalb bestens vertraut mit Klatsch und Tratsch aus der Blütezeit des Schlosses. Die Marktfrau war Kunsthistorikerin und erklärte sehr unterhaltsam ( à la Gisela Schlüter, für alle, die diese Dame aus früheren Fernsehzeiten noch kennen) Spezialitäten beim Fachwerkbau und anderen cellespezifischen Stadtentwicklungen.

Die Skulptur heißt “Das Feuerwerk für Celle” von Otto Piene, auch bekannt von der Moerser Landmarke “Das Geleucht”.

Schon viel Wissen angehäuft, entschieden wir uns für den nächsten Tag, nicht in Celle zu bleiben und Museen zu besuchen, sondern einen Abstecher in die Lüneburger Heide zu machen, da wir beide diese noch nie blühend gesehen hatten. Morgen geht es weiter.