Pfützen finde ich als Fotomotiv immer interessant und in den letzten Tagen war ich bei den Minusgraden wieder fündig:
Eiswurm
Scream
Blue Monday
Schmunzeln musste ich, als ich dann am Freitag abends zufällig dieses Gedicht entdeckte:
Ich fand den Text in:
Dieses Buch kann ich allen empfehlen, die einen gewissen schrägen oder auch schwarzen Humor nicht verschmähen. Darüber hinaus bieten die Gedichte von Bernstein auch einen geschichtlichen Rückblick. Der Autor veröffentlichte u.a. in den Zeitungen „Titanic“ und in „Pardon“ seine Gedichte und nahm Politiker und gesellschaftliche Fragwürdigkeiten in den 70er Jahren aufs Korn. Besonders interessant sind die Gedichte, die selbst „Titanic“ nicht veröffentlichte, weil sie zu brisant waren. Ja, Herr Bernstein hatte es nicht immer leicht…
In der großen Familie der Autorin wurde und wird immer gesungen. Ob man wandert, feiert, Küchenarbeit verrichtet, im Garten sich beschäftigt, das Singen gehört dazu. Trifft sich die Großfamilie zu einem gemeinsamen Fest, werden Standes-und Altersunterschiede beim Singen aufgehoben. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass Katharina Hagena sich das Singen als Buchthema vornimmt. Jedes Kapitel leitet sie mit einem Gedicht ein, das Bezug nimmt auf eine Facette des Singens. Das fand ich beim Lesen als Einstimmung sehr schön. Die Gedichte stammen von Autoren aus früheren Jahrhunderten, aber auch moderne Gedichte sind dabei.
Die Welt des Singens ist eine ganz große. Die Geschichte des Singens, das Singen der Vögel, die verschiedenen Singstimmen, unterschiedliche Arten der Lieder, wann, wie und warum wird überhaupt gesungen, wen hat die Mundorgel in der Kindheit begleitet, welche Auswirkungen hat das Singen auf unsere Gesundheit- auf 223 Seiten schreibt die Autorin mit viel Herzblut. Das Lieblingsthema ist dabei das Thema „Frauen und Singen“. Ob es die Sirenen oder die Nymphen sind oder die Geschichte der Lorelei, Hagena weiß interessant zu erzählen. Ein großes Anliegen ist es für sie, mit ihrem Buch Anstöße zu geben, dass das gemeinsame Singen in der Gesellschaft wieder mehr Anerkennung gewinnt, denn es täte uns allen gut. Bei mir führte es dazu, mir in der Bücherei ein Buch der Kinderlieder auszuleihen, um endlich mal die zweite, dritte, vierte Strophe von „Eine Seefahrt, die ist lustig“, „Lorelei“ oder „ O Tannenbaum“ kennenzulernen oder aufzufrischen und im stillen Kämmerlein kraftvoll zu schmettern.
Es war einmal eine Geisterfliege, die gehörte zur obersten Spionageriege. Unerkannt flog sie in Räumen ein und aus und brachte Informationen in das Geheimdiensthaus. Doch dann geriet sie eines Tages auf eine Feier, dort waberte ein dicker Alkoholschleier. Sie wurde blau, blieb aber schlau, machte schnell die Biege und wurde zur normalen Stubenfliege.
Auf der A 1 zwischen Bremen und Münster staute es sich letzte Woche an mehreren Stellen. Als Beifahrerin war ich etwas gelangweilt und begann, die Aufschriften auf den LKWs zu studieren. Vier Slogans und Statements hintereinander gelesen:
Das hatte für mich etwas Lyrisches und ich sammelte weitere LKW Beschriftungen.
Aus ihnen bastelte ich folgende Texte (Nur die Überschriften sind von mir ausgedacht):
Drei weitere LKW Beschriftungen möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Eine Firma richtete sich ausschließlich an Menschen, die der lateinischen Sprache mächtig sind: Qua paret orbis. Ich ahnte nur, was die Worte bedeuten könnten und schlug nach: Soweit die Erde (der Erdkreis) reicht. Schönes Motto für ein Logistikunternehmen, aber vielleicht ein bisschen zu exklusiv? Ein anderer LKW betrieb Aufklärung: „Zwischen Hamburg und Verona liegen nur 40 km Autobahn – dank der Kombination aus Bahn-und Straßentransport. Gelber Schriftzug mit Wildblumenwiese im Hintergrund. Für einen Moment stellte sich bei mir ein warmes Ponyhofgefühl ein. Zum Abschluss noch etwas pfiffiges Freches: „Werden Sie Spießer!“ wurde man aufgefordert. Warum? Das Unternehmen hatte den Familiennamen Spießer…
Ich suche die blaue Blume, Ich suche und finde sie nie, Mir träumt, dass in der Blume Mein gutes Glück mir blüh.Ich wandre mit meiner Harfe Durch Länder, Städt und Au’n, Ob nirgends in der Runde Die blaue Blume zu schaun.Ich wandre schon seit lange, Hab lang gehofft, vertraut, Doch ach, noch nirgends hab ich Die blaue Blum geschaut.
Ein blauer Tag Nichts Böses kann dir kommen an einem blauen Tag. Ein blauer Tag die Kriegserklärung. Die Blumen öffneten ihr Nein, Die Vögel sangen Nein, ein König weinte. Niemand konnte es glauben. Ein blauer Tag und doch war Krieg.
Gestorben wird auch an blauen Tagen, bei jedem Wetter. Auch an blauen Tagen wirst du verlassen und verläßt du, begnadigst nicht und wirst nicht begnadigt, Auch an blauen Tagen wird nichts zurückgenommen. Niemand kann es glauben: Auch an blauen Tagen bricht das Herz.
Vorletzte Woche hatte ich das große Vergnügen, nein, ich möchte eigentlich lieber schreiben die große Ehre, bei einem Kaffeetrinken einer Gedichtrezitation beizuwohnen. Eine noch sehr agile alte Dame (95 Jahre) rezitierte das fünfstrophige Gedicht „Der Schatzgräber“ von Johann Wolfgang von Goethe. (Wer es lesen möchte: https://www.mumag.de/gedichte/goe_jw44.html). Das war ergreifend und ein Funke sprang zu mir über. „Das möchte ich auch können!“, sagten mir mein Kopf und mein Bauch. Gedacht, getan. Natürlich fing ich ganz klein an, denn das Auswendiglernen stand nie auf dem Stundenplan und im Berufsleben brauchte ich dieses Können auch nicht. Ich hatte früher zwar schon einmal ein paar Gedichte gelernt, damals motivierte mich aber nicht das leuchtende Beispiel der alten Dame und ich vergaß die Gedichte wieder schnell. Mein „Gedächtnisworkout“ hat mit diesen beiden Gedichten begonnen:
Langschläfers Morgenlied von Mascha Kaléko
Der Wecker surrt. Das alberne Geknatter Reißt mir das schönste Stück des Traums entzwei. Ein fleißig Radio übt schon sein Geschnatter. Pitt äußert, daß es Zeit zum Aufstehn sei.
Mir ist vor Frühaufstehern immer bange. … Das können keine wackern Männer sein: Ein guter Mensch schläft meistens gern und lange. — Ich bild mir diesbezüglich etwas ein …
Das mit der goldgeschmückten Morgenstunde Hat sicher nur das Lesebuch erdacht. Ich ruhe sanft. — Aus einem kühlen Grunde: Ich hab mir niemals was aus Gold gemacht.
Der Wecker surrt. Pitt malt in düstern Sätzen Der Faulheit Wirkung auf den Lebenslauf. Durchs Fenster hört man schon die Autos hetzen. — Ein warmes Bett ist nicht zu unterschätzen. … Und dennoch steht man alle Morgen auf.
Quasi als Gegenpol wählte ich als zweites Gedicht eins von Joachim Ringelnatz aus. Es heißt „Morgenwonne“.
Ich bin so knallvergnügt erwacht. Ich klatsche meine Hüften. Das Wasser lockt. Die Seife lacht. Es dürstet mich nach Lüften.
Ein schmuckes Laken macht einen Knicks Und gratuliert mir zum Baden. Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs Betiteln mich “Euer Gnaden”.
Aus meiner tiefsten Seele zieht Mit Nasenflügelbeben Ein ungeheurer Appetit Nach Frühstück und nach Leben.
Ich bin z.Zt. sehr mäkelig, was das Lesen von Romanen angeht. Seit Jahresbeginn habe ich schon mehrere Bücher angefangen, aber dann wieder weggelegt. So griff ich jetzt zu „verlässlichen“ Büchern von Franz Hohler.
Der Autor aus der Schweiz ist einer meiner Lieblingsschriftsteller, da er für mich ein Meister der Beobachtung ist und das Gesehene präzise in Gedichten und Kurzgeschichten formuliert. Dabei benutzt er eine einfache Sprache, so dass jemand, der nur mal kurz oder nach langer Zeit wieder etwas lesen möchte, mit seinen Büchern als Einstieg gut beraten ist. Aber auch Vielleser und Vielleserinnen werden diese Bücher genießen. In 113 einseitige Geschichten tritt Hohler als Herausgeber auf und präsentiert seine Lieblingskurzgeschichten. Darunter sind beispielsweise Erzählungen von Jean Cocteau, Christine Nöstlinger, Franz Kafka oder dem siebenjährigen Simon, aber auch ein paar Geschichten, die von ihm selbst geschrieben sind. Einseitig bezieht sich auf die Länge der Texte, nicht auf die Themenauswahl. Diese ist breitgefächert, genau wie unser Alltag, der aus vielen kleinen Geschichten besteht. Diese Geschichten sind alles:Humorvoll, spannend, überraschend, traurig, grotesk, hintersinnig. Wie drücken Ameisen ihre Liebe zu einer anderen Ameise aus? Was macht die englische Königin nachts im Berliner Stadtteil Grunewald? Was hat es mit Kaiserin Ida auf sich? sind drei Inhaltsschnipsel, die Sie neugierig machen sollen. Ein Buch zum Immerwiederlesen.
“Sommergelächter“ beinhaltet über 300 Gedichte, die Hohler zwischen 1966 und 2018 geschrieben hat. „Vierzig vorbei“, „Vom richtigen Gebrauch der Zeit“, „Alt?“ und „Verstreute Gedichte“ sind die Überbegriffe, unter denen man kurze, aber auch mehrseitige Gedichte findet. Darunter auch ein paar in Schwizerdütsch und in anderen Sprachen. Beim Lesen der Gedichte kamen mir immer wieder Gedanken wie „Genau so ist es!“ oder „Ja, das ist wichtig, darauf sollte man viel mehr achten.“ Hohler hat sich Zeit seines Lebens als Privatperson oder auch als Kabarettist eingemischt und seinen Finger in politische und gesellschaftliche Wunden gelegt. Schnörkellos tut er dies auch in seinen Gedichten. Berührt haben mich auch die Nachrufe auf verstorbene Freunde oder Kollegen. Ich kannte nur den Schriftsteller Urs Widmer, aber bei den anderen Personen hatte ich das Gefühl, ihnen durch Hohlers Gedichte auch nah zu sein.
Franz Hohler hat übrigens auch Romane geschrieben, nur leider kenne ich sie schon alle…
Eine Matrjoschka stand am Strand, da kam von links ein Mann gerannt. Von weitem hatte er sie gesehen und konnte die Welt nicht mehr verstehen. Es war für ihn Liebe auf den ersten Blick, die Matrjoschka war für ihn so lieblich und so schick. Auch sie fand den jungen Mann sehr schön und fragte beherzt: “Wollen wir miteinander gehn?“ Kurze Zeit später heirateten sie- ob das gut geht, das weiß man nie. Doch man sieht sie immer wieder am Strand, verliebt Hand in Hand und ihre fünf Töchter buddeln fleißig im Sand.
Im Oktober stellte ich Ihnen kurz ein Collagebuch der Autorin Herta Müller vor. Herta Müller hat ca. 100000 Wörtern aus verschiedenen Druckerzeugnissen ausgeschnitten und danach die Wörter zu neuen Sätzen zusammengesetzt. Ich versuchte mich in ihrer Wortschnipselcollagenkunst- es machte mir sehr viel Spaß, so dass ich jetzt ein weiteres Buch las:
Auch dieses Buch ist wieder eine Fundgrube für surreale Aussagen, tiefgründige Beobachtungen oder witzige Sätze. Ich wollte es auch noch einmal versuchen, schlug allerdings einen anderen Weg als Frau Müller ein. Anstatt aus Tausenden von Wörtern Sätze zu bilden, beschränkte ich meine Wortauswahl pro Satz aus Überschriftwörtern nur eines Magazins der Süddeutschen Zeitung. Ich hatte noch einige ungelesene Exemplare dieses Magazins und entdeckte beim ersten Durchblättern, dass in jeder Zeitung eine Anzeige geschaltet war, die mit dem Wort „Entdecke“ begann. Das wurde für mich zum roten Faden und hier sehen Sie eine Auswahl meiner Ausbeute von Wortschnipselkompositionen:
Mich erinnert diese Beschäftigung ein bisschen ans Puzzlelegen. Beim Puzzlen gibt es das Glücksgefühl, wenn man ein lang gesuchtes Teil endlich gefunden hat und dieses Glücksgefühl erlebte ich immer dann, wenn mein Bauchgefühl mir sagte, das ist genau das Wort, das an der Stelle passt. Unterbewusstsein lässt grüßen?
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