Wortrecycling zum Ende der Buchmesse

Gestern ging die Frankfurter Buchmesse zu Ende. Ich war nicht dort, doch hörte ich einige Berichte im Radio und las auch diverse Zeitungsartikel. Das hinterließ bei mir wohl im Unterbewusstsein Spuren, denn beim Wortrecyceln entstanden folgende Fragen:

Verliebte Sandmuscheln

Was das Gehirn manchmal für komische Ideen hat…Als ich von meinem Fenster aus diese beiden Sandmuscheln sah, kam mir das bekannte Lied von den beiden Königskindern in den Sinn. Im Lied befinden sich die beiden Königskinder am Meer, so musste ich das Lied ein bisschen umschreiben.

Stellen Sie sich die Szene an einem Abend vor:

1. Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so lieb.
Sie konnten zusammen nicht kommen,
die Hecke war viel zu dicht!
Die Hecke war viel zu dicht!

2. “Mein Liebster, ach kannst du laufen,
dann komm doch herüber zu mir!
Drei Kerzen will ich anzünden
und die sollen leuchten Dir!
Die sollen leuchten Dir!“

3. Das hört eine falsche Hexe,
die tat nur, als wenn sie schlief!
Dann ging sie die Kerzen zu löschen,
der Jüngling fiel in einen Brunnen so tief!
Der Jüngling fiel in einen Brunnen so tief!

Ref: Königskinder waren sie,
Königskinder bleiben sie!
Ihr altes Lied erklingt im Abendwind:
Wer wahrhaft liebt, ist so ein Königskind!

4. “Ach, Gärtner, liebster Gärtner,
willst Du Dir verdienen großen Lohn,
dann wirf doch Dein Netz in den Brunnen
und find mir den Königssohn!
Find mir den Königssohn!”

5. Da warf er das Netz in den Brunnen,
es sank in den Brunnen so tief
Es bracht ihr den Jüngling wieder,
der dort in der Tiefe schlief –
in der dunklen Tiefe schlief!

6. Sie beugt sich zu ihm hernieder
und küsst seine Lippen so bleich.
Da fand er das Leben wieder,
im tiefen Brunnen-Reich-
Im tiefen Brunnen-Reich!

7. Was nahm sie von ihrem Haupte:
Die goldene Königskron!
“Sieh an, o du braver Gärtner,
das ist dein verdienter Lohn.
Die Krone ist Dein Lohn!”
 
8. “Was brauch ich noch gold’ne Kronen,
die liegen nur schwer auf mir!
Ich will in der Tiefe wohnen,
Geliebter, ich geh mit dir!
Ich geh in Dein Reich mit dir!”
 
9. So sanken sie beide nieder,
und sie wurde ihm ganz gleich.
Noch heut’ hört man ihre Lieder,
noch heut’ ist der Brunnen ihr Reich!
Der Brunnen ist ihr Königreich!

Was sie noch machen möchte…

…ein Summa sumarum mit einer Biene summen

…einem Punkt beim Springen helfen

…dem Schirmherr seinen Schirm stibitzen

…in einen Eintopf linsen

…im Kühlschrank schlank werden

…ihren Schatten piekfein machen

…sich bei ihrem Friseur Frohlocken drehen lassen

…die Siebensachen auspacken

…die losen Enden der roten Fäden verknüpfen

…mit Makrelen krakeelen

…ein Kompottkomplott schmieden

…das Rauschen gefällter Bäume finden

…Regeln für das Nullsummenspiel schreiben

…eine Tanzschule für Freudentänzchen eröffnen

Und was möchten Sie noch tun?


Ein Schottlandroman (GB 13)

Während unserer Reise durch Schottland las ich dieses 950 Seiten starke Buch.
Mhairi McPhail lebt zusammen mit ihrem Freund und ihrer gemeinsamen Tochter in New York. Die Beziehung geht in die Brüche. Mhairi nimmt daraufhin als Literaturwissenschaftlerin ein zeitlich begrenzte Stelle auf der schottischen Insel Fascaray an, wo einst ihr Vorfahren wohnten. Ihre Aufgabe ist es, das Leben des bekannten schottischen Poeten Grigor McWatt zu erforschen, ein Buch über ihn zu schreiben und Kuratorin des geplanten McWatt Museums zu werden.
Während sich die neunjährige Agnes schnell auf der Insel einlebt und es ihr dort anscheinend gut gefällt, überkommen Mhairi schnell Zweifel an ihrer Entscheidung. Sie fühlt sich fremd unter den Inselbewohnern und das Leben von McWatt war kompliziert und steckt voller Rätsel. Ist sie mit der Aufgabe überfordert?

In dem Buch wechseln sich die Biographie von Grigor McWatt ab mit Auszügen aus dem Kompendium, das der Dichter über seine Insel geschrieben hat und diversen Gedichten verschiedener englischsprachiger Lyriker, die McWatt in die schottische Sprache übersetzt und teilweise auch umdichtet hat. Dazu kommen ein Abriss der Inselgeschichte und die Beschreibung des Alltags der Inselbewohner und des Lebens von Mhairi und Agnes in New York und auf der Insel.
Als ich das Buch zum ersten Mal vor einigen Jahren anlas, verwirrte mich dies alles sehr, doch jetzt in Schottland fand ich das Buch fast perfekt. Die Insel Fascaray ist Schottland en miniature. McWatt kommt nicht von Fascaray, aber er hat fast 60 Jahre auch für die Rechte der einfachen Leute und für die Natur seiner Heimat gekämpft. Wenn man durch Schottland reist und die Auszüge seines Kompendiums liest, wirft man einen Blick in die Seele Schottlands und die Gedichte geben sehr schön die Stimmungen wieder, sei es die der Landschaften, der Jahreszeiten oder die im Leben der Inselbewohner.

Ich bewundere die Autorin Annalena McAfee für diesen so facettenreichen Roman. Die Insel Fascaray und den Dichter Grigor McWatt gibt es nicht in der Wirklichkeit, die Autorin hat sie aber perfekt erschaffen, vielleicht auch mit Hilfe von Quellen, die ihre eigenen schottischen Vorfahren hinterlassen haben.




Es waren einmal zwei Supermärkte in einer Wüste

Der Name des Jungen, den Sie auf dem Buchumschlag sehen, lautet Tom Samuel Elliott.

Er war in seiner Kindheit das Werbegesicht für die Popcorn Fabrik Buffalo Rocks in Cornado, für die fast alle Einwohner seines Heimatorts Shellawick arbeiten.
Shellawick liegt am Rand einer schwarzen Steinwüste, genannt der „Schuttfuß“. Es ist heiß, es ist immer staubig, es ist trostlos, das Wort „Blumenverkäufer“ ist das Schimpfwort für einen schwachsinnigen Menschen. Nur Mais in Form von süßen Krapfen oder in Form von Alkohol bringen ein bisschen Freude.
Der Bürgermeister von Shellawick ist der Bruder des Personalchefs der Popcorn Fabrik und für beide steht der Gewinn der Fabrik an erster Stelle. Leute aus Shellawick, die das kritisch sehen, sind erklärte Feinde der Brüder. Tom Elliot seht dabei ganz oben auf der Liste. Nach der Schule verlässt er als einziger Shellawick und studiert vier Jahre Literatur. Als sein Vater Selbstmord begeht, kehrt er zu seiner Mutter zurück und eröffnet einen kleinen Supermarkt von dem Geld, das er in seiner Kindheit als Werbefigur verdient hat. Fast alle Läden sind inzwischen in Shellawick verschwunden und so wird der Supermarkt zur Anlaufstelle der Einwohner. Nicht unbedingt wegen des Einkaufens, sondern um zu reden und sich auch mal das Herz auszuschütten. Tom ist ein guter Zuhörer und inspiriert durch die Geschichten seiner Kunden schreibt er Haikus. Sein Ruf als schreibender Supermarktbesitzer macht die Runde und eines Tages kommt ein betrunkener Mann in den Laden, der sich als „Okomi“ vorstellt und ihn auffordert, einen Songtext über die Arbeitsbedingungen in der Fabrik zu schreiben. Er bedroht Tom dabei mit einem Messer. Tom denkt sich einen Text aus und vergißt diesen Vorfall wieder. Er muss sich mit dem Auftauchen eines riesigen, modernen Supermarkt mit Klimaanlage direkt gegenüber seines Geschäfts auseinandersetzen. Die Brüder stecken dahinter und wollen Tom so aus Shellawick vertreiben. Seine Kunden kommen immer seltener (sie treffen sich jetzt lieber an der Tiefkühltruhe gegenüber), nach einem Jahr schließt Tom seinen Supermarkt. Er zieht sich zurück, droht völlig zu verwahrlosen, während er einen Roman über sich und Shellawick schreibt. Dann tritt Emily Dickinson in sein Leben, die er schon sehr lange aus der Ferne verehrt hat. Tom kriecht langsam aus seinem dunklen Loch. Als er eines Tages bei einer Werbeveranstaltung des Supermarkts Okomi trifft, wird Toms Leben schließlich komplett umgekrempelt.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Erzählt wird eine ungewöhnliche Geschichte mit vielen „Charakterköpfen“. Die Mischung aus lustigen, poetischen und traurigen Momenten ist genau richtig.

Wenn vier Frauen Kaffee trinken

Vier Damen trafen sich an einem Nachmittag
zu Kaffee und Kuchen mit Obstbelag.
Sie genossen die Sahne und Gebäck mit Schokolade
und vergaßen ihr Gewicht und die Badezimmerwaage.

Ach was hatten sie viel zu erzählen,
denn sie konnten aus vielen Themen wählen.
Die eine berichtete von ihren Enkelkindern,
die zweite wollte auf Mallorca überwintern.
Die dritte regte sich über Politiker auf,
die vierte liebäugelte mit einem neuen Autokauf.

Erst schwärmten sie von Lilo Pulver und O.W. Fischer,
dann schwenkten sie um auf Curd Jürgens, der war noch etwas frischer.
Gesundheitliche Probleme sprachen sie nur kurz an
„Ist eh nichts zu ändern, keine Zeit daran verschwenden!“, hieß es dann.

Erinnerungen an früher wurden schließlich wach,
sie waren traurig, liebevoll, aber es wurde auch viel gelacht.
Alte Geschichten mal wieder erzählen zu können bei einem weiteren Getränk,
das war für die vier Damen ein wirklich schönes Geschenk.

Sie quatschten, quackelten und blödelten herum,
doch dann sahen sie auf die Wanduhr und waren plötzlich stumm.
Fünf Stunden waren so schnell vergangen und der Abend war jetzt da.
Sie meinten: „Ach was war unser Treffen heute doch wunderbar!“
Man sagte „Adieu“ bis zum nächsten Nachmittag-
mit Kaffee und Kuchen mit Obstbelag!

Ich widme meine Zeilen Ingeburg, Piri, Jutta und Dorothee.

Lob auf die Pfütze

Pfützen finde ich als Fotomotiv immer interessant und in den letzten Tagen war ich bei den Minusgraden wieder fündig:

Eiswurm
Scream
Blue Monday

Schmunzeln musste ich, als ich dann am Freitag abends zufällig dieses Gedicht entdeckte:

Ich fand den Text in:

Dieses Buch kann ich allen empfehlen, die einen gewissen schrägen oder auch schwarzen Humor nicht verschmähen. Darüber hinaus bieten die Gedichte von Bernstein auch einen geschichtlichen Rückblick. Der Autor veröffentlichte u.a. in den Zeitungen „Titanic“ und in „Pardon“ seine Gedichte und nahm Politiker und gesellschaftliche Fragwürdigkeiten in den 70er Jahren aufs Korn. Besonders interessant sind die Gedichte, die selbst „Titanic“ nicht veröffentlichte, weil sie zu brisant waren.
Ja, Herr Bernstein hatte es nicht immer leicht…

Ein Buch über das Singen

In der großen Familie der Autorin wurde und wird immer gesungen. Ob man wandert, feiert, Küchenarbeit verrichtet, im Garten sich beschäftigt, das Singen gehört dazu. Trifft sich die Großfamilie zu einem gemeinsamen Fest, werden Standes-und Altersunterschiede beim Singen aufgehoben. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass Katharina Hagena sich das Singen als Buchthema vornimmt.
Jedes Kapitel leitet sie mit einem Gedicht ein, das Bezug nimmt auf eine Facette des Singens. Das fand ich beim Lesen als Einstimmung sehr schön. Die Gedichte stammen von Autoren aus früheren Jahrhunderten, aber auch moderne Gedichte sind dabei.

Die Welt des Singens ist eine ganz große. Die Geschichte des Singens, das Singen der Vögel, die verschiedenen Singstimmen, unterschiedliche Arten der Lieder, wann, wie und warum wird überhaupt gesungen, wen hat die Mundorgel in der Kindheit begleitet, welche Auswirkungen hat das Singen auf unsere Gesundheit- auf 223 Seiten schreibt die Autorin mit viel Herzblut. Das Lieblingsthema ist dabei das Thema „Frauen und Singen“. Ob es die Sirenen oder die Nymphen sind oder die Geschichte der Lorelei, Hagena weiß interessant zu erzählen.
Ein großes Anliegen ist es für sie, mit ihrem Buch Anstöße zu geben, dass das gemeinsame Singen in der Gesellschaft wieder mehr Anerkennung gewinnt, denn es täte uns allen gut.
Bei mir führte es dazu, mir in der Bücherei ein Buch der Kinderlieder auszuleihen, um endlich mal die zweite, dritte, vierte Strophe von „Eine Seefahrt, die ist lustig“, „Lorelei“ oder „ O Tannenbaum“ kennenzulernen oder aufzufrischen und im stillen Kämmerlein kraftvoll zu schmettern.

Geheimdienstszene

OO8

Bild 278 von 365

Es war einmal eine Geisterfliege,
die gehörte zur obersten Spionageriege.
Unerkannt flog sie in Räumen ein und aus
und brachte Informationen in das Geheimdiensthaus.
Doch dann geriet sie eines Tages auf eine Feier,
dort waberte ein dicker Alkoholschleier.
Sie wurde blau,
blieb aber schlau,
machte schnell die Biege
und wurde zur normalen Stubenfliege.

LKWs gelesen

Auf der A 1 zwischen Bremen und Münster staute es sich letzte Woche an mehreren Stellen. Als Beifahrerin war ich etwas gelangweilt und begann, die Aufschriften auf den LKWs zu studieren. Vier Slogans und Statements hintereinander gelesen:

Steine fürs Leben
It‘s transportible
Technik ändert sich, Sicherheit bleibt
Systemlösungen!

Das hatte für mich etwas Lyrisches und ich sammelte weitere LKW Beschriftungen.

Aus ihnen bastelte ich folgende Texte (Nur die Überschriften sind von mir ausgedacht):

Drei weitere LKW Beschriftungen möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.
Eine Firma richtete sich ausschließlich an Menschen, die der lateinischen Sprache mächtig sind: Qua paret orbis. Ich ahnte nur, was die Worte bedeuten könnten und schlug nach: Soweit die Erde (der Erdkreis) reicht. Schönes Motto für ein Logistikunternehmen, aber vielleicht ein bisschen zu exklusiv?
Ein anderer LKW betrieb Aufklärung: „Zwischen Hamburg und Verona liegen nur 40 km Autobahn – dank der Kombination aus Bahn-und Straßentransport. Gelber Schriftzug mit Wildblumenwiese im Hintergrund. Für einen Moment stellte sich bei mir ein warmes Ponyhofgefühl ein.
Zum Abschluss noch etwas pfiffiges Freches: „Werden Sie Spießer!“ wurde man aufgefordert. Warum? Das Unternehmen hatte den Familiennamen Spießer…