Der Trick

Dieses Buch nahm ich mit nach Prag, weil die Handlung teilweise dort im jüdischen Viertel spielt.

Aber ich fange in Los Angeles an: Die Eltern vom zehnjährigen Max wollen sich scheiden lassen. Max leidet darunter, weil er glaubt, die Schuld daran zu tragen. So ist er wie elektrisiert, als er in einem Umzugskarton seines Vaters eine LP mit Zaubersprüchen des großen Zauberers Zabbatinis findet. Max spielt die LP ab, doch ausgerechnet beim Liebes-Zauberspruch, der seine Eltern bestimmt wieder zusammenbringen würde, springt die Platte…Max läuft weg, um den Zauberer zu finden. Dabei hat er viel Glück, denn er findet Zabbatini bald in einem nahegelegenen Alterheim. Doch Zabbatini ist nicht gerade ein netter alter Herr, das Gegenteil ist der Fall.

Prag: Mosche Goldenhirsch hat es nicht leicht. Sein Vater ist Rabbiner in der jüdischen Gemeinde und er erzieht Mosche sehr streng. Als die Mutter stirbt, verschlechtert sich das Verhältnis zwischen Vater und Sohn und obwohl vom Vater verboten, besucht Mosche heimlich eine Zirkusvorstellung. Dort sieht er den „Halbmondmann“, einen Zauberer, der anscheinend in die Zukunft sehen kann. Um Mosche ist es geschehen und er  läuft von zuhause weg, um mit dem Zirkus durchs Land zu ziehen. Er wird der berühmte Zabbatini sein, bis er unter dem Regime Hitlers nicht mehr auftreten darf und nach Theresienstadt geschickt wird.

Ist Zabbatini noch der große Zauberer, der Max helfen kann? Und tut er es überhaupt?

Ein liebenswürdiger Roman fürs Gemüt.

Morgen präsentiere ich Ihnen mal wieder ein paar VIPs.

 

Selten, aber es kommt vor

In meinem Bücherleben habe ich schon viele Bücher gelesen, die ich toll fand und die teilweise immer noch wichtig für mich sind. Sehr selten kam es aber bisher vor, dass ich beim Lesen den Eindruck gewann, dass der Autor/die Autorin eines Buches eine Art Seelenverwandschaft mit mir hat. Nun habe ich einen dritten Autoren gefunden…

Meir Shalev schreibt nicht nur über seinen Wildgarten mit seinen Entdeckungen, Versuchen, Lieblingsblumen, Tierbekanntschaften, traurigen und lustigen Momenten, sondern er spannt immer wieder Bögen zu anderen Themen, wie beispielsweise zur hebräischen Sprache, der in Israel vertretenen Religionen oder zu der aktuellen politischen Lage. Er reflektiert Episoden in seinem Leben und nimmt sich dabei auch manchmal nicht ganz ernst. So ist dies nicht das einhundertachtundfünfzigste Gartentagebuch auf dem Büchermarkt, sondern es ist mehr. (Nicht zu vergessen die zauberhaften Illustrationen im Buch, die zu eine besonderen Stimmung beitragen).

Seine Liebe zur und Demut vor der Natur, seine Neugierde, seine feinen Antennen, auch in kleinsten Dingen etwas Besonderes zu sehen und zu beobachten, machen mir Herrn Shalev sehr sympathisch. Und das alles bietet er in einem Schreibstil, bei dem immer wieder feiner Humor und auch Ironie aufblitzt.

Meir Shalev hat bereits diverse hochgelobte Romane, Kinder- und Sachbücher geschrieben. Ich bekenne, ich habe bisher noch kein anderes Buch von ihm gelesen, werde das jetzt aber nachholen und freue mich darauf “wie Bolle”.

Chaim Be´er: Bebelplatz

Bebelplatz

Der Autor erzählt von zwei Reisen nach Berlin. Beim ersten Mal nimmt er eine Einladung vom sehr reichen, sehr undurchsichtigen Immobilienmakler Sussmann an, weil er beim Verfassen seines Romans eine Schreibblokade hat und sich durch die Reise neue Anregungen für seine eigene Geschichte erhofft. Sein Roman handelt von einem Mann, der eine allumfassende Bibliothek für jüdische Literatur einrichten will, um jüdisches Wissen und jüdische Literatur vor dem Aussterben zu bewahren. Sussmann hat Be´ er  als bekannten Autor aus Israel eingeladen, weil er zu Ehren seiner verstorbenen Tochter Miri jährlich eine Konferenz einberuft, auf der Wissenschaftler und jüdische Gelehrte über ein Thema aus der jüdischen Religion, Geschichte oder Mysrik diskutieren. So trifft Be´ er in Berlin dann auch auf den alten Antiquar Salomon Rappoport, der seltene oder als verschollen geltende Bücher jüdischer Autoren auftreibt, auf Professor Bilker-Bolker, der ebenfalls eine ganz besondere Beziehung zu Büchern hat und auf Veronika, die deutsche Sekretärin von Sussmann. Die vier Tage in Berlin enden für den Autor aber nicht so, wie er es sich vorgestellt hat und frustriert fliegt er nach Tel Aviv zurück. Erst nach 1 1/2 Jahren kehrt er noch einmal nach Berlin zurück und bekommt Klarheit darüber, was dieses erste Treffen für ihn und die andern Beteidigten wirklich bedeutete. Und er fängt diesen Roman, den ich Ihnen heute vorstelle, zu schreiben an.

In den Berliner Bebelplatz ist ein Mahnmal zur Bücherverbrennung eingelassen. Dieses Mahnmal, die Wannseekonferenz und die Vertreibung der Juden aus Galizien, Juden im Nationalsozialismus, sind Themen dieses Romans. Aber auch um Fragen wie: Macht eine Erinnerungsbibliothek Sinn, wenn es den Staat Israel nicht mehr gibt? (Und davon gehen die Gelehrten teilweise aus.) Alte jüdische Geschichten, welchen Wert haben sie für junge Menschen in Israel? Und wie soll ein Autor schreiben, der der alten jüdischen Sprache verbunden ist, wenn es immer weniger Menschen gibt, die die Anspielung auf alte Quellen verstehen?

Ein Roman, der meinen Kopf noch lange beschäftigen wird, denn nun möchte ich noch mehr über jüdische Geschichte und jüdische Literatur wissen. Besonders hervorheben möchte ich dabei auch noch das Nachwort, in dem den Lesern von den Schwierigkeiten berichtet wird, dieses Buch aus dem Hebräischen ins Deutsche zu übersetzen. Auch hier bekommt man noch einmal einen tiefen Eindruck von der alten jüdischen Sprache.

Zum ersten Mal beim Klavier-Festival Ruhr mit dabei

Im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr tritt am 15.3. Daniel Barenboim in der Wuppertaler Stadthalle auf. Ich wollte mich mit diesem Buch ein bisschen auf den Menschen Barenboim vorbereiten.

Um es vorweg zu sagen: Ich habe in diesem Buch nicht alles verstanden. Im ersten Teil geht Barenboim auf sein Verständnis von Musik und Musikinterpretation ein. Hier vertritt er eine sehr strikte Meinung und ich wünschte mir beim Lesen, dass er mit der Autorin dieses Buches mal ein Streitgespräch führt. 

Das Buch bespreche ich demnächst noch ausführlich

Der mittlere Teil des Buches ist seinen politischen Ansichten gewidmet. Dieser Teil hat mich sehr stark beeindruckt. Er erinnert u.a. an Willy Brandt und dessen Fähigkeiten, die man heute bei Politikern so schmerzlich vermisst. Barenboim ist ein Streiter für Toleranz. Er ist der Enkel jüdisch-russischer Großeltern und hat die ersten Jahre seines Lebens in Argentinien gelebt. Barenboim erzählt von seinen ersten Berührungen mit der Musik, die gleichzeitig stattfanden mit dem “Erlernen” der Greueltaten des Holocaust. Das heutige Auftreten Israels stellt er kritisch in Frage und fordert ein Entgegenkommen gegenüber den Palästinensern.

Im dritten Teil sind einige Interviews abgedruckt, die er in der katholischen Universität Mailand gegeben hat. Hier geht es wieder um Musik, besonders um Opern und deren Aufführungen und um Verdi und dessen Stellung in der Musikwelt. Zu diesem Teil konnte ich mir keine komplette Meinung bilden, da mir Musikwissen fehlte. 

Eigentlich trenne ich mich nach dem Lesen von den meisten Büchern, aber nicht von diesem! Ich werde es abschnittsweise immer mal wieder lesen, sei es, um mal wieder über Musik nachzudenken oder Hoffnung zu schöpfen, wenn die Toleranz im Alltag mal wieder mit Füßen getreten wird.