Ein Zimmer für sich allein

Braucht eine Frau, die schreiben möchte, ein Zimmer für sich allein? Die norwegische Autorin Kristin Valla, Anfang vierzig, hat mehrere Jahre keinen Roman veröffentlicht, während sie für ihre Familie da war und als Redakteurin gearbeitet hat. Ihre Unzufriedenheit über diesen Mangel wächst inzwischen täglich und belastet das Familienleben. Sie versucht deshalb, in Oslo Freiräume für sich zu schaffen, um erneut mit dem Schreiben anzufangen. Es funktioniert nicht, der Abstand zu ihrer Familie mit allen Alltagssorgen ist nicht groß genug. Deshalb entscheidet sich Kristin, alleine nach Südfrankreich zu fahren. Schon bald setzt sich bei ihr die Idee fest, dort ein kleines Haus zu kaufen, es wäre ein Haus ganz für sie allein. In Roquebrun in der Region Okzitanien wird sie fündig.

Ihr Mann weiß, wie wichtig dieses Haus für seine Frau ist und akzeptiert ihre zukünftigen längeren Auszeiten in Frankreich. Seine einzige Bedingung: Er hat nichts mit dem Haus zu tun, sie muss sich um alles alleine kümmern.

Kristin hat nur wenig Geld und das Haus, das sie sich leisten kann, ist dementsprechend in keinem guten Zustand. Es ist voller Schimmel, hat ein undichtes Dach, Fenster und Türen sind verzogen, das Badezimmer ist eine noch größere Zumutung, an die elektrischen Leitungen möchte sie gar nicht denken. So wird das Tränenvergießen in den ersten Jahren zu ihrem ständigen Begleiter. Üppige Renovierungsarbeiten lassen sie immer wieder an ihrer Kaufentscheidung zweifeln, zumal sie kaum Französisch spricht und auch in dieser Beziehung immer auf die Hilfe von anderen Bewohnern angewiesen ist. Und doch….Es gibt viele schöne Momente in den Haus, in dem sie merkt, dass sie hier unverstellt leben kann. Sie fühlt sich vielen Schriftstellerinnen nahe, die während ihres Lebens in einer ähnlichen Situation waren. Von diesen Autorinnen, in deren Karrieren Häuser oder eigene Räume eine besondere Rolle gespielt haben, lesen wir ebenfalls in dem Buch. Virgina Woolf, die mit ihrem Buch „Ein Zimmer für sich allein“ ein wegweisendes Buch über Frauen und Literatur geschrieben hat, ist für Kristin eine Heldin. Alice Walker, Patricia Highsmith, Selma Lagerlöf, die im 15. Jahrhundert lebende Christine de Pizan, Tania Blixen sind nur einige der vorgestellten Schriftstellerinnen, die während des Schreibens Häuser renovierten oder deren Dichtkunst nach dem Einzug in ein eigenes Haus deutlich zunahm.
Kristin schreibt in ihrem Haus nur selten, jedoch kehrt sie immer wieder mit einem freien Kopf nach Oslo zurück. Schließlich findet sie dort auch einen Platz zum Schreiben und das Haus in Frankreich wird nach fünf Jahren ein Haus für die ganze Familie.
Ich mag dieses Buch sehr. Frauen, die in irgendeiner Weise kreativ sein wollen, brauchen Freiräume. Um diese müssen sie oftmals kämpfen oder haben ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Partner/ der Familie, wenn sie diese Freiräume haben und beanspruchen. Das war im 15. Jahrhundert so und ist auch heute noch ein Thema.


Steinig, malerisch, pompös, urig – vier Kleinodausflüge (FR Nr. 16)

Es muss nicht immer bombastisch sein, daran wurden wir bei unseren Ausflügen rund um Riom mal wieder erinnert.
Ein bisschen wie in Südengland fühlten wir uns in Charroux. Nette Cafés, Kunsthandwerkerlädchen, ein kleines Heimatmuseum und malerische Nischen und Gärten trugen dazu bei, dass wir uns hier sehr wohl fühlten.

Ein zweites Wohlfühlstädtchen ist Besse-et-St-Anastaise.

Unten links: Das Schaufenster eines kleinen Skisport-Museums, die Umgebung ist für Wintersport bekannt. Rechts daneben: Ein Messer-Laden, Messerschmieden sind ebenfalls eine Spezialität der Gegend.

In der Nähe des Ortes liegen der sehr schöne Vulkansee Lac Pavin (ich habe schlichtweg vergessen, Fotos zu machen) und die „Grottes de Jonas“, eine der größten Höhlenwohnanlagen in Europa. Man weiß nicht, wann die Höhlen zum ersten Mal bewohnt wurden, nachweisbar sind Siedlungsspuren ab 400 v. Chr. In späteren Jahrhunderten boten die Wohnungen Platz für 600 Menschen.

Wie oben geschrieben, es muss nicht immer bombastisch sein, aber Saint Nectaire überraschte uns dann doch mit altem Prunk.

Saint Nectaire besteht aus zwei Teilen. Der untere Teil war früher ein angesagter Kurort mit üppiger Kurarchitektur, heute standen viele Häuser leer, nur wenige Läden und Cafés waren noch geöffnet. Der obere Teil des Städtchen ist der ältere und hier steht eine über die Grenzen hinaus bekannte schöne romantische Kirche. In beiden Teilen gibt es mehrere Käseläden, denn Saint Nectaire ist ein „Wallfahrtsort“ für Käseliebhaber.

Bei unseren Landpartien kamen wir an diversen alten Wassertürmen vorbei, die mich dann zu dieser Collage inspirierten.

Ich nähere mich langsam dem Ende der Reise. Deshalb erscheinen ab nächste Woche wieder wie üblich zwei Beiträge pro Woche, darunter ein Bericht über unsere Fahrt Richtung Beaume, auf der wir in Vichy und Moulins einen Zwischenstop einlegten.

Ein Tag in Clermont-Ferrand (FR Nr. 15)

Unser erstes Ziel in Clermont-Ferrand war nicht die Innenstadt, sondern der Vorort Montferrand, in dem man durch eine Altstadt mit beeindruckenden Häusern aus dem 16. Jahrhundert bummeln kann. Hier wohnten die Adeligen, bis im 17. Jahrhundert dieser Ort mit Clermont zusammengelegt wurde und die reichen Bürger in die Innenstadt zogen.
Besonders interessierte uns das „Musée d‘Art Roger-Quillot“, das seit 1991 in einem Kloster untergebracht ist und durch moderne Anbauten ergänzt wurde.

Ca. 1500 Exponate vom Mittelalter bis zur Neuzeit sind zu entdecken. So machten wir direkt Bekanntschaft mit dem Nationalhelden Vercingetorix, dem ein ganzer Saal gewidmet wurde.


Eine kleine, aber feine Auswahl von bekannten Künstlern wie Picasso, Klee oder Dufy überraschte in einem anderen Raum, Gefallen fand ich auch an der Ausstellung von französischen Künstlern ab 1950, die einen Kontrast zu den religiöse Figuren aus dem 13. Jahrhundert bildeten.

Während Montferrands Häuser eher aus hellem Kalkstein gebaut sind, hat der Rest der Stadt die für diese Gegend typischen dunklen Basalthäuser. Schwarzweissfotografie macht hier besonders Spaß!

Wie schon im letzten Beitrag angedeutet, ist die Kathedrale das raumeinnehmende Wahrzeichen der Stadt. Es gibt mehrere schöne Plätze , umsäumt von eindrucksvollen Prachbauten. Uns zog es allerdings noch einmal in die verwinkelte Altstadt mit ihren kleinen, feinen Geschäften. Hier wehte ein „subversives Windchen“.


Unser drittes Ziel war das Michelin-Museum, das in alten Werkshallen untergebracht ist. Hier verbrachten wir gute zwei Stunden, denn neben der Geschichte der Firma werden u.a. auch die Weiterentwicklung von Reifen demonstriert, die Beteiligung Michelins an der Konstruktionen besonderer Fahrzeuge und den Michelinreiseführer , Hotel-und Restaurantführer und Landkarten wird ebenfalls ein Raum gewidmet.


Riom war ein gut gewählter Ausgangspunkt, um weitere besondere Orte zu besuchen und die Landschaft zu genießen. Nächste Woche geht es mit diesen Ausflügen weiter.

Auf den Spuren der Tour de France (FR Nr. 14)

Während unserer Fahrt durch die Auvergne stießen wir immer wieder auf Spuren der Tour de France.

Oben links steht auf der Straße: „Ab hier beginnt die Hölle“.

Da mein Mann und ich im Fernsehen gerne die Tour de France verfolgen, wollten wir einmal auf den Puy de Dôme, einen knapp 1500m hohen Vulkan, der in den 80er Jahren und dann nach 35 Jahren wieder 2023 ein Ziel der Tour de France war. Die Fahrer müssen bis zu 12 % Steigung überwinden…
Wir fuhren nicht mit dem Rad nach oben, sondern setzten uns in eine Zahnradbahn, die die ca. 5 km lange Steigerung überwindet.

In der Talstation der Zahnradbahn gab es auch eine Tour de France Ausstellung. Hier hing u.a. das Originaltrikot von Michael Woods, dem Etappensieger 2023. Links unten: Ein Foto aus früheren Tagen, rechts daneben die Etappenstraße hoch zur Pergspitze.

Die Aussicht vom Gipfel war grandios, wir hatten an diesem Tag Glück mit dem Wetter.

Links oben: Erkennen Sie die Türme der Kathedrale von Clermont-Ferrand? Die Stadt liegt ca. 15 km entfernt. Unten rechts: Vom Puy aus kann man ca. 100 erloschene Vulkane sehen. Links unten: Auch sportliche Betätigung ist möglich, ein kleines Museum wartet auf Besucher oder Reste eines alten römischen Tempel können besichtigt werden.

Die diesjährige Tour de France hat am Samstag begonnen. Zuvor habe ich in diesem Buch ein bisschen geschmökert:

Es vermittelt nicht nur Geschichte und erzählt von besonderen Vorkommnissen, sondern erklärt auch Regeln, Abläufe und was dieses Radrennen für ein wirtschaftlicher Faktor ist. Dadurch sieht man die Berichte im Fernsehen noch einmal „mit einer anderen Brille“.

Noch ein Tipp: Auf Netflix gibt es eine Dokumentation über die Tour de France 2023.

Mit der Frankreichrundreise geht es in der nächsten Woche am Freitag weiter, dann statte ich Clermont-Ferrand einen Besuch ab.

Maiglöckchen unter Regenschirmen (FR Nr. 14)

Während in Deutschland am Tag der Arbeit die Sonne schien, trugen wir am 1. Mai unsere Winterjacken und dieser Anblick war allgegenwärtig:

Zum 1. Mai werden in Frankreich sehr gerne Maiglöckchen oder andere kleine Blumensträuße verschenkt, links unten eine Schokoladenvariante der Confiserie Trialon in Clermont-Ferrand. Wir sahen an diesem Tag mehrere sehr wetterfeste Menschen wie die beiden oben auf dem Bild.

Wir verließen morgens Mende Richtung Riom, das nördlich von Clermont-Ferrand liegt. Die ca. 190 km fuhren wir ausschließlich auf kleineren Landstaßen, um die Landschaft zu genießen und hübsche Dörfer zu entdecken. Wir bemühten uns redlich, aus einem Tag Dauerregen das Beste zu machen.
Die Straße von Mende nach Brioude führte uns noch einmal durch die wilden Cevennen und wir kamen durch einen Wald, der etwas Märchenhaftes hatte, dank vieler Bäume, die mit Flechten und Moosen bewachsen waren.

Weiter ging es parallel zu der Autobahn durch das Aubrac, eine Landschaft, die lieblicher ist und von Landwirtschaft stark geprägt wird. Die Aubrac Rinder sind fast ein Wahrzeichen dieser Gegend.

Und weiter Regen, Nebel, Sturm…

Diese Fotos sah ich als Herausforderung an. Konnte man nicht ein etwas schöneres Motiv daraus machen? Hier zwei Versuche:

Willkommen im Land der Puys, den ca. 80 Vulkankegeln im Umkreis von Clermont-Ferrand.

Für Brioude sollte man von der Autobahn abfahren, so wirbt die französische Tourismusseite im Internet, die wohl schönste Kirche der Auvergne sei hier zu besichtigen.
Meinem Mann und mir fiel es schwer, die Basilika St. Julien wieder zu verlassen. Die Atmosphäre war eine ganz besondere, die sich durch Fotos aber nicht ausdrücken lässt. Da bereits im 5. Jahrhundert ein erstes Gotteshaus an diesem Platz errichtet wurde und vier Baugroßmeister die Kirche von da an immer wieder erweiterten und ein anderes Gesicht gaben, ist die Beschreibung der architektonische Besonderheiten in Wikipedia besonders lang. Dazu kommen viele wunderschöne Glasfenster und sakrale Kunstwerke.

Rechts unten: An einigen Stellen sieht man noch die ursprüngliche bunte Bemalung der Kirche, was ebenfalls zu der Faszination beitrug. Links unten: Die Säulen sind aus verschiedenen Steinen errichtet worden und sind dadurch auch bunt.
Alte Glasfenster aus dem 18.Jahrhundert zeigen Szenen aus der Bibel oder stellen Heilige dar, hinzu kommen zwei Fenster aus dem 20. Jahrhundert (unten links) und 36 Fenster mit einer modernen Interpretation von Bibelstellen, die 2009 offiziell eingeweiht wurden. Der Künstler ist der dominikanische Priester Kim en Joong aus Südkorea. Rechts unten die sehr seltene Darstellung Marias kurz vor der Niederkunft aus dem 14. Jahrhundert

Brioude hat ca. 7000 Einwohner und in der kleinen Altstadt finden sich noch mehrere Museen, die aber am 1. Mai alle geschlossen waren. Eine Abfahrt von der Autobahn lohnt sich also auf jeden Fall.

Links: Ein Museum für Spitzenklöppelei, rechts unten ein Beispiel für ein hübsches Geschäft, in diesem Fall ein Antiquitätenladen.

Am späten Nachmittag kamen wir Riom an und bezogen dort für vier Tage unsere nächste Unterkunft. Unser erstes Ziel war der Puy de Dôme, eins der spektakulären Ziele der Tour de France. Am Mittwoch geht es weiter.

Mit Moos ist was los ( FR Nr.13)

Von unserem Standort Mende unternahmen wir eine Tagestour und fuhren zum Gorges du Tarn. Wir hatten auf schöne Aussichten gehofft und wollten Stops mit kleinen Spaziergängen einlegen, doch es goss die ganze Zeit in Strömen. Also fuhren wir nach Ste-Énimie, ein malerischer Ort, der von Touristen geliebt wird. Jetzt hatten wir das Städtchen fast ganz für uns alleine!

Hier machte ich an diesem Tag meine ersten Moosfotos, viele Mauern waren weich und kuschelig oder Moosskulpturen begleiteten unseren Altstadtbummel.

Auch in unserem zweiten Städtchen, La Canourgue, war es sehr grün und verwinkelt romantisch, dank mehrerer Kanäle aus dem 15. Jahrhundert, die durch die Gassen gluckerten.

Und ich fand ein zweites Fotosammelmotiv:

Wie wir den 1. Mai in Frankreich verbracht haben, das erzähle ich Ihnen nächsten Montag, in dieser Woche empfehle ich noch einen Krimi und zwei Ausflugsziele Richtung Aachen.

Narcisse bleibt stehen…

…und will nicht mehr weiter. Da sind Butterblümchen, die man genüsslich abzupfen kann, die Sonne scheint und außerdem ist es Zeit, mal wieder ein bisschen zu träumen. Da hat der Mensch fast keine Chance.

Robert Stevenson, der Autor der „Schatzinsel“ ist im Jahr 1878 mit seinem Esel Modestine durch die Cevennen gewandert. Seine Route kann man heute auf einem beschilderten Weg nachgehen und das war der Traum von Erik Kormann, der Autor dieses Buches, das 2020 erschienen ist. Er leiht sich im späten Frühling bei einer Eselstation „Narcisse“ aus, der Kormanns Gepäck von Unterkunft zu Unterkunft tragen soll. Seine zwölf Tage mit Esel Narcisse, mit dem er über 230 Kilometer zusammen gelaufen ist, beschreibt er voller Humor und mit Liebe zu seinem tierischen Begleiter. Am Anfang mussten sich beide aneinander gewöhnen, denn jeder hatte seine Eigenheiten, aber von Tag zu Tag werden sie mehr ein eingespieltes Team, wie es einige Fotos im Buch belegen.
Bei anderen Wanderern ohne Esel sind Kormann, bzw. Narcisse die Fotostars und sie lernen viele nette Leute kennen. Mehr liebt der Autor allerdings die Stille, unvergleichlich sind die Pausen auf den Wanderungen: Esel futternd, Mensch, der die einsame schöne Landschaft genießt und dabei alle Probleme vergisst.
Sehr wichtig ist es für Kormann, über die richtige Behandlung des Esels während der Tour zu schreiben, so ist das Buch auch ein gutes Kompendium für alle, die mit einer längeren Eselwanderung liebäugeln. Hinweis vom Autor: Üben Sie erst einmal für ein paar Stunden und für ein Wochenende und finden Sie heraus, ob Sie Chef eines Esels werden können! Auf den letzten Seiten des Buches stehen diverse Adressen, wo es in Deutschland Eselstationen gibt.

Als ich das Buch nach dem Urlaub las, bekam ich noch einmal einen ganz anderen Blick auf die Region östlich von Mende und mein Fernweh meldete sich. Aber auch ohne diesen „Backround“ unserer Reise empfehle ich dieses Buch gerne. Es strahlt viel Wärme aus und das glaubwürdig. Ein paar Jahre später hat Erik Kormann Narcisse der Eselstation abgekauft und die beiden leben nun glücklich in der Uckermark.

Unser zweites Ziel: Die Auvergne (FR Nr. 12)

Frühmorgens machten wir uns auf, um von Martigues nach Mende zu fahren, wo wir zweimal übernachten wollten. Letztes Jahr wurde bei uns die Idee geboren, einige Orte zu besuchen, von denen wir durch das Gucken der Tour de France in den letzten Jahren zum ersten Mal gehört hatten. Mende und seine Umgebung gehörte dazu.
Von der Provence verabschiedeten wir uns in Uzès . Es war wieder ein Montag und wir nahmen an, dass wie in Valence und Montélimar das Städtchen ausgestorben sei. Weit gefehlt! Die meisten Läden waren geöffnet und im Café sahen wir dem geschäftigen Treiben zu, bevor wir einen Rundgang starteten.

Sah man in den Himmel, bekam man solche Aussichten. Uzès erinnert eher an eine italienische Stadt mit vielen hohen Stadtpalästen. Zwischen den Häusern gibt es immer wieder hübsche Plätze und malerische Details zu entdecken.

Das Stadtbild wird u.a. geprägt von der ehemaligen Kathedrale Saint Théodorit aus dem 18. Jahrhundert. Der Turm im italienischen Stil, die Emporenbasilika und die Bemalungen tragen dazu bei, dass die Kirche zu den schönsten in Südfrankreich gezählt wird.

Die Reiseführer, die ich gelesen habe, wurden der Schönheit des Ortes nicht gerecht und es blieb beim Lesen nur „Der Ort mit dem Haribomuseum“ hängen. Wie gut, dass wir auf unseren Vermieter in Martigues gehört haben, der uns Uzès ans Herz gelegt hatte!
Von Uzès aus ging es weiter über Alès Richtung Mende. Wie vermieden Autobahnen und Schnellstraßen, um einen ersten Eindruck von den Cevennen zu bekommen. Leider regnete es heftig, so dass die Fotoausbeute eher mager ist.

Willkommen im Land der Berge, Wälder, Flüsse, Wasserfälle und Stauseen. Manche Ausblicke erinnerten mich an Schottland, dann war ich plötzlich wieder im Allgäu…

In Mende angekommen, machten wir abends noch einen kleinen Spaziergang , den wir dann am nächsten Tag noch einmal wiederholten, um so die ganze Altstadt kennenzulernen.
Auch hier ist die gothische Kirche der „Hingucker“ im Stadtbild.

Mittelalterliche Häuser lösen sich mit Prachtbauten aus späteren Jahrhunderten ab. Auf einem Rundgang gibt es über 20 verschiedene ausführliche Erklärungstafeln.

Obwohl Mende ein großes Einzugsgebiet hat, war der Leerstand der Geschäfte auffallend hoch. Die Coronazeit und der Wegfall (?) von Steuervergünstigungen für den Einzelhandel haben hier ganze Arbeit geleistet.

Ich habe versucht, manchen Laden wieder etwas Leben einzuhauchen…

Am Freitag erzähle ich Ihnen über Erik und Narcisse, wie die beiden sich in der Nähe von Mende herumgetrieben haben.

Von Aix-en-Provence zum Mont Sainte-Victoire (FR Nr. 11)

Während unserer Reise in der Provence begleitete uns täglich der Mistral, der so eisig war, dass man selbst in der Sonne frieren konnte. An unserem Tag in Aix-en-Provence, es war ein Samstag und überall in der Stadt finden dann Märkte statt, war das nicht anders und es herrschte eine undefinierbare gereizte Stimmung. Den Marktleuten flogen die Stoffe von den Tischen, den Cafébesitzern fielen die Stühle um, an den vielen Brunnen spritze das Wasser die Touristen nass. Vielleicht ist das der Grund, dass ich mit Aix im wahrsten Sinne des Wortes nicht so richtig warm wurde.

Links unten: Windgeschütztes Plätzchen, rechts oben der Prachtboulevard „Cours Mirabeau“.
Vier von ca. 130 Brunnen in Aix-en-Provence

Wie bei van Gogh in Arles verzichteten wir auch hier auf die Besichtigung der Lebenspunkte eines großen Malers: Paul Cézanne. Er hat fast sein ganzes Leben in Aix gewohnt und das ist für Touristen auf vielfältige Weise aufbereitet worden.
Wir besichtigten das Museum Granet, das aus zwei Teilen besteht. Ein Teil ist in einer ehemaligen Kirche aus dem 18. Jahrhundert untergebracht, der andere Teil in einer ehemaligen Malteserkomturei aus dem 17. Jahrhundert.

Cézanne unten ein Bild von Jean Planque, das Cézanne beim Malen zeigt, daneben vom selben Maler eine Ansicht des Berges Sainte-Victoire, der das Lieblingsmotiv von Paul Cézanne war.

Was mich an Aix faszinierte, war die im Stadtbild starke Präsenz von religiösen Statuen, Bildern oder Relikten.

Diese Spiritualität wurde allerdings von den lautstarken Touristenströmen überdeckt, nur in versteckten Seitengassen konnte man sie erahnen.

Wir verließen Aix am frühen Nachmittag, um noch einen kleinen Abstecher zum Mont Sainte-Victoire zu machen.

Peter Handke erwandert sich den Berg und zieht Vergleiche zu anderen Landschaftserhöhungen und er denkt über seine Arbeit als Schriftsteller nach. Immer wieder kommt er dabei auch auf Cézanne und dessen Kunst zurück und das macht dieses Büchlein fast zur Pflichtlektüre.

Am Mittwoch geht es weiter. Wir verlassen die Provence und fahren in die Auvergne.

Südfranzösisches Farbenspektakel (FR Nr. 10)

Der erste richtige Sommertag im Urlaub! Dazu erst einmal ein bisschen Musik:

und die passenden Farben (kein bearbeitetes Foto!):

Wir fuhren von Martigues aus in Richtung Naturpark Luberon, einer besonderen Gebirgslandschaft, wo sich einige der schönsten Dörfer der Provence befinden.
Zuerst kamen wir an einem Weinanbaugebiet vorbei, Weinkellereien reihten sich wie Perlen an der Straße entlang.
Unser erstes Ziel war Roussillon, die Stadt der Farben. Wir wollten einmal die spektakulären roten Berge live sehen.

Viele Touristen in der kleinen Stadt, kein Wunder, die Farben der Häuser, die verwinkelten Gassen, die kleinen Geschäfte, ein hübscher Markt und ein ehemaliger berühmter Bewohner (Samuel Beckett lebte hier von 1942 bis 1944) – alles da, was das Touristenherz begehrt. Von der Innenstadt aus kann man gegen Eintritt auf einem 30- oder 60 minutenlangen Rundweg (Sentier des Ocres) durch die Ockerberge laufen und erfährt einiges über den Ockerabbau, der bis ca. 1930 betrieben wurde, bevor synthetische Farben ihren Siegeszug antraten.

Wer sieht oben links ein Gesicht?

Es gibt außerhalb von Roussillon eine kleine stillgelegte Fabrik, in der während einer Führung die Tradition des Ockerabbaus und die Herstellung von Farbpigmenten ausführlich erklärt werden. Zwei große Busse hielten uns von einer Besichtigung ab und ich kaufte mir Farben als Erinnerung und als zukünftiges Experimentierfeld.

Auf der weiteren Rundfahrt verzichteten wir auch noch auf einen Besuch des Dorfes Gordes, das ebenfalls zu den schönsten Dörfern gezählt wird. Verkehrschaos, da es nicht genügend Parkplätze gibt. Wir fuhren deshalb langsam über kleine Straßen, die Landschaft genießend,

Richtung Salon-de-Provence. Hier fängt die Geschichte der Films „Willkommen bei den Sch‘tis“ an und wir wollten sehen, ob wir Drehorte wiedererkannten.

Uns gefiel Salon-de-Provence gut, denn diese Stadt liegt nicht auf den typischen Touristenpfaden und hatte eine entspannte Atmosphäre. Neben der Burg bietet sie zur Besichtigung noch ein Nostradamusmuseum (Nostradamus verbrachte hier seine letzten Lebensjahre) an.

Dieser Tag erhält die Auszeichnung „ Provenzalischer Bilderbuchtag“ oder ich könnte ihn auch „Kalendermotivtag“ nennen. Ob unser Besuch in Aix ein weiterer Bilderbuchtag wird? Mit meinem Frankreichtagebuch geht es nächste Woche weiter, in dieser Woche widme ich noch regionalen Themen.