
Braucht eine Frau, die schreiben möchte, ein Zimmer für sich allein? Die norwegische Autorin Kristin Valla, Anfang vierzig, hat mehrere Jahre keinen Roman veröffentlicht, während sie für ihre Familie da war und als Redakteurin gearbeitet hat. Ihre Unzufriedenheit über diesen Mangel wächst inzwischen täglich und belastet das Familienleben. Sie versucht deshalb, in Oslo Freiräume für sich zu schaffen, um erneut mit dem Schreiben anzufangen. Es funktioniert nicht, der Abstand zu ihrer Familie mit allen Alltagssorgen ist nicht groß genug. Deshalb entscheidet sich Kristin, alleine nach Südfrankreich zu fahren. Schon bald setzt sich bei ihr die Idee fest, dort ein kleines Haus zu kaufen, es wäre ein Haus ganz für sie allein. In Roquebrun in der Region Okzitanien wird sie fündig.

Ihr Mann weiß, wie wichtig dieses Haus für seine Frau ist und akzeptiert ihre zukünftigen längeren Auszeiten in Frankreich. Seine einzige Bedingung: Er hat nichts mit dem Haus zu tun, sie muss sich um alles alleine kümmern.
Kristin hat nur wenig Geld und das Haus, das sie sich leisten kann, ist dementsprechend in keinem guten Zustand. Es ist voller Schimmel, hat ein undichtes Dach, Fenster und Türen sind verzogen, das Badezimmer ist eine noch größere Zumutung, an die elektrischen Leitungen möchte sie gar nicht denken. So wird das Tränenvergießen in den ersten Jahren zu ihrem ständigen Begleiter. Üppige Renovierungsarbeiten lassen sie immer wieder an ihrer Kaufentscheidung zweifeln, zumal sie kaum Französisch spricht und auch in dieser Beziehung immer auf die Hilfe von anderen Bewohnern angewiesen ist. Und doch….Es gibt viele schöne Momente in den Haus, in dem sie merkt, dass sie hier unverstellt leben kann. Sie fühlt sich vielen Schriftstellerinnen nahe, die während ihres Lebens in einer ähnlichen Situation waren. Von diesen Autorinnen, in deren Karrieren Häuser oder eigene Räume eine besondere Rolle gespielt haben, lesen wir ebenfalls in dem Buch. Virgina Woolf, die mit ihrem Buch „Ein Zimmer für sich allein“ ein wegweisendes Buch über Frauen und Literatur geschrieben hat, ist für Kristin eine Heldin. Alice Walker, Patricia Highsmith, Selma Lagerlöf, die im 15. Jahrhundert lebende Christine de Pizan, Tania Blixen sind nur einige der vorgestellten Schriftstellerinnen, die während des Schreibens Häuser renovierten oder deren Dichtkunst nach dem Einzug in ein eigenes Haus deutlich zunahm.
Kristin schreibt in ihrem Haus nur selten, jedoch kehrt sie immer wieder mit einem freien Kopf nach Oslo zurück. Schließlich findet sie dort auch einen Platz zum Schreiben und das Haus in Frankreich wird nach fünf Jahren ein Haus für die ganze Familie.
Ich mag dieses Buch sehr. Frauen, die in irgendeiner Weise kreativ sein wollen, brauchen Freiräume. Um diese müssen sie oftmals kämpfen oder haben ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Partner/ der Familie, wenn sie diese Freiräume haben und beanspruchen. Das war im 15. Jahrhundert so und ist auch heute noch ein Thema.