Meine Tasche ist mein Hund

Menschen kommen dank ihrer Hunde ins Gespräch mit anderen Leuten, bei mir ist der Hund diese Tasche:

Ich kaufte sie letztes Jahr in Italien in einem kleinen Laden, in dem eine junge Frau nur selbstgemachte Sachen anbot. Diverse Male bin ich auf diese Tasche schon angesprochen worden, sie wurde zum Nachmachen mehrmals abfotografiert und ich musste sie von innen zeigen wegen der zusätzlichen Taschen. Auch wurden mir Geschichten von anderen Lieblingstaschen erzählt.

Auch letzte Woche in Gräfrath sprach mich eine Dame im Klingenmuseum am Empfang an und ich erzählte ihr meine kleine Geschichte und erwähnte in einem Nebensatz, dass ich Buchhändlerin sei. Das war sie früher auch und sie schreibt ebenfalls einen Blog. Für alle, die ausführliche Buchbesprechungen suchen, empfehle ich gerne diese Seite:

https://leselebenszeichen.wordpress.com

Sonnensonntag

9 Uhr: Ob wir heute wohl einen richtigen Sommertag geschenkt bekommen?
Bei uns im Garten und auf dem Dach wird auf jeden Fall schon Sonne getankt:

Unser „Hausfasan“ auf dem Dach unseres Gartenhäuschens
Der Fischreiher saß über eine Stunde auf unserem Dach, unser Teich schien ihn nicht zu interessieren

Mal sehen, wie es weitergeht.

10 Uhr: Die ersten Wolken ziehen auf…Mein Gegenmittel:

11 Uhr. Ok, die Wolken sind hartnäckig. Also beseitige ich erst einmal den Herbst der letzten Tage:

Inspiration für einen Haiku:

Blätter fegen im
Sommer, die Frau ahnt bereits
den kommenden Herbst

(Buchbesprechungstipp: Anfang Juli erzähle ich über ein Buch mit über 800 Momentaufnahmen)

12 Uhr : Unser Sonntagsmahl, am Freitag geplant, passt zum Thema Sommertag…

12.30 Uhr: Ich habe definitiv zu viele Spaghetti gegessen. Jetzt könnte ich 1000 Schritte tun, aber ich entscheide mich für eine Siesta. Bis später!

16 Uhr: Gerade Kaffee getrunken, jetzt in die Sonne gesetzt und ein paar „Briefschulden abarbeiten“.

17 Uhr: Der Malve hat dieser Sonnentag besonders gut getan.

18 Uhr:Die Badetasche ist für morgen gepackt und steht bereit.

19 Uhr: Dieses Buch hat mich den Tag über begleitet, wieder mal ein Buch für den kleinen Lesehunger.

Auf 170 Seiten bieten ein – bis zweiseitige Geschichten und kurze Gedanken über Gott und die Welt exquisite Leseabwechslung. Otto Jägersberg ist ein kluger Mann und nimmt Merkwürdigkeiten berühmter Leute, wie beispielsweise Goethe oder Nietzsche, unter die Lupe, seziert Alltagssituationen, über die man sich wundert, amüsiert oder auch schämt und schaut genau auf die deutsche Sprache und ihren Einfallsreichtum. Auch hier hatte ich meinen Spaß.

20 Uhr: Ich kann Ihnen keinen Sonnenuntergang anbieten, nur Farben, die vielleicht etwas daran erinnern.


Ein schöner und fauler Tag geht zu Ende, ich bin dankbar. Bis morgen!

Nachdenken über ein Blütenschiffchen

Sich aufmachen ins Leben
Verweilen in Kindheit und Jugend
Schließlich hinaus in die Welt,
bleiben, wo es gefällt.
Weiter, weiter,
das Leben annehmen,
mal anecken, mal Luft holen, mal staunen.
Dann wieder zurück-
Wiedersehensfreude oder alte Rechnungen?
Weiter, weiter.
Einen Hafen finden – zu zweit?
Weiter, weiter- alleine
den Hafen gefunden,
am Ende des Lebens.



Pflichtprogramm für Wessis (Berlin Nr. 3)

Waren Sie schon einmal im Berliner Stasimuseum? Der Besuch dieses Museums wirkt bei mir bis heute nach, ich verstehe Einiges besser, was heute teilweise im Osten des Landes passiert. Aber der Reihe nach.

Das Stasimuseum liegt im Bezirk Lichtenfeld und befindet sich im Haus 1 auf dem ehemaligen Gelände der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Das Haus entstand in den Jahren 1960/61 als Dienstsitz Erich Mielkes, der von 1957 bis zum Ende der DDR Minister für Staatssicherheit war.

Das ist der ganze Gebäudekomplex des Ministeriums für Staatssicherheit, in der Mitte liegt das besagte Haus Nr. 1.

Ich habe früher die DDR mehrmals besucht und auf dem Weg durch den Komplex zu Haus Nr. 1 erinnerte ich mich seit langer Zeit wieder an die bedrückte Stimmung, die ich damals oft empfand.

Der gutgelaunte Herr, der uns die Tickets verkaufte (8 Euro), vertrieb für kurze Zeit dieses Gefühl, doch bald kam es wieder.
Auf drei Etagen wird die Geschichte und das Vorgehen des Ministeriums dokumentiert. Das Anschauungsmaterial ist so umfangreich, dass ich Ihnen nur einige wenige Eindrücke weitergeben kann.

Dies war das Büro von Erich Mielke, hier fing der Überwachungsstaat an und hier endete er.

In dem Museum wird u.a. gezeigt, wer andere ausspioniert hat, wie das gemacht wurde und welche Konsequenzen es für die betroffene Person hatte. Das Schreckliche daran: In den letzten Jahren der DDR waren so viele Menschen für die Stasi tätig, dass man kaum noch jemandem trauen konnte. Das Ausspionieren zog sich durch alle Bevölkerungsschichten. So arbeitete Tatjana Besson von der Punkband „Die Firma“ beispielsweise unter dem Decknamen „Kim“ für die Stasi. Das Ministerium setzte oft Druckmittel ein oder nutzte persönliche Notlagen aus, um Bürger zur Mitarbeit zu zwingen. Allerdings gab es auch Menschen, die sich freiwillig meldeten, um in den Genuss von Vorteilen zu kommen, sei es z.B. am Arbeitsplatz, bei der Wahl des Urlaubsortes oder bei dem Kauf eines Trabis.

Der Phantasie, wie man jemanden ausspionieren konnte, waren kaum Grenzen gesetzt.

Oben links eine Auswahl von Wanzen, rechts daneben eine Knopfkamera. Diese wurde per Luftdruck in der Jackentasche ausgelöst. (Siehe links unten, an der rechten Jackeasche der kleine Blasebalg). Unter der Jacke liegt noch eine präparierte Fotogeldbörse. Rechts unten: Eine Spiongieskanne und darunter eine „hilfreiche“ Krawatte.

Alle Beobachtungen wurden anfänglich auf Karteikarten dokumentiert, später auf elektronischem Wege.

Auch die Bestrafungen für nicht staatskonformes Verhalten gestalteten Mielke und seine Gefolgsmänner abwechslungsreich. Drohungen, Mobbing am Arbeitsplatz, fingierte Rufschädigung unter Freunden, erzwungener Wohnungs- und/oder Arbeitswechsel, Ausgangssperre, Bedrohung von Familienangehörigen, Gefängnis bis Ausweisung aus der DDR standen in dem Katalog mit mehreren hundert Bestrafungsvarianten.

Nach dem Museumsbesuch fragte ich mich, wie meine Denke und mein Weltverständnis wären, wenn ich über Jahre hinweg in so einem Staat gelebt hätte. Misstrauen, Angst, keine Zuversicht auf Besserung wären wohl Teile meiner Persönlichkeit. Und diese Teile hätte ich wohl auch an meine Kinder weitergegeben. Kinder, die heute teilweise einem politischen Denken folgen, das man nicht nachvollziehen kann und das unsere Demokratie gefährdet.

Mikroereignisse

2020 stellte ich Ihnen zwei Bücher von Georges Perec vor, der in seinen Büchern den Alltag sezierte. Diese las ich jetzt noch einmal und angeregt durch die Lektüre, kam es zu dieser Sammlung.

Ist es zuhause langweilig? Nein, wenn man bedenkt, was dort alles passiert. Hier über 100 Mikroereignisse, dei denen in Ihrem Kopf u.U. ein kleiner Film abläuft, egal, ob Sie alleine oder zu mehreren Personen in einem Haushalt leben:

Einen Aufkleber von einem Glas abknibbeln
Altpapier sammeln
Die Anrichte mit Möbelpolitur einreiben
Den Anrufbeantworter abhören
Den Backofen vorwärmen
Das Badewasser einlassen
Eine Banane zermatschen
Die Bastelsachen wegräumen
Die Betten frisch beziehen
Ein Bild aufhängen
Eine Birne in einer Lampe auswechseln
Einen Bleistift spitzen
Den Briefkasten inspizieren
Die Brille suchen
Die Blumen gießen
Eine Brausetablette in Wasser auflösen
Das Bügeleisen mit Wasser auffüllen
Um die Chipstüte herumschleichen
Sich von alten Computergeräten trennen
Einen Coupon ausschneiden
Die Dachluke schließen
Dokumente abheften
Eine Kuscheldecke zusammenlegen
Unter der Dusche singen
Ein Ei aufschlagen
Eine Einkaufsliste schreiben
Eiskugeln in Schälchen portionieren
Einen Faden durch ein Nadelöhr friemeln
Ein Fotoalbum ansehen
Formulare ausfüllen
Die Fensterrahmen streichen
Den Fernseher programmieren
Die Fernbedienung strapazieren
Einen Fleck ausreiben
Ein Fitzelchen eines gewaschenen Tempos aus der Hosentasche puhlen
Eine Flasche entkorken
Die Gardinen aufhängen
Ein Geburtstagsgeschenk einpacken
Die Geldkassette verstecken
Die Geschirrspülmaschine ausräumen
Die Gelatine auflösen
Das Handy aufladen
Die Hände eincremen
Die Handtasche aufräumen
Löcher in einen nicht leicht zu öffnenden Glasdeckel einstechen
Ein Hemd bügeln
Die Hände am Heizlüfter wärmen
Ein Hustenbonbon lutschen
Den Käse reiben
Die Kaffeemaschine entkalken
Den Kalender umblättern
Den Kellerboden schrubben
Eine Kerze anzünden und auspusten
Kissen aufschütteln
Kirschen entkernen
Kleiderschrank entmisten
Einen Knopf annähen
Den angebrannten Kochtopf auskratzen
Küchenmesser schärfen
Den Kühlschrank abtauen
Die Kugelschreibermine erneuern
Den Knoblauch pressen
Das Laptop aufklappen
Auf eine Leiter steigen
Das Licht anmachen
Linsen einweichen
Einen Lottozettel ausfüllen
Den Pömpel benutzen
Das Milchkochen beaufsichtigen
Abgelaufene Medikamente entsorgen
Die Mohrrüben raspeln
Eine Mücke im Schlafzimmer aufspüren
Den Weihnachtsbaum schmücken
Den Mülleimer auswaschen
Die Nachbarn durch das Fenster beobachten
Nippesfigürchen abstauben
Eine Orange schälen
Die Quicheform innen mit Butter bestreichen
Eine Patience legen
Dem Paketdienstfahrer ein Trinkgeld geben
Papierrolle in der Küche abreißen
Ein Post-it zur Erinnerung an die Haustür innen anpappen
Eine Putzpause einlegen
Mit einer Pfanne scheppern
Die letzte Praline aus der Schachtel stibitzen
Ein Stück Pflaster abschneiden
Das Radio einschalten
Mit dem Zeigefinger die Staubschicht auf Regalbrettern überprüfen
Die Reiseunterlagen zusammensuchen
Verschüttete Reiskörner auffegen
Rätsel in der Zeitung lösen
Rechnungen bezahlen
Dem Regen zuhören, der auf das Dachfenster fällt
Den Rollladen herunterlassen
Die Sahne schlagen
Angelaufenes Silberbesteck polieren
Eine zerbrochene Schale kleben
Die Schallplatten neu sortieren
Die Schuhe wienern
Eine Spieluhr aufziehen
Sich auf das Sofa setzen und…Entscheiden Sie selbst!
Eine Spinne mit einem Glas an die frische Luft befördern
Den Spiegel abreiben
Den Staub oben von den Bücherschnitten wegwedeln
Den Stromzähler ablesen
Auf einen Stuhl klettern
Eine Tasse ausspülen
Den Tee ziehen lassen
Einen Teig kneten
Den Tisch abwischen
Duftspray in der Toilette verteilen
Den Topf mit Kuchenteigresten genussvoll auslecken
Unerwartet eine Tafel Schokolade in einer Schublade entdecken
Einen Telefonanruf annehmen
Den Teppich saugen
Eine quietschende Tür ölen
Die Uhr umstellen
Uhukleber an den Fingern abribbeln
Eine empfindliche Vase abtrocknen
Der Vergrößerungsspiegel anstarren und seufzen
Den Vorratsschrank auswischen
Die Wäsche waschen
Das Waschbeckenstöpsel eindrücken
Den Wecker ausstellen
Weihnachtsdekoration anbringen
Das Wohnzimmer tapezieren
Wollmäuse entfernen
Die Zahncremetube ausdrücken
Die Zimmer lüften

Tape Face für bessere Laune

Diese Woche gehört nicht zu meinen besten dreißig Woche in diesem Jahr. Um so mehr bin ich dankbar, am Mittwoch beim Zappen Tape Face entdeckt zu haben. Sie kennen bereits den Neuseeländer und seine Auftritte? Dann wünsche ich Ihnen jetzt ein schönes Wochenende.
Sollten Sie noch keine Bekanntschaft mit Tape Face gemacht haben, dann können Sie vielleicht auch für kurze Zeit alles Ungute vergessen. Ich zitiere das Dresdener Boulevardtheater, wo Tape Face 2017 auftrat:

Tape Face spricht auf der Bühne kein einziges Wort, denn sein Mund bleibt unter Klebeband verschlossen. Seine Show kommt daher wie ein moderner Stummfilm voller Mimik, Magie und Motorik – Gags ohne Worte, Akrobatik, Verkleidung – Charlie Chaplin trifft auf Mr. Bean. Mit simplen Utensilien aus seiner Umhängetasche verzaubert er sein Publikum. Seine Show ist voller musikalischer Überraschungen und ungeahnten Wendungen.

Es gibt mehrere Videos auf You Tube. Hier seine Auftritte in der amerikanischen Talentshow, bei der er ins Finale kam:
https://youtu.be/ikhQVNyZIRw?si=IFttcUs4SBzwZkGo

Ein Vogel sucht bei uns Asyl

Wir saßen gestern Abend zu viert im Garten, um uns herum waren Feuerwerk und Böllerschüsse zu hören. Plötzlich landete eine Elster auf unserem Tisch. Sie sah uns alle an, dass sie verwirrt war und Angst hatte, war nicht zu übersehen. Zuerst flog sie auf die Schulter meines Mannes, dann zurück auf den Tisch. Als mein Mann ihr seine Hand hinhielt, stieg sie auf die Hand und wanderte zur Schulter.

Sie blieb eine Weile dort sitzen, danach flog sie auf die Pergola.

So besonders der Moment war, so traurig war er auch. Können wir das Thema Feuerwerk und Knaller zu Silvester nicht noch einmal neu überdenken?

Paris, Périphérique

Auf dem Weg nach Tours gerieten wir auf der Pariser Périphérique in einen Stau. An einer Stelle, wo Auf- und Abfahrten sich kreuzten, quasi in einem „Spaghettiknoten“ , befand sich eine winzige Grünfläche, auf der ein blaues kleines Zelt stand. Vor dem Zelt saß ein Mann unbestimmten Alters, neben ihm ein rostiger Einkaufswagen mit seinen Habseligkeiten. Um ihn ein unglaublicher Lärm, ganz zu schweigen von der schlechten Luft. Er starrte die Autos an, starrte mich an…

SANS ABRI

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