Wer nicht neugierig bleibt, wird nur noch älter (Marianne Frauchiger)
Kategorie: Es gibt Momente…
Es gibt Momente, in denen ich mich besonders freue, staune, schmunzle, erleichtert oder dankbar bin. Die Summe dieser Momente wiegen ärgerliche Zeiten auf, man muss sie nur wahrnehmen und sich ab und zu bewusst machen.
Menschen kommen dank ihrer Hunde ins Gespräch mit anderen Leuten, bei mir ist der Hund diese Tasche:
Ich kaufte sie letztes Jahr in Italien in einem kleinen Laden, in dem eine junge Frau nur selbstgemachte Sachen anbot. Diverse Male bin ich auf diese Tasche schon angesprochen worden, sie wurde zum Nachmachen mehrmals abfotografiert und ich musste sie von innen zeigen wegen der zusätzlichen Taschen. Auch wurden mir Geschichten von anderen Lieblingstaschen erzählt.
Auch letzte Woche in Gräfrath sprach mich eine Dame im Klingenmuseum am Empfang an und ich erzählte ihr meine kleine Geschichte und erwähnte in einem Nebensatz, dass ich Buchhändlerin sei. Das war sie früher auch und sie schreibt ebenfalls einen Blog. Für alle, die ausführliche Buchbesprechungen suchen, empfehle ich gerne diese Seite:
9 Uhr: Ob wir heute wohl einen richtigen Sommertag geschenkt bekommen? Bei uns im Garten und auf dem Dach wird auf jeden Fall schon Sonne getankt:
Mal sehen, wie es weitergeht.
10 Uhr: Die ersten Wolken ziehen auf…Mein Gegenmittel:
11 Uhr. Ok, die Wolken sind hartnäckig. Also beseitige ich erst einmal den Herbst der letzten Tage:
Inspiration für einen Haiku:
Blätter fegen im Sommer, die Frau ahnt bereits den kommenden Herbst
(Buchbesprechungstipp: Anfang Juli erzähle ich über ein Buch mit über 800 Momentaufnahmen)
12 Uhr : Unser Sonntagsmahl, am Freitag geplant, passt zum Thema Sommertag…
12.30 Uhr: Ich habe definitiv zu viele Spaghetti gegessen. Jetzt könnte ich 1000 Schritte tun, aber ich entscheide mich für eine Siesta. Bis später!
16 Uhr: Gerade Kaffee getrunken, jetzt in die Sonne gesetzt und ein paar „Briefschulden abarbeiten“.
17 Uhr: Der Malve hat dieser Sonnentag besonders gut getan.
18 Uhr:Die Badetasche ist für morgen gepackt und steht bereit.
19 Uhr: Dieses Buch hat mich den Tag über begleitet, wieder mal ein Buch für den kleinen Lesehunger.
Auf 170 Seiten bieten ein – bis zweiseitige Geschichten und kurze Gedanken über Gott und die Welt exquisite Leseabwechslung. Otto Jägersberg ist ein kluger Mann und nimmt Merkwürdigkeiten berühmter Leute, wie beispielsweise Goethe oder Nietzsche, unter die Lupe, seziert Alltagssituationen, über die man sich wundert, amüsiert oder auch schämt und schaut genau auf die deutsche Sprache und ihren Einfallsreichtum. Auch hier hatte ich meinen Spaß.
20 Uhr: Ich kann Ihnen keinen Sonnenuntergang anbieten, nur Farben, die vielleicht etwas daran erinnern.
Ein schöner und fauler Tag geht zu Ende, ich bin dankbar. Bis morgen!
Sich aufmachen ins Leben Verweilen in Kindheit und Jugend Schließlich hinaus in die Welt, bleiben, wo es gefällt. Weiter, weiter, das Leben annehmen, mal anecken, mal Luft holen, mal staunen. Dann wieder zurück- Wiedersehensfreude oder alte Rechnungen? Weiter, weiter. Einen Hafen finden – zu zweit? Weiter, weiter- alleine den Hafen gefunden, am Ende des Lebens.
Waren Sie schon einmal im Berliner Stasimuseum? Der Besuch dieses Museums wirkt bei mir bis heute nach, ich verstehe Einiges besser, was heute teilweise im Osten des Landes passiert. Aber der Reihe nach.
Das Stasimuseum liegt im Bezirk Lichtenfeld und befindet sich im Haus 1 auf dem ehemaligen Gelände der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Das Haus entstand in den Jahren 1960/61 als Dienstsitz Erich Mielkes, der von 1957 bis zum Ende der DDR Minister für Staatssicherheit war.
Ich habe früher die DDR mehrmals besucht und auf dem Weg durch den Komplex zu Haus Nr. 1 erinnerte ich mich seit langer Zeit wieder an die bedrückte Stimmung, die ich damals oft empfand.
Der gutgelaunte Herr, der uns die Tickets verkaufte (8 Euro), vertrieb für kurze Zeit dieses Gefühl, doch bald kam es wieder. Auf drei Etagen wird die Geschichte und das Vorgehen des Ministeriums dokumentiert. Das Anschauungsmaterial ist so umfangreich, dass ich Ihnen nur einige wenige Eindrücke weitergeben kann.
Dies war das Büro von Erich Mielke, hier fing der Überwachungsstaat an und hier endete er.
In dem Museum wird u.a. gezeigt, wer andere ausspioniert hat, wie das gemacht wurde und welche Konsequenzen es für die betroffene Person hatte. Das Schreckliche daran: In den letzten Jahren der DDR waren so viele Menschen für die Stasi tätig, dass man kaum noch jemandem trauen konnte. Das Ausspionieren zog sich durch alle Bevölkerungsschichten. So arbeitete Tatjana Besson von der Punkband „Die Firma“ beispielsweise unter dem Decknamen „Kim“ für die Stasi. Das Ministerium setzte oft Druckmittel ein oder nutzte persönliche Notlagen aus, um Bürger zur Mitarbeit zu zwingen. Allerdings gab es auch Menschen, die sich freiwillig meldeten, um in den Genuss von Vorteilen zu kommen, sei es z.B. am Arbeitsplatz, bei der Wahl des Urlaubsortes oder bei dem Kauf eines Trabis.
Der Phantasie, wie man jemanden ausspionieren konnte, waren kaum Grenzen gesetzt.
Alle Beobachtungen wurden anfänglich auf Karteikarten dokumentiert, später auf elektronischem Wege.
Auch die Bestrafungen für nicht staatskonformes Verhalten gestalteten Mielke und seine Gefolgsmänner abwechslungsreich. Drohungen, Mobbing am Arbeitsplatz, fingierte Rufschädigung unter Freunden, erzwungener Wohnungs- und/oder Arbeitswechsel, Ausgangssperre, Bedrohung von Familienangehörigen, Gefängnis bis Ausweisung aus der DDR standen in dem Katalog mit mehreren hundert Bestrafungsvarianten.
Nach dem Museumsbesuch fragte ich mich, wie meine Denke und mein Weltverständnis wären, wenn ich über Jahre hinweg in so einem Staat gelebt hätte. Misstrauen, Angst, keine Zuversicht auf Besserung wären wohl Teile meiner Persönlichkeit. Und diese Teile hätte ich wohl auch an meine Kinder weitergegeben. Kinder, die heute teilweise einem politischen Denken folgen, das man nicht nachvollziehen kann und das unsere Demokratie gefährdet.
2020 stellte ich Ihnen zwei Bücher von Georges Perec vor, der in seinen Büchern den Alltag sezierte. Diese las ich jetzt noch einmal und angeregt durch die Lektüre, kam es zu dieser Sammlung.
Ist es zuhause langweilig? Nein, wenn man bedenkt, was dort alles passiert. Hier über 100 Mikroereignisse, dei denen in Ihrem Kopf u.U. ein kleiner Film abläuft, egal, ob Sie alleine oder zu mehreren Personen in einem Haushalt leben:
Einen Aufkleber von einem Glas abknibbeln Altpapier sammeln Die Anrichte mit Möbelpolitur einreiben Den Anrufbeantworter abhören Den Backofen vorwärmen Das Badewasser einlassen Eine Banane zermatschen Die Bastelsachen wegräumen Die Betten frisch beziehen Ein Bild aufhängen Eine Birne in einer Lampe auswechseln Einen Bleistift spitzen Den Briefkasten inspizieren Die Brille suchen Die Blumen gießen Eine Brausetablette in Wasser auflösen Das Bügeleisen mit Wasser auffüllen Um die Chipstüte herumschleichen Sich von alten Computergeräten trennen Einen Coupon ausschneiden Die Dachluke schließen Dokumente abheften Eine Kuscheldecke zusammenlegen Unter der Dusche singen Ein Ei aufschlagen Eine Einkaufsliste schreiben Eiskugeln in Schälchen portionieren Einen Faden durch ein Nadelöhr friemeln Ein Fotoalbum ansehen Formulare ausfüllen Die Fensterrahmen streichen Den Fernseher programmieren Die Fernbedienung strapazieren Einen Fleck ausreiben Ein Fitzelchen eines gewaschenen Tempos aus der Hosentasche puhlen Eine Flasche entkorken Die Gardinen aufhängen Ein Geburtstagsgeschenk einpacken Die Geldkassette verstecken Die Geschirrspülmaschine ausräumen Die Gelatine auflösen Das Handy aufladen Die Hände eincremen Die Handtasche aufräumen Löcher in einen nicht leicht zu öffnenden Glasdeckel einstechen Ein Hemd bügeln Die Hände am Heizlüfter wärmen Ein Hustenbonbon lutschen Den Käse reiben Die Kaffeemaschine entkalken Den Kalender umblättern Den Kellerboden schrubben Eine Kerze anzünden und auspusten Kissen aufschütteln Kirschen entkernen Kleiderschrank entmisten Einen Knopf annähen Den angebrannten Kochtopf auskratzen Küchenmesser schärfen Den Kühlschrank abtauen Die Kugelschreibermine erneuern Den Knoblauch pressen Das Laptop aufklappen Auf eine Leiter steigen Das Licht anmachen Linsen einweichen Einen Lottozettel ausfüllen Den Pömpel benutzen Das Milchkochen beaufsichtigen Abgelaufene Medikamente entsorgen Die Mohrrüben raspeln Eine Mücke im Schlafzimmer aufspüren Den Weihnachtsbaum schmücken Den Mülleimer auswaschen Die Nachbarn durch das Fenster beobachten Nippesfigürchen abstauben Eine Orange schälen Die Quicheform innen mit Butter bestreichen Eine Patience legen Dem Paketdienstfahrer ein Trinkgeld geben Papierrolle in der Küche abreißen Ein Post-it zur Erinnerung an die Haustür innen anpappen Eine Putzpause einlegen Mit einer Pfanne scheppern Die letzte Praline aus der Schachtel stibitzen Ein Stück Pflaster abschneiden Das Radio einschalten Mit dem Zeigefinger die Staubschicht auf Regalbrettern überprüfen Die Reiseunterlagen zusammensuchen Verschüttete Reiskörner auffegen Rätsel in der Zeitung lösen Rechnungen bezahlen Dem Regen zuhören, der auf das Dachfenster fällt Den Rollladen herunterlassen Die Sahne schlagen Angelaufenes Silberbesteck polieren Eine zerbrochene Schale kleben Die Schallplatten neu sortieren Die Schuhe wienern Eine Spieluhr aufziehen Sich auf das Sofa setzen und…Entscheiden Sie selbst! Eine Spinne mit einem Glas an die frische Luft befördern Den Spiegel abreiben Den Staub oben von den Bücherschnitten wegwedeln Den Stromzähler ablesen Auf einen Stuhl klettern Eine Tasse ausspülen Den Tee ziehen lassen Einen Teig kneten Den Tisch abwischen Duftspray in der Toilette verteilen Den Topf mit Kuchenteigresten genussvoll auslecken Unerwartet eine Tafel Schokolade in einer Schublade entdecken Einen Telefonanruf annehmen Den Teppich saugen Eine quietschende Tür ölen Die Uhr umstellen Uhukleber an den Fingern abribbeln Eine empfindliche Vase abtrocknen Der Vergrößerungsspiegel anstarren und seufzen Den Vorratsschrank auswischen Die Wäsche waschen Das Waschbeckenstöpsel eindrücken Den Wecker ausstellen Weihnachtsdekoration anbringen Das Wohnzimmer tapezieren Wollmäuse entfernen Die Zahncremetube ausdrücken Die Zimmer lüften
Diese Woche gehört nicht zu meinen besten dreißig Woche in diesem Jahr. Um so mehr bin ich dankbar, am Mittwoch beim Zappen Tape Face entdeckt zu haben. Sie kennen bereits den Neuseeländer und seine Auftritte? Dann wünsche ich Ihnen jetzt ein schönes Wochenende. Sollten Sie noch keine Bekanntschaft mit Tape Face gemacht haben, dann können Sie vielleicht auch für kurze Zeit alles Ungute vergessen. Ich zitiere das Dresdener Boulevardtheater, wo Tape Face 2017 auftrat:
Tape Face spricht auf der Bühne kein einziges Wort, denn sein Mund bleibt unter Klebeband verschlossen. Seine Show kommt daher wie ein moderner Stummfilm voller Mimik, Magie und Motorik – Gags ohne Worte, Akrobatik, Verkleidung – Charlie Chaplin trifft auf Mr. Bean. Mit simplen Utensilien aus seiner Umhängetasche verzaubert er sein Publikum. Seine Show ist voller musikalischer Überraschungen und ungeahnten Wendungen.
Wir saßen gestern Abend zu viert im Garten, um uns herum waren Feuerwerk und Böllerschüsse zu hören. Plötzlich landete eine Elster auf unserem Tisch. Sie sah uns alle an, dass sie verwirrt war und Angst hatte, war nicht zu übersehen. Zuerst flog sie auf die Schulter meines Mannes, dann zurück auf den Tisch. Als mein Mann ihr seine Hand hinhielt, stieg sie auf die Hand und wanderte zur Schulter.
Sie blieb eine Weile dort sitzen, danach flog sie auf die Pergola.
So besonders der Moment war, so traurig war er auch. Können wir das Thema Feuerwerk und Knaller zu Silvester nicht noch einmal neu überdenken?
Auf dem Weg nach Tours gerieten wir auf der Pariser Périphérique in einen Stau. An einer Stelle, wo Auf- und Abfahrten sich kreuzten, quasi in einem „Spaghettiknoten“ , befand sich eine winzige Grünfläche, auf der ein blaues kleines Zelt stand. Vor dem Zelt saß ein Mann unbestimmten Alters, neben ihm ein rostiger Einkaufswagen mit seinen Habseligkeiten. Um ihn ein unglaublicher Lärm, ganz zu schweigen von der schlechten Luft. Er starrte die Autos an, starrte mich an…
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