Waren Sie schon einmal im Berliner Stasimuseum? Der Besuch dieses Museums wirkt bei mir bis heute nach, ich verstehe Einiges besser, was heute teilweise im Osten des Landes passiert. Aber der Reihe nach.
Das Stasimuseum liegt im Bezirk Lichtenfeld und befindet sich im Haus 1 auf dem ehemaligen Gelände der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Das Haus entstand in den Jahren 1960/61 als Dienstsitz Erich Mielkes, der von 1957 bis zum Ende der DDR Minister für Staatssicherheit war.
Ich habe früher die DDR mehrmals besucht und auf dem Weg durch den Komplex zu Haus Nr. 1 erinnerte ich mich seit langer Zeit wieder an die bedrückte Stimmung, die ich damals oft empfand.
Der gutgelaunte Herr, der uns die Tickets verkaufte (8 Euro), vertrieb für kurze Zeit dieses Gefühl, doch bald kam es wieder.
Auf drei Etagen wird die Geschichte und das Vorgehen des Ministeriums dokumentiert. Das Anschauungsmaterial ist so umfangreich, dass ich Ihnen nur einige wenige Eindrücke weitergeben kann.
Dies war das Büro von Erich Mielke, hier fing der Überwachungsstaat an und hier endete er.
In dem Museum wird u.a. gezeigt, wer andere ausspioniert hat, wie das gemacht wurde und welche Konsequenzen es für die betroffene Person hatte. Das Schreckliche daran: In den letzten Jahren der DDR waren so viele Menschen für die Stasi tätig, dass man kaum noch jemandem trauen konnte. Das Ausspionieren zog sich durch alle Bevölkerungsschichten. So arbeitete Tatjana Besson von der Punkband „Die Firma“ beispielsweise unter dem Decknamen „Kim“ für die Stasi. Das Ministerium setzte oft Druckmittel ein oder nutzte persönliche Notlagen aus, um Bürger zur Mitarbeit zu zwingen. Allerdings gab es auch Menschen, die sich freiwillig meldeten, um in den Genuss von Vorteilen zu kommen, sei es z.B. am Arbeitsplatz, bei der Wahl des Urlaubsortes oder bei dem Kauf eines Trabis.
Der Phantasie, wie man jemanden ausspionieren konnte, waren kaum Grenzen gesetzt.
Alle Beobachtungen wurden anfänglich auf Karteikarten dokumentiert, später auf elektronischem Wege.
Auch die Bestrafungen für nicht staatskonformes Verhalten gestalteten Mielke und seine Gefolgsmänner abwechslungsreich. Drohungen, Mobbing am Arbeitsplatz, fingierte Rufschädigung unter Freunden, erzwungener Wohnungs- und/oder Arbeitswechsel, Ausgangssperre, Bedrohung von Familienangehörigen, Gefängnis bis Ausweisung aus der DDR standen in dem Katalog mit mehreren hundert Bestrafungsvarianten.
Nach dem Museumsbesuch fragte ich mich, wie meine Denke und mein Weltverständnis wären, wenn ich über Jahre hinweg in so einem Staat gelebt hätte. Misstrauen, Angst, keine Zuversicht auf Besserung wären wohl Teile meiner Persönlichkeit. Und diese Teile hätte ich wohl auch an meine Kinder weitergegeben. Kinder, die heute teilweise einem politischen Denken folgen, das man nicht nachvollziehen kann und das unsere Demokratie gefährdet.