Am letzten Freitag sah ich im Duisburger Stadttheater das Ballett „Ruß“.
Die Idee von Bridget Breiner, das Märchen „Aschenputtel“ aus der Sicht der „bösen“ Halbschwester Livia zu erzählen, begeisterte mich von Anfang an und auch die Umsetzung war sehr gelungen. „Ruß“ spielt in einer Bergwerkstadt und das schlichte, flexible, aber z.T. auch symbolträchtige Bühnenbild, ( z.B. in Form einer Waschkaue), unterstreicht die Tanzszenen und lenkt nicht ab. Dass die Musik größtenteils vom Band kam, war vielleicht der einzige Wermutstropfen. Auf die Johann Strauss Musik hätte ich im 1. Akt gerne verzichtet, als Festmusik im 2. Akt war sie passender. Die live gespielten Akkordeonstücke für die eher traurigen Passagen des Balletts waren hingegen musikalische Höhepunkte. Ein Beispiel:
Besonders hervorheben möchte ich die grandiose Choreographie mit einer Fülle von einfallsreichen Schrittfolgen und Figuren, die die Geschichte und die Gefühlswelt der Protagonisten wunderbar ausdrückten. Da sind beispielsweise die liebevollen und lebensfreudigen Szenen zwischen Aschenputtel und ihrem Vater und dann die Tanzduette zwischen Livia und dem empathischen Arbeiter Mitch.
Livia ist eine bedauernswerte Person. Die Mutter hat den Ehrgeiz, ihre Tochter an den reichen Sohn eines Industriellen zu verheiraten. Die zurückhaltende Livia steht im Schatten von Aschenputtel, die wie ein permanent lächelnder Wirbelwind über die Bühne fegt und Livia zerbricht fast an den Ansprüchen ihrer Mutter. Glücklicherweise findet sie in dem Bergarbeiter Mitch einen Freund, der sie darin bestärkt, sich der Mutter zu widersetzen und Livia lacht befreit das Publikum an, während der Vorhang fällt.
Zukünftige Ballettabende werden es schwer haben, vergleiche ich sie mit der Vorstellung von „Ruß“.