Noch ratloser als zuvor

Ich habe mich in den letzten Jahren immer mal wieder bemüht, die verworrene Lage im Nahen Osten zu verstehen, sprich, Bücher über die Geschichte dieser Region oder zum Konflikt Palästina-Israel gelesen. Warum gibt es dort keine Frieden?

In den letzten Wochen startete ich einen neuen Versuch, etwas mehr zu verstehen und nahm mir diesen Titel

als Hörbuch vor. Der Autor hat im Auftrag des Suhrkamp Verlages mehrere Monate in Israel verbracht und sollte Menschen zur derzeitigen Lage in diesem Gebiet interviewen. Er bringt für diese Aufgabe die besten Voraussetzungen mit: Er kommt aus einer jüdischen Familie, hat u.a. in Israel und Deutschland gelebt (jetzt USA), spricht perfekt Hebräisch, Arabisch, Deutsch und Englisch und ist ein neugieriger, kommunikativer Menschenfreund mit einer gehörigen Portion Humor.

Über 50 Begegnungen werden geschildert, nach der fünfzehnten war ich kurz davor, das Hörbuch (16 Stunden) auf meinem PC zu löschen. Warum?

Fast jedes Interview brachte mich mal mehr, mal weniger auf die Palme, egal ob mit einem links-liberalen, sich selbst verachtenden Israeli, der viel lieber Palästinenser wäre, ob mit einem Beduinen, der mit einem Mercedes zu einer Demo fährt, die von ausländischen Fernsehsendern gezeigt wird und bei der es um die Armut der Beduinen geht oder ob mit einer Palästinenserin, die die Juden hasst, die aber eine israelische Uni besucht, weil diese die beste ist. Das verquaste Denken der dort Lebenden und ihr z.T. höchst inkonsequentes und intolerantes Handeln sind für mich schwer begreifbar. 

Ich habe aber dann doch bis zum Ende weitergehört und das war gut. Spannend blieb es, wenn es darum ging, welche frechen Fragen der Autor noch stellen wird, bei welcher Gelegenheit er sich als Israeli, Palästinenser oder Deutscher ausgibt und bei wem er den Finger in die Wunde legt. Erleuchtend waren die Beschreibungen des Verhaltens von Deutschland und anderen Staaten gegenüber Israel, das Wort verlogen trifft es wohl am besten. Auch das Rote Kreuz kam gar nicht gut weg. Das Resümee des Autors am Ende des Buches war wenig hoffnungsvoll, es ist kaum vorstellbar, das eine Partei ihre Ansprüche auf das Land verkleinern wird. Trostlos, ratlos und sehr traurig, so sieht die Zukunft wohl aus.

Wer eine ausführlichere Rezension dieses Buches lesen möchte:

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/tuvia-tenenbom-in-israel-allein-unter-juden-a-1004641.html

P.S. Heute in einer Woche findet die DuisBuch in der Duisburger Zentralbibliothek statt. Ich würde mich freuen, Sie zu treffen. Die Bücher, die ich dort vorstelle, habe ich hier noch nicht besprochen!

 

 

 

Autor: linda

Wohne in Duisburg.

4 Gedanken zu „Noch ratloser als zuvor“

    1. Das ist gut! Die Titelauswahl wird auch wieder sehr abwechslungsreich sein und toll war bei unserer Generalprobe, dass es wieder keine Überschneidungen gab…

      Schönes Wochenende!

  1. Ich habe mir am vergangenen Sonntag die erste Ausgabe in Deutsch von “Charly Hebdo”gekauft und bin nicht mehr davon losgekommen. Ich fand nicht alles gut, aber der überwiegende Teil , Textbeiträge und Cartoons, ist schon sehr lesenswert. Sollte man sich immer mal zu Gemüte führen.

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