Der Stellvertreter

Unter diesem Titel wurde 1963 erstmals ein Theaterstück von Rolf Hochhuth aufgeführt. Von Anfang an gab es große Diskussionen um dieses Werk, denn es thematisiert u.a. die Schuldfrage des Vatikans während des 2.Weltkriegs. Noch Ende der 70er Jahre war dieses Stück für manche Menschen ein rotes Tuch. Ich erinnere mich deshalb so genau daran, da es damals als Schullektüre von einigen Lehrern ausgewählt wurde und Eltern dagegen protestierten.

2002 wurde das Theaterstück verfilmt und diesen Film sah ich mir an.

Ulrich Tukur spielt den hochrangigen SS-Mann Kurt Gerstein, dessen Treue zu Hitler ins Wanken gerät, als er in einem Konzentrationslager mit ansehen muss, zu welchem Zweck tatsächlich das Gift, das er immer besorgen muss, verwendet wird. Er versucht unter großer Gefahr, schwedische und amerikanische Gesandte zum Eingreifen zu bewegen, doch vergeblich. Mengele, gespielt von Ulrich Mühe, ist dabei sein Gegenspieler .

Wenn der Papst Hitler wegen dieser Greueltaten verurteilt, dann werden der Welt die Augen geöffnet, so der nächster Gedanke Gersteins und er findet mit Pater Fontana, der im Vatikan lebt, einen großen Unterstützer. Doch der Papst schweigt, selbst dann noch, als in Rom Juden abtransportiert werden und viele versuchen, im Vatikan Schutz zu finden.

Gerstein, dessen Aufzeichnungen den Autor dazu brachten, das Theaterstück zu schreiben, nimmt sich nach dem Krieg in der Gefängniszelle das Leben. Er ist als Kriegsverbrecher verurteilt worden und niemand mehr konnte oder wollte seine Aussagen bezeugen.

Mein Wunsch: Buch und/oder Film sofort wieder mehr in Theatern spielen, in Schulen oder auch bei der VHS als Kursthema beachten. Dabei nicht beschränken auf die Frage nach der Schuld der Kirche, sondern auch die Aktualität der andere Themen dieses Stückes aufzeigen.

Das besondere Mädchen

Dieses Buch hatte ich letzte Woche als Urlaubslektüre dabei- es war ein Glücksgriff!

Das Mädchen ohne Namen erzählt Episoden aus seinen oftmals turbulenten und dramatischen Alltag. Am Anfang des Romans ist sie in der dritten Klasse, am Ende „fast erwachsen“, nämlich dreizehn Jahre. Sie lebt mit ihrer Familie (Vater, Mutter,jüngerer Bruder und verhasste Tante Millie) in gutbürgerlichen Verhältnissen, da ihr Vater eine Fabrik besitzt, wenngleich die Auswirkungen des ersten Weltkrieges auch ihm zu schaffen machen.

Das Mädchen bringt alle Erwachsene immer wieder zur Verzweiflung, da sie nach deren Meinung, freundlich ausgedrückt, nur Blödsinn im Kopf hat. Das stimmt aber nur teilweise, denn oftmals handelt das Mädchen konsequent so, wie Erwachsene es auch tun oder wie sie meint, dass es Erwachsene tun würden. Nur als Kind darf man noch lange nicht alles und so prasseln Tadel über Tadel auf das Mädchen ein und es nimmt sich immer wieder vor, absolut artig zu werden. Doch dann schleicht sich die Wut wieder in den Kopf, wenn es sieht, wie inkonsequent und ungerecht Erwachsene sind. Auch spielt es nun mal lieber im Wald mit den Freunden Ottchen Weber und Hänschen Lachs, als dass es brav am Tisch sitzt, wenn die Mutter ihre Freundinnen zum Kaffee einlädt.

Schon lange nicht mehr habe ich meinem Mann ganze Passagen eines Buches erzählt, weil ich mich so amüsiert habe. Das Mädchen ist ein neugieriges und angepasstes Kind mit dem Herz auf dem rechten Fleck, großem Wahrheits-und Gerechtigkeitssinn, Liebe zu Tieren und großer Hilfsbereitschaft. Eine Kölner Pippi, die den Erwachsenen den Spiegel vors Gesicht hält-wunderbar!

Ein gutes Krimihörbuch

  •  Über 12 Stunden Krimi-Hörfreude bietet dieser Titel. Das Buch wird von drei Herren gesprochen und mich erinnerten einige Passagen, im sehr positiven Sinne, an die Augsburger Puppenkiste, bzw. an die alte Fernsehserie “Königlich Bayerisches Amtsgericht”. Worum geht es? München 1914: Die politische Stimmung ist sehr gereizt, denn die Auswirkungen des Mordes in Sarajevo weiß am Anfang des Krimis niemand sicher einzuschätzen. Darüber hinaus machen “die Roten” den etablierten Politikern und dem Militär das Leben schwer und diese tun alles dafür, den Roten keine Angriffsflächen zu bieten. So hat es Kommissar Reitmeyer dann auch bei seinen Ermittlungen nicht leicht. Fünf Männer werden ermordet, es gibt Hinweise zu einem homoerotischen Kreis innerhalb des Militärs und hochangesehenen Mitgliedern der Gesellschaft. Dazu gehört u.a. auch die Familie von Karoline, der heimlich Angebeteten von Reitmeyer, was seine Arbeit weiter verkompliziert. Doch in seinem Team gibt es glücklicherweise nicht nur Mittelmaßpolizisten, sondern auch den Radler, einen Praktikanten, der sich sehr gut in modernsten Untersuchungsmethoden auskennt. Zwar bereitet er dem Kommissar auch viel Ärger, aber letztendlich sind beide das Dreamteam und Reitmeyer kommt einer ungeheuerlichen Verschwörung auf die Spur.
  • Das Hörbuch war sehr spannend und vom geschichtlichen Hintergrund auch interessant. Die drei Sprecher lasen sehr lebendig vor, man konnte den Eindruck bekommen, selbst in der Amtsstube zu sitzen und so ließ sich der ein oder andere Schmunzler nicht vermeiden. Siehe oben.