Keine muggeligen Kleider von Mugler

Gestern kündigte ich unseren Besuch der Ausstellung „Couturissime“ in der Kunsthalle von Rotterdam an. Unter sechs Themen wurden ca. 150 Kleidungsstücke gezeigt, die der Modedesigner Thierry Mugler von ca. 1977 bis 2014 entworfen hat. Hier ein paar Eindrücke:

Das rote Ensemble entsprang aus der Zeit, in dem er für Stars Kleidung entworfen hat, die anderen stammen aus einer späteren Periode, in der sich Mugler die Tierwelt zum Vorbild genommen hat.

Autos mit ihrem Chrom oder Roboter standen ebenfalls Pate bei neuen Ideen. Links unten wieder eine Ausnahme=Ein „Burger de Luxe „ als Accessoire an einem Kleid. Man beachte auch rechts unten das Viertel Autoreifen als Handtasche

Vieles war atemberaubend üppig, aber mir gefielen die „Kleinen Schwarzen“ am besten, denn sie waren teilweise hochgradig raffiniert geschnitten.

Präsentation als Schwarzweissfoto musste hier sein.

Uns hat diese Ausstellung viel Vergnügen bereitet, da neben den Modellen auch noch Videos (z.B. von Modeschauen) und viele Fotos gezeigt wurden. Kaum ein bekannter Fotograf hat es sich nehmen lassen, Muglers Kreationen ins richtige Bild zu setzen und bekannte Mannequins oder Pop Stars posieren zu lassen. Vielleicht führt es Sie ja nächstes Jahr nach München? Eine Idee: Ihr Mann sieht sich am 9. Mai 2020 das MSV Spiel gegen Bayern II an und Sie lassen sich währenddessen von Muglers Modewelt in der Münchener Kunsthalle verzaubern…

Morgen komme ich noch einmal auf Rotterdam zurück.

Justizpalast

Dieses Buch war meine Lektüre über den Jahreswechsel und ich bin immer noch sehr angetan.

Thirza Zorniger ist Richterin im Münchener Justizpalast. Ihre Karriere ging in den letzten Jhren kontinuierlich nach oben. Sie saß mehreren Kammern vor und musste sich mit einer großen Palette von Strafdelikten befassen und Urteile sprechen. Als Leser taucht man in die Welt der Justiz ein und schüttelt nicht nur einmal den Kopf bei äußerst verquerten Streitigkeiten,  die es Thirzas Gewissen und ihrem Gefühl für Gerechtigkeit oft schwer machen.  

Die Schilderung von Thirzas Privatleben ist der zweite Erzählstrang. Sie hat einen berühmt berüchtigten Schauspieler als Vater, wächst bei ihrem Großvater, der Jurist war und eine undurchsitige Nazivergangenheit hat und zwei lieben Tanten auf und startet dann als Jurastudentin durch. Es gibt ein paar Schwärmereien, einen Liebhaber, der zum Stalker wird, dann erst einmal lange Zeit nichts. Im mittleren Alter lernt sie dann Max kennen, der zu ihrer großen Liebe wird, aber nach einigen Jahren an Krebs stirbt. Blank, ein ehemaliger Kollege mit sehr hohem Gerechtigkeitsanspruch wird im Alter zum Freund, allerdings einem recht schwierigen.

Das Buch bietet außerdem Passagen von Schillers Wallenstein, viele literarische Zitate (Max war literaturbegeistert und las Thirza oft vor), einen kurzen Abriss eines riesigen Steuerskandals um Franz Josef Strauß und dessen Kinder. Dieser Skandal wird bis zum heutigen Tag weitgehens unter Verschluss gehalten, da viele noch aktive Politiker in der Vertuschung  involviert sind. Letztendlich beschäftigt man sich beim Lesen mit Fragen zum Thema Staat und sein Verhältnis zum Recht, auch hier liegt Einiges im argen.

Ich habe das Glück, einen Richter zu kennen, der dieses Buch auch gelesen hat. Auf meine Frage hin, inwieweit der Roman den Alltag im Gericht wiederspiegelt, sagte er sinngemäß: So isses! 

 

Ein gutes Krimihörbuch

  •  Über 12 Stunden Krimi-Hörfreude bietet dieser Titel. Das Buch wird von drei Herren gesprochen und mich erinnerten einige Passagen, im sehr positiven Sinne, an die Augsburger Puppenkiste, bzw. an die alte Fernsehserie “Königlich Bayerisches Amtsgericht”. Worum geht es? München 1914: Die politische Stimmung ist sehr gereizt, denn die Auswirkungen des Mordes in Sarajevo weiß am Anfang des Krimis niemand sicher einzuschätzen. Darüber hinaus machen “die Roten” den etablierten Politikern und dem Militär das Leben schwer und diese tun alles dafür, den Roten keine Angriffsflächen zu bieten. So hat es Kommissar Reitmeyer dann auch bei seinen Ermittlungen nicht leicht. Fünf Männer werden ermordet, es gibt Hinweise zu einem homoerotischen Kreis innerhalb des Militärs und hochangesehenen Mitgliedern der Gesellschaft. Dazu gehört u.a. auch die Familie von Karoline, der heimlich Angebeteten von Reitmeyer, was seine Arbeit weiter verkompliziert. Doch in seinem Team gibt es glücklicherweise nicht nur Mittelmaßpolizisten, sondern auch den Radler, einen Praktikanten, der sich sehr gut in modernsten Untersuchungsmethoden auskennt. Zwar bereitet er dem Kommissar auch viel Ärger, aber letztendlich sind beide das Dreamteam und Reitmeyer kommt einer ungeheuerlichen Verschwörung auf die Spur.
  • Das Hörbuch war sehr spannend und vom geschichtlichen Hintergrund auch interessant. Die drei Sprecher lasen sehr lebendig vor, man konnte den Eindruck bekommen, selbst in der Amtsstube zu sitzen und so ließ sich der ein oder andere Schmunzler nicht vermeiden. Siehe oben.

Witzig und voller Zauber?

  1. FamilieSalz

Man klagt Lola mit neun Jahren an, Sterbehilfe bei ihrer totkranken Mutter geleistet zu haben. Ihr Vater, der seine Frau betrogen und letztendlich mit verantwortlich ist an deren Krankheit, verbannt Lola daraufhin aus dem Haus, dem Fürstenhof, in Leipzig das erste Hotel am Platze, und schickt seine Tochter auf ein Internat. Damit legt er den Grundstein für einen lebenslangen Hass, den Lola gegenüber ihrem Vater und dem Fürstenhof hegt und der noch Generationen später das Leben der Nachfahren beeinflusst. Lola wird als Erwachsene eine erfolgreiche Schauspielerin, lernt im Theater auch ihrem Mann kennen und bekommt zwei Kinder, Kurt und Aveline. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges muss die Familie flüchten. Auf der Flucht sieht Lola mit an, wie ihre Schwester Gretl vergewaltigt und ermordet wird. Als kurz nach dem Krieg Lolas Mann noch an einer Grippe stirbt, wird Lola erst geistig verwirrt und dann zur Alkoholikerin. Ihr Sohn Kurt kümmert sich finanziell um sie, ihre Tochter Aveline lebt mit ihr unter einem Dach, was sie letztendlich auch alkoholabhängig macht. Die Situation ändert sich, als Aveline unehelich ihren Sohn Alexander bekommt und Lola plötzlich wie verwandelt ist und die Familie zusammen hält.

Nach dem Tod des Vaters versucht Kurt, der Hotelier ist, nach 1989 den Fürstenhof zu übernehmen. Doch Lola macht ihrem Sohn als Erbin des Hotels einen Strich durch die Rechnung, denn sie hasst den Fürstenhof immer noch zu sehr. Die Folgen davon wirken sich dann auch noch auf ihre Enkelin Emma und ihre Urenkelin Tara Jain aus.

Das Buch ist aus den Perspektiven verschiedener Personen geschrieben. Ich fand es nicht uninteressant zu lesen, aber leider, leider ist der Witz und der Zauber der Familiengeschichte, wie er auf dem Buchrücken von der Schriftstellerin Olga Grjasnowa als Zitat angesprochen wird, mir völlig entgangen. Das Buch war für mich eher bedrückend, aber auch gut, denn wie das Fehlverhalten einer Person, nämlich das des Vaters Salz, noch über Jahrzehnte nachwirken kann, wird mehr als eindrücklich beschrieben.

Christopher Kloeble: Die unsterbliche Famile Salz, dtv Verlag, 21,90 Euro