Leben? Oder Theater?

Dies ist der Titel eines Werkzyklus mit 1325 Bildern der Berliner Künstlerin Charlotte Salomon, einer Künstlerin, die in Vergessenheit gerät. David Foenkinos will mit seinem Roman gegensteuern.

Charlotte Salomon

Charlotte wird 1917 geboren. Ihr Leben ist von Anfang an überschattet, denn in der Familie mütterlicherseits gab es viele Selbstmorde und auch ihre eigene Mutter nimmt sich das Leben, als Charlotte neun Jahre alt ist. Glücklicherweise versteht sie sich mit ihrer Stiefmutter, einer bekannten Sängerin, anfänglich gut, doch als die Pubertät beginnt, ändert sich dies und Charlotte hat erste depressive Schübe. Zusätzlich verschlimmert sich die Situation durch den Beginn des Krieges. Als Jüdin hat sie es in der Schule sehr schwer und sie verlässt die Schule ein Jahr vor dem Abitur. Zwei Jahre später wird sie als große Ausnahme an der Kunstakademie angenommen, doch als sie den ersten Preis bei einem Wettbewerb gewinnt, ihn aber als Jüdin nicht annehmen darf, verlässt sie die Akademie. Wieder zwei Jahre später flüchtet sie alleine nach Frankreich, wo sie zusammen mit ihren Großeltern in Villefranche-sur-Mer lebt. Auch hier kämpft sie mit Schrecklichem: In Berlin musste sie ihren Geliebten verlassen und darunter leidet sie sehr, ihre Großmutter nimmt sich das Leben und 1940 besetzen die Deutschen auch den Süden Frankreichs. Um nicht verrückt zu werden, beginnt sie wieder zu malen und malt in 800 Blättern ihr Leben, erweitert durch passende Musik und Theateranweisungen. Sie heiratet einen österreichischen Flüchtling und wird etwas später schwanger. Doch dann verrät man das Ehepaar und beide kommen im Konzentrationslager Ausschwitz ums Leben.

Das Herz wird schwer, wenn man das Buch liest. Aber es lohnt sich! Wer mehr über Charlotte Salomon wissen möchte: In Amsterdam gibt es das Joods Historisch Museum, hier ist das Werk von der Künstlerin ab und zu zu sehen.http://jck.nl/nl/locatie/joods-historisch-museum

Zur Erinnerung: Heute vor 75 Jahren fand die Wannseekonferenz statt, auf der fünfzehn Mitglieder des Naziregimes die Ausrottung der Juden beschlossen  und die Abwicklung ausarbeiteten.

Eselsbrücken von “vernünftig” bis “ausgeflippt”- 3. Französischstunde

Mir selbst Eselsbrücken beim Vokabellernen auszudenken, das macht mir viel Spaß. Bei diversen Wörtern ist eine Nachbarschaft zum Deutschen oder Englischen erkennbar, aber wenn dem nicht so ist, dann freue ich mich, wenn schnell eine gute Idee da ist. Je flippiger, desto besser, weil ich diese Vokabeln dann auch besser behalte. Bei manchen Wörtern fällt mir absolut nichts ein und da gucke ich dann in “Take it easy” nach       (siehe meine Buchbesprechung Anfang Januar) oder suche im Internet einen Wortstamm. Das ist bei arabischen Wörtern besonders spannend.

Hier kommt nun eine erste Liste meiner Eselsbrücken, vielleicht werden Sie inspiriert.

Eselsbrücken

 

Heute mache ich die Welle

Heute ein kleiner “Museumssnack” zum Thema Meer

 

Nicht wegsehen

                                                                                                                         

Jean Deichel verliert erst die Arbeit, dann seine Wohnung und schließlich hat er auch keinen Anspruch mehr auf Arbeitslosenunterstützung. So lebt er in einem von einem Freund ausgeliehenen Van im 20. Arrondissement von Paris. Nach einem morgentlichen Kaffee in einer Bar und dem kostenlosen Besuch im Hallenbad streift er den ganzen Tag durch die Straßen des Arrondissements und beginnt jede Kleinigkeit zu registrieren. So bemerkt er eines Tages auch ein Graffittibild, das, ja was stellt es dar? Jean weiß sofort, dass dies etwas Grundlegendes zu bedeuten hat, denn seit der letzten Wahl vor ein paar Wochen herrscht in Frankreich eine unheilschwangere Stimmung. In den folgenden Tagen sieht er noch mehr Bilder, jetzt immer in Kombination mit einem Statement und er findet heraus, wer die Gruppe ist, die dieses Symbol verwendet. Dies ist Teil 1 der Geschichte.
In Teil 2 erzählt Jean, wie er sich der Gruppierung angeschlossen hat. Es sind Obdachlose und diejenigen, die keine gültige Papiere haben. Sie wollen mit ihren Graffittis friedlich auf sich aufmerksam machen, wollen, dass andere Menschen nicht weg- sondern hinsehen und die Politiker sich den Problemen stellen. Doch dann werden zwei aus der Gruppe von der Polizei gejagt. Sie springen in die Seine, können aber nicht schwimmen und ertrinken. Bei ihrer Beerdigung, die auch friedlich beginnt, kommen immer mehr Menschen dazu, es werden Tausende, die gegen die Arroganz der Besitzenden und gegen die Perspektivlosigkeit demonstrieren wollen. Die Polizei ist vor Ort, diese Friedlichkeit ist ihr unheimlich und sie hat keinen Grund, ein zu greifen. Doch dann eskaliert ganz plötzlich die Situation. Was war der Auslöser? Aber der Staat hat endlich ein Motiv, seine Macht zu zeigen und bestehende Verhältnisse wieder einzubetonieren.

Dieser schmale Roman (erschienen 2014 und basierend auf den Unruhen in Paris 2005), hat mich  beeindruckt. Ich hätte noch eine viel längere Besprechung schreiben können, doch soll ja noch etwas zum Lesen übrig bleiben. Was mich sehr geärgert hat, das sind einige Besprechungen in Zeitungen (z.B. Spiegel oder taz). Sie kritisieren z.B. den pathetischen Ton im 2. Teil, der meiner Meinung nach aber durch die traditionelle afrikanische Beerdigungszeremonie und die kurze Hoffnung der Beteiligten, dass es eine Aufbruchstimmung zum Besseren geben könnte, durchaus nachvollziehbar ist. Hier kommt die Arroganz der Schreiber zum Vorschein, eben die Arroganz, gegen die im Buch protestiert wird.

Georges Brassens- ein vergessener Chansonnier

Dieses Chanson ist aus meiner Schulzeit, wir nahmen es im Französischunterricht durch. Ich finde, das Lied hat eine zeitlose Aktualität…

Lied an den guten Menschen
(dt. D. Kaiser 2002, alias Didier Caesar,
möglichst nahe am Original,
gleichsilbig und gereimt)

Es ist für dich, dies neue Lied,
du guter Mensch, der ohn’ Unterschied
mir vier Scheite Holz gegeben hast,
als die Kälte mir war große Last.

Du hast mir Feuer gegeben, als
Die Gerechten mit starrem Hals,
alle Wohlmeinenden, die zu fett,
die Türe mir haben verwehrt.

Ein wenig Feuer war’s und nicht mehr,
aber gewärmt hat es mich doch.
In meiner Seel’ brennt’s immer noch,
als ob es ein Freudenfeuer wär.

Guter Mensch, wenn dir die Stunde schlägt,
wenn dich Freund Hein von dannen trägt,
trag er dich durch den Himmel gleich
in das Gottesreich.

Es ist für dich, dies schöne Lied,
Wirtin, die du ohne Unterschied,
mir vier Scheiben Brot gegeben hast,
als der Hunger war bei mir zu Gast.

Du hast deinen Knappsack geöffnet, als
Die Gerechten mit starrem Hals,
alle Wohlmeinenden, die zu fett,
sich freuten ob meiner Diät.

Ein wenig Brot war’s und nicht mehr
aber gewärmt hat es mich doch.
In meiner Seel’ brennt’s immer noch,
als ob es ein Festessen wär.

Wirtin, wenn dir die Stunde schlägt,
wenn dich Freund Hein von dannen trägt,
trag er dich durch den Himmel gleich
in das Gottesreich.

Es ist für dich, dies schöne Lied,
Fremder, der du ohne Unterschied,
Mir unglücklich zugelächelt hast,
als Gendarmen mich brachten zum Knast.

Beifall geklatscht hast du auch nicht, als
Die Gerechten mit starrem Hals,
alle Wohlmeinenden, die zu fett,
dazu lachten noch, so gut wie’s geht.

Ein wenig Met war’s und nicht mehr,
aber gewärmt hat es mich doch.
In meiner Seel’ brennt’s immer noch,
als ob es ein Sonnenstrahl wär.

Fremder, wenn dir die Stunde schlägt,
wenn dich Freund Hein von dannen trägt,
trag er dich durch den Himmel gleich
in das Gottesreich.

 

Kurze Ode an ein Zitronentörtchen

Zitronentörtchen

Heute bekam ich ein Zitronentörtchen geschenkt-
etwas ganz Feines.
Es sah so perfekt und schön aus und sein Duft hatte
etwas ganz Reines.
Zunächst wollte ich es gar nicht essen,
doch dann war das Zaudern doch bald vergessen.
Mein Alltag war heute ziemlich grau und meine Seele auch ein bisschen rau.
Ich biss hinein.
Himmlische Erinnerungen- Frankreich, Sonne, freie Tage…
Liebes Zitronentörtchen, Du hast Deine Mission erfüllt- ganz ohne Frage!

L.B.