Das besondere Mädchen

Dieses Buch hatte ich letzte Woche als Urlaubslektüre dabei- es war ein Glücksgriff!

Das Mädchen ohne Namen erzählt Episoden aus seinen oftmals turbulenten und dramatischen Alltag. Am Anfang des Romans ist sie in der dritten Klasse, am Ende „fast erwachsen“, nämlich dreizehn Jahre. Sie lebt mit ihrer Familie (Vater, Mutter,jüngerer Bruder und verhasste Tante Millie) in gutbürgerlichen Verhältnissen, da ihr Vater eine Fabrik besitzt, wenngleich die Auswirkungen des ersten Weltkrieges auch ihm zu schaffen machen.

Das Mädchen bringt alle Erwachsene immer wieder zur Verzweiflung, da sie nach deren Meinung, freundlich ausgedrückt, nur Blödsinn im Kopf hat. Das stimmt aber nur teilweise, denn oftmals handelt das Mädchen konsequent so, wie Erwachsene es auch tun oder wie sie meint, dass es Erwachsene tun würden. Nur als Kind darf man noch lange nicht alles und so prasseln Tadel über Tadel auf das Mädchen ein und es nimmt sich immer wieder vor, absolut artig zu werden. Doch dann schleicht sich die Wut wieder in den Kopf, wenn es sieht, wie inkonsequent und ungerecht Erwachsene sind. Auch spielt es nun mal lieber im Wald mit den Freunden Ottchen Weber und Hänschen Lachs, als dass es brav am Tisch sitzt, wenn die Mutter ihre Freundinnen zum Kaffee einlädt.

Schon lange nicht mehr habe ich meinem Mann ganze Passagen eines Buches erzählt, weil ich mich so amüsiert habe. Das Mädchen ist ein neugieriges und angepasstes Kind mit dem Herz auf dem rechten Fleck, großem Wahrheits-und Gerechtigkeitssinn, Liebe zu Tieren und großer Hilfsbereitschaft. Eine Kölner Pippi, die den Erwachsenen den Spiegel vors Gesicht hält-wunderbar!

Hätte es nicht besser schreiben können

Am 3. Januar beendete ich das Buch, morgens am 4.1. erscheint diese Besprechung in der WAZ. Ich versuchte sie beim Schreiben meiner eigenen Besprechung zu ignorieren, kam aber immer wieder auf einzelne Sätze des Zeitungsartikels zurück. Diese Buchbesprechung ist einfach gut, warum also das Rad neu erfinden?

Zwei Anmerkungen habe ich allerdings trotzdem noch: Dieses Buch widmet sich hauptsächlich dem Jazz. Das ist eine Musikrichtung, deren Stücke ich nur dann zum Hören auswähle, wenn ich in Jazzstimmung bin. So kenne ich mich nicht sehr gut bei den einzelnen bekannten Jazzmusikern aus und war deshalb etwas schockiert, als ich las, wie viele hochbegabte Jazzmusiker in den 40er bis 60er Jahren jung gestorben sind. Welchen Stellenwert hätte der Jazz in unseren heutigen Gesellschaft, wenn diese große Zahl an Künstlern lange gelebt hätte und unseren Musikgeschmack viel mehr hätte beeinflussen können?

Das Buch basiert auf Texten und Musik aus zwei Radiosendungen, die Willemsen zu Lebzeiten bestritten hat. Wenn man es liest, will man sofort die Lieder hören, ja muss sie hören, um Willemsens Texte noch besser goutieren zu können. Ich weiß nicht, ob das Buch wirklich so viel teurer geworden wäre, wenn man eine MP3 CD mit den besprochenen Liedern beigelegt hätte. Auf Spotify gibt es eine von einem Privatmann zusammengestellte Playlist mit fast allen Stücken, nur muss man sich bei Spotify anmelden. Wäre eine pfiffige Idee vom Fischer Verlag gewesen, diese Playlist auf der Homepage bereitzustellen, auch gerne gegen eine Gebühr. Die beiden CDs, die mit einigen Texten und Musikstücken. veröffentlicht wurden, haben den Stellenwert zum Buch wie eine Vorspeise zur Hauptspeise.

Ich schicke Sie jetzt in ein langes Wochenende, bin am Dienstag wieder für Sie da. Tschüss!

 

Alt, aber nicht zu alt

Dieses Buch fand ich im Bücherschrank auf der Kaldenhauser Liebigstraße. Da ich dieses Jahr einen 0-Geburtstag vor mir habe, war der Titel für mich so etwas wie der Wink mit dem Zaunpfahl.

In dem Buch finden sich 15 Thesen für unsere heutige Gesellschaft, wobei die Mehrzahl der Aussagen sich auf das Älterwerden bezieht, es aber auch provokante Aussagen gibt, wie z.B. zur niedrigen Geburtenrate (Autoren sehen das als sehr positiv an), Verteilung der Bildungsausgaben ( es muss mehr für die Bildung der Alten getan werden) oder Terrorismus (zu hohe Geburtenraten in Entwicklungsstaaten fördern Gewalttaten dieser Art).

Zum Thema Altwerden:

Die jetzt älter werdenden Babyboomer stehen vor einer noch nie dagewesenen Situation. Früher bestand das Leben aus Kindheit und Jugend-Erwachsensein-Altsein, wobei das Altsein Zeit ließ, sich etwas um seine Briefmarkensammlung zu kümmern bis man starb. Heute, wo alle Menschen sehr viel älter werden, ist die Zeit von 60-80 Jahren ein neues Zwischenleben, das es mit sinnvollem Zeitverbringen zu füllen gilt. Dafür gibt es noch keine wirklich guten Rezepte und so sind die Erfahrungen dieser Generation für die Zukunft äußerst wichtig.

Ehrenämter auszufüllen ist gut und schön, aber die Autoren regen beispielsweise auch an, Möglichkeiten für bezahlte Arbeit zu schaffen, die altersentsprechend sind und gibt dafür mehrere Beispiele. Die Erfahrung und die Zeit der Älteren gepaart mit der Neugierde und dem Enthusiasmus der Jüngeren wären für die Zukunft der Gesellschaft so sehr gewinnbringend.

Wenn man sich in diesem „Zwischenleben“ befindet, sollte man nicht einem schnell lächerlich wirkenden Jugendwahn verfallen und abnehmendes Verlangen nach Sex nicht mit dem Verlust von Liebe gleichsetzen. Auch muss gut überlegt sein, ob Träume, die man seit langer Zeit hegte, jetzt wirklich noch erfüllt werden müssen, selbst, wenn das Bauchgefühl eigentlich etwas Anderes sagt. Ganz wichtig deshalb: Das Loslassen von alten Vorstellungen und auch von überflüssigem Besitz. Nur so kann man offen sein für viele neue Erfahrungen in dieser Lebensphase.

Ich bejahe nicht jede Aussage dieses Buches und doch könnte ich noch so viel mehr schreiben. Aber eigentlich wäre es besser, wenn Sie das Buch selber lesen. So gibt es auch noch bemerkenswerte Gedanken über Einsamkeit und Alleinsein, das Kranksein im Alter und auch über den Tod.

Und sei es auch nur im tiefsten Inneren, so hat jeder zeitweise Angst vor dem Alter und vor dem Sterben. Wie der Untertitel des Buches andeutet, muss diese Angst nicht sein, wenn man einige Wahrheiten und bisher eher noch unkonventionelle Ideen beherzt. 

Sollten Sie das Buch lesen wollen, stören Sie sich nicht daran, dass es von 2007 ist. Es hat sich seitdem nichts an der Situation der älteren Menschen geändert. Oder doch, eigentlich schon: Die heute 60-80jährigen sind noch jünger im Geiste geworden. Die Affinität zu neuen Technologien ist gewachsen und sie fangen an, sich mehr in politischen Fragen und für die Umwelt zu engagieren. Schließlich hatte diese Generation ihre Jugend in der „Der Jute statt Plastik“ – und „Atomkraft nein danke“-Zeit.

Morgen stelle ich Ihnen die Phrasendreschmaschine vor und verbinde dies mit einem Rätsel.

 

 

Provenzialische Verwicklungen

 

Pierre Durand ist Dorfpolizist. Er hat sich aus Paris versetzen lassen, um dortigen politischen Ränkespielen seines ungeliebten Chefs zu entgehen. Hätte seine Freundin ihn nicht gerade verlassen, würde Durand ein zufriedenes Leben führen. Ein sehr markabrer Mord bringt ihn dann aber auf andere Gedanken. Man hat eine männliche verschnürte Leiche in einem Weinfass gefunden und um deren Hals hängt ein Kräutersträußchen, an der Außenwand des Weinfasses ist dazu ein Rezept für „ Coq au Vin“ angebracht. Der Ermordete war ein Frauenherzenbrecher und einige gehörnte Ehemänner stehen unter Verdacht. Dann passiert ein zweiter ähnlicher Mord an einer jungen Frau, wieder gibt es ein passendes Rezept, und eine Reihe anderer Tatverdächtige kommen hinzu. Da ist z.B. die sympathische Kochlehrerin, von der die Rezepte stammen oder Durands bester Freund. Der Polizist hat es nicht leicht, zumal der alte Chef im fernen Paris seine Verbindungen spielen lässt, um Durand eins auszuwischen und seine Ermittlungen zu stören. Aber es gibt Happy Ends…

Man merkt, dass die Autorin die Provence liebt, denn es ist alles stimmig, vielleicht etwas zu perfekt. Ihr gelingt es, mehrere Spuren auszulegen und das Kaninchen, das manche Autoren für die Lösung am Ende eines Krimis aus dem Hut ziehen und das mich immer sehr ärgert, taucht hier nicht auf. Was mich gestört hat, ist das übertriebene Fluchen von Durand. Hier benutzt die deutsche Autorin die französischen Ausdrücke und das wirkt aufgesetzt. Nette Lesekost, aber wirklich nur dann, wenn man in der Provence Urlaub macht oder Erinnerungen auffrischen möchte.

In den unendlichen Weiten des Internets verloren und was daraus werden kann- darüber schreibe ich morgen.

Kritischer Heiligabend

Heiligabend gab es bei uns nichts Familiäres, so besorgte mein Mann eine Dvd. Der Film passte bestens zum Fest der Liebe, ja zu den Eckpfeilern des christlichen Glaubens.

Sie glauben das nicht?

Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit ( muss ich noch einmal betonen, wenn es auch auf der Verpackung ganz klein drauf steht). Der Leiter der „Organisation“ tummelt sich auch in Europa und hat zwei Häuser in Salzburg und Zell am See.

Hinweise:

Sollten Sie sich den Film ansehen, dann könnte es sein, dass Sie auch an die A-Partei in Deutschland erinnert werden. Gucken Sie sich bitte unbedingt den Nachspann an. Es gibt einen Gastauftritt von Harry Belafonte. Man kann bei diesem Film auch schmunzeln.

Wenn das noch nicht überzeugt: Hier geht es zu einer Filmbesprechung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/video-filmkritiken/blackkklansman-im-kino-ein-afroamerikaner-beim-ku-klux-klan-15749157.html

In Cannes hat der Film schon den Hauptpreis bekommen, im März werden wieder Oscars verteilt. Ich hätte Spässchen in den Backen, wenn der Film auch hier eine oder mehrere Trophäen einheimst.

Morgen gibt es einen Tipp für das Weiterverschenken unliebsamer Weihnachtsgaben.

 

Bestseller seit über 25 Jahren-Weitere Geschenktipps

Im Buchhandel gelten Romane, die seit einem Jahr auf dem Markt sind, als alt. Zumeist werden sie dann verramscht und vergessen. Umso erstaunlicher fand ich es, Bücher aus diesen beiden Katalogen zu finden, die noch normal lieferbar sind:

Die beiden Kataloge habe ich beim Kelleraufräumen gefunden. Sie bieten ? Buchenpfehlungen an und diese Bücher kann man heute noch normal bestellen. Das sagt doch etwas über ihre Qualität aus…

Und hier die passenden Buchbesprechungen aus den Katalogen:

Von Babylon Berlin zur Raumpatrouille-Geschenktipp Nr.4

Mein Mann und ich sahen in den letzten Wochen die Folgen der Serie „Babylon Berlin“. Haben Sie sie auch gesehen? Es wurde ja viel über diese Serie geschrieben, u.a. wegen der Produktionkosten, den drei Regisseuren und auch wegen der Handlung. Das schreckte uns erst ab, aber dann…Kennen Sie die Serie? Wenn ja, hier noch einmal der Titelsong zum Erinnern. Wenn Sie die Serie nicht gesehen haben, hören Sie trotzdem mal rein. Ist man in der richtigen Stimmung, kann er durchaus ein bisschen Gänsehaut verursachen.

 

Wie komme ich nun zur „Raumpatrouille“? Einer der Hauptfiguren in der Serie ist der Schauspieler Matthias Brandt. Als ich ihn sah, klingelte es bei mir- da war doch was? Eine Freundin hatte mir vor einigen Monaten von seinem Buch „Raumpatroullie“ vorgeschwärmt und ich wollte es damals schon lesen. Habe ich dann wieder vergessen. Jetzt lieh ich es mir als Hörbuch aus und es wird mein 4.Geschenktipp.

Matthias Brandt, der jüngste Sohn von Willy Brandt, erzählt in 15 Kurzgeschichten von seiner Kindheit. Das Hörbuch liest er selbst, etwas leise, etwas vorsichtig, fast so, als würde ein kleiner Junge seine Gedanken jemandem heimlich anvertrauen. Ich könnte nicht sagen, welche Geschichte mir am besten gefallen hat. Sie sind anrührend, feinsinnig, auch mal erheiternd und geben neben der Gefühlswelt des Jungen, der so anders aufgewachsen ist als Kinder in seinem Alter, auch Einiges über seinen Vater Willy und seine Mutter Rut Brandt preis. Wer zur Babyboomer-Generation gehört, der bekommt dazu noch viele Erinnerungsschnipsel präsentiert, z.B. das geliebte Bonanza-Fahrrad, eben das „Raumpatrouille“-Thema oder den TriTop-Fruchtsaftsirup.

Ich habe mir das Hörbuch inzwischen gekauft. Muss es um mich haben, damit ich bei Bedarf Herrn Brandt wieder zuhören kann.

Ab morgen erzähle ich Ihnen von Kellerfunden, brauche Ihre Hilfe und gebe Tipps für Bücher, die auf keiner Bestsellerliste stehen, die sich aber seit 25 Jahren trotzdem immer noch gut verkaufen und vor allen Dingen lesen lassen.

 

Der Trick

Dieses Buch nahm ich mit nach Prag, weil die Handlung teilweise dort im jüdischen Viertel spielt.

Aber ich fange in Los Angeles an: Die Eltern vom zehnjährigen Max wollen sich scheiden lassen. Max leidet darunter, weil er glaubt, die Schuld daran zu tragen. So ist er wie elektrisiert, als er in einem Umzugskarton seines Vaters eine LP mit Zaubersprüchen des großen Zauberers Zabbatinis findet. Max spielt die LP ab, doch ausgerechnet beim Liebes-Zauberspruch, der seine Eltern bestimmt wieder zusammenbringen würde, springt die Platte…Max läuft weg, um den Zauberer zu finden. Dabei hat er viel Glück, denn er findet Zabbatini bald in einem nahegelegenen Alterheim. Doch Zabbatini ist nicht gerade ein netter alter Herr, das Gegenteil ist der Fall.

Prag: Mosche Goldenhirsch hat es nicht leicht. Sein Vater ist Rabbiner in der jüdischen Gemeinde und er erzieht Mosche sehr streng. Als die Mutter stirbt, verschlechtert sich das Verhältnis zwischen Vater und Sohn und obwohl vom Vater verboten, besucht Mosche heimlich eine Zirkusvorstellung. Dort sieht er den „Halbmondmann“, einen Zauberer, der anscheinend in die Zukunft sehen kann. Um Mosche ist es geschehen und er  läuft von zuhause weg, um mit dem Zirkus durchs Land zu ziehen. Er wird der berühmte Zabbatini sein, bis er unter dem Regime Hitlers nicht mehr auftreten darf und nach Theresienstadt geschickt wird.

Ist Zabbatini noch der große Zauberer, der Max helfen kann? Und tut er es überhaupt?

Ein liebenswürdiger Roman fürs Gemüt.

Morgen präsentiere ich Ihnen mal wieder ein paar VIPs.

 

Bügeln als Bestrafung

Tonia wird auf einem Segelboot geboren, mit dem ihre Eltern über die Weltmeere fahren. Beide sind Wissenschaftler und dank einer Erbschaft sehr vermögend, so dass sie als Beschäftigung Pflanzen sammeln. Die Mutter übernimmt den Schulunterricht von Tonia und das Mädchen ist eine ausgezeichnete Schülerin, wie jährliche Tests in Wien zeigen. Den zweiten Lebensabschnitt verbringt Tonia in einem italienischen Internat. Dort erhält sie eines Tages die Nachricht, dass ihre Eltern tödlich verunglückt sind und erfährt gleichzeitig, dass sie eine Halbschwester hat, Hannah. Beide jungen Frauen verstehen sich blendend, so dass sie zusammen in das große Wiener Haus von Tonia ziehen. Glückliche Studienjahre folgen, Hannah heiratet und bekommt ihre Tochter Emile.Tonia liebt Emile, als wäre es ihre eigene Tochter und Tonia liebt das Leben.

Schnitt

Tonia arbeitet verarmt zwei Jahre erst als Haushälterin in Hamburg, dann zieht sie nach Heidelberg, um sich ganz auf das Bügeln der Wäsche von fremden Leuten zu konzentrieren. Das ist ihre Strafe für die Schuld, die sie ihrer Meinung nach auf sich geladen hat. Sie bekommt schnell einen festen Kundenstamm von betuchten Leuten, denn ihre Bügelkunst ist einzigartig. Tonia lebt sehr zurückgezogen, bis sie Karl Dyballa trifft, einen Mann, der wie der Lieblingsschriftsteller ihrer Mutter aussieht. Tonia und Karl freunden sich an, aber die Freundschaft reicht nicht aus, um Tonias zwanghaftes Wunsch nach eigener Bestrafung auszusetzen. Ihre Schuld ist zu groß und am Ende findet sie einen Weg, endlich ihre Schuld wieder gutzumachen.

Weitere „Zutaten“ zu dieser Geschichte, die eine Rolle spielen: Das schwarze Quadrat von Malewitsch, Whisky, schwimmen, Meeresbiologie, Mallorca, Besteigung des dritthöchsten Gipfels der Welt, eine Giraffenfotografie, Kino, Obst-und Gemüse und ein Mercedes.

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, denn Tonia ist eine außergewöhnliche und konsequente Frau. Das Buch ist für den Autor nicht typisch, denn er schreibt ansonsten sehr phantasievolle Romane oder Krimis, für die er auch schon den Deutschen Krimipreis bekam. Auch die Krimis zeichnen sich durch teilweise skurrile Handlungen aus, was bei „Der Büglerin“ aber nur manchmal aufblitzt.

Beim Bügeln fallen einem manchmal verwaiste einzelne Socken auf. Genau um diese geht es morgen.

Ungewöhnliches Romanthema

In jüngeren Jahren war ich ziemlich japanophil und besuchte u.a. einen Kurs zum Erlernen der  japanischen Kalligraphie. Meine Begeisterung hat sich inzwischen abgekühlt, doch als ich von diesem Roman hörte, war meine Neugierde dann doch geweckt:

Der Autor nimmt die Themen japanische Kalligraphie und neurologische Forschung und macht aus ihnen einen Roman. 

Tina hat angefangen, in San Francisco Neurologie zu studieren. Durch ihren Freund lernt sie den Leiter (Sensei) einer Kalligraphieschule in Japantown kennen, welcher vor kurzem einen Schlaganfall erlitten hat. Er ist seitdem abwesend und spricht nicht mehr. Den ganzen Tag lang malt er nur noch kalligraphische Zeichen, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben. Als er allerdings Tina zum ersten Mal sieht, scheinen seine Lebensgeister etwas geweckt und Tina fängt an, den Sensei öfter zu besuchen. Dies ist ihrer Mutter Hanako überhaupt nicht recht, weil sie und der Sensei Geheimnisse teilen. Doch Tina kümmert sich weiter um den Kranken, denn ihre Professoren sind auch sehr daran interessiert, das Gehirn des Senseis zu erfoschen und zu sehen, welche Teile des Gehirns für welche kalligraphischen Zeichen zuständig sind. Doch soll man den alten Mann der Forschung aussetzen? Tina muss eine Entscheidung treffen.

Empfehle ich Ihnen das Buch als Unterhaltungsroman? Nein. Natürlich spielen die Geheimnisse der beiden alten Leute eine große Rolle in diesem Roman, doch wird ihrer beider Geschichte durch Rückblenden erzählt und das ist besonders am Anfang ziemlich verwirrend.

Empfehle ich Ihnen das Buch, wenn Sie sich für Gehirnforschung interessieren? Nein. Die Aussagen dazu bleiben oberflächlich und vage.

Was mich an diesem Buch begeisterte:

Die Frau des Autors studierte in Japan u.a. Kalligraphie und hat dieses Buch illustriert. So gibt es auf vielen Seiten neben dem Romantext Abbildungen und Erklärungen zu gängigen japanische Zeichen. Die kalligraphischen Zeichen, die der Sensei nach dem Schlaganfall gemalt hat, werden gezeigt und eine mögliche Interpretation dazu gegeben. Sich diese Zeichen anzusehen und selbst zu überlegen, was sie bedeuten könnten, war das Beste.

In diesem Buch finden sich auch einige kurze Gedichte. Diese brachten mich dazu, nach längerer Zeit mich mal wieder mit dem Verfassen von Haikus zu beschäftigen. So ist morgen Haiku-Zeit!