Kommt ein Pferd in die Bar

Der Autor David Grossman erzählt in seinem Roman vom letzten Auftritt des israelischen Stand-up Comedians Dovele Grinstein. Sehen Sie sich das Titelbild des Buches an, was denken Sie, was fühlen Sie?

Das Bild strahlt Trauer aus, der Mann wirkt einsam, Sie haben vielleicht Mitgefühl mit ihm? Wie passt das zu dem Auftritt eines Komikers?

Zu Beginn seiner Show ist Dovele der bekannte Possenreißer. Er pöbelt die Zuschauer an, erzählt gute und schlechte Witze, umgarnt sein Publikum, um es im nächsten Moment wieder zu schockieren. Die Stimmung schwankt manchmal gefährlich, doch Dovele hat die Gäste fest im Griff und zieht alle Register. Ihm ist es an diesem Abend besonders wichtig, dass er gut ist, denn unter den Zuschauern ist ein bekannter Richter, mit dem Dovele in seiner Kindheit kurze Zeit befreundet war. Die beiden haben sich seit Jahrzehnten nicht gesehen, doch Dovele hatte den Richter zuvor zuhause aufgesucht und gebeten, zu seiner Show zu kommen. Er soll Dovele beobachten und ihm danach sagen, was für ein Mensch auf der Bühne steht.
Der Richter willigt nach einigen Bedenken ein. Was er dann am Abend während der Vorstellung sieht und hört, findet er abstoßend. Er will gerade gehen, als Dovele beginnt, die Geschichte von seiner ersten Beerdigung zu erzählen. Es ist eine traurige und verzweifelte Geschichte. Nach und nach verlassen immer mehr Zuschauer, die einen lustigen Abend erwartet hatten, empört den Saal.
Dovele erzählt seine Geschichte bis zum Ende. Nur noch wenige Besucher hören ihm zu, u.a. auch der Richter. Dieser ist danach schockiert, denn die Geschichte betrifft auch ihn und sein Lebenskartenhaus gerät ins Schwanken.

Als ich dieses Buch gelesen habe, hatte ich den Eindruck, dass ich im Zuschauersaal sitze. Ich lachte über einen Witz, im nächsten Moment schüttelte ich über eine Geschmacklosigkeit den Kopf oder reagierte erschrocken, als Dovele sich selbst erbarmungslos ins Gesicht schlägt. Der Sog dieses Romans ist unglaublich.
Ich habe nicht zu lesen aufgehört, als Dovele die Geschichte seiner ersten Beerdigung erzählt. Es ist nebenbei auch die Geschichte seiner Eltern, die in jungen Jahren den Holocaust zwar überlebt haben, aber danach täglich um Normalität in ihrem Alltagsleben kämpfen müssen.

Ich kann mir kein besseres Titelbild vorstellen.

Zu kopflastig-Die Antwort

Der Co-Autor dieses Blogs, Minky, mein Kater, warf mir gestern vor, der Blog sei zu kopflastig und ich sollte mal mehr Spässchen machen und mehr Witze erzählen. Mein Talent hält sich dabei sehr in Grenzen, da ich gehörte Witze schnell wieder vergesse. Aber ich will mich da nicht lumpen lassen:

„Herr Ober, in meiner Suppe liegt ein Hörgerät!“ „Wie bitte?“

Ich lache gerne über Alltagssituationen und habe da ja auch schon einige wiedergegeben, ich sage nur Schwimmbadgespräche. Aber ich kann auch mit einer neuen kleinen Geschichte aufwarten: Wir sind im Café von Heino in Bad Münstereifel und essen die berühmte Nusstorte. Auf jedem Stück findet sich oben ein weißes Schokoladenblättchen, auf dem das Konterfei von Heino zu sehen ist. Das Handy klingelt, eine Freundin ist dran. Fragt u.a., wo wir wären, worauf mein Mann ihr über Whats App ein Foto des Tortenstücks schickt. Antwort der Freundin: Seid ihr im Café von Karl Lagerfeld?

Schluss mit lustig! Morgen gibt es die Besprechung eines Buches der Sängerin Patti Smith.