Ungestüm und doch ganz zart (Hunsrück Urlaub Nr. 6)

Während unseres Urlaubs im Hunsrück kamen wir natürlich auch nicht an dem Thema Wein vorbei. Zum ersten Mal probierte ich einen „Blanc et Noir“, einen Weißwein, der wie ein Rotwein mundet. Eine Neuentdeckung war für mich auch die „Faberrebe“. Der Wein gilt zwar als trocken, doch nicht im Sinne von staubtrocken, sondern süffig trocken.

Eine Art Jagdfieber packte mich, als ich in der ersten Straußenwirtschaft auf einer Weinkarte zwei Beschreibungen von Weinen entdeckte, an die ich sofort ein Kreativsternchen verteilte:
“Aromenpingpong- charmant GEREIFT“
“Eine Sonate für die Seele und die Kehle“

Animiert von diesen beiden verbalen Lustmachern auf Wein suchte ich ab sofort weitere weinsprachliche Schätze und wurde auch fündig. Hier meine besten:

“KULTVERDÄCHTIG, ohne Allüren“
Die Zunge im Rebensaft planscht
Ein Hohepriester unter den Roten
Sublime Tropfen höhlen den Gaumen
Der Rote Simpel-cooler Typ
WIRBELWIND, pure Lust am Leben
Ein Geschmacksknospenstreichler par excellence
Ein roter Wonneproppen
Strotzt vor Kraft, mit viel WUMMS
Eine Kusshand aus dem Weinhimmel
Druckvoll, geradliniger Fluss

Fluss….einen besseren Übergang gibt es nicht zu meinem nächsten Blogbeitrag am Freitag, in dem ich über den Glanfluss schreibe.

Kennste eins, kennste alle- nicht bei Puppenmuseen (Hunsrück-Urlaub Nr.5)

Vor einigen Jahren entdeckten mein Mann und ich unsere Liebe zu Puppen- und Spielzeugmuseen und haben seitdem schon einige besucht. Die Museumskonzepte sind dabei recht unterschiedlich, so dass es nie langweilig wird, diese Art von Museen aufzusuchen. Da gibt es z.B. das Museum in Lübeck, dessen Schwerpunkt das Sammeln alter Puppen aus allen Erdteilen ist.

Oder in Lyon widmet man sich den einheimischen Puppenfiguren, sowie berühmten stationären Puppentheatern.

Beim Besuch des Museums für Puppentheaterkultur, kurz PuK genannt, in Bad Kreuznach, erfuhren wir nun viel über deutsche historische Puppentheater.

Displays erklärten sehr anschaulich die Unterschiede zwischen den Puppenarten und welche Besonderheiten man in der Handhabung beachten muss, wenn man mit ihnen auftreten will.

Auch wird gezeigt, wie man eine Puppe schnitzt oder welche anderen Materialien geeignet sind, eine Puppe zu erschaffen.

Unten links: Verschiedene Materialien kommen hier zum Einsatz, z.B. Wellpappe oder Seile. Mitte: Charles de Gaulle und Konrad Adenauer trafen sich 1958 in Bad Kreuznach, mit Pappmaché-Puppen erinnert man an diese besondere Zusammenkunft, denn es war das erste deutsch-französische Treffen nach dem 2. Weltkrieg.
Rechts: Miss Marple, geformt aus einer alten Plastikflasche.

Während die Räume der meisten von uns besuchten Puppenmuseen eher eine schummrige Beleuchtung hatten und dadurch eine Atmosphäre geschaffen wurde, als betrete man eine Puppenschatzkiste, ist das PuK weitläufig und hell und es gibt genügend Platz für Sonderausstellungen. Momentan bietet das Museum einen wunderbaren Überblick über alle Puppen, die nach dem zweiten Weltkrieg im Fernsehen aufgetreten sind und Besucher lernen dabei auch die Sprecher und Sprecherinnen dieser Puppen kennen.
Erinnern Sie sich noch an ihn? Bittttteschööööön:

Der Hase Cäsar war einer meiner Lieblinge, weil er immer ein bisschen frech war. Er trat von 1964 bis 1984 in verschiedenen Sendungen auf und hatte dann 2001 und 2004 noch zwei „Comebacks“.

Natürlich fehlten auch nicht die Stars der Augsburger Puppenkiste, aber über sie schreibe ich ein anderes Mal. Figuren aus der Sesamstraße waren ebenso vertreten wie die Akteure aus der „Sendung mit der Maus“.
Nach zwei Stunden waren wir auch von diesem Puppenmuseum sehr angetan. Es kamen wieder schöne Kindheitserinnerungen hoch, die lange verschüttet waren und der Vorsatz, öfter mal in ein Puppentheater zu gehen, wenn es wieder möglich ist, wurde bekräftigt.
Über die zweite Sonderausstellung im PuK schreibe ich morgen, denn da bietet es sich geradezu an, ein Wochenendrätsel einzubinden.

Flusslandschaften Nr. 1 (Hunsrück-Urlaub Nr. 4)


Während unseres Urlaubs haben wir Teile der Nahe und ihres Nebenflusses Glan kennengelernt. Was wir von der Nahe gesehen haben, gefiel uns gut, geschockt waren wir allerdings von der Tatsache, dass sie in einem Ort völlig verschwunden ist.
Ende der siebziger Jahre besuchten wir Idar-Oberstein, weil ich zu der damaligen Zeit eine fleißige Mineraliensammlerin war und diese Stadt als deutsches Mekka für Steininteressierte galt. Es gibt dort zu diesem Thema mehrere sehenswerte Ausstellungen und diverse Geschäfte, die Edelsteine und Mineralien anbieten. Damals alles in einem schönen Ambiente, sprich Altstadtflair.
2020: Als ich nunmehr zum zweiten Mal in Idar-Oberstein war, traute ich meinen Augen nicht. Habe ich schon einmal eine so trostlose Stadt gesehen? Mir fällt spontan keine ein. Der Hauptgrund:

Unter der vierspurigen Bundesstraße, die Sie in dieser Filmeinstellung sehen, fließt die Nahe, man verpasste dem Fluss einen Deckel. Ein zweiter Grund: Mitten in der Stadt wurden in den letzten Jahren mehrere hässliche Betonklötze hochgezogen. U.a. ein Einkaufszentrum, das die Fußgängerzone ausbluten lässt. Wenn Sie sich also nicht für Mineralien und Edelsteine interessieren, ersparen Sie sich die Fahrt nach Idar-Oberstein. Oder machen Sie einen Bogen um die Innenstadt und besuchen Sie nur das Schloss Oberstein.

Links unten sehen Sie die Ruine des Schlosses. Auch hier arbeiteten tatkräftige Hunsrücker zusammen und restaurierten das Anwesen in den 80er Jahren. Oben der Rittersaal, links daneben ein Fenster mit Achat-Splittern. Unten die Aussicht auf Idar-Oberstein.

In Kirn kamen wir zum ersten Mal mit der Nahe in Berührung. Hier darf sie noch durch die Innenstadt fließen und ein kleiner Bummel lohnt sich auf jeden Fall:

Die Ruine der Kyrburg (oben links) und Gebäude aus fünf Jahrhunderten (darunter einige der Fürstenfamilie Salm Kyrburg) machen Kirn zu einem interessanten Ausflugsziel.


Bad Münster war der zweite „Nahe“-Ort, hier hat der Fluss ein ganz anderes Erscheinungsbild:

Man kann am Fluss spazieren gehen, Rad fahren oder ein Paddelboot mieten. Das Ziel ist das nicht weit entfernte Bad Kreuznach. Aber vorher sollte man noch ein bisschen in Bad Münster flanieren, denn hier ist noch ein Hauch der Jahrhundertwende zu spüren, als die Bäderkultur ihren Aufschwung nahm.

Unten rechts ein Plakat, wie es damals in Bad Münster aussah. Unten links ein Blick in die Brunnentrinkhalle, wo man noch heute etwas für seine Gesundheit tun kann.

Auch in Bad Kreuznach prägt die Nahe das Stadtbild. Wenn Sie sich an meinem „Hunsrück-Abitur“ am vorletzten Samstag beteiligt haben, kennen Sie ja schon die berühmten Brückenhäuser von Bad Kreuznach.

Neben der Postkartenansicht der Brückenhäuser oben links gibt es noch weitere Häuser, z. B. unten links. Oben rechts der Marktplatz von Bad Kreuznach, unten rechts die Teilansicht des kleinen Museumviertels, in dem auch das Puppenmuseum liegt.

Wir haben nicht so viel von Bad Kreuznach gesehen, wie wir eigentlich wollten und machten nur einen kurzen Spaziergang durch die Altstadt und den Schlosspark. Schuld daran war das Puppenmuseum, das uns verzauberte…

Warum das so war, darüber schreibe ich am Freitag, nächste Woche geht es dann mit dem Glan-Fluss weiter.

Ein Tattoo zum 75. Geburtstag

Um Sie auf die Buchbesprechung einzustimmen, vorab noch zwei Bilder aus dem Steinskulpturenpark, über den ich vorgestern geschrieben habe. So viele Bücher hatte ich in diesem Urlaub nicht mit…

Nur jemand, der an Abibliophobie (= die fürchterliche und lähmende Angst, dass der Lesestoff ausgeht) leidet, würde so einen Stapel mitnehmen:

Sind die verschiedenen Steinarten nicht herrlich?

Meine Urlaubslektüre hatte nichts mit Kunst zu tun, sondern war ein Hohelied auf den Optimismus.

Kurz vor ihrem 75. Geburtstag stürzt Morayo da Silva in ihrer Wohnung und bricht sich eine Hüfte. Sie kommt zuerst ins Krankenhaus, danach in die Reha. Dort hat sie viel Zeit, sich an ihr früheres Leben zu erinnern. Sie war in jungen Jahren die Frau eines nigerianischen Diplomaten, die von der Welt viel sah und ein luxuriöses Leben führte. Doch irgendwann hatte sie genug von der Treulosigkeit ihres Mannes und wollte nicht mehr länger die Rolle der Vorzeigefrau spielen. Sie verlässt ihn und wird Literaturprofessorin. Viele glückliche Jahre folgten.
Seit vielen Jahren lebt sie jetzt schon alleine und sehnt sich öfter nach ihrem Heimatland Nigeria zurück. Doch lässt sich Morayo von diesen manchmal traurigen Momenten nicht unterkriegen, denn sie ist eine wahre Lebenskünstlerin. Sie fährt beispielsweise noch ein schickes Sportcoupé mit dem Namen „Buttercup“, will auch zum anstehenden Geburtstag wieder etwas Neues ausprobieren, dieses Mal soll es das Tattoostechen sein, und knüpft immer wieder neue Bekanntschaften. So lernt sie in der Reha auch Reggie kennen. Er besucht jeden Tag seine demente Frau und Morayo und Reggie schwimmen bald auf der selben Wellenlänge.
Als Morayo entlassen wird, ist sie voller Lebensfreude und Neugierde auf das, was die Zukunft noch für sie bereit hält.
Morayos Geschichte wird nicht nur von ihr selbst erzählt, sondern es kommen auch Freunde, Nachbarn und ihr Ex-Ehemann zu Wort. Deren Beziehungen zu Morayo zeigen noch einmal andere Wesenszüge dieser tollen Frau und ich wünschte mir, zum Bekanntenkreis Morayos zu gehören.

Bis Samstag!

Abwechslungsreiche Museen im Hunsrück (Urlaub Nr. 3)

Waren Sie schon einmal in einem Motorsägemuseum oder wollten Sie immer schon einmal ein Telefonmuseum besuchen? Gibt es im Hunsrück! Die Museumslandschaft ist hier vielfältig und drei Sammlungen möchte ich Ihnen heute kurz vorstellen. Sie sind auf Initiative einzelner Bürger entstanden, meine ersten „Beweise“ für unseren Eindruck, dass im Hunsrück öfter gesagt wird:“Geht nicht, gibts nicht!“

Pfiffig fand ich die Idee, ein Restaurant mit einer Art Oldtimerausstellung zu kombinieren. (Wer speist und trinkt darf kostenlos sehen und staunen).

Diese Kombination finden Sie in Grolsheim.“ClassicX“ ist ein amerikanischer Diner (Foto oben links) . Dieser Diner befindet sich in den Räumen von „Classicbid“, einer Auktionsfirma für Oldtimer. Hier können Sie sich ca. 150 Oldtimer ansehen und die meisten von ihnen auch spontan kaufen, wenn das Kleingeldbudget stimmt und Sie Lust auf einen Zweitwagen verspüren. Die Modelle sind mit technischen Angaben und Preisen versehen. Oder Sie warten, bis die nächste Auktion für Oldtimer durchgeführt wird.

In Windesheim, neben dem Gebäude der Orgelbaufirma Oberlinger, wurde 2001 ein Orgel-und Klaviermuseum, genannt „OAM-Orgel Art Museum, eröffnet.

2017 wurden Orgelmusik und Orgelbau als immaterielles Kulturerbe von der UNESCO bestätigt. Erfindungsgeist und handwerkliche Meisterschaft kann man in diesem Museum bewundern. Historische Orgeln und Klaviere stehen neben Instrumenten, die erst vor einigen Jahren von der Firma Oberlinger gebaut wurden. Wir lernten diverse Orgelarten kennen, von denen wir bis dahin noch nie gehört hatten, z.B. ein „Nonnenpositiv“, ein „Regal“ oder ein „Claviorganum“. Sie suchen eine Orgel fürs Wohnzimmer? Kein Problem, auch für kleinere Raummaße gibt es „vollen Orgelsound“.
Mir juckte es regelrecht in den Fingern, mal eine Tastatur anzuschlagen. Für alle Museumsbesucher mit ähnlich kribbelnden Fingern wäre es schön gewesen, wenn man bei einem Instrument etwas hätte spielen dürfen. Auch Orgelmusik als leise Hintergrundmusik würde das Museum noch etwas stimmungsvoller machen.
Hier ein bisschen passende Musik zu meinem Beitrag:

Noch eine positive Anmerkung: In den Räumen finden auch wechselnde Kunstausstellungen statt. An den Wänden kann man z.Zt. von zwei Künstlern Bilder betrachten, die sich alle dem Thema Musik widmeten.

Diese Skulptur gehört zu dem Skulpturenpark in Bad Kreuznach. Zusammen mit einem Museumsgebäude ist die Anlage in der Welt einzigartig, da ausschließlich Skulpturen aus Stein gezeigt werden. Eröffnet wurde sie 2010 von dem Künstlerpaar Kubach-Wilmsen, das vor Ort auch seine Werkstätten hat. Wenn man zwischen den einzelnen Skulpturen lustwandelt (ca. 65 sind es momentan, weitere Kunstwerke sollen noch dazukommen), wird man von einer ganz besonderen Atmosphäre gefangen genommen.

Diese Ausstellung ist auch ein Fest der Haptik. Augen schließen und fühlen… Die Kühle der Steine, das Glatte, das Raue, Kurven, Wellen, Spitzen…Dazu kommen die Farbspiele der Steine, das Glitzernde, das Matte- einfach grandios!

Wer schon einmal in Neuss bei der ehemaligen Raketenstation war und das Museum der Foundation Langen besucht hat (siehe auch Hinweis am Ende) wird vielleicht an seinen dortigen Besuch erinnert, denn beide Museumsgebäude wurden von dem japanischen Architekten Tadao Ando entworfen.

Leider hatte im Museum schon die Winterpause begonnen, so dass wir nur einen kleinen Eindruck von dem Innenhof des Museums bekamen.

Übermorgen zeige ich Ihnen noch weitere Bilder von diesem Urlaubshighlight und kombiniere die Fotos mit der Besprechung meiner Urlaubslektüre.

Am Rhein- Hunsrück-Urlaub (2)

Bacharach, Bingen, Rüdesheim und Ingelheim waren die Orte, die wir am Rhein besuchten. In der Vergangenheit hatten wir um diese Ausflugsziele immer einen großen Bogen gemacht, der Ruf, dort von Touristenscharen aus der ganzen Welt empfangen zu werden, schreckte uns ab.

Ein kleiner Beweis für die Internationalität der Besucher in Bacharach

In diesen Tagen hatten wir allerdings die Rüdesheimer Drosselgasse fast für uns alleine…

Rechts unten die Drosselgasse, die anderen Bilder sind ebenfalls aus Rüdesheim.

Diese Leere fanden wir auch in den anderen Orten. Waren in Rüdesheim trotzdem noch fast alle Cafés und Restaurants geöffnet, wurde es in Bacharach schon schwieriger, eine süße Kaffeepause einzulegen.

Clemens Brentano widmete Bacharach ein Gedicht, für Victor Hugo war Bacharach der schönste Ort der Welt

Mich beeindruckte in Bacharach am meisten die Ruine der Wernerkapelle. Hier eine Fotocollage:

Wenn Sie die Geschichte der Kapelle interessiert: https://www.bacharach.mittelrhein.net/rhein/wernerkapelle/

Besucht man diesen Teil des Rheins, sollte Zeit für eine kleine Rheinfahrt einplant werden, um Rheinromantik vom Wasser aus zu erleben:

In Bingen startet die „Burgenfahrt“ mit einem Schiff der „Weißen Flotte“, sie dauert eine gute Stunde.

Apropos Bingen: Das Rheinufer- sehr schön, dort fand 2008 eine Landesgartenschau statt und dadurch hat die Promenade sehr an Attraktivität gewonnen. Die Innenstadt-eher traurig. Eine Kollektion von Bausünden erwartet sie.

Ingelhein: Das Zentrum des Städtchens liegt auf dem Gelände einer prunkvollen Kaiserpfalz von Karl dem Großen. Ein beschilderter Rundweg führt zu den einzelnen Ruinenteilen der Pfalz. Wir wurden insofern enttäuscht, dass z.Zt diverse Abschnitte dieser Anlage gar nicht zugänglich sind, sei es, weil die Videoüberwachung kaputt ist, es zu behebende Bauschäden gibt oder die Eingangspforten ohne Angabe von Gründen abgeschlossen waren.
Positiv zu erwähnen: Im „Alten Rathaus“ finden seit 1949 hochkarätige Kunstausstellungen statt, gesponsert vom Pharmaunternehmen Böhringer. Noch bis Februar werden z. Zt. erstmalig in Deutschland die Tierbilder von Klee präsentiert.

Dieser Tag am Rhein hat mich berührt. Meine romantische Seele schmolz dahin, als ich die Burgen betrachtete und dann auf den Rhein blickte.

Der berühmte englische Künstler William Turner liebte ebenfalls den Rhein und malte ihn oft. Mit diesem Foto habe ich versucht, die Stimmung einiger seiner Bilder wiederzugeben.

Was mich aber ebenso beschäftigte, das war die Leere der Städte. Natürlich ist diese Saison eine besondere, aber in Bacharach hörten wir in einem Hotel an einem Nebentisch ein Gespräch eines jungen Wirts mit anderen Gästen mit. Er hatte in den letzten Monaten Einbußen, doch was ihm viel mehr zu schaffen machte war, dass in den Hotels, Restaurants und Geschäften seit einigen Jahren kaum ein Generationswechsel stattfindet und dadurch das Angebot für Touristen immer schmaler wird und man junge Menschen nicht mehr anspricht. Er malte ein ziemlich düsteres Bild und schloß nicht aus, dass in einigen Jahren die „Rheinperlen“ ausgestorben sind.

Auf den „Charme“ der 50er und 60er Jahre trifft man in diesen Orten noch häufig

Wie kann man die Entwicklung aufhalten? Der Hunsrück muss ebenfalls um Touristen kämpfen, aber wir gewannen in unserer Urlaubswoche mehrmals den Eindruck, dass hier die Menschen mehr Eigeninitiative entwickeln, um für Gäste interessanter zu werden. Es gibt zig Fördervereine und Stiftungen, in denen sich viele Menschen engagieren. Nächste Woche zeige ich Ihnen einige Beispiele.
Übermorgen gibt es aber erst wieder Kraftfutter für Ihr Gedächtnis.

Urlaub im unbekannten Hunsrück (1)-Wallhausen

Letzte Woche verbrachten mein Mann und ich einige Urlaubstage im Hunsrück. Unser „Basislager“ schlugen wir in Wallhausen auf.

Dieser Standort erwies sich im Laufe der Woche als optimal. Die Landschaft ist hier besonders schön, mich erinnerte sie manchmal ein bisschen an die Toskana und die bunten Weinberge waren eine Pracht. Man kann wunderbar wandern und es gibt Bahntrassenwege für Radfahrer. Fledermäuse, Greifvögel und Starenschwärme lassen sich beobachten. Für alle, die gerne Ausflüge mit dem Auto machen, liegt Wallhausen sehr günstig. Die Nahe und der Rhein sind nicht weit, ebenso schnell ist man im nördlichen oder südlichen Hunsrück mit vielen alten malerischen Orten und Naturschönheiten. Und wer mal zwischendurch wieder etwas Großstadtluft braucht, ist z.B. schnell in Mainz oder Koblenz.

Wir wohnten sehr angenehm im „Ferienhaus am Schloss“, ein liebevoll restauriertes Haus aus dem 16.Jahrhundert.

https://www.ferienhausamschloss.de/das-haus

Wallhausen ist ein Dorf mit diversen Weingütern und recht typisch für den Hunsrück. Touristen sind hier in der Minderheit, es gibt keine abendliche Party wie in den Touristenhochburgen an der Mosel. Hier ist es ruhig und beschaulich und somit ist das gastronomische Angebot z.Zt., abgesehen von einer täglich geöffneten Dönerbude, auf das lange Wochenende beschränkt. Dann haben eine Pizzeria und ein Gasthof geöffnet und man kann in Straußenwirtschaften einkehren. An anderen Tagen weicht man in umliegende Dörfer mit weiteren Gasthöfen aus oder fährt nach Bad Kreuznach (12 km entfernt). Vor Ort gibt es einen Bäcker, einen Metzger und einen Obst-und Gemüseladen. Supermärkte sind 3 km (Aldi) und 6 km entfernt (Rewe).

Unser erster Ausflug ging an den Rhein, darüber berichte ich übermorgen.


Dieser Beitrag ist keine bezahlte Werbung.

War SOHN beim MRT?

Letzte Woche war ich beim MRT. Das Screenen macht ja recht unterschiedliche und ziemlich laute Geräusche. Um mich etwas abzulenken, dachte ich mir beim letzten Mal aus, der Krach würde zu einer Videoinstallation auf der Documenta gehören und schlief darüber tatsächlich kurz ein. Dieses Mal kam mir sofort der Gedanke, dass ich diese Geräusche teilweise schon einmal in einem Lied gehört habe und grübelte. Auf dem Nachhauseweg fiel es mir dann endlich ein. Der Sänger „SOHN“ und sein Lied „Fool“ sind MTR-angehaucht. Da ich diese Musik in meinem Blog noch nicht vorgestellt habe, möchte ich das jetzt schnellstens nachholen. „Tremors“ ist das Lied für „SOHN“-Anfänger, „The Wheel“ ist das bekannteste Stück.

Bis Donnerstag!

Ein Reiseführer, nicht nur für Corona Zeiten

Reisebeschränkungen hin oder her, mit diesem „Reiseführer des Zufalls“ sind sie für alle Eventualitäten gut gerüstet, sogar wenn Sie zuhause bleiben und unbekannte Stadtteile Ihrer Heimatstadt erkunden.
Das Buch besteht aus vier Teilen.

Das Abcdarium macht den Anfang:

Kurze Essays zu den Themen „Alltag“, „Das Banale“, „Experimente“, „Serendipität“, „Erwartungen“und „Zufall“ ergänzen das ABC.

Und dann geht es los mit Stadtexperimenten

und vielen ungewöhnlichen Vorschlägen, was man in einer Stadt tun kann, wenn Sehenswürdigkeiten und Museen schon bekannt oder mal nicht von Interesse sind. Beispiele: Was sehen Sie, was alles blau ist? Kaufen Sie sich das hässlichste Souvenir der Stadt und verschenken es freudestrahlend weiter. Was gibt es kostenlos in dieser Stadt?

Dazu kommen Tipps, wie man auch einmal anders fotografieren kann. (z.B. das Handy/ den Fotoapparat immer nur vor den Bauch halten).

Die ersten Bauchfotos mit und ohne Bearbeitung

Abgerundet wird alles durch diverse Fragen nach der eigenen Befindlichkeit, während man mit dem Reiseführer des Zufalls eine Stadt kennenlernt. Welche Geräusche hört man? Würden Sie in dieser Stadt gerne wohnen? Haben Sie etwas entdeckt, das Sie noch nicht kannten? Was könnte man in der Stadt verbessern?
Das Buch bringt einen dazu, sich mit dem Gesehenen und Erlebten ausführlich auseinander zu setzen und gibt viele Denkanstöße. Ich habe mir in ein leeres Notizbuch diverse Fragen und Ideen aufgeschrieben und freue mich schon auf meinen ersten „Zufallspaziergang“ im November. Erst flanieren und dann in einem Café das Notizbuch mit hoffentlich vielen Eindrücken füllen, so ist der Plan.

Treffen mit dem kleinen Wassermann

Es war mal wieder Zeit für einen Besuch in der Ludwiggalerie in Oberhausen. Dort findet z.Zt. diese Ausstellung statt:

Das Buch, das Otfried Preußler bekannt gemacht hat, war „Der kleine Wassermann“ und dieses Buch war auch mein erstes, heiß geliebtes, Kinderbuch (neben den Grimmschen Märchen). Können Sie sich vorstellen, wie mein Herz aufging, als ich jetzt die Originalzeichnungen sah? Wenn Sie mit „Die kleine Hexe“ oder „Das kleine Gespenst“ aufgewachsen sind, werden Sie ebenfalls auf Ihre Kosten kommen.


Aber das ist nur ein Teil des Vergnügens. Die alten Titel wurden vor ca. 10 Jahren noch einmal neu bearbeitet und koloriert. Die dafür verantwortlichen Illustratoren erweiterten die Originalzeichnungen mit witzigen Details und es macht viel Spaß, diese zu entdecken. Auch ist es interessant, einmal die Wirkung der Schwarzweissbilder mit der der Farbillustrationen zu vergleichen. Farbe gewinnt nicht immer.

Ich musste mir als Ex-Buchhändlerin auf dieser Ausstellung eingestehen, dass mein Preußler-Wissen einige Lücken aufwies. Ich kannte längst nicht alle Bücher! So entdeckte ich neue Geschichten und wunderbare Bilder. Was ich besonders lobenswert fand: Es gibt Erklärungstafeln über die Maltechniken- sehr inspirierend, wenn man selbst ein bisschen pinselt und werkelt.

Die Museumsräume dürfen 80 Personen (mit Maske) gleichzeitig besuchen, diese Zahl wurde am letzten Wochenende bei weitem nicht erreicht. Die üblichen Sitzgelegenheiten sind dadurch beschränkt, dass dort die Bücher von Preußler ausliegen und man sie sich ansehen kann.

Idee für einen Familienausflug am Sonntag? Ja, wenn Sie Ihrem Rücken mal eine Sonderschicht zumuten wollen und Ihr Kind immer hochheben, denn die Bilder hängen in Augenhöhe der Erwachsenen. Es gibt allerdings auch viele Veranstaltungen zu der Ausstellung, die sich besonders an Kinder richten. Vielleicht ist das eine Alternative? Oder Sie nehmen ein Höckerchen mit und stellen es demonstrativ vor die Bilder?

Zum Schluss ein Rätsel für Preußler-Fans:

Welche beiden Bücher hat Otfried Preußler selbst illustriert? Die Antwort erhalten Sie am Samstag.