Eine zweite Museumsüberraschung- Besuch in Kevelaer Teil 1

Ja, eigentlich wollte ich mir auf meiner ersten Niederrheintour nur “mal eben kurz” die Ausstellung “Vom Zauber alter Fliesen” im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer ansehen und dann hauptsächlich mit dem Rad Richtung holländische Grenze fahren. Aber das Museum machte mir einen Strich durch die Rechnung, denn es war, wie das letzte Woche beschriebene Museum in Münster eine große, sehr schöne Überraschung und das Rad blieb im Auto. Es gab in dem Museum so viel zu entdecken, dass ich meinen Bericht aufteile. Die holländischen Fliesen kommen morgen dran, heute erst einmal ein paar Eindrücke vom Präsenzbestand des Museums.

Das Museum liegt mitten in Kevelaer (Straße “Am Museum”, parken am besten auf dem Parkplatz “Ladenstraße”). Der Eintritt ist mit 3 Euro für alle Ausstellungen sehr zivil. Kommt man in den ersten Ausstellungsraum, wird man in seine Kindheit katapultiert: Altes Spielzeug, Puppenhäuser, die Einrichtung einer alten Schulklasse und ein Tante Emma Laden erwarten den Besucher und man kann schon unendlich viel betrachten. 

Die Welt der Käthe Delhey aus Emmerich. Von diesen Displays gibt es ca. zwanzig.

Geht man in den nächsten Raum, erwarten einen “alte Handwerkskünste”, wie z.B. die Glasmacherei, die Stickerei ( für all die Bischofsgewände) oder der Holzschuhmacher.

Auch im dritten Raum kam ich ins Schwärmen. Hier gibt es eine beeindruckende Sammlung von Steingut, Fayencen, Porzellan oder niederrheinischer Pottbäckerei. Besonders angetan war ich von der Dekoration des Alltagsporzellans aus der Weimarer Republik

 + der niederrheinischen Irdenware aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Natürlich darf in einem Volkskundemuseum in Kevelaer das Sakrale nicht fehlen. Hier müssen die umfangreiche Sammlung an Rosenkränzen und die ausgefallenen Marienstatuen erwähnt werden.

Z.Zt. kam man darüber hinaus sich noch eine Grafikausstellung zum Thema “eine Wallfahrt nach Kevelaer” von Heinrich Heine betrachten.

Ich habe mir längst nicht alle Vitrinen und Räume angesehen, da ich ja eigentlich nur die Fliesenausstellung besuchen wollte. So brach ich meinen Besuch irgendwann ab. Da mein Mann das Museum auch nicht kennt, werde ich bestimmt noch einmal wiederkommen.

Das war in sehr großer Kürze Teil 1. Morgen zeige ich dann ein paar Beispiele aus der Fliesensammlung und erzähle ein bisschen dazu.

Er hätte nicht joggen müssen

Mein Mann und ich waren am vorletzten Wochenende in Münster, um uns die Henry Moore Ausstellung im LWL-Museum für Kunst und Kultur anzusehen.

Wir kannten dieses Museum noch nicht und wollten um 14 Uhr eine Führung mitmachen. Man muss dann um Punkt 13 Uhr da sein, um einen Platz zu ergattern. (Internetreservierung ist nicht vorgesehen). Wir waren 13.20 Uhr da, Pech gehabt, Führung für uns kein Thema mehr. Also sahen wir uns die Ausstellung auf eigene Faust an. Sie zeigt Kunstwerke von Henry Moore in Korrelation zu Werken von anderen Künstlern (z.B. Picasso, Hartung, Beuys, Arp oder Giacometti), die von Moore beeinflusst wurden oder seine Ideen weiter entwickelt haben.

Wir kannten schon einige der imposanten Skulpturen von Henry Moore aus anderen Städten und waren von ihnen immer wieder fasziniert. Bei dieser Ausstellung wurden fast nur die kleinen Arbeitsmodelle für die großen Figuren gezeigt (verständlicherweise), aber diese “Urkraft” seiner Skulpturen war jetzt nicht zu spüren. Deshalb waren für mich die ebenfalls gezeigten Zeichnungen und Vorstudien zu den Skulpturen noch interessanter, aber alles in allem fanden wir die Ausstellung etwas blutleer.

Da wir nun aber schon einmal in dem Museum waren, besuchten wir auch noch die anderen Stockwerke und waren einfach nur “baff”. Hatten wir uns auf Henry Moore mit Hilfe von Büchern schon etwas vorbereitet, so wussten wir von dem Museum gar nichts und kamen aus dem Staunen ob der Qualität der dargebotenen Kunstwerke und der Größe und der Architektur des Museums nicht mehr heraus.

Ich zähle hier jetzt nichts von den Kunstwerken auf, gleich gibt es passende Links. Nach 2 1/2 Stunden waren wir nicht mehr aufnahmefähig und hatten längst nicht alles gesehen. Lapidar meinte mein Mann: “Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich heute früh nicht joggen müssen…”.

Obwohl wir noch Zeit gehabt hätten, um in Münster ein bisschen zu bummeln, waren wir zu kaputt und sind nach Hause gefahren. Aber wir werden wiederkommen mit frischem Kopf und viel Neugierde.

Die Henry Moore Ausstellung läuft noch bis zum 19.3.2017.

Dieser Bildband gefiel mir von allen angesehenen am besten, da der Fotograf nicht nur die Skulpturen zeigt, sondern auch Bilder mit Naturmotiven, die den Bildhauer beeinflusst haben.

Hier noch ein Link zu einer Ausstellungskritik aus der ZEIT mit einem, wie ich finde, interessanten Ansatz, als was man heute die Werke von Moore betrachten kann.

http://www.zeit.de/2016/48/henry-moore-muenster-skulpturen-ausstellung

Und wenn Sie sich jetzt vielleicht einen Museumsbesuch vornehmen, dann sind Sie hier richtig:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/LWL-Museum_für_Kunst_und_Kultur

 

Karneval als UNESCO Kulturerbe – ein Ausflugstipp

Wer mal ein etwas anderes jeckes Treiben erleben möchte, der sollte am Sonntag, Rosenmontag oder Karnevalsdienstag nach Binche in Belgien fahren. Hier wird auch Karneval gefeiert, aber doch anders, und es gibt sogar ein Karnevalsmuseum. Dieses besuchten wir im Sommer vor drei Jahren.

Hier noch ein Link zu der passenden Touristeninformation, was es mit diesen Figuren auf sich hat und was an den einzelnen Tagen in Binche geboten wird:

http://www.belgien-tourismus.de/informations/veranstaltungen-binche-der-karneval-von-binche/de/E/19438.html

 Viel Spaß!

Ich habe am Wochenende nicht zu tief ins Glas geschaut, oder ???

Wie lange können Sie auf das Bild sehen?

 

 

Leben? Oder Theater?

Dies ist der Titel eines Werkzyklus mit 1325 Bildern der Berliner Künstlerin Charlotte Salomon, einer Künstlerin, die in Vergessenheit gerät. David Foenkinos will mit seinem Roman gegensteuern.

Charlotte Salomon

Charlotte wird 1917 geboren. Ihr Leben ist von Anfang an überschattet, denn in der Familie mütterlicherseits gab es viele Selbstmorde und auch ihre eigene Mutter nimmt sich das Leben, als Charlotte neun Jahre alt ist. Glücklicherweise versteht sie sich mit ihrer Stiefmutter, einer bekannten Sängerin, anfänglich gut, doch als die Pubertät beginnt, ändert sich dies und Charlotte hat erste depressive Schübe. Zusätzlich verschlimmert sich die Situation durch den Beginn des Krieges. Als Jüdin hat sie es in der Schule sehr schwer und sie verlässt die Schule ein Jahr vor dem Abitur. Zwei Jahre später wird sie als große Ausnahme an der Kunstakademie angenommen, doch als sie den ersten Preis bei einem Wettbewerb gewinnt, ihn aber als Jüdin nicht annehmen darf, verlässt sie die Akademie. Wieder zwei Jahre später flüchtet sie alleine nach Frankreich, wo sie zusammen mit ihren Großeltern in Villefranche-sur-Mer lebt. Auch hier kämpft sie mit Schrecklichem: In Berlin musste sie ihren Geliebten verlassen und darunter leidet sie sehr, ihre Großmutter nimmt sich das Leben und 1940 besetzen die Deutschen auch den Süden Frankreichs. Um nicht verrückt zu werden, beginnt sie wieder zu malen und malt in 800 Blättern ihr Leben, erweitert durch passende Musik und Theateranweisungen. Sie heiratet einen österreichischen Flüchtling und wird etwas später schwanger. Doch dann verrät man das Ehepaar und beide kommen im Konzentrationslager Ausschwitz ums Leben.

Das Herz wird schwer, wenn man das Buch liest. Aber es lohnt sich! Wer mehr über Charlotte Salomon wissen möchte: In Amsterdam gibt es das Joods Historisch Museum, hier ist das Werk von der Künstlerin ab und zu zu sehen.http://jck.nl/nl/locatie/joods-historisch-museum

Zur Erinnerung: Heute vor 75 Jahren fand die Wannseekonferenz statt, auf der fünfzehn Mitglieder des Naziregimes die Ausrottung der Juden beschlossen  und die Abwicklung ausarbeiteten.

Eigentlich überhaupt keine Lust gehabt

Am Wochenende fragten uns Freunde, ob wir mit zu dieser Ausstellung kommen.

Donaldplakat

Ich hatte bei dem miesen Wetter gar keine Lust, mich von der Couch zu erheben, aber da ich schon öfter lustlos irgendwo hingegangen bin und es dann ganz toll wurde, stimmte ich zu. Wie gut!

Nutzen Sie die Gelegenheit, diese Ausstellung zu besuchen, denn sie macht richtig gute Laune. (Läuft noch bis Sonntag). Vorgestellt werden die berühmtesten Zeichner von Donald, Micky, Dagobert & Co. Viele Originalskizzen und Auszüge aus alten Comicheften sind zu bestaunen.

99 Donalds und ein Dagobert, wo ist Dagobert versteckt?
99 Donalds und ein Dagobert, wo ist Dagobert versteckt?

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Wenn man alles sehen und lesen möchte, dann muss man Zeit mitbringen. Wir waren 2 Stunden dort und haben längst nicht alle Comics gelesen. Außerdem laufen parallel noch eine Karikaturenausstellung und eine Ausstellung zu dem Thema “Marlene Dietrich und der Nationalsozialismus”. Weitere Infos gibt es hier: http://www.ludwiggalerie.de/de/ausstellungen/aktuell/

 

Warum sammeln wir?

Ob Puppen, Briefmarken, Bücher, Leichenteile oder Pokemonkarten- es gibt nichts, was Menschen nicht sammlen. Warum ist das so? Seit wann sammeln Menschen Gegenstände, die sie nicht fürs Überleben brauchen?

Sammelnuch

Dieses Buch beleuchtet alle Facetten des Sammelns. Die Geschichte des Sammelns ab dem 15.Jahrhundert wird anhand von Porträts berühmter Sammler ausführlich erzählt. Beweggründe, Sammlungen und später Museen, wie wir sie heute kennen, zu eröffnen gab es viele. Man wollte z.B. die Natur dokumentieren, wollte nach der Entdeckung Amerikas sich mit unbekannten und exotischen Dingen umgeben oder, noch besser, sich mit dem Besitz eines Kuriositätenkabinetts schmücken. Rudolf II von Habsburg oder August der Starke waren die “Hohepriester”, wenn es um das Anhäufen von einzigartigen Kostbarkeiten ging. Im 17.Jahrhundert wurden dann Teile des menschlichen Körpers zum Sammlerobjekt, mit dem Sammeln von religiösen Reliquiem beschäftigt sich ein besonderes Kapitel.

Wurde in den ersten Jahrhunderten nur unsystematisch gesammelt, begann im 18.Jahrhundert das wissenschaftliche Sammeln und Carl von Linné war der erste, der seine Botaniksammlung klassifizierte. Auch wird in diesem Jahrhundert erstmalig dem gemeinen Volk Sammlungen zugängig gemacht (Louvre), zuvor war es Privatsache von Adeligen oder reichen Leuten. Dass das einfache Volk auch Vieles sammeln und “einzigartigen” Stücken nachjagen konnte, dafür sorgte im 19. Jahrhundert die Möglichkeit der Massenproduktion und damit wurde dann auch der “Kitsch”geboren. Auf diesem Stand sind wir noch heute und psychologische und philosophische Aspekte sind deshalb auch Themen dieses Buches. Warum sammeln wir? Psychologisch wird es als Versicherung der Individualität gegenüber seinen Mitmenschen interpretiert, als Fluchtmöglichkeit aus dem trostlosen Alltag oder als ein Akt, etwas Gutes tun zu wollen, in dem man sammelt, um etwas vor dem Verschwinden zu retten. Doch macht Sammeln glücklich? Oftmals nicht, denn “der Triumph einer Eroberung eines Objekts folgt immer Desillusionierung- und die Notwendigkeit, zu neuen Eroberungen aufzubrechen. … Besitz mag uns gegen die Notwendigkeit abschotten, die Welt ganz ungeschützt und ohne Rückzugsmöglichkeit zu begegnen, aber der Friede liegt immer außerhalb.”

Meine Besprechung gibt nur einen sehr kleinen Teil des Buchinhaltes wieder. Es ist ein Buch zum Staunen (auch dank der besonderen Illustrationen) und macht Lust, besondere Museen zu besuchen oder noch tiefer in dieses Thema einzusteigen. Und wenn man dann noch selber sammelt, dann kommt man ins Grübeln.

Wer noch über ein paar ausgefallene Beispiele heutiger Sammelleidenschaft lesen und über die Bilder staunen möchte, dem sei noch dieser Bildband empfohlen:

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Die Fotografin Land-Weber ist zwei Jahre durch die USA gereist und hat ca. 130 Sammler besucht. In kurzen Texten lernt man die Sammler kennen und erfährt, warum sie ihr Leben dem Sammeln widmen. “Abgerundet” wird das Buch mit einem Essay von Walter Benjamin zum Thema “Das Sammeln von Büchern”.

 

 

Ich hoffe, dass es Ihnen nicht so geht…

 

Man muss es nicht schön finden…

aber die kunsthandwerkliche Arbeit lässt mich mit offenem Mund staunen.

This weekend we’re highlighting objects from the opulent #Waddesdon gallery. These Renaissance and medieval treasures were collected by Baron Rothschild and bequeathed to the Museum in 1898. This mounted nautilus shell cup was made in Germany during the 16th century. The nautilus is a squid-like sea creature with mother-of-pearl on the inside of its shell. It’s often said to be a ‘living fossil’ as it has evolved very little over millions of years. They live in the Indian and western Pacific Oceans, and were an extremely exotic curiosity at the time. Here the shell has been carved with Chinese dragons, and set inside a silver-gilt mount. The mount shows a dragon swallowing its prey, and the interior of the shell has been opened up to form the inside of the dragon’s mouth. An infant Hercules sits astride the dragon’s neck, and the hinges on the sides show mermaids in Indian dress. The foot of the mount was made from a mould of a real sea eagle’s claw. The cup would have been an extravagant addition to any wealthy European’s collection of expensive ornaments. #nautilus #gold #engraving #Rothschild #Renaissance

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This is the stunning Grenville Jewel. Its dazzling exterior is set with diamonds, emeralds, opals, rubies and pearls. The intricate floral design is enamelled gold, which continues onto the rear of the locket. It was made before 1643 in either London or Paris, and it opens up to reveal a miniature portrait of Sir Bevill Grenville, a Royalist general in the English Civil War (1642-1651). He sent this jewel to his wife, Lady Grace Grenville, between 1639-1643 when the political climate kept them apart. The enamelled pansies seen between the jewels are significant as the flowers were associated with loving thoughts at the time. See more exquisite jewellery and other Renaissance and medieval treasures in our #Waddesdon gallery. #jewellery #diamonds #BritishMuseum #Rothschild #locket

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Nach Venlo-nicht nur zum Einkaufen!

Schon lange wollte ich meinen Töpfereiofen mal wieder füllen. Da ich nun einen anderen Tagesablauf habe, kann ich mir zwischendurch immer mal wieder eine Stunde frei schaufeln und meine Pläne, wieder mit dem Töpfern anzufangen, wurden in den letzten Tagen immer konkreter. Um mich auf das Thema einzustimmen, besuchte ich zuerst das Töpfermuseum ( Keramiekcentrum Tiendschuur) in Tegelen, nahe bei Venlo. Es liegt sehr schön eingebettet in einer Schlossanlage.

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Auf zwei Etagen findet man ab Römerzeit bis zum heutigen Tage ganz unterschiedliche Töpfereiwaren- und Skulpturen. Die untere Etage zeigt eher die älteren Exponate,

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in der oberen Etage sind Wechselausstellungen zu sehen mit modernen Kunst-oder Designstücken. (Momentan läuft die Ausstellung “Dutch Design).

Töpfereimuseum

Das Museum ( von 14-17 Uhr geöffnet) ist nicht sooo groß, aber es gab diverse interessante Stücke zu entdecken. Ergänzt wird es noch durch einen kleinen Verkaufsraum und der Möglichkeit, einen Kaffee zu trinken.

Ausstellungsbeispiele
Ausstellungsbeispiele

Da ich nach der Besichtigung noch Zeit hatte, fuhr ich in das 2 km entfernte Steyler Klosterdorf. Ich wusste, dass eine Kollegin nach einem dortigen Besuch ganz begeistert zurück kam, konnte mich an Details aber nicht mehr erinnern. Was mich dort erwartete, das erzähle ich morgen, denn ein Besuch am Wochenende hätte für Sie vielleicht seinen Reiz.