Kunst oder nicht Kunst?

Gestern schrieb ich, dass ich beim Besuch der aktuellen Ausstellung im Krefelder Textilmuseum an meinen Urlaub in Lettland und Litauen erinnert wurde. So hieß beispielsweise ein Kunstwerk „Riga“:

Es bestand aus vielen Papierperlen und sollte Riga darstellen. Nach einer alten Sage lässt der Teufel Riga untergehen, sobald es fertig gebaut ist. Dieses Kunstwerk kann immer erweitert werden.

Von Krefeld aus geht die Ausstellung nach Dänemark, anschließend nach Litauen. Ich musste sofort an das Museum für moderne Kunst in Vilnius denken. Hier hatten wir eine Ausstellung gesehen, die mich immer noch beschäftigt.

Ist diese Skulptur für Sie Kunst? Überlegen Sie einen Moment, bevor Sie weiterlesen.

Man kam in dem Museum in einen großen hellen Raum, der dem japanischen Künstler Yuji Agematsu gewidmet war. Er ist in den USA ein gefeierter Künstler und hat sich spezialisiert auf Skulpturen und Erfindungen von Landschaften aus Fundstücken, die er in den Straßenschluchten von New York entdeckt. Auf dem Schild wird der Sammelzeitraum angegeben 1-31.Mai 2014.

In dem Raum hing eine lange schmale Glasplatte, auf der verschiedene Zellophantütchen standen.

Ging man näher heran, sah man z.B. dieses Gebilde.

Hatten Sie sich oben bei der Frage entschieden, dass es Kunst ist?

Es ist ca. 3 cm groß und besteht aus einem kleinen Stück Draht, einem alten Bonbon und einem Zigarettenstummel.

Hier ein anderes Beispiel:

Ich wusste bis Montag nicht, ob ich es einfach nur ekelig finden oder die Ideen, die Achtsamkeit und Fantasie des Künstlers bewundern sollte. Um es herauszufinden, versuchte ich, mir eigene Miniskulpturen auszudenken. Hier die Ergebnisse:



Mir hat das viel Spaß gemacht und meine Fundstücke (alle auch unter 5 cm groß) waren auch nicht ekelig. Die Achtsamkeit, aus kleinsten Mülldingen etwas Besonderes zu machen, das manchmal den Eindruck erweckt, es könnte von einem anderen Stern kommen, lässt mich jetzt Yuji Agematsu als Künstler sehr schätzen.

Tiny Houses sind ja stark im Kommen, da passt dann TinyArt bestens zu.

Zum Auftakt ins Wochenende schwinge ich mit Ihnen morgen das Tanzbein.

Litauen/Lettland-Reise- der letzte Tag in Riga

Zum Ende unserer Reise besuchten wir die lettische Hauptstadt Riga. Wie im letzten Bericht schon erwähnt, kann man von Jūrmala aus sehr günstig mit den Zug dorthin fahren. Das taten wir dann auch und um es vorweg zu sagen: Riga hat uns nicht so gut gefallen. Das lag evtl. daran, dass wir noch die Eindrücke von Vilnius (und von einer anderen Reise auch die von Tallin ) im Kopf hatten und verglichen und Riga dabei wegen ihrer lauten und hektisch Großstadtatmosphäre schlechter wegkam, es könnte aber auch sein, dass uns besonders die Altstadt an das überlaufende und überteuerte Prag im November erinnerte.

Es empfing uns ein ziemlich deprimierender Bahnhof. Er steht auf einer imaginären Grenze zwischen Altstadt und Ostblock-Gebäuden. Diesen Teil besuchten wir zuerst.

Im Uhrzeigersinn: Oben rechts am Bahnh0f, dann einige Hallen des Großmarktes, unten links die Akademie der Wissenschaften, darüber ein Plastikblumenstand

Der Großmarkt begeisterte uns nicht so sehr wie die Autoren unseres Reiseführers und so wechselten wir auf die Altstadtseite.

Es gibt viele prächtige Gebäude, alle picobello restauriert, aber zwischendurch ernüchtert immer mal wieder ein Betonklotz. Schon jetzt waren viele Reisegruppen unterwegs und Abfertigungsrestaurants für Touristen gab es diverse. Ruhe, um u.a. auch die deutsche Geschichtsträchtigkeit dieses Ortes zu würdigen, fanden wir nicht. Eintritt für den Dom wird genommen, wäre ok, wenn vor der einzigen Kasse nicht eine ellenlange Schlange gestanden hätte. Gefallen hat uns der Grüngürtel, der fast einen Halbkreis um die Altstadt macht. Da konnte man von den Menschenmassen durchatmen.

Riga ist aber nicht nur wegen seiner Altstadt berühmt, sondern auch für seine Neustadt mit über 800 Jugendstilhäusern.

Schon der Hammer oder? Vielleicht hätten wir hier zuerst hingehen sollen? Die Touristen verteilen sich mehr und wir entdeckten auch einige pfiffige Restaurants und Geschäfte. Was uns hier, wie übrigens auf unserer ganzen Reise positiv auffiel: Weder die historischen Gebäude noch Schilder, Skulpturen oder Automaten waren mit Graffitis besprüht. Es gibt Graffitis, aber meistens nur an baufälligen Gebäuden.

Um der Großstadt etwas zu entfliehen fuhren wir noch nach Kipsala, einem Viertel, in dem noch eine Reihe alter Holzhäuser stehen, die jetzt peu à peu restauriert werden.

Samstags findet ein Markt statt mit Kunsthandwerk und regionalen Lebensmitteln. Die Atmosphäre erinnerte uns an den Krefelder Flachsmarkt oder an einen englischen Wochenmarkt. Das lag nicht nur an der angebotenen Ware, sondern auch an den Menschen, die hier verkauften oder flanierten. Sie waren locker und entspannt, ja man entdeckte auch öfter mal ein Lächeln.

Sie stolpern über den letzten Satz? Wieso betone ich Lockersein und registriere das Lächeln? Nun, das kam auf der Reise nicht häufig vor. Wir erlebten sowohl die Bewohner von Litauen als auch die von Lettland als mehrheitlich verschlossene, desinteressierte oder sogar unfreundliche Menschen. Die Gründe dafür liegen wohl in der leidvollen Geschichte beider Länder, aber für die Urlaubsstimmung zweier Menschen aus dem Rheinland war das suboptimal.

Ich habe darüber schon mit verschiedenen Leuten gesprochen, die andere Erfahrungen gemacht haben. Nur waren diese entweder mit einer organisierten Reisetruppe unterwegs oder kannten Familien vor Ort. An Sprachproblemen lag es übrigens nicht, denn man kommt mit Englisch überall weiter.

Bei einem zweiten Urlaub, das können wir uns durchaus vorstellen, würden wir uns deshalb eine Ferienwohnung mieten, um unabhängiger von der Laune anderer Leute zu sein.

Morgen geht es in meinem Beitrag um etwas Prozentiges.

Litauen-Lettland-Reise Nr. 2

Nach. einer kurzen Nacht gingen wir morgens in die „Airplane“ Bar, in der ein paar Tische fürs Frühstück gedeckt waren. Hier bekamen wir zum ersten Mal direkt den vollen „Ostblock-Charme“ zu spüren. Erst wurden wir ignoriert und wir verbrachten die Wartezeit mit Zeitschriften, die neben unserem Tisch lagen. Von 2007, 2010…Zeitung für den Zigarrenraucher, Katalog für Dessous, Kunstjournal- seltsame Mischung. Dann ging uns ein Licht auf: Es waren Zeitungen für den Kamin neben unserem Tisch.

Und da war auch „schon“ die Frühstücksbetreuerin, die eine kurze Frage nach Tee oder Kaffee über die Lippen brachte und uns dann die vorbereiteten Frühstücksteller auf den Tisch knallte. Ohne Lächeln. Frühstück war ok, aber etwas eingeschüchtert schlichen wir zum Auto, um die knapp 300 km lange Fahrt nach Vilnius anzutreten.

Wir hatten jeweils nur eine Tasse Kaffee bekommen und das war für diese Strecke definitiv zu wenig. Diese Fahrt ist langweilig, denn man fährt durch sehr viel einlullende Landschaft, ab und zu streift man mal ein Dorf oder ein Städtchen. Um nicht einzuschlafen und meinen Mann alleine in dieser Ödnis zu lassen (es regnete zudem auch noch zeitweise) stellte ich auf Beobachtungsmodus um und versuchte, jede noch so winzige Abweichung von Langeweile zu registrieren. Und da waren:

Birkenwälder in saftigem Grün, endlose Flachsfelder, Störche und ihre Nester, Rehe, Füchse, frisch gemauerte Buswartehäuschen ohne Graffiti, kunstvolle Wegkreuze aus Holz, bunte othodoxe Kirchen, Häuser, die mit Stickereien unter Glas geschmückt sind, ein Feld mit Hundehütten, die wie kleine Neuschwansteins aussahen, ein etwas abgehalfterter Dinovergnügungspark, ein Militärflughafen mit zig Düsenjets, neue bunte Holzhäuschen, alte Holzhäuschen, die auch in einem Western hätten mitspielen können, viele Schilder mit Fluss, -Bach- oder Rinnsalnamen (Jetzt bin ich bei Stadt/Land/Fluss unschlagbar), Werbeschilder mit verschlüsselten Botschaften, ein Kreisverkehr auf der Autobahn, sowie auch eine Autobahn-Ampel.

Wenn man sich in Litauen auf Schnellstraßen an die Geschwindigkeisbegrenzung hält, wird man gerne von anderen Autofahrern waghalsig überholt-der Fahrer auf der Gegenspur wird schon ausweichen – und kann in Ruhe Länderkennzeichen sammeln. Meine exotischsten waren eins aus Albanien und aus den Niederlanden. Nach Lettland und Litauen auf Platz 3-Russland, dann Ukraine und Weißrussland. So ging die Zeit bestens dahin und mittags erwartete uns Vilnius bei strahlendem Sonnenschein.

Am Montag nehme ich Sie dann mit auf einen Spaziergang durch Vilnius-schönes Wochenende!

Litauen-Lettland-Reise Nr. 1

Anfang Mai machten mein Mann und ich eine einwöchige kleine Rundreise mit dem Auto durch die beiden o.g. Länder. Wir flogen mach Riga, mieteten dort ein Auto, mit dem wir zuerst nach Vilnius fuhren. Weiter ging es dann über Kaunas nach Klaipeda, von wo wir auf die Kurische Nehrung übersetzten. Wieder zurück, ging es weiter nach Jurmala, einem alten Seebad, ca. 30 km von Riga entfernt. Hier übernachteten wir dreimal und machten ein paar Ausflüge.

In den nächsten Tagen werde ich über unsere Reise berichten, denn als Deutsche, die nicht organisiert durch das Land fahren, ist man noch ein wenig exotisch.

Unsere Ankunft in Riga verspätete sich um 2 1/2 Stunden dank Ryanair und einer ausgefallenen Maschine und mit der einstündigen Zeitumstellung kamen wir erst Mitternacht in Riga. Ein Lob an die Autovermietung“Budget“, an deren Empfang jemand auf uns wartete, um den Mietwagen zu übergeben. Glücklicherweise hatten wir direkt am Flughafen ein Zimmer im „Sky High Hotel“ gebucht, so dass wir um 1 Uhr uns hinlegen konnten.

Wie es dann in diesem Hotel am nächsten Morgen weiterging, hebe ich mir für den nächsten Blogbeitrag auf. (Erscheint morgen).