Parfüm als Eintrittskarte

In der letzten Woche verbrachten wir einen Nachmittag in Köln. In dem Museum Kolumba, über das ich schon einmal berichtete (siehe unter related Posts) war eine neue Ausstellung unter dem Motto „Das Alphabet der Kunst“ angekündigt worden und diese wollten wir uns ansehen. Das war etwas enttäuschend, denn nur Teile der ersten Ausstellung waren eingewechselt worden, so dass wir vieles doch schon kannten. Aber ein paar neue Eindrücke nahm ich trotzdem mit.

Oben links: Eine so große Sammlung von alten Siegeln hatte ich bis dahin noch die gesehen. Rechts: Erneut überzeugend war das Konzept, jedem Kunstwerk genügend Raum einzuräumen.

Wir gönnten uns danach einen süßen französischen Moment im Café Eigel

und waren schließlich gestärkt für eine Führung im Farina-Haus. Die Anregung dazu hatten wir durch den Podcast „Geschichten aus der Geschichte“ von Daniel Meßner und Richard Hemmer bekommen, die in einer Folge über die Geschichte der beiden Kölner Parfumeur-Familien Farina berichten.

Im Farina-Haus ist im Erdgeschoss ein Laden, in dem die Parfüms des Hauses Farina angeboten werden. Leider durfte man nicht fotografieren, weshalb meine Bebilderung sich auf die Darstellungen des Flyers beschränkt..

Die Führung begann in der ersten Etage, als Eintrittskarte bekam man am Handgelenk einen Spritzer Parfüm verabreicht. Es stellte sich Johann Maria Farina vor und erzählte uns über sein Leben und seine Erfindung des Eau de Cologne Parfüms.

Dieses Parfüm gibt es seit 1709 und wird bis heute unverändert angeboten. Es hat einen leichten zitronigen Duft und erinnert an einen Urlaubstag in Italien. Da in früheren Zeiten Männer und Frauen das selbe Parfüm benutzten, kann das Familienunternehmen stolz darauf hinweisen, dass beispielsweise Napoleon, Herr Goethe oder Prinzessin Diana dieses Parfüm bevorzugten.

Zum zweiten Teil der Führung gingen wir in den Keller. Dort gibt es ein kleines Museum mit mehreren Ausstellungsvitrinen. Hier sieht man beispielsweise, wie sich das Design der Parfümflasche über die letzten Jahrhunderte verändert hat oder es werden alte Dokumente ausgestellt. Der Originalschreibtisch von Herrn Farina kann bewundert werden, darauf liegt das Schuldnerbuch seiner Kunden.
Im Keller ist außerdem ein Essenzenraum zu sehen und hier nahmen wir Platz. Herr Farina lud uns zu einer Duftprobe ein und wir sollten sechs Düfte mit Hilfe von Duftstäbchen erraten: Rose, Jasmin,Vanille, Bergamotte, Lavendel und Patchouli. Nicht einfach, denn die Stäbchen waren in reinen Ölen getränkt worden. Diese Naturöle sind sehr teuer (manche kleine Flaschen kosteten mehrere tausend Euro) und die heutigen Parfümfirmen benutzen gerne preiswertere synthetische Stoffe. Das Farina Eas de Cologne besteht zu ca. 70-80% aus Naturstoffen, was heute eher die Ausnahme ist.

Links die Probestäbchen, rechts ein keines Buch mit vielen Bildern- sehr lesenswert!

Ja und dann wurde noch das delikate Thema „4711“ angesprochen, das Konkurrenzprodukt schlechthin. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Familie Farina brachte zuerst das Eau de Cologne auf den Markt. Eine andere Familie, die sich den Namen Farina von einer nichtverwandten Person erkaufte, wollte ein Stück vom Erfolgskuchen abhaben und entwickelten als Plagiat ein anderes Parfüm mit sehr ähnlichem Namen. Dagegen klagten die Nachfahren von Johann Maria Farina. Das dauerte über ein Jahrhundert und erst 1865 bekam das Plagiat den Namen „4711“. Warum ist dieses Parfüm heute bekannter als das Farina Eau de Cologne? Farina EdC gehört bis heute in achter Generation der Familie Farina, während „4711“ schon mehrmals weiterverkauft wurde (u.a. an Wella, Procter & Gamble und Coty). Es wurde von den großen Firmen sehr viel Geld in die Werbung gesteckt und so ist Farina EdC heute eher etwas für „Kenner und Kennerinnen“.

Die einfachen Führungen (8 Euro, Stand 1.6.2024) waren alle in den nächsten Wochen schon ausgebucht, wir nahmen deshalb an einer „Führung mit Kostüm“ teil, die pro Person 12 Euro kostete. Hier gab es noch freie Plätze und wir bekamen am Ende der Führung eine kleine Flasche Parfüm geschenkt. (Im Wert von 8 Euro).

Ein dufter Nachmittag ohne bezahlte Werbung!

Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Nase gelobt?

Im ersten Kapitel dieses Buches

schreiben die Autoren ein Hohelied auf unsere Nase. In unserer Nase befinden sich 20 Millionen (!) Riechzellen, die sich ca. alle vier Wochen erneuern und Düfte wahrnehmen. Diese werden an 400 Riechrezeptoren weitergeleitet, die einen Duft analysieren. Diesen „Job“ macht unsere Nase ununterbrochen, selbst in der Nacht bei jedem Atemzug. Das ist wichtig, denn die Interpretation der Düfte kann für uns lebenswichtig sein, wie z.B. bei Rauch, Gas oder ätzenden Gerüchen. Bei Gestank versucht die Nase, das Riechen herunterzufahren, bei angenehmen oder leckeren Düften intensiviert sie ihre Arbeit. So kommen auch besondere Geschmackserlebnisse zustande, die Geschmacksknospen auf der Zunge könnten dies alleine gar nicht leisten. Was wären wir also ohne unsere Nase?
Nach dem ersten Kapitel war ich von dem Buch schon sehr angetan, aber es sollte sich noch steigern. So erfährt man, dass es nicht nur in der Nase, sondern auch in anderen Organen Riechrezeptoren gibt. Diese Erkenntnis hat die Wissenschaft noch nicht sehr lange und daraus ergeben sich große Forschungsmöglichkeiten. Die beiden Autoren arbeiten an der Bochumer Ruhr- Universität auf diesem Gebiet und geben mehrere Beispiele: Ein Gehirntumor verlangsamt das Wachstum, nachdem er mit bestimmten Düften konfrontiert wird. Bei Asthma hebt ein bestimmter Duft die Verengung der Bronchien auf. Im Darm und im Herz gibt es Riechrezeptoren für Fette. Riecht ein Organ zu viel Fett, löst dies Krankheiten aus. Ein Antiduft kann das stoppen.

Weitere Kapitel beschäftigen sich u.a. mit den Gebieten „Tiere und Düfte“ (kann ein Tier die Krankheit eines Menschen riechen und anzeigen?), Manipulation durch Düfte in der Wirtschaft (durch Düfte werden Käufer angeregt, mehr Geld auszugeben) oder Verbesserung der Hirnleistungen durch Düfte ( kann Gehirnjogging mit Düften die Entwicklung von Alzheimer oder Demenz beeinflussen?)

Auf 141 Seiten gelingt es den Autoren, dieses sehr komplexe Thema so zu erklären, dass man es ohne medizinische Vorbildung gut versteht. Ihr Enthusiasmus für Düfte ist so groß, dass sie ein eigenes Parfüm herausgebracht haben. Es heißt „Knowledge“ und ist im Einzelhandel erhältlich.
Mein Interesse an der Wirkung von Düften hat sich vergrößert und
seit vorgestern mache ich sogar ein Experiment. Laut einer Studie mit einer großen Gruppe von Studenten soll Rosenduft das Behalten von Gelerntem verbessern. Ich habe mir ein mit Rosenöl getränktes Taschentuch in mein französisches Vokabelheft gelegt… Sollte es nicht helfen, erfreue ich mich wenigstens an dem Duft!

Ein Nachmittag mit César Baldaccini

César Baldaccini war ein französischer Bildhauer, der u.a. Skulpturen erschuf, in dem er Rostautos zerdrückte- er wandte seine „Kompressionstechnik“ an. Als ich einen Beitrag darüber im Fernsehen sah, bekam ich Lust, das Komprimieren auszuprobieren. Als Material dafür kamen mir recht schnell Getränkedosen in den Sinn und ich machte mich mit dem Fahrrad auf, weggeworfene Dosen zu suchen. Das war schwerer als gedacht, denn die „Müllhoheit am Wegesrand“ hatten leere Getränkebecher oder „Müllermilchflaschen“. Aber auf einem Platz wurde ich fündig. Dieses Foto gibt die Stimmung des Platzes wieder:

Weihnachtsstimmung im Juli…

Wieder zuhause, lieh ich mir von meinem Mann einen Vorschlaghammer aus und bearbeitete damit die Dosen. (Sehr zu empfehlen für Momente, in denen man sich abreagieren möchte.) Hier eine kleine Auswahl meiner Kunstwerke (?):

Der Parfümflakon
Der Goldfisch
Die Empörung
Der schnarchende Buddha

In Duisburg soll es übrigens von César Baldaccini eine Skulptur geben mit dem Titel „L’Homme de Figanieres “. Ob ich sie im Kantpark finde?

Was wissen Sie über Ihren Geruchssinn?

Hören und Sehen sind für uns die beiden wichtigsten Sinne, doch wie ist es mit dem Geruchssinn? Wäre sein Verlust ebenso dramatisch?

Vor zwei Wochen beendete ich dieses Buch:

Die amerikanische Autorin erzählt von 6 Jahren ihres Lebens. Sie hat einen schweren Unfall, als sie gerade dabei ist, zu einer sehr guten Köchin ausgebildet zu werden. Mehrere Knochenbrüche und Abrisse fordern Operationen und eine lange Heilungszeit. Doch viel schlimmer ist der anfänglich komplette Verlust ihres Geruchssinns. Augenscheinlich ihrer Zukunft als Köchin beraubt, studiert sie Journalismus und beginnt, sich intensiv mit der Welt des Riechens zu befassen. Sie besucht mehrere Professoren, die den Geruchssinn erforschen, um auf den neusten Wissensstand gebracht zu werden. Auch trifft sie den bekannten Psychologen Oliver Sacks, der über Menschen mit ausgefallenen Krankheitsbildern Bücher geschrieben hat. In einer Firma erfährt sie viel über künstliche Geruchs-und Geschmacksverstärker und nach vier Jahren, als ihr Geruchssinn fast wieder hergestellt ist, besucht sie im französischen Grasse einen Kurs zur Parfümherstellung.

Spätestens am Ende des Buches weiß man als Leser, dass der Geruchssinn überaus wichtig ist, wenn es um den Wert des eigenen Lebens und um das Zusammenleben mit anderen Menschen geht. Die Autorin erzählt von vielen Gesprächen mit anderen Betroffenen. Sie beschreiben, wie schwer es ist, nicht jeden Lebenssinn zu verlieren, wenn man nicht riechen kann.

Das Buch ist einfach und dabei sehr persönlich geschrieben. Man leidet mit der Autorin oder freut sich, wenn sie etwas Neues riechen kann oder ein Kochrezept trotz unvollständigem Geruchssinn gelingt.(Ihr Traum, Köchin zu werden, gewinnt im Laufe der Geschichte wieder an Bedeutung). Birnbaums Enthusiasmus, riechen und auch schmecken zu können, ist ansteckend und ich bemerkte, dass ich meine Nase und was sie roch, in den folgenden Tagen öfter registrierte als vor der Lektüre. So war auch der Besuch in Düsseldorf, über den ich morgen schreibe, auch etwas von dieser Leseerfahrung beeinflusst.

Nizza im Januar-bei Regen

Wenn Sie gerne Museen besuchen, dann müssen Sie sich überhaupt keine Kopfschmerzen machen, wie Sie einen Regentag verbringen können. Nizza hat eine sehr hohe Museumsdichte und rechnet man die Nebenstädte noch dazu, kommt man bestimmt auf 50 oder noch mehr. Für 20 Euro kann man in Nizza ein Ticket kaufen, mit dem man 10 von 11 wichtige Museen besichtigen kann. (Es fehlt das  Chagallmuseum). Wir waren z.B. im Musée des Beaux Arts und im Musee Massena.

Beide Museen sind in historischen Palästen alten Adels untergebracht. Beim ersten Museum liegt der Schwerpunkt auf der Präsentation von Künstlern, die irgendeinen Bezug zu Nizza bzw. der Côte d‘Azur haben. Im Massena-Museum nehmen die Geschichte Nizzas und die Leben der Familie Massena und Napoleon Bonapartes einen großen Raum ein. Es gibt  dabei aber auch immer interessante Nebenausstellungen. In unserem Fall war es „Geschichte mit Legosteinen dargestellt“- die Besucher von 4-80 hatten viel Spaß daran, uns eingeschlossen. Eine zweite Ausstellung befasste sich mit dem Ehepaar Klasfeld, das berühmt wurde durch das Aufspüren von Naziverbrechern.

Wenn Sie Museen nicht spannend finden, bieten Ihnen mehrere Straßen mit z.T. wunderbar alten Läden und modernen Einkaufspassagen viele Möglichkeiten, Geld auszugeben. (Beim Thema Geld fallen mir auch noch diverse üppige Casinos ein…). Alternative:  Sie machen eine Tour durch die Konditoreigemeinde und testen, wer die besten Macarons in Nizza anbietet.

Oder Sie besuchen die Kirchen Nizzas, bewundern den XXL-Barock und zählen mal die Engelchen in der Kathedrale.

Sie nehmen ein Parfüm? Steigen Sie in den Bus, fahren Sie bis Grasse und besuchen dort die Firma Fragonard. Dort kann man sein eigenes Parfum komponieren!

Bei Regen geht Leute beobachten natürlich auch. Stellen Sie sich dabei auf viele sportbegeisterte junge Leute ein und alte Ehepaare, bei dem sie zum 70-80sten Geburtstag ein Facelifting geschenkt bekommen hat, das leider schief ging und das sie jetzt mit brauner Farbe übertüncht und bei dem ihm die lächerlich aussehende Baseballkappe, die verspiegelte Sonnenbrille (bei Regen) und die pastellfarbende Steppjacke anscheinend angewachsen sind. 

Das waren ein paar Ideen für einen Kurzurlaub in Nizza. Morgen mache ich eine Pause, dann geht es wieder mit einer bunten Mischung weiter.