Alfred Brendel – Igor Levit

Kurz und schmerzlos:

Der Untertitel „Lesebuch für Klavierliebende“ bedeutet: Sie sollten Klavier spielen und das schon länger. Alfred Brendel setzt voraus, dass seine Leserschaft die Fachausdrücke des Klavierspiels parat hat und die Standardwerke der üblichen Verdächtigen Bach, Mozart, Beethoven, Händel, Schubert kennt. Erst dann kann man den subjektiven Ausführungen Brendels folgen und sie genießen, bejahen oder ablehnen.
Die Lektüre war mir zu konservativ, zu staubig. Das lag vielleicht aber auch daran, dass ich zuvor dieses Buch gelesen habe:

Was bietet das Buch?
Beschreibung des Werdegangs von Igor Levit. Seine Entwicklung zu einem weltberühmten Pianisten unterscheidet sich erheblich von den Lebenswegen anderer junger Klavierspieler.
Wie läuft ein Tag, eine Woche, ein Monat im Leben des Igor Levits ab? Man fährt mit ihm zusammen Fahrrad durch Berlin, isst kurz mit ihm zu Mittag, hat mit ihm mal grandiose Laune, mal sitzt man mit ihm in tiefen schwarzen Löchern und ist immer auf dem Sprung, etwas Neues anzufangen, neue musikalische Herausforderungen zu finden. So habe ich en passant mir noch unbekannte Komponisten kennengelernt.
Das politische Engagement Levits ist ebenso ein Thema. Es wird Vergangenes erzählt und auch richtiggestellt, er macht Aussagen zum aktuellem Medienschwachsinn. (Das Buch endet Juni 2020).
Ja und dann ist da noch Igor Levit der Künstler, der durch Corona fast aus der Bahn geworfen wird und der eines Tages mit seinem Handy ein Konzert zuhause aufnimmt und bei Twitter veröffentlicht. Wenigstens auf diesem Wege seinen Zuhörern nahe sein… Daraus entwickeln sich die Hauskonzerte.

Igor Levit hat zu Zinnecker wirklich Vertrauen gefasst und die Offenheit, mit der Levit über seine Gefühle spricht, könnte kaum größer sein. So ist ein Buch entstanden, das in der Reihe der Musikerbiografien etwas Besonderes darstellt.

1960-1979

Vorletzten Donnerstag besuchten meine Freundin und ich eine Ausstellung über die 60er und 70er Jahre in Kevelaer, genauer gesagt im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte. Wir machten dort eine 45 minütige Führung mit, anschließend gab es als besonderes Zückerchen Kuchen, gebacken nach Rezepten aus einem Schulkochbuch von 1964 und eine Tasse Kaffee.

Es war ein großer Spaß, diese Zeitreise anzutreten, denn Erinnerungen sprudelten nur so hoch und man kam schnell mit anderen Museumsbesuchern ins Gespräch. Besonders nett fand ich die mehrmals gehörte Bemerkung von jüngeren Frauen: „Ist das krass!“

Frau Peters, die Museumspädagogin, erzählte uns von ihrem persönlichen Blick auf die 70er Jahre, den sie als in den 80ern Geborene bei der Vorbereitung zu der Ausstellung bekommen hat. Ihr wurde dabei klar, dass in den 70er Jahren vieles begonnen hat, was heute noch unseren Alltag prägt oder uns selbst beschäftigt. Das hatte ich bisher noch nie so gesehen. Ein Beispiel:

Die Ausstellung läuft noch bis zum 22. April. Ob man nun diese Zeit schon miterlebt hat oder seinen Kindern mal etwas erzählen möchte, diese Ausstellung empfehle ich Ihnen wärmstens.

Und das Beste noch zum Schluss: Dank der Ausstellung habe ich direkt ein neues Ausflugsziel gefunden. Die Ausstellungsstücke stammen aus der Sammlung von Frau Dr. Corinna Wodarz. Sie ist die Kuratorin der Ausstellung in Kevelaer, besitzt aber auch ein eigenes Museum in Höxter. Bevor ich darüber viele Worte verliere, hier der Link zu diesem Museum:

http://www.höxter-museum.de

Wenn man sich dieses Museum ansieht, etwas an der Weser radelt und das Weltkulturerbe Schloss Corvey besucht, hat man schöne Pläne für ein langes Wochenende.

Morgen gibt es zu diesem Thema noch einen passenden musikalischen Blogbeitrag-Thema: Ja, damals in der Disko…

Ist die Demokratie noch zu retten?

Eigentlich sollte heute noch etwas zu meiner letzten Frankreich-Reise an dieser Stelle stehen, aber mir war heute mehr nach diesem Thema.

„Ist die Demokratie noch zu retten?“ Diese Frage stellte mir eine alte Schulfreundin, die ich nach vielen Jahren kürzlich wiedersah. Mich traf die Frage unvorbereitet und ich musste nachdenken, bevor ich ihr antwortete. Die starke AfD und abnehmende Wählerbeteiligung bei Wahlen beunruhigen auch mich seit längerer Zeit, doch sehe ich momentan die Demokratie noch nicht in Gefahr. Allerdings tue ich nichts für unsere Demokratie, außer wählen zu gehen und das könnte dann doch irgendwann einmal zu wenig gewesen sein.  

Die Frage ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Welche Möglichkeiten gibt es für mich, mehr für die Demokratie zu tun? Ich will nicht irgendwann sagen müssen: „Hätte ich damals doch öfter mal was gesagt oder getan!“

Folgende Internetseite besuche ich 1x/ Monat und lese und agiere ca. 10- 15 Minuten- bei meiner 2.Tasse Kaffee am Tag.

https://epetitionen.bundestag.de/epet/startseite.html

Auf dieser Seite finden Sie Petitionen, die von Bürgern an den Deutschen Bundestag gerichtet werden. Man kann selbst, wenn einem die Petition sinnvoll erscheint, einer Petition zustimmen und damit den Antragsteller unterstützen. Je mehr Stimmen eine Petition bekommt, desto eher fällt sie im Bundestag auf. Jede Petition muss bearbeitet und die Ablehnung einer Petition schriftlich begründet werden.

Man kann ja mal träumen: Sehr viele Menschen- mehr als zur Zeit- besuchen diese Seite und geben ihre Stimmen ab. Welchen Einfluss könnte man da „von unten“ nehmen…

Ich finde die Seite auch deshalb so interessant, weil die Themen der Petitionen sehr, sehr vielfältig sind. Es sind oftmals anscheinend nur „Kleinigkeiten“, doch man kann es kaum besser irgendwo ablesen, was die Menschen in Deutschland bewegt. Manche Petitionen sprechen mir aus dem Herzen, zu manchen habe ich keinen Bezug,  manche finde ich auch merkwürdig. Aber am spannensten sind die zu einem Sachverhalt, den ich in Deutschland als selbstverständlich ansah, für den man aber erst noch kämpfen muss. 

Jede Petition wird von verschiedenen Lesern kommentiert. Viele Kommentare wiegen das Dafür oder Dagegen ab oder dienen zur Erklärung der einzelnen Petitionen. Da kann man sich schon mal festlesen, aber man tut ja dann auch was für seine eigene politische Meinung.

Um mit abstimmen zu können, muss man sich einmal registrieren, es ist dabei nicht notwendig, seinen Namen zu veröffentlichen. Und wenn Sie auf den Geschmack gekommen sind, können Sie auch selbst online Petitionen an den Deutschen Bundestag stellen…

Morgen stelle ich Ihnen eine weitere Internetseite vor, die besonders am morgigen Tag in den Fokus vieler Menschen rücken sollte.

 

 

Liegen mir am Herzen- die Duisburger Bäume

Das Thema „Bäume und wie mit ihnen in Duisburg umgegangen wird“ bringt mich in Rage. So freute ich mich, als ich vorgestern ein Mail bekam, in dem man darauf hingewiesen wurde, dass man nun eine Petition unterschreiben kann, die darauf hinwirken soll, dass die  Baumschutzsatzung wieder in Kraft tritt. Wenn Sie etwas für besseres Stadtklima und Tiere tun wollen, hier geht es zur Unterschriftenaktion:

https://www.openpetition.de/petition/online/wiedereinfuehrung-der-baumschutzsatzung-duisburg

 

 

Nix für Etepeteteleute

Wenn Sie ein bisschen etepetete sind und barsche Witze in Ihren Ohren nichts zu suchen haben, dann müssen Sie folgenden Beitrag über eine Führung in der Düsseldorfer Altstadt nicht weiterlesen.

Wenn Sie aber z.B. wissen wollen
-woher die Begriffe Pumpernickel, Schäl Sick oder Fisimatenten kommen
-wie ein Altnazi die Düsseldorfer Altstadt verschandelt hat
-warum es zwischen Kölnern und Düsseldorfer öfter krieselt
-wieso Jakobe, Adele und Johanna für Düsseldorf so wichtig waren
– weshalb ein Konzertsaal nur bis 18 Uhr genutzt werden darf

-und das sind nur ein paar Themen, die auf der dreistündigen Altstadttour angesprochen wurden- dann sollten Sie sich Herrn Manes Meckenstock anvertrauen. Seit acht Generationen leben die Meckenstocks in Düsseldorf,  er weiß also, von was und von wem er erzählt.

 Die Gruppe (ca. 20 Interessierte) hat viel gelacht und ganz viel über Düsseldorf erfahren. Warum war ein Schwiegersohn aus Oberkassel früher ein “No Go”? Was hat die weiße Frau von Persil mit dem Schlossturm zu tun? Weshalb ist z.B. der Kirchturm von St.Lambertus schief? Wer hat es zu verantworten, dass es in der Altstadt Arkaden gibt und warum heißt das abgebildete Fass “Heidelberger Fass?

Wir hätten Herrn Meckenstock noch stundenlang weiter zuhören können…

Ich möchte mich auf diesem Weg bei ihm bedanken, denn er hat mir ein “weites Feld” eröffnet. Düsseldorf ist eine spannende Stadt, die nur 15 Minuten von meinem Zuhause entfernt liegt und ich habe dadurch für die Zukunft noch viel zu “erforschen”. Die etwas unlockere Haltung mancher Düsseldorfer nehme ich dabei gerne in Kauf.

Dass ich keinen Quatsch schreibe möchte ich mit diesem Buch beweisen. Ich bestellte es mir direkt nach der Führung bei einem Antiquariat. Jakobe von Baden-Baden, eine Frau, die sich in Düsseldorf im 16.Jahrhundert(!) z.B. sehr für Religionsfreiheit eingesetzt hat…

Ach ja, hier noch mehr Infos zu der Altstadtführung:

http://www.manesmeckenstock.de/index.php/dorfschoenheiten

 

 

 

Zum ersten Mal beim Klavier-Festival Ruhr mit dabei

Im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr tritt am 15.3. Daniel Barenboim in der Wuppertaler Stadthalle auf. Ich wollte mich mit diesem Buch ein bisschen auf den Menschen Barenboim vorbereiten.

Um es vorweg zu sagen: Ich habe in diesem Buch nicht alles verstanden. Im ersten Teil geht Barenboim auf sein Verständnis von Musik und Musikinterpretation ein. Hier vertritt er eine sehr strikte Meinung und ich wünschte mir beim Lesen, dass er mit der Autorin dieses Buches mal ein Streitgespräch führt. 

Das Buch bespreche ich demnächst noch ausführlich

Der mittlere Teil des Buches ist seinen politischen Ansichten gewidmet. Dieser Teil hat mich sehr stark beeindruckt. Er erinnert u.a. an Willy Brandt und dessen Fähigkeiten, die man heute bei Politikern so schmerzlich vermisst. Barenboim ist ein Streiter für Toleranz. Er ist der Enkel jüdisch-russischer Großeltern und hat die ersten Jahre seines Lebens in Argentinien gelebt. Barenboim erzählt von seinen ersten Berührungen mit der Musik, die gleichzeitig stattfanden mit dem “Erlernen” der Greueltaten des Holocaust. Das heutige Auftreten Israels stellt er kritisch in Frage und fordert ein Entgegenkommen gegenüber den Palästinensern.

Im dritten Teil sind einige Interviews abgedruckt, die er in der katholischen Universität Mailand gegeben hat. Hier geht es wieder um Musik, besonders um Opern und deren Aufführungen und um Verdi und dessen Stellung in der Musikwelt. Zu diesem Teil konnte ich mir keine komplette Meinung bilden, da mir Musikwissen fehlte. 

Eigentlich trenne ich mich nach dem Lesen von den meisten Büchern, aber nicht von diesem! Ich werde es abschnittsweise immer mal wieder lesen, sei es, um mal wieder über Musik nachzudenken oder Hoffnung zu schöpfen, wenn die Toleranz im Alltag mal wieder mit Füßen getreten wird.

Die Dirigentin- in der Musik und in der Politik

Dirigentin

Stein leckt sich noch seine Wunden, nachdem Bundeskanzlerin Christina Böckler ihn seines Ministerpostens enthoben hat. Um sich abzulenken, besucht er häufig Opern und dort entdeckt er eines Tages die Dirigentin Maria Patricia Bresson und ist “hin und weg”. Er reist ihr zu den Auftritten in verschiedenen Städten nach und nähert sich ihr auch langsam. Zuerst findet MP, wie Freunde sie nennen dürfen, das noch amüsant, zumal sie in Berlin “Rheingold” dirigieren wird und sich Hoffnung macht, nach dieser Aufführung an der Lindenoper permanent dirigieren zu dürfen. Für solche Pläne, bei denen noch Fäden gezogen werden müssen, ist es nicht verkehrt, einen Minister, und wenn es auch nur ein “Ex” ist, in der Hinterhand zu haben. Steins Verhalten wird in Berlin allerdings immer mehr zum Stalking und MP distanziert sich vehement. Dies kann Stein natürlich nicht akzeptieren und als er schließlich auf einer Party MP und Christina Böckler beobachtet, wie beide, ganz seelenverwandt, in einem Zimmer Händchen halten, nimmt das Unglück seinen Lauf.

Die besten Textstellen sind die über die Kunst des Dirigierens und den Klüngel im Kulturbetrieb, die zweitbesten, über denen ein Hauch von Insiderwissen weht. Der Autor Wolfgang Herles war und ist als Journalist durch seine Tätigkeiten bei verschiedenen Fernsehsendern in den Sparten Kultur und Politik sicherlich mit dem Treiben hinter den Kulissen vertraut.

Der Inhalt der Geschichte driftet im letzten Drittel allerdings reichlich ab und ich lobte mich innerlich, dass ich trotzdem bis zum Ende des Buches durchgehalten habe.