Kafka in Duisburg

Momentan besuchen uns in der Buchhandlung wieder Verlagsvertreter, um Buchtitel zu empfehlen, die im Frühjahr erscheinen werden. Fast jeder Vertreter zeigt dabei ein oder mehrere Bücher, die sich mit Franz Kafka beschäftigen, an dessen 100sten Todestag im Juni gedacht wird. Vielleicht beeinflussten mich diese Bücherpräsentationen, dass ich gestern den Telefonladen von Kafka in Duisburg entdeckte?

Der Trick

Dieses Buch nahm ich mit nach Prag, weil die Handlung teilweise dort im jüdischen Viertel spielt.

Aber ich fange in Los Angeles an: Die Eltern vom zehnjährigen Max wollen sich scheiden lassen. Max leidet darunter, weil er glaubt, die Schuld daran zu tragen. So ist er wie elektrisiert, als er in einem Umzugskarton seines Vaters eine LP mit Zaubersprüchen des großen Zauberers Zabbatinis findet. Max spielt die LP ab, doch ausgerechnet beim Liebes-Zauberspruch, der seine Eltern bestimmt wieder zusammenbringen würde, springt die Platte…Max läuft weg, um den Zauberer zu finden. Dabei hat er viel Glück, denn er findet Zabbatini bald in einem nahegelegenen Alterheim. Doch Zabbatini ist nicht gerade ein netter alter Herr, das Gegenteil ist der Fall.

Prag: Mosche Goldenhirsch hat es nicht leicht. Sein Vater ist Rabbiner in der jüdischen Gemeinde und er erzieht Mosche sehr streng. Als die Mutter stirbt, verschlechtert sich das Verhältnis zwischen Vater und Sohn und obwohl vom Vater verboten, besucht Mosche heimlich eine Zirkusvorstellung. Dort sieht er den „Halbmondmann“, einen Zauberer, der anscheinend in die Zukunft sehen kann. Um Mosche ist es geschehen und er  läuft von zuhause weg, um mit dem Zirkus durchs Land zu ziehen. Er wird der berühmte Zabbatini sein, bis er unter dem Regime Hitlers nicht mehr auftreten darf und nach Theresienstadt geschickt wird.

Ist Zabbatini noch der große Zauberer, der Max helfen kann? Und tut er es überhaupt?

Ein liebenswürdiger Roman fürs Gemüt.

Morgen präsentiere ich Ihnen mal wieder ein paar VIPs.

 

Prag im Winter-Teil 3

Tipp Nr. 5: Für Architektur-Liebhaber ist Prag ein Paradies. Von Gebäuden aus der Zeit der Gotik und Renaissance, über Barockbauten bis hin zu Jugendstilschönheiten, Kubismus-oder Brutalismushäusern, fast alles erstrahlt in neuem Glanz und das natürlich meistens da, wo auch viele andere Touristen sind.

Deshalb sollten Sie immer mal wieder in Seitenstraßen abbiegen (z.B. beim Wenzelsplatz). Wir entdeckten dabei das Hauptpostamt

oder solche Details. 

Hier gehört Prag noch den Pragern und bei uns kamen Erinnerungen auf von unseren Aufenthalten in den 70er und Ende 90er Jahren. Es ist eine Stadt aus dem Ostblock, nicht mehr so schön, aber wenigstens mit Ecken und Kanten und für Fotoentdeckungen immer gut.

Tipp Nr.6: Das Abbiegen gilt auch für Cafés und Restaurants. Besonders an der Grenze von Altstadt zur Neustadt ist das Preisgefälle bei Speisen nicht zu übersehen. Es gibt eine deftige tschechische Hausmannskost (Vegetarier kommen aber nicht zu kurz) und auch eine Kaffeehaustradition.

Stärkung hat man sich dann aber auch verdient, wenn man lange zu Fuß unterwegs war, wie beispielsweise auf der Kampa. Und damit komme ich zu meinem vorletzten Tipp.

Tipp Nr.7: Prag hat kleine Parks, aber auch einige Inseln in der Moldau, auf denen man schön spazieren gehen kann. Die Kampa-Halbinsel nennt man auch Kleinvenedig.

Von hier aus hat man schöne Ausblicke+tolles Museum+nette Aufwärmstationen.(Bei uns waren minus 6 Grad, nur um mal eine Hausnummer zu nennen).

Warum ist Prag zu dieser Jahreszeit so voll? Die Vermieterin meinte, dass es an den sechs Weihnachtsmärkten liegt, die von Ende November bis spätestens zum ersten Advent eröffnet werden. Immer mehr Leute „sammeln“ Weihnachtsmärkte als Reiseziel.  

Die beste Jahreszeit für einen Besuch wäre das Ende des Winters, also Ende Februar, Anfang März. Dann würde Prag durchatmen. Wenn Sie es ausprobieren wollen, suchen Sie sich eine gemütliche Unterkunft, in der Sie gerne auch mal etwas länger verweilen. Wir hatten eine kleine Maisonettewohnung unterm Dach, zentral gelegen, das war optimal.

Morgen schließe ich das Thema Prag mit einem Lesetipp ab.

Prag im Winter…Teil 1

…hat man die Stadt für sich „alleine“? So ein bisschen hatten wir die Hoffnung , als wir vorletzten Mittwoch in Prag ankamen. Aber das war ein Trugschluss, es war sooo voll! (Aber nicht sooooooo voll wie im Frühjahr, Sommer und Herbst, wie uns die Vermieterin unserer Ferienwohnung bestätigte).

Wenn das Baden in der Masse von Touristen ein Spaß für Sie ist und Ihnen ein kakophonisches Umfeld dank japanischer, chinesischer, russischer, italienischer und deutscher Reisegruppen nichts ausmacht, können Sie gerne weiterlesen, müssen aber nicht, denn ich gebe in den nächsten Tagen Tipps, wie der Urlaub in Prag trotzdem gelingt. Wir entwickelten Strategien, den Touristengruppen aus dem Weg zu gehen und das gelang ziemlich gut.

Tipp 1: Die Epizentren der Touristengruppen sind die Karlsbrücke, der Altstätter Ring mit anliegenden Seitenstraßen und der Hradschin. Besuchen Sie Ring und Brücke am besten noch vor dem Frühstück oder frühstücken Sie früh. Gegen 8.30 Uhr wird es hell. Geschäfte sind dann natürlich noch nicht auf, aber das macht nichts, da sich hier ein weiteres Epizentrum befindet, nämlich das der Souvenirläden. Glas,Marionetten, Schmuck und Hanf-und Absinthschnäpse sind die Schlager, kann man früh morgens drauf verzichten. Den Hradschin sollten Sie ab 15 Uhr besuchen, da der Dom nur bis 15.30 Uhr geöffnet ist. Ist noch ziemlich voll, aber von da aus kann man weiter hoch zum Strahov Kloster gehen. Dort warten auf Sie u.a. zwei alte Bibliotheken aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit Buchschätzen und einer kleinen naturkundlichen Sammlung.

Hier ist es fast leer. Gegen 18 Uhr kommen Sie dann auf dem Rückweg ins Pragzentrum durch das goldene Gässchen, wo Sie zu dieser Uhrzeit keinen Eintritt mehr bezahlen müssen.

Tipp 2: Museen: Auf dem Hradschin gibt es mehrere Museen, u.a. Ausstellungsorte der Nationalgalerie. Wenn Sie schon einmal oben sind, nutzen Sie die beginnende Dunkelheit ab 16.30Uhr für Museumsbesuche. Die meisten Museen haben bis 18 Uhr geöffnet. Wir waren, wie schon am Sonntag erzählt, im Wallensteinschen Reitstall, um die Kupka-Ausstellung zu sehen und besuchten noch ein Biermuseum in der Altstadt. Das Thema Bier ist in Tschechien wichtig, die Einwohner des Landes konsumieren angeblich pro Jahr die höchste Literzahl auf der Welt. In dem Museum war es ebenfalls leer und wir konnten in Ruhe Einiges über die Geschichte und Herstellung des Bieres lernen. Zum Abschluss gab es dann in einem gemütlichen Kellergewölbe eine Bierverkostung. 

Linksunten der Stammbaum des Bieres

Sollten Sie die Absicht haben, jüdische Museen zu besuchen, denken Sie daran, dass diese samstags geschlossen sind und informieren Sie sich vorher, welche man einzeln oder welche man nur mit einem Kombiticket besuchen kann. (Dies gilt übrigens auch für den alten jüdischen Friedhof, den man nur noch im Rahmen einer Führung betreten darf.) Auch einige Spezialmuseen sind nicht frei zugänglich, man muss sich vorher anmelden.

Fortsetzung folgt morgen.