Stellen Sie sich eine wunderschöne Kastanienallee vor, in deren Schatten über hundertjährige hochherrschaftliche Villen stehen, umgeben von atemberaubenden Gärten. Dazwischen schmiegen sich ein historisch wertvoller Tennisclub und eine teure Privatklinik. An der Ecke allerdings müssen Sie bei Ihrem Bild einen kleinen schmierigen Zeitschriften-und Zigarettenladen („Trafik“ in Österreich genannt) einbauen, in dem der Besitzer Hermann mit seiner Frau Heidi und Tochter Jessica aus einem Bildband von Manfred Deix entsprungen sein könnten:

Ja eigentlich kann man sich auch die Bewohner der Villen deixesque vorstellen, als da wären beispielsweise ein abgewrackte Psychiater, ein stets alkoholisierte Rechtsanwalt und Frauenheld oder der Marmeladenfabrikbesitzer, der gerne im Tennisclub sich bei den Umkleidekabinen der Frauen herumdrückt und „Trophäen“ von sich gerade duschenden jungen Mädchen einsammelt.
Natürlich gibt es auch die passenden Frauen zu diesen Kronen der Schöpfung, sie dulden, leiden, sind naiv oder lenken sich mit Shopping ab. Um es kurz zu machen: Hinter den Gardinen gibt es kaum weiße Westen und man sieht beflissen weg, wenn der Trafikant sich beispielsweise an den Antiquitäten eines reichen, geistig zurückgebliebenen Erben bereichert. Je weiter man liest, desto sumpfiger wird es. Doch dann tritt Herbert erstmalig auf, tätowierter Hüne im schwarzen Lederdress, Ex-Berufssoldat und Securityman, der Proust zitiert und einen Altwarenladen mit viel Geschick in ein heimeliges Geschäft der schönen Dinge umwandelt. Als dann noch die Frauen anfangen, aufzumuksen und eigene Pläne schmieden, gewinnt man den Glauben an die Menschheit wieder zurück.
Am Ende des Romans liegt einer der Ekelpakete tot in einer Höhle, doch was ist mit den anderen Gaunern und Mauschlern und wie geht es mit den Frauen weiter? Ich war etwas ratlos und freute mich dann sehr, als ich las, dass die Autorin (das Pseudonym einer bekannten österreichischen Autorin) bereits an einer Fortsetzung der Kastanienallee-Geschichte schreibt. So ein böser Blick auf die Welt der Schönen und Reichen macht einfach Spaß…





























