Als hätte M.C. Escher einen Roman geschrieben

Zwei Hände, die sich gegenseitig zeichnen…Immer, wenn ich dieses Bild von M.C.Escher sehe, stellt sich eine unbestimmbare Verunsicherung ein und ich frage mich, ist eine Hand dominant und welche Hand hat angefangen ?

Diese Verwirrung merkte ich am Anfang auch bei dem neuen Buch von Wolf Haas, das gestern erschienen ist.

Franz Escher ist Single, professioneller Trauerredenschreiber und passionierter Puzzleleger. Er hat in seiner Wohnung ein Stromproblem und ruft einen Elektriker an. Dieser ist sehr sympathisch und vertrauensvoll und Escher lässt ihn in seiner Wohnung werkeln. In der Zeit liest Escher ein Buch über den Mafiosi Elio. Er sitzt in Italien im Gefängnis und soll als Kronzeuge in ein Zeugenschutzprogramm. Nach Deutschland möchte er und sein deutscher Gefängniskumpel bringt ihm mit Hilfe eines Buches die deutsche Sprache bei. In dem Buch wird die Geschichte von Franz Escher erzählt, in dessen Wohnung ein Elektriker durch eine Unachtsamkeit von Escher stirbt.

Sie ahnen, wie der Roman weitergeht?

Im Laufe der Geschichte lesen Escher und Elio immer wieder in ihren Büchern und so erfährt man bei der Lektüre von Escher, wie Elio nach Deutschland geht und in Duisburg sesshaft wird. Bis zum Sommer 2007, als Duisburg durch mehrere Mafiamorde erschüttert wird und Elio flüchten und ein Leben mit neuer Identität in Berlin beginnen muss. Er gründet mit Gabi eine Familie und sie bekommen ihre Tochter Ala. Doch auch hier kommt Elio, der inzwischen als Elektriker arbeitet und Marko Steiner heißt, nicht zur Ruhe.
Steiner liest, dass Franz Escher von der Polizei nicht verdächtigt wird, mit dem Tod des Elektrikers etwas zu tun zu haben. Doch Escher plagt das schlechte Gewissen und das möchte er mit einer besonderen Trauerrede beruhigen. Er kontaktiert die Witwe. Sie heißt Gabi…

Wolf Haas hat sich mit diesem Buch selbst übertroffen. Er bietet ein Feuerwerk an Ideen. Das Buch ist leicht zu lesen, Haas schreibt rasant und humorvoll und die Geschichte hat ein geniales Ende.

Das erste Knie in Wanne 2

Mir fliegen z.Zt. „Müllthemen“ zu. Im Juni berichtete ich Ihnen von der App „Müllweg“, mit der man deutschlandweit wilde Müllkippen melden kann. (Siehe auch unter P.S. ). Vor einigen Wochen erschien dieser Krimi:

Kommissar Brenner hat seinen Dienst bei der Wiener Polizei quittiert und arbeitet als „Mistler“ auf einem Betriebshof. (In Österreich nennt man diesen „Mistplatz“). Sein beschauliches Leben ist vorbei, als ein Mitarbeiter in einer Wanne ein Knie findet, kurz danach ein zweites Knie auftaucht, ein Arm, eine Hand in der Wanne für Altpapier usw. Die Polizei trifft ein, angeführt von Kommissar Kopf, dessen Chef Brenner früher war. Das Verhältnis der beiden war nicht das beste, sie besprachen immer nur das Nötigste miteinander.
Die Fundstücke gehören zu einer männlichen Leiche. Ihre Identität wird recht schnell festgestellt und die flüchtige Ehefrau wird des Mordes verdächtigt. Die Tochter verteidigt die Mutter und macht darauf aufmerksam, dass das Herz der väterlichen Leiche fehlt. Auch wirft sie zum ersten Mal das Wort „Organhandel“ in die Runde. Doch da sind sich Kopf und Brenner ausnahmsweise einmal einig und tun das als Hirngespinst ab. Brenners Einstellung zu diesem Thema ändert sich, als der Praktikant des Betriebshofes, mit dem sich die Tochter angefreundet hat, erst verschwindet und dann bei einem Unfall am Chiemsee umkommt. Brenners Gehirn arbeitet auf Hochtouren: Seitdem die Leichenteile gefunden wurden, tauchte der Chiemsee in Nebensätzen schon mehrmals auf. Doch in welchem Zusammenhang?

Wolf Haas ist und bleibt einer meiner bevorzugten Krimiautoren. Die Geschichte wird von einer unbekannten Person erzählt. Diese sehe ich vor mir, wie sie mit mir in einer Kneipe sitzt und mir in ihrem ganz eigenen Sprachstil, etwas schwadronierend, Brenners Erlebnisse erzählt.

P.S.: Inzwischen habe ich herausbekommen, dass man die Müllweg App nicht nur zum Melden von wilden Müllkippen benutzen kann, sondern auch, um auf andere Missstände hinzuweisen.

Wie man auf diesem Screenshot sieht, klappt ein Fenster auf, geht man auf den kleinen Pfeil links neben „Wilder Müll“. Nun kann man ein anderes Thema anklicken oder unter „Sonstiges“ auf etwas hinweisen. Ich habe beispielsweise auf frisch gepflanzte Bäume am Duisburger Hauptbahnhof aufmerksam gemacht, die schon halb vertrocknet waren und die unbedingt gegossen werden mussten. Einen Tag später bekam ich von den Wirtschaftsbetrieben die Bestätigung, dass man sich darum kümmern würde. (Ich denke positiv und glaube daran…).

Stürmischer Buchtag

Momentan findet in Frankfurt wieder die Buchmesse statt. Vielleicht kam mein Unterbewusstsein deshalb auf die Idee, gestern einen Buchtag einzulegen? Um der alten Zeiten willen?

Gestern gab es Sturm und Regen,
das war für mich ein wahrer Segen.
Konnte mit gutem Gewissen zuhause bleiben
und mir ein paar Bücher einverleiben.

Morgens um sieben fange ich mit Eckengas Gedichten an,
Humor zu Beginn,
das ist für meine noch müde Stimmung ein Gewinn.

Danach widme ich mich dem Buch von Herta Müller,
hier wird es schon etwas anspruchsvoller.
Die Nobelpreisträgerin schneidet Wörter aus
und setzt sie neu zusammen.
Da verdient sie doch Applaus,
denn damit konnte sie mich entflammen.

Schnell selbst ein paar Wörter aus einer Zeitung ausgeschnitten,
darf ich Sie zu meinem Œuvre um Ihre Meinung bitten?

Noch einmal macht die Buchmesse sich in meinem Kopf breit…

Zum zweiten Frühstück sind Tintin und Milou dran,
ihre Abenteuer ziehen mich noch heute in den Bann.
Ich fühle mich wie ein Kind,
das sich vom Schulstress eine kleine Auszeit nimmt.

Kein Mittagessen und die Siesta ist auch nicht lang,
jetzt ist mir nach einem Buch über den musikalischen Klang.

Ein Roman mit einem japanischen Klavierstimmer,
über dieses Instrument zu lesen, das geht bei mir doch immer.

It‘s teatime, dazu noch ein paar Plätzchen,
danach suche ich mir ein neues Bücherschätzchen.
Einen Bildband möchte ich jetzt haben,
denn meine Augen sollen sich auch mal laben.

Bilder von František Kupka

Viele bunte Farben gegen das so graue Wetter,
wie schnell wird das Leben durch ein Buch doch viel netter!
Ich blättere und versinke, fast wie in einem Traum,
vergesse die Zeit und um mich herum den unaufgeräumten Raum.
Plötzlich streift mich das schlechte Gewissen,
ist Putzen und Aufräumen heute ein Müssen?
Nö, beschließe ich und blättere weiter,
meine Stimmung bleibt deshalb auch heiter.
Mein Kater möchte auf meinen Schoß,
da ist der Bildband jetzt doch zu groß.
Schnell nehme ich einen Krimi zur Hand,
dieses Buch ist ein Unterhaltungsgarant.

Wolf Haas, er ist mein Favorit,
denn seine Bücher haben österreichischen Kolorit.
Mein Kater schnurrt laut und ich werde dösig,
ein weiteres Buch zu suchen ist dann wohl müßig.

Um halbzehn habe ich mich hingelegt,
von diesem Tag noch tief bewegt.
Zufrieden schlafe ich schnell ein,
dankbar für mein schönes Bücherheim.

P.S. Morgen habe ich einen zum Wetter passenden Rätselbeitrag für Sie.