Welttag des Fahrrads

…ist eigentlich der 3. Juni, aber ich habe gestern eine so schöne Radtour gemacht, deshalb ernenne ich den heutigen Tag zum Blogtag des Fahrrads.

Geisterradfahrer

 

Ich biete eine Buchbesprechung, ein Musikvideo und  einen kurzen Rückblick auf meine Radtour.

Zur Einstimmung das Musikvideo:

 

Lob des Fahrrads

Bei diesem Büchlein ( 104 Seiten) habe ich die ersten 40 Seiten gegrummelt, denn mir wurde zu sehr auf die Tour de France und den Niedergang der Fahrradkultur in Frankreich eingegangen. Da konnte ich wenig Lob erkennen. Doch dann kamen Passagen, in denen Vorzüge des Radfahrens beschrieben wurden und hätte ich gerade einen Stift zur Hand gehabt, hätte ich überall große Häkchen dran gemacht. Sehr gut geschrieben! Aber die letzten Seiten lassen dann schließlich jeden Veloiasten (=Fahrradliebhaber, das Fremdwort habe ich mir gerade ausgedacht, weil ich nichts Adäquates gefunden habe) seelig lächeln, denn es geht um die Zukunft des Radfahrens. Eine wunderbare Utopie wird angeboten, ach ja, das Fahrradleben könnte sooooo schön sein….Sehr passend und sehr charmant sind in dem Buch die Illustrationen von Philip Waechter, sie verstärken noch den seligen Gesichtsausdruck. Selbst lesen und verschenken (Weihnachten klopft an…).

Meine Radtour war eine, die immer wieder gerne mache. Ausgangspunkt ist Kaldenhausen. Am Elfrather See vorbei, fahre ich durch Felder nach Traar. Hinter Traar macht die Bundesstraße eine Linkskurve und dort geht links ein Weg ab, der Hermann-Kresse-Weg. Diesen Weg liebe ich sehr, denn erstens hat man hier verschiedene außergewöhnliche Baumarten gepflanzt und man kann auf Schildern über sie etwas lesen und zweitens liegt der Weg an Niepkuhlen und dort stehen Bänke-Niederrhein pur!

Nieper KuhlenWenn man den Weg ganz bis zu Ende fährt kommt man zu einer Brücke, die den Europaring überquert und hinter der Brücke fängt der Krefelder Stadtwald an. Hier schlage ich mich links durch, komme an der Trapprennbahn vorbei und fahre dann weiter links durch eine Häusersiedlung Richtung Rhein. Man folgt den Schildern „Burg Linn“ und ist dann auch schon bald da. Hier sind dann eine Kaffeepause und ein kleiner Bummel angesagt, denn ich finde hier immer neue Fotomotive. Zurück fahre ich über Uerdingen.

Vorfreude auf die Frankfurter Buchmesse

Heute in einem Monat beginnt die Frankfurter Buchmesse. Um die Vorfreude für alle „Bücherwürmer“ zu erhöhen, stelle ich heute ein Buch vor, das in der heutigen Welt der Bücher spielt.

Muse

Stellen Sie sich vor: Sie sind auf der Frankfurter Buchmesse, das Tagesgeschäft liegt hinter ihnen und sie sitzen in einem gemütliche Restaurant, zusammen mit ein paar Verlegern und Buchhändlern. Man unterhält sich und da fängt einer der Verleger an bis tief in die Nacht hinein aus dem Nähkästchen zu plaudern.
So ist dieses Buch geschrieben.
Und was ist das Nähkästchen?
Erzählt wird die Geschichte dreier Männer und einer Frau. Da sind zwei Verleger, so unterschiedlich wie Hund und Katze. Beide führen jeweils einen angesehenen literarischen Verlag, beide kämpfen um gute Autoren. Da kommt die Frau ins Spiel: Ida Perkins ist die (!) amerikanische Lyrikerin. Der eine Verlag hat sie, der andere Verlag will sie unbedingt. Der dritte Mann ist Paul, ein Fachmann, wenn es um das Werk von Ida Perkins geht und er wird in diesem Schachspiel zur wichtigsten Figur.
Ein wunderbares Buch über die Welt des Büchermachens und auch Bücherverkaufens, denn eine wichtige Nebenfigur ist eine Buchhändlerin wie sie im Buche steht. Doch es ist nicht alles rosarot: Die Welt der Bücher ändert sich z.Zt. dramatisch und letztendlich bleibt niemand davon unberührt. So kann ich nur sagen:
Jetzt lesen, denn jetzt gibt es die „alte Bücherwelt“ noch und man kann sich die einzelnen Szenen noch lebendig vorstellen.

 

 

Nicht wegsehen

                                                                                                                         

Jean Deichel verliert erst die Arbeit, dann seine Wohnung und schließlich hat er auch keinen Anspruch mehr auf Arbeitslosenunterstützung. So lebt er in einem von einem Freund ausgeliehenen Van im 20. Arrondissement von Paris. Nach einem morgentlichen Kaffee in einer Bar und dem kostenlosen Besuch im Hallenbad streift er den ganzen Tag durch die Straßen des Arrondissements und beginnt jede Kleinigkeit zu registrieren. So bemerkt er eines Tages auch ein Grafittibild, das, ja was stellt es dar? Jean weiß sofort, dass dies etwas Grundlegendes zu bedeuten hat, denn seit der letzten Wahl vor ein paar Wochen herrscht in Frankreich eine unheilschwangere Stimmung. In den folgenden Tagen sieht er noch mehr Bilder, jetzt immer in Kombination mit einem Statement und er findet heraus, wer die Gruppe ist, die dieses Symbol verwendet. Dies ist Teil 1 der Geschichte.
In Teil 2 erzählt Jean, wie er sich der Gruppierung angeschlossen hat. Es sind Obdachlose und diejenigen, die keine gültige Papiere haben. Sie wollen mit ihren Graffittis friedlich auf sich aufmerksam machen, wollen, dass andere Menschen nicht weg- sondern hinsehen und die Politiker sich den Problemen stellen. Doch dann werden zwei aus der Gruppe von der Polizei gejagt. Sie springen in die Seine, können aber nicht schwimmen und ertrinken. Bei ihrer Beerdigung, die auch friedlich beginnt, kommen immer mehr Menschen dazu, es werden Tausende, die gegen die Arroganz der Besitzenden und gegen die Perspektivlosigkeit demonstrieren wollen. Die Polizei ist vor Ort, diese Friedlichkeit ist ihr unheimlich und sie hat keinen Grund, ein zu greifen. Doch dann eskaliert ganz plötzlich die Situation. Was war der Auslöser? Aber der Staat hat endlich ein Motiv, seine Macht zu zeigen und bestehende Verhältnisse wieder einzubetonieren.

Dieser schmale Roman (erschienen 2014 und basierend auf den Unruhen in Paris 2005), hat mich  beeindruckt. Ich hätte noch eine viel längere Besprechung schreiben können, doch soll ja noch etwas zum Lesen übrig bleiben. Was mich sehr geärgert hat, das sind einige Besprechungen in Zeitungen (z.B. Spiegel oder taz). Sie kritisieren z.B. den pathetischen Ton im 2. Teil, der meiner Meinung nach aber durch die traditionelle afrikanische Beerdigungszeremonie und die kurze Hoffnung der Beteiligten, dass es eine Aufbruchstimmung zum Besseren geben könnte, durchaus nachvollziehbar ist. Hier kommt die Arroganz der Schreiber zum Vorschein, eben die Arroganz, gegen die im Buch protestiert wird.

Das Böse lauert auch im äußersten Winkel Deutschlands-auf Helgoland!

Helgolandkrimi

Die Polizistin Anna wurde auf Helgoland geboren. Als Jugendliche passiert ihr Fürchterliches und sie verlässt die Insel, aber nach sechs Jahren kehrt sie wieder zurück als stellvertretene Dienstleiterin der Polizeiwache, denn sie will sich ihrer Vergangenheit stellen. Allerdings bekommt sie schon am ersten Tag  zuerst eine merkwürdige SMS und kurze Zeit später ein Päckchen zugeschickt, in dem sich ein abgetrennter Daumen befindet. Da Windstärke 8 bis 11 herrscht und der Schiffs-und Flugverkehr eingestellt sind, müssen Anna und ihre beiden Kollegen Paul und Marten ohne Hilfe vom Festland selbst ermitteln, zumal noch weitere Päckchen mit einem Marmeladenglas voller Blut und einem abgeschnittenem Ohr auftauchen. Die Untersuchungen erweisen sich als äußerst schwierig, denn es gibt auf Helgoland nicht die technischen Hilfsmittel. Die beiden Kollegen von Anna haben mit solchen „blutigen Angelegenheiten“ kaum Erfahrungen und Anna selbst quälen immer wieder fürchterliche Migräneattacken. Alles weist darauf hin, dass ein Mensch schrittweise getötet wird und dem Team läuft die Zeit davon. Und dann sind Paul und Marten plötzlich wie vom Erdboden verschwunden…

Das klassische „Setting“: Ein „geschlossener“ Raum, aus dem es kein Entrinnen gibt, in diesem Fall ist es die Insel Helgoland. Es ist aber nicht das Helgoland der Sommerfrische und der vielen Touristen, sondern die Geschichte spielt im Winter, und da fordert die Insel allen, die auf ihr zu dieser Jahreszeit wohnen, sehr viel ab: Wütende Stürme, Tristesse und Einsamkeit. Das hat mit an diesem Krimi am besten gefallen, der Plot selbst bekommt von mir eine 3.

Tim Erzberg: Hell Go Land, Harper Collins Verlag, 16 Euro.

Witzig und voller Zauber?

  1. FamilieSalz

Man klagt Lola mit neun Jahren an, Sterbehilfe bei ihrer totkranken Mutter geleistet zu haben. Ihr Vater, der seine Frau betrogen und letztendlich mit verantwortlich ist an deren Krankheit, verbannt Lola daraufhin aus dem Haus, dem Fürstenhof, in Leipzig das erste Hotel am Platze, und schickt seine Tochter auf ein Internat. Damit legt er den Grundstein für einen lebenslangen Hass, den Lola gegenüber ihrem Vater und dem Fürstenhof hegt und der noch Generationen später das Leben der Nachfahren beeinflusst. Lola wird als Erwachsene eine erfolgreiche Schauspielerin, lernt im Theater auch ihrem Mann kennen und bekommt zwei Kinder, Kurt und Aveline. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges muss die Familie flüchten. Auf der Flucht sieht Lola mit an, wie ihre Schwester Gretl vergewaltigt und ermordet wird. Als kurz nach dem Krieg Lolas Mann noch an einer Grippe stirbt, wird Lola erst geistig verwirrt und dann zur Alkoholikerin. Ihr Sohn Kurt kümmert sich finanziell um sie, ihre Tochter Aveline lebt mit ihr unter einem Dach, was sie letztendlich auch alkoholabhängig macht. Die Situation ändert sich, als Aveline unehelich ihren Sohn Alexander bekommt und Lola plötzlich wie verwandelt ist und die Familie zusammen hält.

Nach dem Tod des Vaters versucht Kurt, der Hotelier ist, nach 1989 den Fürstenhof zu übernehmen. Doch Lola macht ihrem Sohn als Erbin des Hotels einen Strich durch die Rechnung, denn sie hasst den Fürstenhof immer noch zu sehr. Die Folgen davon wirken sich dann auch noch auf ihre Enkelin Emma und ihre Urenkelin Tara Jain aus.

Das Buch ist aus den Perspektiven verschiedener Personen geschrieben. Ich fand es nicht uninteressant zu lesen, aber leider, leider ist der Witz und der Zauber der Familiengeschichte, wie er auf dem Buchrücken von der Schriftstellerin Olga Grjasnowa als Zitat angesprochen wird, mir völlig entgangen. Das Buch war für mich eher bedrückend, aber auch gut, denn wie das Fehlverhalten einer Person, nämlich das des Vaters Salz, noch über Jahrzehnte nachwirken kann, wird mehr als eindrücklich beschrieben.

Christopher Kloeble: Die unsterbliche Famile Salz, dtv Verlag, 21,90 Euro

Benzingeruch und Fluglärm- das ist Urlaub!

Gestern habe ich mich im Garten eine Stunde in die Sonne gelegt, um ein kleines Experiment durchzuführen. Ich habe in der Vergangenheit die Ferien oft am Meer verbracht und wollte jetzt wissen, ob mich sonnen und das Hören von Meeresrauschen über Kopfhörer wieder in Urlaubsstimmung versetzt. Hier der Ablauf des „Experiments“:

1. Sonnen + Meeresrauschen hören- war entspannend
2. Gesicht mit Sonnenmilch eingecremt- der Duft war eine gute Idee
3. Flugzeuge flogen über mich hinweg- Film ab: Ich liege an Stränden, an denen Flugzeuge vorbei fliegen. Entweder kamen „Frischlinge“ an oder Urlauber flogen nach Hause…Und ich durfte noch bleiben! Ein seliges Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit.
4. Irgendwo wird in der Nachbarschaft gekocht- es riecht nach Fisch- das passt.
5. Kurz hintereinander fahren zwei Mofas am Garten vorbei, ein Benzingeruch weht mir in die Nase. Film ab: Ich bin auf Sizilien, ich liege am Strand, es riecht nach Fisch und dann knattern zwei Vespas vorbei und stinken genauso.

URLAUB! ✌✌✌
Dann noch ein bisschen ? und ein ?- bin mit dem Versuchsergebnis nicht unzufrieden.

 

Spannende Zeitreise in die Fünfziger

Bühlerhöhe

Bundeskanzler Adenauer macht seit Jahren im Schwarzwald im Hotel Bühlerhöhe Urlaub. Auch 1952 soll es wieder so sein, doch besteht in diesem Jahr eine besonders große Gefahr, dass ein Anschlag auf ihn verübt wird. Er setzt sich dafür ein, dass Deutschland Ausgleichszahlungen an Israel zahlen soll, und das ist für deutsche und israelische Extremisten inakzeptabel. So hat Adenauer deutsche Bewacher, aber auch Rosa Silbermann vom Mossad. Allerdings ist Rosa mit der Aufgabe anfänglich überfordert, denn ihr zugeteilter Partner Ari taucht zuerst nicht auf und die Hausdame vom Hotel, Sophie Reisacher, wird zu ihrer Gegenspielerin. Sophie merkt, dass mit Rosa etwas nicht stimmt und sie glaubt darüber hinaus, dass Rosa ihr den Mann ausspannen will, den sie sich für eine bessere Zukunft ausgeguckt hat. Doch Rosa wächst mit ihren Aufgaben, dann taucht Ari auch endlich auf und es scheint, dass der Bundeskanzler nicht in Gefahr gerät. Es scheint….

Der geschichtliche Hintergrund dieses Romans ist sehr interessant, man bekommt mit, wie sehr alte Naziseilschaften damals noch in Deutschland verankert waren und beim Lesen spürt man regelrecht die Miefigkeit der damaligen Zeit. Und dann ist da noch das außergewöhnliche Duell zwischen Rosa und Sophie.

Ein „runder“ Gesellschaftsroman, der spannend zu lesen ist.

Brigitte Glaser „Bühlerhöhe“ List Verlag 20 Euro.

Ein Lieblingsbuch zum Wochenanfang

Samstag

Mark Watson: Ich könnte am Samstag, Heyne Verlag, 8,99 €
Der Australier Chris bricht, nachdem ihm ein großes Unglück passiert ist, alle Brücken ab und zieht nach England. Er nennt sich Xavier und wird Moderator einer Radiosendung, in der er Anrufern, die Probleme haben, gute Ratschläge gibt. Privat kämpft er damit, seine schlimmen Erinnerungen zu verdrängen. Er hält sich aus allem heraus und führt ein recht monotones Leben. Das ändert sich, als er die resolute Pippa trifft. Erst als Putzfrau, später als Freundin, zeigt sie Xavier, wie er sich einmischen soll, um anderen Menschen zu helfen. Vorbei ist es mit seiner Ruhe, doch Xavier lebt auf.
Jede noch so „unbedeutende“ Handlung einer Person kann sich auf das Leben anderer Menschen auswirken. In diesem Roman beweist der Autor dies virtuos und bietet damit viel Stoff zum Nachdenken. Eins der wenigen Bücher, das ich schon zum zweiten Mal gelesen habe.

Nichtstun leicht gemacht

Muße

Ulrich Schnabel: Muße-Vom Glück des Nichtstuns Pantheon Verlag 14,99€

Dieses Buch steht auf meinem Schreibtisch…als Ermahnung! Erinnern Sie sich noch an den Loriot Dialog „Der Feierabend“ zwischen einem Ehepaar? (Sinngemäß wiedergegeben): „Frau:“Was tust du?“ Mann:“Ich sitze.“, Frau:“Tu doch mal was, was dir Spaß macht!“ Und dabei macht der Mann etwas sehr Vernünftiges, denn er gönnt seinem Geist eine Pause… Viele kämpfen mit der Informationsflut, der Handyabhängigkeit oder dem Warenüberangebot, das uns oft überfordert. Wenn wir dann endlich frei haben, überfrachten wir die Zeit oftmals mit Freizeitaktivitäten- keine Chance für Müßiggang. Das Buch ermutigt, sich auszuklinken und anders zu sein- gegen das übliche Verhalten und der bestehenden Meinung, viel in seiner Lebenszeit erreichen zu müssen. Wem das schwerfällt, der bekommt Tipps, wie man Muße in seinem Leben zulässt. Denken Sie dabei nicht an Zeitmanagement, oder „Simplify your Life“, der Weg ist ein ganz anderer.