Kellerfunde

Wenn es momentan so früh dunkel wird, dann ist die Zeit für Buch+Tee+Sofa optimal, aber nach ein paar Tagen bekomme ich dann doch das Gefühl, mich aus der Genusszone etwas herausbewegen zu müssen. So steige ich jetzt ab und zu auch in die Dunkelzone des Hauses, sprich Keller, und erwecke staubige Aufbewahrungskisten aus ihrem Dornröschenschlaf. Gleich die erste Kiste hielt für mich schöne Erinnerungen bereit:

LTU- Eine Fluglinie, mit der ich in den 80er Jahren ein paar Mal in den Urlaub geflogen bin. Hier zu sehen ein Täschchen mit Stoff-Schläppchen für lange Flugreisen. 

Internationaler Führerschein, ausgestellt 1980. Rechnen Sie mir bitte hoch an, dass ich Ihnen so ein Foto von mir zeige. Aber es soll ja auch lustig auf meiner Homepage zugehen.

“Die Wunderblume“- mein Lieblingsmärchenbuch. Mein Lieblingsroman war lange „ Das Geheimnis der 13 Häuser“. Kennt es noch jemand?

Die Single: Wir wohnten in den 60er Jahren in einem Haus, in dem im Erdgeschoss u.a. ein Schallplattenproduzent sein Büro hatte. Diese Probesingels bekam ich von ihm immer geschenkt.

Das Büchlein mit den Kinderzeichnungen wurde vom Rheinhauser Krupp-Gymnasium anlässlich der Krupp-Schließung herausgegeben. Kinder malten, was sie sich für die Zukunft wünschen.

So machen Kellernachmittage Spaß. Morgen zeige ich Ihnen ein Fund, bei dem ich nicht weiß, was es ist. Kann mir jemand einen Tipp geben? (Ist kein Wochenenderätsel!)

 

Das wahre Buch für usselige Tage

Dieses Buch erschien erstmals 1795. Der Autor war nach einem Duell verhaftet und zu 42 Tagen Arrest verurteilt worden. Ihm gelang es, den Richter davon zu überzeugen, dass er den Arrest zuhause verbüßen durfte und so verließ er für 42 Tage nicht sein Zimmer. Wer war Xavier de Maistre?  Bekannt wurde er als Maler und als Schriftsteller und so kommt ihm letztendlich auch die Idee, seinen Zimmeraufenthalt als Reise zu beschreiben.

Da ist erst einmal sein so heiß geliebtes Bett, in dem er von Abenteuern jeglicher Art träumen oder einfach vor sich hindösen kann. Bis sein ergebener Diener morgens kommt und köstlicher Kaffeeduft in seine Nase steigt oder sein Hund Rosine ihn liebevoll mit einer nassen Schnauze im Gesicht weckt. Aufgestanden, setzt sich Xavier entweder in seinen Ohrensessel, der ihn wie einen alten Freund empfängt, genießt den schönen Ausblick aus dem Fenster und hört den Vögeln zu oder er geht im Zimmer an verschiedenen Bildern vorbei und erinnert sich an Episoden mit seiner aktuellen Geliebten, dem Erwerb eines Bildes oder erzählt etwas zu einem Bildmotiv. Dabei sieht er Staub, auch das eine willkommende Gelegenheit, sich über dieses Thema zu äußern. Seine Bibliothek ist natürlich ebenfalls eine Quelle vielfacher Inspirationen, sei es, dass er sich beispielsweise mit Ovid unterhält oder über seine eigene schriftstellerische Karriere sinniert.

Die 42 Tage gehen schnell vorbei und Xavier kann diese Art von Reisen nur wärmstens empfehlen. Man ist wetterunabhängig, muss sich nicht auf Fremdes einstellen und hat es immer bequem, die Reisekosten sind überschaubar, man kann innerhalb von Sekunden seinen Urlaubsort wechseln. So reist er noch ein zweites Mal, allerdings nur nachts. Auch ist es dieses Mal nicht so kommod, denn sein Zimmer hat gelitten. Die Französische Revolution ist schuld, sein Haus ist fast niedergebrannt. Aber er erlebt wieder ein ganz besonderes Abenteuer und hat viel zu berichten.

Als de Maistre lebte, waren Bücher mit Reiseberichten sehr in Mode und so kam seine Idee, einen Bericht über eine Zimmerreise zu schreiben nicht ganz von ungefähr. Er war diesbezüglich ein Vorreiter, denn nach ihm schrieben weitere Autoren ähnliche Bücher ( z.B. über eine Reise in einem Schreibtisch).

Die Idee des Buches hat mir sehr gut gefallen. Er beschreibt alles mit großer Aufmerksamkeit und schenkt dabei Alltäglichem eine große Wertschätzung.   Etwas gewöhnungsbedürftig war für mich anfangs der Erzählstil. Wie soll ich ihn beschreiben? Verklausuliert? Sprunghaft? Man muss sich für das Buch etwas Zeit nehmen. Keine 42 Tage, aber In-einem-Rutsch-schmökern ist schwierig und wäre auch zu schade. Eben genau richtig für usselige Tage, wenn man nicht raus möchte.

Morgen habe ich ein weihnachtliches Thema.

 

 

 

Benzingeruch und Fluglärm- das ist Urlaub!

Gestern habe ich mich im Garten eine Stunde in die Sonne gelegt, um ein kleines Experiment durchzuführen. Ich habe in der Vergangenheit die Ferien oft am Meer verbracht und wollte jetzt wissen, ob mich sonnen und das Hören von Meeresrauschen über Kopfhörer wieder in Urlaubsstimmung versetzt. Hier der Ablauf des “Experiments”:

1. Sonnen + Meeresrauschen hören- war entspannend
2. Gesicht mit Sonnenmilch eingecremt- der Duft war eine gute Idee
3. Flugzeuge flogen über mich hinweg- Film ab: Ich liege an Stränden, an denen Flugzeuge vorbei fliegen. Entweder kamen “Frischlinge” an oder Urlauber flogen nach Hause…Und ich durfte noch bleiben! Ein seliges Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit.
4. Irgendwo wird in der Nachbarschaft gekocht- es riecht nach Fisch- das passt.
5. Kurz hintereinander fahren zwei Mofas am Garten vorbei, ein Benzingeruch weht mir in die Nase. Film ab: Ich bin auf Sizilien, ich liege am Strand, es riecht nach Fisch und dann knattern zwei Vespas vorbei und stinken genauso.

URLAUB! ✌✌✌
Dann noch ein bisschen ? und ein ?- bin mit dem Versuchsergebnis nicht unzufrieden.

 

Ganz oben im Norden

…habe ich letzte Woche ein paar Tage verbracht. Und weil ja jetzt bald Sommerferien sind und es evtl. Leser und Leserinnen gibt, die in die Nähe fahren oder noch ein Reiseziel suchen, schreibe ich ein bisschen darüber.

Steilküste an der Ostsee

An der Ostsee, nördlich der Schlei-Mündung, ca. 25 km von Flensburg entfernt, findet man ein bisschen England in Deutschland- sagt eine große Englandfreundin. Die Landschaft ähnelt der von Kent oder East Sussex, es gibt Schlösser und Gärten, die man besichtigen kann und Wanderwege führen querbeet. In einigen Orten findet man tatsächlich noch kleine und feine Fachgeschäfte, nicht zu vergessen die sehr gemütlichen Cafes. Und wenn man ca. eine Stunde gen Westen fährt, ist man an der Nordsee!

Wir waren nur eine Woche da und die Faulheit

Einer der Lieblingsplätze

war ziemlich groß, aber ein paar Empfehlungen kann ich geben.

Nicht verpassen sollte man die Stadt Schleswig. Das Schloss Gottorf ist grandios. Wenn man Gärten und Kunst liebt, kann man hier einen ganzen Tag verbringen. Das Essen im Schlossrestaurant unterstützt einen dabei sehr gut, um neue Besichtigungskräfte zu sammeln. Dann sind da noch der außergewöhnliche Dom und die schöne Altstadt. Im berühmten Wikingermuseum waren wir nicht, muss aber auch toll sein.

Der Altar im Dom ist imposant

Auch Eckernförde hat uns gut gefallen.

Die Moin- Sprachgrenze sollte bis nach Duisburg verschoben werden...
Die Moin- Sprachgrenze sollte bis nach Duisburg verschoben werden…

Kleine lauschige Plätze, nette Geschäfte, eigener Strand, das war schon gut. Allerdings haben wir ein Juwel entdeckt, nämlich das Figurentheater-Museum von Sabine Freund und Ralf Rahier. Aber da schreibe ich nächste Woche noch einen gesonderten “Bericht”.

In der Werkstatt des Puppenkünstlers
In der Werkstatt des Puppenkünstlers

Unsere Fahrt an die Nordsee ging zuerst nach Seebüll zum Haus und Garten von Emil Nolde. Auch diesem Ausflug möchte einen gesonderten Blogeintrag widmen.

Der erste Klatschmohn blühte schon...
Der erste Klatschmohn blühte schon…

Von dort aus fuhren wir nach Husum, wo wir allerdings zu spät ankamen, um Museen ( z. B. über Theodor Storm ) zu besuchen. Auch hier wieder schnuckelige Altstadthäuser in maritimen Ambiente. Ein Highlight: Das Husumer Altstadtantiquariat :

Hier hätte ich auch gerne mehr Zeit verbracht...
Hier hätte ich auch gerne mehr Zeit verbracht…

Wir waren im Winter schon einmal in dieser Gegend und besuchten u.a. Flensburg und Lübeck (klar, auch zwei “Musts”), aber wir werden in dieser Gegend bestimmt noch ein drittes Mal Urlaub machen, denn sie bietet soooo viel und unsere weißen Flecken sind noch immer groß.