Einmal „Special Guest“ in Duisburg sein

Ich freue mich sehr, dass ich als „Gründungsmitglied“ nach acht Jahren Pause noch einmal an der „DuisBuch“ teilnehmen darf. Die vier Kolleginnen auf dem Foto und ich werden insgesamt 18 aktuelle Bücher vorstellen, die uns besonders gut gefallen. Da die DuisBuch schon ein Stammpublikum hat, gibt es nicht mehr ganz so viele Karten. (Eintritt 5 Euro zugunsten der Duisburger Bibliotheksstiftung, Kartenreservierung unter 0203/20359 (Buchhandlung Scheuermann) und 0203/3469130 (Flummi- Die Buchhandlung)).

Das Duell

„Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen.“ Erinnern Sie sich noch, wer seine Sendung mit diesem Zitat immer beendete? Es war Marcel Reich-Ranicki, der in seinem „Literarischen Quartett“ mit dem Brechtzitat seine Zuhörer verabschiedete.

Ich habe dieses Buch als Hörbuch in den letzten Tagen genossen, allerdings passt o.g. Zitat hervorragend zu meinem Gefühl am Ende des Buches.

Der Untertitel auf dem Buch gibt an, wovon das Buch handelt. Es ist die Geschichte einer Hass-Liebe zwischen einem Autor und einem Literaturkritiker, die über Jahrzehnte andauert. Mir war dieses besondere Verhältnis zwischen den beiden bekannt, doch wusste ich nicht viel über die Hintergründe und wollte jetzt mehr erfahren.

Das Buch beginnt mit Kapiteln, in denen beider Kindheit erzählt wird, danach widmet es sich den so unterschiedlichen Schicksalen während des zweiten Weltkriegs. Diese Jahre sind für die zukünftigen Leben der Männer prägend. Grass war als junger Soldat Angehöriger der SS und suchte seinen großen Einsatz, Reich-Ranicki und seine Frau lebten erst im Warschauer Ghetto und nach ihrer Flucht viele Monate in Todesangst in einem Versteck.
Mitte der 50er Jahre lernen sich beide kennen, sind sich nicht sympathisch und ihre Wege trennen sich wieder. Ihre gemeinsame Geschichte beginnt erst 1960, als Reich-Ranicki, inzwischen freiberuflicher Literaturkritiker in Deutschland, als einziger das so gefeierte Buch „Die Blechtrommel“ zerreißt und das große schriftstellerische Talent von Grass teilweise in Frage stellt.
Wer interessiert ist an deutscher Geschichte ( z.B. das Engagement von Grass für Willy Brandt) und am deutschen Literaturbetrieb ( Einblicke in die „Gruppe 47“, auch ein bisschen Klatsch, schließlich Verleihung des Nobelpreises an Grass) wird bestens bedient. Die Inhalte mehrerer Bücher von Grass werden skizziert und ich bekam Lust, in der Danziger Trilogie mal wieder zu blättern und Passagen zu lesen.

Fassungslos am Ende des Buches war ich von der Art, wie Grass und Reich-Ranicki miteinander umgegangen sind. Wie können sich zwei hochintelligente Menschen über viele Jahre immer wieder so verletzen? Am Ende ihres Lebens wissen oder ahnen beide zumindest, wie sehr sie sich Schaden zugefügt haben. Immerhin.

Das Hörbuch wird von Gerd Heidenreich gesprochen. Lob von mir, ohne wenn und aber.

Brontë Erinnerungen

Samantha Whipple ist die letzte Nachkommin der berühmten Brontë Schwestern. Sie geht, dem Wunsch ihres Vaters folgend, auf das Old College in Oxford und studiert Literaturwissenschaft. Ihr Leben dort ist nicht einfach. Ihr Zimmer in einem alten Turm ist feucht, ohne Fenster und sehr spartanisch eingerichtet. Einmal pro Woche wird eine Touristengruppe durch ihr Zimmer geschleust, denn vor Samantha haben viele berühmte Studenten das Zimmer bewohnt. Ihr Tutor ist ein junger Professor, der sehr eigene Vorstellungen von Literaturkonzeption hat und beide geraten oft aneinander. Das Schlimmste allerdings ist die Tatsache, dass man gegen Samanthas Willen sie als Erbin der Brontë Schwestern outet. Sie rückt dadurch ins Lampenlicht und die Frage komm auf, ob sie Erbstücke der Brontës zurückhält, die für die Literaturforschung von großer Wichtigkeit sind, da sie in den Brontë-Büchern erwähnt werden. Samantha weiß von nichts, doch dann tauchen plötzlich Brontë-Bücher bei ihr auf, die ihrem Vater gehörten und die bei einem Brand, bei dem der Vater ums Leben gekommen ist, als zerstört galten. Samantha kennt die Brontë Bücher fast alle in- und auswendig, doch sie liest die väterlichen Ausgaben erneut, da er viele Randnotizen gemacht hat. Findet sie Hinweise auf die Erbstücke?

Das Buch machte mich noch einmal zu dem jungen Mädchen, das vor langer Zeit die Brontë Bücher gelesen hat und sich nun erinnerte. Ich litt mit Samantha, deren schweres Erbe sie fast aus der Bahn geworfen hätte, wäre da nicht der gut aussehende und auch geheimnisvolle Professor gewesen. Hört sich schön kitschig an, oder? Aber ganz so ist es nicht, denn es gibt diverse Diskussionen zwischen der Studentin und ihrem Mentor, wie man ein Buch richtig liest und interpretiert. Das ist schon ein ganzes Stück anspruchsvoller, so dass mich das Buch wegen dieser „Mischung“ gut unterhalten hat.

Der Buchstabensalat wird sortiert

Ich hoffe, es war nicht zu schwer? Diese Namen waren gesucht:

FUTSA- Faust
TEMATHL- Hamlett
RHEWTER- Werther
OMEOR- Romeo
BYVORA- Bovary
GELILURV- Gulliver
WOGASCHI- Schiwago
TAHNAN- Nathan
DANORI- Dorian
JOQUEIT- Quijote

Morgen bleibe ich noch beim Thema Bücher und präsentiere „ Fünf auf einen Streich“.

Eine ungewöhnliche Schreibwerkstatt

 

Dies ist ein ganz außergewöhnlicher autobiografischer Roman.

Ortheil

Hanns-Josef Ortheil erzählt von seiner Kindheit und Jugend. Bis zu seinem siebten Lebensjahr hat er kaum gesprochen, kennt nur wenige Wörter für die Welt, die ihn umgibt. Er spielt leidenschaftlich Klavier, kann sich damit ausdrücken und das akzeptieren die Eltern. Doch als er in die Schule kommt und die Schwierigkeiten anfangen, beschließen zuerst der Vater und später auch die Mutter, ihm Wörter, das Sprechen und schließlich auch das Schreiben auf unkonventionelle Weise bei zu bringen. Es stellt sich heraus, dass Ortheil sehr gut beobachten kann und dies, verbunden mit seinem Schreibtalent schließlich dazu führt, dass für den Jungen das Schreiben zur Passion wird. Er ist ein guter Schüler, macht sein Abitur und entscheidet sich dann, nach Rom zu gehen, um dort Musik zu studieren. Ende des Romans.

Warum nenne ich das Buch außergewöhnlich?

Es gewährt uns einen Blick in eine bürgerliche Familie zwischen den fünziger und siebziger Jahren. Sind die ersten Kapitel im Buch fast ausschließlich den Schreibübungen gewidmet, treten mit der wachsenen Selbständigkeit des jungen Ortheils familiäre Begebenheiten in den Vordergrund. Dabei spielen das liebevolle, aber so unterschiedliche Verhalten der beiden Elternteile eine große Rolle. Ja und dann ist da noch die Tatsache, dass dieses Buch für jeden, der gerne selber schreibt oder schreiben möchte, eine methodische Schreibwerkstatt darstellt, die viele Anregungen gibt, wie man seinen Stil verbessert oder über was man überhaupt schreiben kann. Ortheil hat diesen Roman geschrieben und dabei seinen riesigen Fundus an frühen Übungen erneut gesichtet und mit eingearbeitet.

Ortheil hat noch weitere Bücher über seine Kindheit geschrieben, bzw. sind zwei Erzählungen, die er während seiner Jugend geschrieben hat, ebenfalls veröffentlicht worden. Ich habe keins dieser Bücher vorab gelesen. Es wird manchmal empfohlen, ich fand es so besser, da ich völlig unvoreingenommen gelesen habe.

 

Vorfreude auf die Frankfurter Buchmesse

Heute in einem Monat beginnt die Frankfurter Buchmesse. Um die Vorfreude für alle “Bücherwürmer” zu erhöhen, stelle ich heute ein Buch vor, das in der heutigen Welt der Bücher spielt.

Muse

Stellen Sie sich vor: Sie sind auf der Frankfurter Buchmesse, das Tagesgeschäft liegt hinter ihnen und sie sitzen in einem gemütliche Restaurant, zusammen mit ein paar Verlegern und Buchhändlern. Man unterhält sich und da fängt einer der Verleger an bis tief in die Nacht hinein aus dem Nähkästchen zu plaudern.
So ist dieses Buch geschrieben.
Und was ist das Nähkästchen?
Erzählt wird die Geschichte dreier Männer und einer Frau. Da sind zwei Verleger, so unterschiedlich wie Hund und Katze. Beide führen jeweils einen angesehenen literarischen Verlag, beide kämpfen um gute Autoren. Da kommt die Frau ins Spiel: Ida Perkins ist die (!) amerikanische Lyrikerin. Der eine Verlag hat sie, der andere Verlag will sie unbedingt. Der dritte Mann ist Paul, ein Fachmann, wenn es um das Werk von Ida Perkins geht und er wird in diesem Schachspiel zur wichtigsten Figur.
Ein wunderbares Buch über die Welt des Büchermachens und auch Bücherverkaufens, denn eine wichtige Nebenfigur ist eine Buchhändlerin wie sie im Buche steht. Doch es ist nicht alles rosarot: Die Welt der Bücher ändert sich z.Zt. dramatisch und letztendlich bleibt niemand davon unberührt. So kann ich nur sagen:
Jetzt lesen, denn jetzt gibt es die „alte Bücherwelt“ noch und man kann sich die einzelnen Szenen noch lebendig vorstellen.