Lesenswerte Baustelle

Ende August war ich im Welfenland und da u.a. in Wolfenbüttel. (Nächste Woche erzähle ich mehr darüber). Dort entdeckte ich diese Baustelle. Es war eine alte Karstadt-Immobilie, an der wohl ab und zu herumgewerkelt wurde. Nicht gerade schmückend für die Altstadt, aber die Hässlichkeit wurde mit Gedichten “abgefedert”. Wäre für manche Duisburger Ladenlokale, die schon ewig leerstehen, auch eine Aufwertung, ich würde nur humorvolle Gedichte nehmen à là Ringelnatz, Morgenstern & Co. 

Wandern Ihre Gedanken?

 

Und, haben Sie versucht, das Gedicht auswendig zu lernen? (Für alle, die den gestrigen Eintrag nicht gelesen haben: Im Rahmen meines Gehirnjoggings am Wochenende hatte ich das o.g. Gedicht gestern präsentiert und angeregt, mal einen Versuch des Auswendigkeitlernens zu starten).

Meine Erfahrungen: Da mir das Lernen morgens immer schon leichter fiel, fing ich mit dem Auswendiglernen direkt gestern früh an, wenngleich ich noch von einem Städtetripp am Vortag bei 30 Grad etwas in den Seilen hing. (Zu der Geschichte komme ich noch). Zu meiner freudigen Überraschung hatte ich den Text recht schnell intus und machte schon Pläne für ein weiteres Gedicht. Doch dann kam die Ernüchterung am späten Nachmittag. An mehreren Stellen kam ich ins Grübeln, weg war das Gedicht. Diesbezüglich ziemlich frustriert beendete ich den Versuch. Dann kam der heutige Sonntag. Ich lag morgens noch im Bett, hörte die Amseln singen…An einem Sommermorgen- die Worte kamen wieder, ja das ganze Gedicht, ein schöner Start in den Tag. Heute habe ich es dann noch zweimal wiederholt und es ist da. Nun bin ich gespannt, wie es in einer Woche ist.

Ein zweites Gedicht ist schon ausgeguckt. Nicht direkt am nächsten Wochenende, aber irgendwann .

Kriegen wir das hin?

 

Wann haben Sie das letzte Mal ein Gedicht auswendig gelernt? Für das wöchentliche Thema “Gehirnjogging” habe ich mir vorgenommen, mir dieses Gedicht einzuprägen. Es heißt “Guter Rat” und ist von Theodor Fontane. Machen Sie mit? Morgen erzähle ich dann ein bisschen, wie lange es bei mir gedauert hat.

Auf gehts!

Auf Wiedersehen, Juni!

Nach langer Zeit mal wieder drei Haikus zum Monatsende:

Rote Früchte dort,
Himbeeren reif und süß-
ein Gartengeschenk

In jedem Sommer
das Wählen schwieriger wird:
bei den Eissorten

Ach so königlich
ist der Anblick des Fasans-
nicht aber sein Ruf

Kommen Sie gut in den Juli!

 

Bitte das Buch von hinten anfangen

 Dieses Buch fand ich in einem meiner “Später mal lesen”- Kartons und entdeckte damit einen kleinen Schatz. Sehr konservativ fing ich vorne zu lesen an, in der Erwartung, dass das Buch eine Art “Best of” deutscher Lyrikerinnen war. Falsch gedacht! Nachdem mir nur drei Autorennamen überhaupt etwas sagten und ich die ersten Gedichte z.T. auch recht bieder fand, blätterte ich glücklicherweise bis nach hinten durch, wo man Kurzbiografien der Autorinnen aufgelistet hat und ein Nachwort über diese Gedichtsammlung aufklärt. Die Autorinnen wurden zwischen 1880 und 1920 geboren, also in einer Zeit, wo Traditionelles von Modernem abgelöst wurde. ( Man denke z.B. in der Kunst an Expressionismus). So erklären sich bei den Gedichten die sehr unterschiedlichen Stile und Themen ( z.B. Alltagsbewältigung, Naturbeschreibungen, Erotik, Beziehungen zwischen Mann und Frau) und das macht das Büchlein besonders. Viele der 29 Autorinnen waren zu ihren Lebenszeiten sehr bekannt und ihre Romane und Lyrikbände hatten mehrere Auflagen. Heute kennt man ihre Werke kaum noch, zu Unrecht. Hier ein paar Gedichte als Beispiele:

  

Was der Mond sein kann (Woche des Mondes Nr. 2)

Heute kommen die Lyrikfreunde auf ihre Kosten. Hier ein Mondgedicht, das mir besonders gut gefallen hat:

Von Siegfried Stöbesand · geb. 1954

neue sachlichkeit

habe den mond betrachtet
und dann das:
der mond hat gar kein gesicht
er soll nur aus staub, sand und stein bestehen
krater und geröll
wüstenlandschaften
die winde halten sich in grenzen
und an wasser mangelt es

lass mir meinen mond
in der nacht
wenn über der großstadt oben weit
und prächtig hell scheinend
das märchengesicht
das traumgesicht
in die scheibe geritzt
ein friedliches bild

so kühl und so warm
so ernst und so heiter
so bedenklich und so gelassen
wenn mir nicht wohl ist
wenn mir der kopf zerspringt
wenn mir die lust vergeht
dann mag ich keine sachlichkeit
dann mag ich nur

staunen und mir erträumen
das gesicht das milde gesagt so lieblich ist

?

Duisburger Limericks

Dieses Buch fand ich vor ein paar Tagen in einem Antiquariat. Ich liebe englische Limericks und bin über meinen Kauf ganz beglückt. Die Limericks sind in englischer Sprache und der Inhalt wird jeweils nur kurz in deutscher Sprache erklärt. Der Untertitel des Buches lautet “mit dem nötigen Kommentar für Nicht-Engländer”. Das Buch von Jürgen Dahl gibt also auch eine theoretische Einführung zu diesem Thema (in deutscher Sprache) und weist u.a. darauf hin, dass unsere Sprache nicht so gut geeignet ist, weil wir z.B. zu wenig kurze Wörter haben. 

Nach der Lektüre des Buches rumorte es aber in meinem Kopf, es brauten sich, ob ich wollte oder nicht, Limericks zusammen. Und das machte dann doch viel Spaß. Hier sind sie, ganz vorschriftsmäßig gereimt a-a-b-b-a:

Pia aus Duisburg wünschte sich eine Kanne
zum Geburtstag von ihrer Freundin Marianne.
Sie bekam Geschenke, es waren vier:
einen Ring, einen Schal, ein Glas für Bier
und eine Pfanne anstatt der Kanne – welch eine Panne!

Tom wollte sich endlich mal wieder verlieben,
so ging er in Duisburger Discos, an der Zahl sieben.
Dort tanzte er und sprach auch Mädchen an,
doch keine zog er in seinen Bann.
Waren die gelben Plateauschuhe übertrieben?

Gitty Pih gehörte zu den Duisburger Mücken,
die oben wohnte auf einer der vielen Brücken.
Tagaus tagein beobachtete sie die Leute
nur die wenigsten waren eine satt machende Beute.
Ausnahme: Der Duisburg Marathon mit schweißnasse Rücken.

Das Buch gibt es übrigens im Internet gebraucht noch für kleines Geld.

Wenn Sie auch in Limerickreinlaune kommen, würde ich mich sehr über Ihre Zuschriften freuen!