Lichterfelder Spaziergang (Berlin Nr. 4)

Als wir im Januar in Berlin waren, hatten wir an einem kalten Sonntagmorgen bis zu einem Termin noch zwei Stunden Zeit. Die Museen waren noch nicht geöffnet, so entschieden wir uns für einen Besuch der Villenkolonie in Lichterfelde. Über die App Hearonymus luden wir uns eine 1 1/2 stündige Führung herunter. Johann A.W. Carstenn hatte die Idee, in dem Dorf Lichterfelde günstig Land zu kaufen, um danach betuchten Bürgern aus Berlinmitte eine Villa im Grünen anzubieten. Die Idee hatte er aus London mitgebracht, wo sie sehr erfolgreich war. 1866 baute er die erste Straße der Kolonie noch mitten in Getreidefeldern. In Berlin lief das Geschäft aber aus verschiedenen Gründen nur schleppend an, hinzu kam der Börsenkrach von 1873. Schließlich verspekulierte sich Carstenn bei dem Bau einer Kadettenschule in Lichterfelde und wäre fast pleite gegangen. Da einige prominente Berliner aber inzwischen Villen in der „Sommerfrische“ besaßen, zogen andere nach und jeder Neuankömmling wollte mit seiner Villa die der anderen übertrumpfen. So gibt es während des Spaziergangs Türmchen über Türmchen zu bewundern, burgenartige Häuser mit Wassergräben oder Villen im italienischen Renaissancestil.

Unten links die Villa von Otto Lilienthal. Wenn Sie rechts genau hinschauen, erkennen Sie eine Zugbrücke über einem Graben.

Beim Flanieren konnte man darüberhinaus viele schöne Details entdecken:

Der Sonntag war für das Fotografieren günstig, denn es waren kaum Leute und Autos unterwegs.
Welche berühmten Köpfe hatten hier auf engem Raum zusammengelebt! Nach dem Spaziergang kaufte ich mir dieses Buch, um noch mehr über Lichterfelde zu erfahren.

Im ersten Teil des Buches wird auf die Entstehung und die Geschichte der Siedlung eingegangen und man erfährt auch etwas über die besondere Architektur. Hier erfuhr weitere interessante Details wie beispielsweise, die Tatsache, dass in Lichterfelde weltweit die erste Straßenbahn fuhr und dass Lichterfelder während des Naziregimes aktiv Widerstand geleistet haben.
Exemplarisch für an die 200 berühmten Lichterfelder (eine Auflistung mit Kurzbeschreibungen befindet sich am Ende des Buches) werden sechzehn Lebensläufe im Buch erzählt, darunter z.B. die Leben von Elly Heuss-Knapp, Sebastian Haffner, Karl Liebknecht oder Hans Rosenthal. Lichterfelde- ein wirklich beeindruckendes „Pflaster“!

Ein langes Wochenende in Berlin (Nr. 1)

Am Dienstag habe ich Sie mit dieser Collage hoffentlich ein bisschen neugierig auf Berlin gemacht? Es folgen noch ausführlichere Berichte, doch hier schon einmal vorab kurze Erklärungen:

Rechts oben sehen Sie einen kleinen Straßenabschnitt der Villenkolonie Lichterfelder. Hier wohnten viele berühmte Menschen und versuchten, sich mit der Architektur ihrer Villen zu übertrumpfen.
Die Auflösung zu der Frage nach dem Herrn links sieht so aus:

Das Bild hängt in der Berliner Gemäldegalerie, in die wir letzten Samstag gingen.
Zu dem Bild unten links gehört diese Erklärung:

Wir besuchten im Osten Berlins das Stasimuseum, eins der wenigen größeren Museen, die an einem Montag geöffnet haben. Da das Wetter sehr schlecht war, blieben wir in der Gegend und gingen auf diesen Markt, zu dem auch das Blumenbild unten rechts gehört.

Das Dong Xuan Center ist seit 2005 offiziell ein asiatischer Großhandelsmarkt (der größte Deutschlands) und liegt auf einem ehemaligen Fabrikgelände in Lichtenberg. In ca. 20 großen Hallen gibt es vor allem zahlreiche Geschäfte für Kleidung, technisches Zubehör, Spielzeug, Wohnungseinrichtung, Lebensmittel, Nagelstudios, Friseure und Restaurants.

Inzwischen darf hier jeder einkaufen. Besonders beliebt sind Friseure, bei denen man für 8 Euro einen Haarschnitt bekommt und die Restaurants, die auch von der vietnamesischen Gemeinde gerne frequentiert werden.

Wir gingen durch einige Hallen und es war ein bisschen wie in einem exotischen Urlaub, gepaart mit dem Erahnen von Grauzonen, die es wohl auf den meisten Großhandelsmärkten gibt.

Ein zweiter Tipp: Wir besuchten an einem Abend das „Scheinbar Varieté“ in Schöneberg. Auf engem Raum gibt es eine kleine Bar und ca. 60 Zuschauer haben Platz, um auf der Bühne unbekannte Gesangs- oder Comedytalente zu entdecken.

Wir wählten einen „Secret“-Abend aus. Man weiß nicht, wer kommt, ein bekannter Künstler möchte vor einem kleinem Publikum sein neues Bühnenprogramm ausprobieren. Bei uns war es charming Timon Krause, ein Mentalist, dessen neue Tournee im Herbst beginnt. Zwei Stunden sehr, sehr großes Staunen- „Wie hat es das gemacht?“, diese Frage beschäftigt uns immer noch und wir kauften uns gestern Tickets für die Krefelder Vorstellung im November.

Am nächsten Donnerstag geht es mit Berlin weiter, am Montag bespreche ich ein Buch, das an diesem Tag erscheint.

Vier von 6300

Sie sehen vier alte dtv Taschenbücher. Vier von über 6300 verschiedene Illustrationen, die der Künstler Celestino Piatti erschaffen hat. Viele davon für den dtv Verlag ab Anfang der 60er Jahre bis hin in die 90er Jahre.

Wir hatten das Glück, im November durch Zufall eine Ausstellung mit Bildern von Piatti besuchen zu können und das kam so:
Wir waren mal wieder in Hamburg. Bei einer Quizshow, die wir kurz zuvor gesehen hatten, ging es u.a. um die Stadt Buxtehude und es wurde bei der Auflösung zu der Frage ein schönes Foto von der Stadt gezeigt. Da wir noch nie Buxtehude waren, legten wir auf der Rückfahrt zum Kaffeetrinken einen Zwischenstop ein.


Woher ist Ihnen Buxtehude geläufig? Vielleicht durch das Märchen „Der Hase und der Igel“, das in Buxtehude spielt?

Hase und Igel sind in Buxtehude allgegenwärtig. Rechts ein Hase geschminkt wie ein Mitglied der Musikgruppe Kiss vor einem Musikladen.

Durch den Jugendbuchpreis „Buxtehuder Bullen“ oder durch den Buxtehuder Kleinkunst-Igel, den u.a. schon Dieter Nuhr, Ina Müller oder Django Asül gewonnen haben, ist die Stadt ebenfalls bekannt.
Das kulturelle Leben in der kleinen Stadt ist sehr abwechslungsreich und so wundert es nicht, dass es auch Ausstellungen mit bekannten Künstlern gibt.
Zurück zu Herrn Piatti. Seine Ausstellung kann man sich noch bis zum 25. Februar ansehen. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt bei Piattis Illustrationen für Kinderbücher. Dabei tauchen Eulen besonders gerne auf…

Oben rechts hat sich Herr Piatti selbst gemalt.

Hier geht es zur Seite des Museums:

https://buxtehudemuseum.de/ausstellungen/sonderausstellungen/augenblicke-bilder-und-bucher-von-celestino-piatti-1922-2007/

Wer sich sein kindliches Gemüt bewahrt hat, der könnte auch noch bis zum 7. Januar in die Welt der Sesamstraße eintauchen. Zum 50jährigen Museum zeigt das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe mit Schwerpunkt „Deutsche Sesamstraße“ Originalpuppen und Fotos aus den Sendungen, spielt die bekannten Lieder ab und gewährt einen Blick hinter die Kulissen der Sesamstraße. Es ist eine Ausstellung zum Mitmachen, eigentlich für Kinder gedacht, aber ich beobachtete, wie auch viele Erwachsene mit lächelnden Gesichtern wieder zu Kindern wurden.


Ein Tag in Luxemburg

Im Duisburger Landschaftspark kann man Konzerte besuchen, das Sommerkino oder auch verschiedene Märke. Tauchen und bouldern sind dort sportliche Aktivitäten und verschiedene Führungen über das Gelände werden angeboten. Dass man mit einem alten Stahlwerkgelände aber auch ganz anders verfahren kann, das sieht man in der Stadt Esch in Luxemburg. Vor zwanzig Jahren wurde auf dem ca. 650 ha großen Gelände zwischen Hochöfen und Minen die neue luxemburgische Universität gegründet. In den achtziger Jahren lag die Stahlindustrie in Esch am Boden und Teile der Anlage wurden aufgegeben und so trifft heute hochmoderne Architektur auf bauliche Zeitzeugen.

Wir machten ein zweistündigen Spaziergang über das Gelände und besuchten dabei auch die ehemalige Möllerei.

Direkt daneben steht die Unibibliothek, schräg gegenüber finden sich Wohngebäude für Studenten und ein großes Einkaufszentrum. Die Mensa , mehrere Cafés und Restaurants, sowie eine Konzerthalle für 6500 Besucher runden das Angebot ab.
Informationen über dieses Ausflugsziel finden Sie hier:

https://www.minetttour.lu/de/detaillierte-tour/tour/hochofen

Nach der Besichtigung fuhren wir in die Hauptstadt. Sie besteht aus einer Altstadt und einem hochmodernen Teil. Hier wollten wir abends die Philharmonie besuchen.

Links Mitte: Das Museum für moderne Kunst, rechts der Eingang zu einem kleinen Einkaufszentrum. Hier gibt es ein italienischen Restaurant, in dem eine Pizza XXL Größe hat und man während des Aufenthalts auf der Toilette einem italienischen Sprachkurs folgen kann.

Tickets für Konzerte (und z.Zt. auch der Preis für Benzin) sind in Luxemburg um Einiges günstiger als in Deutschland, so dass ein Ausflug in Kombination mit einem Konzertbesuch nicht die schlechteste Idee war.

Die Philharmonie von außen und von innen

Am Freitag stelle ich Ihnen drei Konzerte vor, von denen wir eins in dieser Philharmonie hörten.

Fahrt in den Odenwald (Seligenstadt 2)

Ca. 50 km von Seligenstadt entfernt liegt die Kreisstadt Miltenberg am Mainknie zwischen Spessart und Odenwald.

Oben Mitte und rechts: Der alte Marktplatz von Miltenberg

Schon ca. 150 n.Chr findet Miltenberg Erwähnung als römisches Kastell. Die Römer erkannten bereits seine strategische Lage am Main. Miltenberg erlebte dann im Mittelalter einen großen Aufschwung. Die Mildenburg entstand im 12. Jahrhundert (auf dem Foto unten rechts), unweit liegt noch die Burgruine Weibertreu. (Wie es zu diesem Namen kam, können Sie hier lesen https://de.wikipedia.org/wiki/Burgruine_Weibertreu)

Unten links sieht man das „Würzburger Tor“ eins der beiden imposanten Stadttore, darüber im Bild „Zum Riesen“, das angeblich älteste Gasthaus Deutschlands. Erstmalig 1158 urkundlich erwähnt, übernachteten hier u.a. Kaiser Barbarossa, Kaiserin Maria Theresia, Wallenstein oder im 20. Jahrhundert Richard Strauss, Heinz Rühmann oder Elvis Presley.
Die Altstadt zieht sich auf einer langen Straße am Schloßberg entlang. (Unten Mitte). Hier befinden sich auch mehrere Brauereien und Weinkellereien.

Miltenberg hat uns gut gefallen, allerdings steht es, verglichen mit Seligenstadt, mehr im Fokus von ausländischen Reisegruppen, die während einer Mainkreuzfahrt hier anhalten. Es war rummelig.

Nur wenige Kilometer entfernt von Miltenberg liegt Amorbach. Sollten Sie noch etwas Zeit haben, lohnt sich ein Abstecher. Hier finden sich ebenfalls viele historische Gebäude, darunter das älteste Fachwerkhaus in Bayern.

Jetzt war alles bunt-Ausflug nach Seligenstadt

Im Februar erzählte ich Ihnen von einem langen Wochenende in Aschaffenburg und Seligenstadt. Wir hatten nasskaltes Wetter, alles war grau und trotzdem gefielen uns beide Städte. So nahmen wir uns vor, sie noch einmal im Sommer zu besuchen. Eine gute Entscheidung!

In Seligenstadt übernachteten wir direkt am Main und wurden morgens mit romantischen Stimmungen belohnt.

Wir gingen mehrmals am Main spazieren, auch viele Radfahrer nutzen die Wege.

Oben links: Eine Reparaturstation für Räder am Mainweg, hatte ich vorher noch nie gesehen. Oben rechts: Einer der schönen Ausblicke auf dem Mainweg. Links unten: Ein Ziel unseres Main-Spaziergangs: Das Wasserschloss, rechts unten einer von zwei Pulvertürmen in Seligenstadt.

Der Klostergarten war nun ein Pracht und die Gebäude auf dem Gelände zeigten ihre ehrwürdige Schönheit:


Seligenstadt wird hauptsächlich von Tagestouristen besucht und besticht durch eine Vielzahl von Restaurants und Cafés, sowie einer beachtlichen Auswahl von schönen Fachgeschäften.

Oben: Mittelmeerarchitektur trifft auf Mittelalter
Mitte: Der Marktplatz von Seligenstadt
Unten: Viele Fachwerkdetails werden geboten

Gegen Abend wurde es ruhiger und wir verabschiedeten den Tag wieder am Main.

Unten: Die 1-Minute-Fähre an das andere Mainufer nach Kahl- hier gibt es immer etwas zu gucken.

Unser Ausflug nach Aschaffenburg fiel nur kurz aus, denn die Hitze war zu groß. Aber am Stadtrand von Aschaffenburg liegt das Schloss Schönbusch mit einem englischen Landschaftspark und einem Biergarten. Hier ließ es sich aushalten!

Ein Spaziergang durch den Park. Oben rechts das Schloss, das man besichtigen kann, darunter ein Aussichtsturm und ein kleiner Konzertsaal. Links oben einer von mehreren Teichen, darunter ein Kanal, unten sieht man in der Ferne das Schloss von Aschaffenburg.
Danach eine wohlverdiente Pause im Biergarten. Auch hier lernten wir etwas Neues kennen: Die Brizza, eine Pizza mit Brezelteig. Lecker!

An einem anderen Tag machten wir einen Ausflug nach Miltenberg und Amorbach. Davon berichte ich übermorgen.

Was ich noch zu zeigen hätte…(GB 12)

Ich habe die Fotos nicht gezählt, die ich in England und Schottland gemacht habe. Zum Abschluss meiner „GB“-Reihe deshalb hier noch ein paar Lieblingsbilder. Ein paar modelte ich auf den langen Autofahrten ein bisschen um.

Öfter gab es mal ein spontanes Ständchen, hier auf den Orkney Inseln. Das hob die Urlaubsstimmung noch mehr an.

14 Tage gutes Wetter, nur an den Küsten war es manchmal nebelig

Geschichte auf Schritt und Tritt. Es gibt ca. 500 Steinkreise in Schottland. Steinkreise auf den Orkneyinseln sind mit einem Alter von 5200 Jahre älter als der von Stonehenge.

Ein Steinkreis auf der Insel Lewis

Diese Kacheln fand ich auf dem Boden in der Sankt Magnus Kathedrale in Kirkwall auf den Orkneyinseln. Die Muster sind ein Beispiel dafür, dass Wikinger, Pikten oder Kelten ihre Spuren hinterlassen haben.

Und dann sind da noch die „Black Houses“, kleine Steinhütten, in denen in früheren Zeiten Mensch und Tier zusammen wohnten. Im 19. Jahrhundert wurden sie langsam von den „White Houses“ abgelöst. Nur noch wenige der Black Houses sind komplett erhalten, man kann sie z.B. in Lewis in einem Heimatmuseum besuchen. Aber diverse Ruinen sahen wir noch auf unserer Rundfahrt.

Sie suchen Einsamkeit? Ja, ganz im Norden Schottlands und auf den Äüßeren Hebriden haben wir sie noch gefunden.

Ich empfand die Fährfahrt von Ullapool zu den Äußeren Hebriden als etwas Besonderes. Der Gedanke, alles hinter sich zu lassen und in ein neues Leben einzutauchen, machte sich in meinem Kopf breit.

Der Hafen von Ullapool

Nach einer Fahrt durch viele kleine Inseln hindurch näherten wir uns den Hebriden:

Ein bisschen Shangri-La…

Am letzten Tag in Schottland wurde ich gefragt, ob ich wiederkommen würde. Ja, das Fernweh zu den Shetland Inseln und einigen noch abgelegeneren Hebrideninseln ist bei mir geweckt.

Die Faszination von Enigma (GB 11)

Zur Einstimmung auf unseren Besuch in Bletchley Park in der englischen Grafschaft Buckinghamshire las ich dieses Buch.

Bereits Cäsar überlegte sich eine Geheimschrift, um Briefe verschlüsselt an Cicero zu schreiben. Ein anderer Politiker, der sich mit diesem Thema befasste, war der dritte amerikanische Präsident Thomas Jefferson. Er entwickelte dieses Räderwerk zur Codierung von Texten.

Aus Spielfilmen kennen Sie vielleicht die Methode, eine geheime Botschaft mit Hilfe eines Codewortbuches zu entschlüsseln oder Sie haben schon einmal gesehen, wie Menschen, die auf der Straße leben, geheime Zeichen an Häuserwände malen. Das Bild, das ich Ihnen vorgestern vorstellte, zeigt einen Code, den Freimaurer in früheren Zeiten gerne benutzt haben. (Der Satz in dem Bild lautete übrigens: Das Geheimnis ist von einem klugen Menschen geloest worden).
Neben diesen alten Codes widmet sich das Buch auch Verschlüsselungen, mit denen wir täglich zu tun haben, wie beispielsweise bei der Kontonummer, Kreditkartennummer oder auf dem Personalausweis. Auch gibt es Tipps, wie man auf dem Computer eigene Geheimschriften entwickeln kann. Ein gutes Drittel des Buches ist allerdings für die Geschichte und Funktionserklärung der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma reserviert. Und damit komme ich zu unserem Besuch von Bletchley Park.

Die berühmte Enigma Verschlüsselungsmaschine

Sir Hugh Sinclair, Chef des Geheimdienstes MI6, kaufte 1938 auf eigene Rechnung das Gelände von Bletchley Park, weil er davon überzeugt war, dass ein Krieg bevorstand und in diesem die Entschlüsselung von geheimen Botschaften des Feindes von großer Bedeutung sein würde. Bletchley Park lag geografisch optimal: Nicht weit von London, nahe an einem Bahnhof mit guter Bahnverbindung und den beiden Universitäten Cambridge und Oxford. Besonders der letzte Punkt war wichtig, denn Sinclair warb voraussehend Wissenschaftler, Mathematiker, Literaturprofessoren und auch Schachmeister an, deren Kenntnisse bei der Entschlüsselung wichtig werden könnten.

Das Herrenhaus von Bletchley Park. Rechts unten: Das Büro von Alan Turing

In der ersten Zeit reichten die Räume des Herrenhauses für die Zahl der Mitarbeiter aus. Die Politiker waren skeptisch gegenüber den Vorhersagen von Sinclair und gaben ihm kein Geld. Das änderte sich, als Winston Churchill an die Macht kam und Sinclair jede Unterstützung zusagte. So arbeiteten in der Hochzeit schließlich 7000 Frauen und 2000 Männer in drei Schichten in Bletchley Park, um die Enigma-Botschaften der Deutschen zu entschlüsseln. Auf dem 28 Hektar großen Gelände wurden 23 Hütten und mehrere Häuserblöcke errichtet, in denen rund um die Uhr gearbeitet wurde.
Der wohl berühmteste Mitarbeiter war der Mathematiker Alan Turing. Ein charismatischer Mensch, der sehr großen Anteil daran hatte, dass am Ende die verschlüsselten Botschaften der Deutschen innerhalb von 12 Minuten bekannt waren, ohne dass die Deutschen es wussten.

Teilansicht der „Turing Bomb“, mit der die Enigma entschlüsselt wurde.

Botschaften, die die Ostfront betrafen, wurden von den Engländern an Stalin weitergeleitet und man schickte von Bletchley Park aus gezielt falsche Informationen an die Deutschen, was u.a. zur Folge hatte, dass die Alliierten in der Normandie siegreich waren.

Alle Mitarbeiter mussten bei Einstellung eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen. Das hatte zur Folge, dass England erst 1974 von den Vorgängen in Bletchley Park erfuhr. 1990 wollte man die Hütten abreißen, doch wurde glücklicherweise 1991 ein Trust gebildet, der sich seitdem für die Erhaltung einsetzt und 1992 begann, das Gelände einschließlich der Gebäude für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Wir verbrachten mehrere Stunden in Bletchley Park und nahmen u.a. an einer Führung teil. Als die einzigen beiden Deutschen mitten in einer Gruppe von ca. 20 Engländern empfand ich dies zuerst als schwierig. Aber dann hatte ich den Eindruck, dass unser ernsthaftes Interesse honoriert wurde und unsere Fragen wurden wertneutral beantwortet. Diese Geschichtsstunden möchte ich nicht missen.

Es gibt diverse Bücher und Filme über Bletchley Park und die Enigma. Die Verfilmung des Buches „Enigma“ von Robert Harris mit Dougray Scott und Kate Winslet und der Film „The Imitation Game“, in dem Benedict Cumberbatch Alan Turing spielt, haben mit besonders gut gefallen.

Dieser Beitrag beendet meine Beitragsreihe über unsere Reise in Großbritannien. Na ja fast, am nächsten Freitag kommt noch ein kleiner Nachschlag mit einigen allgemeinen Tipps und ein paar Fotos von schottischen Highlights. Außerdem bespreche ich in zwei Wochen noch ein Buch, das in das Gepäck von jedem Schottlandreisenden gehört.

Blackpool- Have Fun! (GB10)

Wir waren vor vielen Jahren schon einmal in Blackpool und hatten uns damals nur die Strandpromenade mit ihren alten Piers angesehen.

An der Promenade steht auch das Wahrzeichen von Blackpool: Der Blackpool Tower mit seinem berühmten Ballroom, in dem Tanz-Weltmeisterschaften durchgeführt, aber auch zum Tanztee eingeladen wird.

Dieses Mal gingen wir zuerst in die Innenstadt und machten Bekanntschaft mit schönen viktorianischen Theatern, in denen bis heute Veranstaltungen stattfinden.

Tagsüber kann man einige der Theater innen kostenlos besichtigen

Die Pracht der alten Gebäude spiegelt nicht den Lebensstandard der Bevölkerung wieder, was an jeder Ecke zu erkennen ist. Wohlfahrtsläden, viele Fast Food Restaurants und Schnäppchenmärkte lösen sich in den Einkaufsstraßen ab, dazwischen ein großes trostloses Einkaufszentrum. An der Strandpromenade ein ähnliches Bild: alte Hotels, daneben Spielhallen, Fressbuden, Pubs, billige Souvenirshops für die vielen Touristen, die den breiten Sandstrand und das Meer tagsüber und abends das laute Angebot der Piers und der Strandpromenade lieben.

Aber hier kann man auch so sein wie man will und das ist ein unbezahlbares Pfund, das Blackpool zu bieten hat.

Der nächste Bericht zu dieser Reise kommt am nächsten Freitag, dann berichte ich von Bletchly Park, wo das Geheimnis der Enigma entschlüsselt wurde.

Am Montag mache ich erst einmal einen Buchabstecher nach Frankreich.
Schönes Wochenende!

„The Bay“ als Reiseführer (GB 9)

Im ZDF lief die Krimiserie „The Bay“, die in der englischen Stadt Morecambe gedreht wurde. Die Handlungen der Serie fand ich ok, viel mehr freute ich mich bei jeder Folge auf die Fotomotive, die oftmals einen morbiden Charme ausstrahlten. Da Morecambe auf dem Rückweg von Schottland nach England lag, übernachteten wir dort. Unser B&B lag im Stadtteil Westend. Ein bemalter schnörkeliger Stadtplan der Touristeninformation mit vermeintlich eingezeichneten Sehenswürdigkeiten vermittelte uns den Eindruck, dass wir uns im Zentrum der Stadt befanden. (Den Namen „Westend“ lasen wir erst am nächsten Morgen). An der Promenade fand ich schnell einige Motive, die ich auch in der Fernsehserie schon gesehen hatte.

Wir suchten ein Restaurant und gerieten dabei in eine Gegend, für die die Beschreibung „morbide“ noch ein Lob gewesen wäre. Die Straßen waren ausgestorben, an ein Restaurant oder an einen Lebensmittelladen war nicht zu denken.

Nach einer guten Stunde des Herumirrens fanden wir den ehemaligen Bahnhof, der in eine Kneipe umgewandelt war, nicht weit von ihm befindet sich „Morecambe City“ mit ordentlichen Restaurants und Shoppingambiente.
Morecambe liegt an einer Bucht, die bei Ebbe hunderte von Metern leerläuft. An unserem Abend war die Flut da und der Strand bevölkerte sich mit Schwimmern und Sonnenuntergangsfreunden.

Unten links: Morecambe am Abend

Der Abend hatte ein gutes Ende genommen und animierte uns dazu, am nächsten Morgen ein weiteres Seebad zu besuchen: Blackpool.