Warum Halle und nicht Leipzig?(Halle Nr.1)

Diese Frage stellten uns einige unserer Bekannten, als wir ihnen von unseren Urlaubsplänen berichteten.
Der Hauptgrund war, dass wir im Fernsehen einen Bericht über das Museum Moritzburg in Halle gesehen haben. Bei diesem Bericht wurden auch einige Stadtansichten gezeigt und wir wurden auf diese Stadt neugierig.

Wir hatten eine Ferienwohnung im Stadtteil Giebichenstein an der Saale mit der Burg als Wahrzeichen. Das war ein guter Ausgangspunkt, denn die Innenstadt (ca. 2 km entfernt) war schnell mit der Straßenbahn zu erreichen und man konnte vor der Haustür schöne Spaziergänge unternehmen.

Oben links: Eine der vielen imposanten Villen im Stadtteil Giebichenstein, darunter ein schönes Ausflugslokal, daneben Abendstimmung an der Saale

Halle ist sehr hügelig und seine Altstadt zeichnet sich durch enge und verwinkelte Straßen aus, durch denen die Straßenbahnen fahren. Das Quietschen der Bahnen, das häufig noch anzutreffende Kopfsteinpflaster oder der aus Platten bestehende Straßenbelag führten bei mir dazu, dass die Geräuschkulisse mich an Besuche in der DDR vor 50 Jahren erinnerte. Haben Sie evtl. auch noch das Tamtam Tamtam auf der Transitstrecke nach Berlin im Ohr?

Prächtige historische Gebäude, Parks und Friedhöfe wechseln sich mit alten, noch nicht restaurierten Häusern, Bauruinen oder Nachkriegsbausünden ab, wo man immer mal wieder Wandbilder entdecken kann. (Besonders im Stadtteil Freiimfelde).

Oben links der Stadtgottesacker aus dem 16. Jahrhundert, der nach dem Vorbild der italienischen Camposanto-Anlagen errichtet wurde. Daneben Teilansicht vom Marktplatz in Halle.Dieser gilt als einer der größten in Deutschland. Auf dem Foto zu sehen sind der Rote Turm und die Kirche „Unser Lieben Frauen“.
Unten rechts: Die Oper von Halle.

Halle ist eine junge Stadt dank der vielen Studenten. Es gibt viele urige Kneipen, kleine originelle Cafés oder auch Tante Emma Läden. Mehrere Theater (z.B. auf einem Schiff auf der Saale) sorgen abends für Abwechslung. (Wir besuchten das „Kammer-Theater“, das für seine Komödien bekannt ist).

Museen gibt es in Halle einige, wir sahen uns die oben schon erwähnte Moritzburg und das Landesmuseum für Vorgeschichte an. (Berichte folgen.)

Auch heute lasse ich den Beitrag musikalisch ausklingen, denn Halle ist „Händel“Stadt. Hier wurde der Komponist geboren und verlebte seine Kindheit und Jugend. Ist Herr Händel ansonsten eher für pompöse Musik bekannt, habe ich mal ein etwas ruhiges Klavierstück ausgesucht.

Eine Ausstellung für schlechte Laune und Regenwetter

Noch bis zum 5.2.2023 läuft im Düsseldorfer NRW-Forum die Ausstellung „Wonderwalls“. Wir besuchten sie an einem trüben Donnerstag, sie ist an diesem Tag bis 21 Uhr geöffnet. In der Ausstellung werden eine Auswahl von Spielzeugen gezeigt, die von Künstlern gestaltet wurden, sogenannte „Designer Toys“ und man bekommt einen Überblick über die Geschichte der „Street Art“. Die Exponate stammen aus der Sammlung des Düsseldorfers Selim Varol, der in den 70er Jahren zu sammeln begann und inzwischen über 10000 Stücke besitzt.
Schon der erste Raum bietet mit unzähligen Figuren ein Farbspektakel. Figuren in Schaukästen erinnern an Wimmelbilder, andere werden wie eine Ahnengalerie präsentiert.

Für den nächsten Raum braucht man eine Extraportion Zeit, denn hier sind die „Be@rbricks“ von Tatsushiko Akashi und Kunst-Skateboards von Craig R. Stecyk III zu entdecken.

Links oben: Be@rbricks Coco Chanel und Karl Lagerfeld (vor seiner Diät um die Jahrtausenwende)

Diese Kunstszene habe ich bisher nicht als solche wahrgenommen und ich lernte einige neue Künstler kennen und schätzen.

Der zweite Teil der Ausstellung zeigte die breite Palette von bekannten Street Art Künstlern wie z.B. Werke Banksy, JR, Swoon, Shepard Fairey oder Blek le Rat.

Oben ein Werk von Banksi, darunter links „Woodstock“ von Stefan Marx, in der Mitte „Ohne Titel“ von Phil Frost und rechts Teilansicht des Fußbodens im dritten Ausstellungsraum

„Wonderwalls““ bietet die Chance, von der Vielfältigkeit der künstlerischen Ausdrucksweise bei Street Art überrascht zu werden, sich am Witz von Werken zu erfreuen und über unseren Alltag nachzudenken.
Wer sich mehr mit dieser Kunstszene beschäftigen möchte, dem kann ich den Ausstellungskatalog aus dem Kettler Verlag wärmstens empfehlen:

Jeder Funke Schönheit-Uerdingen I

Diesen Aufkleber entdeckte ich auf der gestern schon erwähnten Radtour am Ortseingang von Uerdingen an einer Brücke.

Ich nahm mir die Aussage zu Herzen und suchte nach Schönheiten. Nicht ganz so einfach, denn ich hatte das Gefühl, in der Vergangenheit jeden Meter in Uerdingen schon fotografiert zu haben.

Beispielsweise solche baulichen Hingucker. Von ihnen gibt es in Uerdingen eine ganze Reihe.

Auch mit Naturschönheiten kann Uerdingen dienen. Dank eines stattlichen Blauglockenbaumes duftet es am Eingang der Fußgängerzone wunderbar nach Vanille.

Bunt, bunter, am buntesten ist es in manchen Ecken:

Aber auch Kleinigkeiten sind „eine revolutionäre Tat“:

Und moderne Kunst wird auch im öffentlichen Raum geboten:

Uerdingen ist immer eine Fotoreise wert. Morgen gibt es weitere Fotofundstücke.

Ganz ehrlich

An einem sonnigen Nachmittag
bummelte ich an einem Stück der Berliner Mauer entlang.
Ich versuchte die Graffitis auf der Mauer zu entschlüsseln,
meistens ohne Erfolg.
Mein Grübeln wurde unterbrochen,
als auf halber Strecke ein Plakat über die Mauer lugte.
Auf dem Plakat war der Kopf einer jungen Frau zu sehen,
davor standen die Worte „Ganz ehrlich.“
„Ganz ehrlich“- was wollte man mir mitteilen?
Und warum ganz ehrlich?
War man früher halb, mehroderweniger oder nur ein bisschen ehrlich gewesen
und wollte jetzt endlich mal ganz in die Vollen mit der Wahrheit gehen?
Dieser Vermutung widersprach der Gesichtsausdruck der jungen Frau.
Kein Blickkontakt mit mir, 
ihre Augen sahen mit leichtem Spott in eine nahe Ferne.
War das Ehrlichsein doch schwieriger als gedacht?
Ihr Mund hatte den Monalisastil,
ihre rechte Hand stützte das Gesicht leicht ab, 
eine etwas verunglückte Denkerpose,
die das Ganzehrlichgesäusel nicht glaubhafter machte.

Ehrlichkeitsgeplänkel, Ehrlichkeitslitanei, Ehrlichkeitspokerface, Ehrlichkeitskuriosum, Ehrlichkeitsorakel- 
ich dachte mich in Rage bis zum heutigen Tage.

(Bitte lesen Sie Tage in diesem Fall wie Rage, also mit weichem j, damit es sich reimt-vielen Dank.)

Vielen Dank, Candice Renoir!-Aufenthalt im Rouissillon Nr. 4

Kennen Sie Candice Renoir? Sie ist die Heldin aus einer Krimiserie, die in Sète und Umgebung spielt. Wir lieben diese Serie (momentan läuft auf ZDF neo die 5.Staffel), denn Candice ermittelt mit viel weiblicher Intution und   Charme, muss nebenbei als alleinstehende Mutter vier Kinder bändigen und ist auch keine Kostverächterin, wenn es um Beziehungen zu Männern geht. Aber zurück zu Sète. Durch die Fernsehserie wurden wir auf diese Stadt aufmerksam und was wir sahen gefiel uns gut. Da müssten wir mal Urlaub machen…Et voilà, hier ein paar Eindrücke von Sète:

Man nennt Sète das Venedig Südfrankreichs, nicht ganz zu unrecht

Es gibt noch eine sehr lebendige „Fischerei-Szene“, die die Innenstadt prägt und

eine Künstlerszene. Das sieht man außen

oder aber im Paul Valéry Museum, womit ich zu einem der beiden lokalen Helden komme.

Paul Valéry (rechts zu sehen) ist in Frankreich einer der meist gelesenen Autoren. Er lebte von 1871 bis 1945 und hat Gedichte geschrieben und seine „Cahiers“, in denen er jahrelang Alltagsbeobachtungen notierte. Auch war er künstlerisch tätig und so gibt es im Museum einen besonderen Ausstellungsraum, der Valéry gewidmet ist und es werden darüberhinaus viele Bilder lokaler Künstler gezeigt. Als wir das Museum besuchten lief gerade eine Ausstellung mit dem Motto Kunst und Poesie. Neben Bildern aus verschiedenen Jahrhunderten hingen passende Gedichte von Lyrikern aus französischsprachigen Ländern. Eine sehr schöne Idee! 

Eine Leseempfehlung kann ich bei Valéry nicht geben, zwei Versuche, mich mit seinen Cahiers anzufreunden, schlugen fehl, wohl auch deshalb, dass er als Person für mich schwer greifbar ist. Hier der Anfang seines berühmtesten Gedichts.(24 Strophen). Es bezieht sich auf den Friedhof von Sète, der wegen seiner Lage über dem Meer nach dem Pariser „Père Lachaise“ Friedhof der wohl bekannteste in Frankreich ist.

Dies stille Dach, auf dem sich Tauben finden,
scheint Grab und Pinie schwingend zu verbinden.
Gerechter Mittag überflammt es nun.
Das Meer, das Meer, ein immer neues Schenken!
O, die Belohnung, nach dem langen Denken
ein langes Hinschaun auf der Götter 

Eine Hörempfehlung gebe ich aber gerne, denn ich komme zum zweiten Lokalhelden. Es ist George Brassens, einer der berühmtesten französischen Chansonniers. Auch er lebte in Sète und es gibt einen Rundweg mit Erinnerungsstationen an ihn. (Musikvideo am Ende des Artikels).

Apropos Erinnerungen:Wenn man durch Sète flaniert, kommt man an viel architektonischer Zuckerbäckerei vorbei und Erinnerungen an alte Zeiten werden wach.

Sète war für mich das Highlight dieser Reise. Auf der Rückfahrt nach Agde kamen wir dann noch an einem Vogelschutzgebiet vorbei. Hier kann man mit etwas Glück Flamingos sehen und viele andere Vogelarten.

Morgen gibt es zu Roussillon eine passende Leseempfehlung.

Paris für Sammler (Paris im August Nr.5)

Dieses Buch kaufte ich mir bei meinem letzten Paris-Aufenthalt. Es ist ein kleiner Bildband. Der Autor und Fotograf hat Motive ausgewählt und gesammelt, die für Paris ganz typisch sind. Da kann man z.B. die unterschiedlichen Metroschilder bewundern, phantasievolle Türklopfer, verschiedene Bankdesigns. Ich fand das sehr inspirierend und hatte mir in den Kopf gesetzt, auch Motive zu sammeln, die in dem Buch noch nicht abgebildet sind. Hier meine Sammlungen:

Vor Pariser Fenstern befinden sich sehr oft kleine Gitter.

Diese haben sehr unterschiedliche Muster:

Viele Läden haben, wenn sie geschlossen sind, Rolläden vor den Schaufenstern. Oft sind die Rolläden Freiflächen für Graffiti, aber es gibt auch welche, die bewusst gestaltet wurden.

In dem Buch gibt es jeweils eine Auswahl an alten Briefkästen und Lampen. Mir fielen diese gelben Briefkästen auf:

Meine Lampensammlung ist eine wilde Mischung, aber jede erinnert mich an einen bestimmten Ort in Paris.

Und zu guter Letzt noch ein bisschen Grün: Es gibt in Paris unzählige kleine Parks. Wir haben uns einige dieses Mal bewusst angesehen, es sind wirklich kleine Oasen.

Nun gibt es eine kleine Paris-Pause, nächsten Montag geht es weiter. Schönes Wochenende!