Lichterfelder Spaziergang (Berlin Nr. 4)

Als wir im Januar in Berlin waren, hatten wir an einem kalten Sonntagmorgen bis zu einem Termin noch zwei Stunden Zeit. Die Museen waren noch nicht geöffnet, so entschieden wir uns für einen Besuch der Villenkolonie in Lichterfelde. Über die App Hearonymus luden wir uns eine 1 1/2 stündige Führung herunter. Johann A.W. Carstenn hatte die Idee, in dem Dorf Lichterfelde günstig Land zu kaufen, um danach betuchten Bürgern aus Berlinmitte eine Villa im Grünen anzubieten. Die Idee hatte er aus London mitgebracht, wo sie sehr erfolgreich war. 1866 baute er die erste Straße der Kolonie noch mitten in Getreidefeldern. In Berlin lief das Geschäft aber aus verschiedenen Gründen nur schleppend an, hinzu kam der Börsenkrach von 1873. Schließlich verspekulierte sich Carstenn bei dem Bau einer Kadettenschule in Lichterfelde und wäre fast pleite gegangen. Da einige prominente Berliner aber inzwischen Villen in der „Sommerfrische“ besaßen, zogen andere nach und jeder Neuankömmling wollte mit seiner Villa die der anderen übertrumpfen. So gibt es während des Spaziergangs Türmchen über Türmchen zu bewundern, burgenartige Häuser mit Wassergräben oder Villen im italienischen Renaissancestil.

Unten links die Villa von Otto Lilienthal. Wenn Sie rechts genau hinschauen, erkennen Sie eine Zugbrücke über einem Graben.

Beim Flanieren konnte man darüberhinaus viele schöne Details entdecken:

Der Sonntag war für das Fotografieren günstig, denn es waren kaum Leute und Autos unterwegs.
Welche berühmten Köpfe hatten hier auf engem Raum zusammengelebt! Nach dem Spaziergang kaufte ich mir dieses Buch, um noch mehr über Lichterfelde zu erfahren.

Im ersten Teil des Buches wird auf die Entstehung und die Geschichte der Siedlung eingegangen und man erfährt auch etwas über die besondere Architektur. Hier erfuhr weitere interessante Details wie beispielsweise, die Tatsache, dass in Lichterfelde weltweit die erste Straßenbahn fuhr und dass Lichterfelder während des Naziregimes aktiv Widerstand geleistet haben.
Exemplarisch für an die 200 berühmten Lichterfelder (eine Auflistung mit Kurzbeschreibungen befindet sich am Ende des Buches) werden sechzehn Lebensläufe im Buch erzählt, darunter z.B. die Leben von Elly Heuss-Knapp, Sebastian Haffner, Karl Liebknecht oder Hans Rosenthal. Lichterfelde- ein wirklich beeindruckendes „Pflaster“!

Der Comer See (GSLI Nr.3)

Wir nahmen an, dass in der zweiten Aprilhälfte der Ansturm von Touristen noch nicht so groß sei- ein Irrtum, wie es sich herausstellte. (Ich möchte mir nicht ausmalen, welche Menschenmassen zwischen Mai und September die Straßen bevölkern). An Wochenenden wird es noch schlimmer, da dann die Tagestouristen aus der Schweiz zusätzlich den See besuchen. Was tun?
Wir standen früher als sonst auf und fuhren erst einmal von Como aus mit der Seilbahn sieben Minuten hoch nach Brunate, einem Dorf mit schönen alten Jugendstilvillen aus der Zeit, als reiche Mailänder den Ort als Sommerfrische wählten. Von hier aus hat man einen weiten Blick über die Alpen.

Oben links Sicht von Brunate aus, unten links auf dem Weg zur Seilbahn am Comersee entlang, rechts der Comer Dom, fotografiert von der Seilbahn aus.

Hauptanziehungspunkt von Brunate ist der „Leuchtturm“ Faro Voltiana. Allessandro Volta, der Erfinder der Batterie und der Entdecker des Methangases, ist in Como geboren und mehrere Gebäude befassen sich mit Voltas Lebenswerk. Von der Seilbahn aus kommt man laut Beschilderung nach einem halbstündigen Aufstieg zu dem Leuchtturmplatz.

Wir brachen den Aufstieg nach 45 Minuten ab, da wir den Eindruck hatten, der Leuchtturm würde immer noch in den Wolken schweben. Mittag aßen wir nicht in einen der schon überfüllten Restaurants an der Seilbahn, sondern im Schatten der Kirche auf einer Terrasse. Die Pizza war gut, wir waren alleine.
Mit der Seilbahn zurück (dort stand inzwischen eine ca. 50 Meter lange Schlange), gingen wir noch zum Dom und zu einem bunten Markt zwischen den Stadttoren. Da die Straßen Comos breit sind, war hier der Andrang gut verteilt.

Como ist nicht typisch für den See, da die anderen Dörfer und Städtchen sehr mit engen Straßen verwinkelt und malerisch sind. (Wir schwitzten beim Durchfahren mit unserem Caddy manchmal „Blut und Wasser). Besonders beliebt ist Bellagio. Natürlich gibt es viele touristische Läden, aber weicht man etwas von der Hauptstraße ab, kann man auch ruhige Ecken finden.

Weitere schöne Örtchen sind beispielsweise Argegno, Varenna oder Tremezzo. Von Tremezzo aus nahmen wir eine Fähre nach Bellagio, besuchten dort aber auch die in der Nähe liegende „Villa Carlotta“. Der Comersee hat die höchste „Villendichte“ und wir wollten wenigstens einen Villengarten besuchen und einen Blick in die Villa werfen.

Der Himmel war wirklich so blau…

Der nächste Beitrag widmet sich am Freitag dem Luganer See. Ciao!