Auf der Fahrt nach Finsterwalde

Letzten Montag fuhren wir für ein paar Tage quer durch Deutschland Richtung Osten. Unsere erste Übernachtung war im brandenburgischen Finsterwalde. Hier ein paar Beobachtungen, die ich als Beifahrerin auf dem Weg gemacht habe. Los geht es in Dortmund:

9.30Uhr
„Ich bin voller Ideen“- steht auf dem Dortmunder Ruhrschnellweg am oberen Rand eines Tunnels
Ein geflügeltes schwarz-gelbes Nashorn mit BVB Emblem im Vorgarten eines Hauses
Ein Mann putzt bei strömendem Regen an einem Hochhaus ein Fenster
Am Straßenrand ein Sandhügel, der oben bewachsen ist. Sieht aus wie die Haarpracht eines Elefantenjungen

An einer Halle steht „Stiftung Kinderglück“, gegenüber eine mit Goldstreifen veredelte Lärmschutzwand
Wellige Felderlandschaft mit einer ausgedünnten Allee in der Ferne, einem Hochstand und einem Hasen, der von links nach rechts Richtung abgedeckter Strohballen hoppelt
Vertrocknete und verschrumpelte Sonnenblumen als Vergangenheitsboten
Zwischen sich gemächlich drehenden Windrädern steht eine kleine alte Scheune mit rotem Dach, ein Stück weiter ein verlorener Baum zwischen einem Sonnenkollektorenfeld. Schafe grasen dort und suchen Schutz unter den Solarmodulen.
Auf einer Brücke über die Autobahn zwei walkende Frauen in pink und gelb-zwei willkommene Farbtupfer
Die Autobahn als Windradallee
Abgestorbene Fichten neben einer Aufforstung mit kleinen Tannen
Landschaft mit zwei Vulkankegeln, der graue Regenhimmel dahinter etwas heller
Die Sababurg- wohnt dort noch Dornröschen?
Rot-weiße Windfahne warnt vor: Heftiger Windstoß auf der Talbrücke Breuna
Verlassener Wohnwagen an einem Feldweg

11 Uhr
„Keine Bauern-kein Bier“ Verpackte Heuballen dienen als Schreibunterlage
Hinter Kassel eine Villa mit blauem Satteldach und weißer Aufschrift- Besitzer mit einem Fußballherz hat Gelsenkirchener Wurzeln
Schlapper Glitzerluftballon, der in einem Baum hängt. Ein Smileyauge mit passendem Mundwinkel grüßt verknittert die Autofahrer
Sonnenstrahlen wärmen meine rechte Schulter, Blauerhimmelkleks im Grau
Schild „Friedland- Tor zur Freiheit“, links auf einem Berg die Spitzen einer Skulptur, versteckt hinter Bäumen
„Willkommen in Thüringen“ – wirklich?
Wachturmruinen
Leere Autobahn Richtung Halle- Tummelplatz für freie Fahrer –
BER-TA 429 is the Winner
Das dickmachende M-für uns nur ein WC Zeichen

Roterdige Abraumhalde mit leichtem Birkenbewuchs
Eine Damwildgruppe unter Bäumen mit Mispelballen
Willkommen in Sachsen-Anhalt #moderndenken
Erneut Abraumhallen, deutsche Pyramiden

Viiiieeeel Platz!
Keine Menschen, weder Bauern, noch Spaziergänger oder Jäger auf den Feldern, dafür eine Gruppe Schwäne
Und weiße Fahrräder am Straßenrand, die sich mit kleinen mit Plastikblumen geschmückten Kreuzen abwechseln-Alex-Sina-Elmo-Petra

13.50Uhr
Willkommen in Sachsen!
Wandbild „Stolz auf meine Heimatstadt“
Tattoostudio „La Tortura“ und ein Friseursalon „Der Haardieb“
Geduldiges Hinterherzöckeln 

Gruppen mit gewittergeschädigten Bäumen auf Feldern, zerfallene Häuser mittendrin.
Pause in Torgau. Stille Stadt mit imposantem Schloss.

Oben links: Teilansicht vom Marktplatz, rechts daneben und unten links Eindrücke vom Schloss Hartenfels aus dem 16. Jahrhundert. Unten rechts das „Denkmal der Begegnung“, ein Friedensmahnmal zu Ehren amerikanischer und russischer Soldaten, die sich am 25.April 1945 hier getroffen haben.
Die freitragende Treppe im großen Wendelstein an der Hoffront im Schloss hat es mir besonders angetan.

Willkommen in Brandenburg!
Lausitzer Landschaftsleere mit Greifvögeln am Himmel
Fahrt durch versprengte Dörfer a) mit Farbanstrich, b) ohne Farbanstrich oder c) ein rotes Haus zwischen grauen Maushäusern. Ich habe im Ohr, wie Dorfbewohner sich die Mäuler über dieses rote Haus zerreißen.


Kleiner Fuchs auf der Straße, überfahren
Vorbei an einem großen Pferdegestüt, Erinnerung an Gräfin von Döhnhoff
Alte Bockwindmühle, Milchkühe herumdrapiert
Von 1-5: Es gilt die Gefahrenstufe 3 eines Waldbrandes, so zeigen es verschiedene Schilder an.
Tag der offenen Tür auf dem Straußenhof am nächsten Sonntag
Endlich in Finsterwalde! Ein betriebsames Städtchen mit schönen Ecken.

Seit letzter Woche gehört die Sängertradition von Finsterwalde zu dem immateriellen Kulturgütern der UNESCO.

Alle zwei Jahre treffen sich Chöre aus vielen verschiedenen Ländern in diesem Ort- ein Festival, das zeigt, wie unterschiedlich Chormusik sein kann.

In Finsterwalde besuchten wir Bekannte, unser zweites Ziel war Halle, wo wir mehrere Tage wohnten. Was wir uns dort und in der Umgebung angesehen haben, darüber erzähle ich Ihnen in weiteren Beiträgen.

Ziegelstein ist nicht gleich Ziegelstein (Urlaub im Havelland 5)

Auf Reisen zieht altes Gemäuer unsere Aufmerksamkeit oft auf sich. Ich persönlich finde alte Steine häufig schöner als geleckte Glasfassaden und stelle mir manchmal vor, was diese Steine wohl alles mitgemacht und „gesehen“ haben.
Auch in diesem Urlaub trafen wir auf einige Gebäude, die außergewöhnlich waren.

Oben links die Kirche von Linum, darunter das Rote Rathaus in Berlin. Rechts die Friedrichswerdersche Kirche in Berlin, auf sie komme ich später noch einmal zurück

So nutzten wir die Chance und besuchten den Ziegeleipark in Mildenberg, um einmal zu sehen, wie früher diese Steine hergestellt wurden.
In dem Park kann man sich viele Stunden aufhalten. Mit einer kleinen Lokomotive werden Rundfahrten angeboten oder man mietet sich ein Rad oder ein Go-Kart. Wir machten bei einer der 45 minütigen Rundfahrten mit, um uns einen Überblick über das Gelände zu verschaffen und gingen danach gezielt zu einigen Gebäuden, die uns interessierten.

Anfang des 20. Jahrhunderts war es eine der modernste Ziegeleien Deutschlands, zu Zeiten der DDR verpasste man dann aber den Anschluss, neuere Herstellungsmethoden einzuführen und die Firma wurde 1992 geschlossen. Das Gelände verfiel in einen Dornröschenschlaf, bis es 2003 als „Industriemuseum“ eröffnet wurde und seitdem zur Europäischen Straße der Industriekultur und der Deutschen Tonstaße gehört. Neben dem Besuch von Produktionsgebäuden und den Unterkünften der Arbeiter ist auch der „Alten Hafen“ interessant. Die Ziegel wurden mit Schiffen über die Havel nach Berlin transportiert, in der Marina lässt es sich heute gut essen und entspannen.
Mal selber einen Ziegelstein mit der Hand streichen (so der Fachausdruck)? Auch das wird angeboten und man bekommt einen kleinen Eindruck von der Mühseligkeit, einen Ziegelstein herzustellen.

Rechts oben: Mit den Händen drückt man den nassen Ton in eine Holzform. Danach wird der Ton mit einem Holzschaber in der Form glatt gestrichen. Mitte: Den nassen Ton aus der Holzform zu schlagen, das war am schwierigsten. Unten: Müssen nur noch gebrannt werden… Links: Am Anfang wurden die Ziegel an der Luft getrocknet. Das brauchte Zeit und war wetterabhängig. Das Revolutionäre war die Erfindung einer maschinellen Trocknung, das machte die Firma dann sehr erfolgreich.

Wer mehr über die Geschichte des Ziegeleiparks wissen möchten: https://de.google-info.org/1953357/1/ziegeleipark-mildenberg.html

Mit einer sehenswerten 360 Grad Tour auf der eigenen Webseite vermittelt das Industriemuseum sehr anschaulich, was man in dem Ziegeleipark alles entdecken und tun kann. http://www.ziegeleipark.de

Nächste Woche mache ich eine Havellandpause, aber es gibt eine einstimmende Buchbesprechung auf Berlin.