Werner Herzog- ein extremes Leben

Werner Herzog wurde 2009 von der Time zu den „100 einflussreichsten Personen der Welt“ gewählt. Er hat über 60 Filme gedreht, weltweit 23 Opern inszeniert, hat Bücher geschrieben und wär öfter auch als Schauspieler oder Synchronsprecher tätig.
Letztes Jahr erschienen diese Erinnerungen anlässlich seines 80sten Geburtstages.

Schon in seiner Kindheit lernt Herzog, sich in einem extremen Leben zu behaupten. Zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder lebt er während des Krieges in großer Armut. Sie wohnen in Oberbayern in einem abgelegenen Seitental und es ist für die Mutter ein täglicher Kampf, die Familie zu ernähren. Aber der junge Herzog macht das Beste daraus, er ist viel in der Natur, hat Spielfreunde, vermisst kaum etwas. Nach dem Umzug nach München geht Herzog zum Gymnasium, verlässt dieses aber zeitweise und trampt mit 16 alleine nach Griechenland, wo er einige Wochen auf Kreta Fischern bei der Arbeit hilft. In dieser Zeit reift der Gedanke, dass er Filme drehen möchte. Er macht sein Abitur und während er studiert und 19 Jahre alt ist, entsteht sein erster Kurzfilm „Herkules“. Fünf Jahre später bekommt er für seinen Film „Lebenszeichen“ den Deutschen Filmpreis.
Nach Ende der Lektüre bleibt ein „WOW!“ nicht aus. Herzog ist ein besessener Filmemacher, der immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Lebensgeschichten oder Themen ist. Hat er einen neuen Stoff entdeckt, nimmt er alles in Kauf, um den Film zu realisieren. Er bringt sich damit mehrmals in Lebensgefahr, ist häufiger im Gefängnis, erkrankt öfter schwer, lebt auch verarmt, weil er sein ganzes Geld in die Finanzierung seiner Filme steckt. Einige Filme haben ihn psychisch angegriffen und es fällt ihm schwer, über die Dreharbeiten zu „Fitzgeraldo“ zu schreiben oder über die neun Filme, die er in Todestrakten von amerikanischen Gefängnissen gedreht hat.
Herzog könnte sicherlich ein weiteres Buch über Begegnungen mit anderen berühmten Persönlichkeiten schreiben. In seinen Erinnerungen hält er sich diesbezüglich zurück, nur Klaus Kinski, mit dem er fünf Filme drehte, dem Schriftsteller Bruce Chatwin und den vier Frauen, die in seinem Leben besondere Rollen gespielt haben, widmet er längere Abschnitte.
Manches Irrsinnige, was man in Herzogs Buch liest, kann man nicht fassen. Doch Herzogs Erinnerungen basieren auf seinen Notiz-und Tagebüchern und man muss ihm wohl Glauben schenken, wenngleich er für die „extatische Wahrheit“ eintritt, d.h. man darf eine Geschichte so ausschmücken, dass die Wahrheit noch klarer hervortritt.

Ein Roman wie eine Oper

Wir, die Lesenden, spielen Mäuschen im B-Klasse Theater in Neustadt/ Hessen. Petra Morsbach entwickelt ihre Geschichte, in dem sie in ihrem Roman von vier Aufführungen (Tristan und Isolde, Figaro, Fidelio und die Fledermaus) und deren Vorbereitungen erzählt.
Hauptpersonen sind Jan, ein Korrepititor, der meint, der bessere Dirigent zu sein und an der Unfähigkeit der Solisten oft verzweifelt und Babs, die Abendspielleiterin, die versucht dem Wahnsinn am Theater philosophisch zu begegnen.
Mit den beiden lernen wir die „wichtigen“ Leute wie den eiskalten Dirigenten und den geizigen Generaldirektor kennen, das Orchester, den aufmüpfigen Chor, alle, die für die Technik und Ausstattung im Haus zuständig sind und die „Niemande“, sprich die Statisten und Balletttänzer.
Es wird geliebt und gehasst, gefachsimpelt, intrigiert, gefeiert- hier am Theater findet das wahre Leben statt. Aber dies erfährt noch eine Steigerung durch gefürchtete Zeitungskritiker, den Gastsolisten und Regisseure, alle exaltierte Persönlichkeiten.
Petra Morsbach weiß, worüber sie schreibt. Sie hat in verschiedenen Städten am Theater gearbeitet und dabei viele Erfahrungen und Beobachtungen sammeln können, wie es vor und hinter der Bühne zugeht. Sie hat eine Oper in Buchform geschrieben- lesenswert, auch für alle, die nicht in die Oper lieben!

Ein Garderobenroman

Herr Harald, ein Mann mittleren Alters, Junggeselle, arbeitet an der Garderobe in der Oper, vertretungsweise auch in der Philharmonie oder im Theater. Sein Leben verläuft geordnet ohne Überraschungen, sein mitunter rasantes Gefühlsleben hat er im Griff. Er beobachtet seine Umwelt genau, sein Notizbuch wird stetig mit Anmerkungen über Opernbesucher, Waschsalonbenutzer und das Wetter gefüllt und er wählt das „Wort des Monats“ aus. Eine Coca Cola gönnt er sich manchmal, ebenso kleine Fantasiereisen, die er mit der jungen Frau unternimmt, die bei Klavierkonzerten als Notenumblätterin agiert. Ihren Namen kennt er nicht, aber ihr fohlenbraunes Haar hat es ihm angetan.
Sein korrektes Leben bekommt einen Knacks, als nach einer Vorstellung ein Mantel nicht abgeholt wurde und Herr Harald in dem Mantel eine Waffe findet. In Panik nimmt er die Waffe mit nach Hause und lässt den Mantel verschwinden. Die Waffe ist eine „Rhön“, eine Schreckschusspistole, die er im Backofen in einem Römertopf versteckt. Er gewöhnt sich an ihre Gesellschaft und in ihm reift eine Idee. Sein Leben hat sich wieder etwas beruhigt, als er in einer Zeitung das Foto einer männlichen Leiche sieht, nach deren Identität die Polizei sucht. War das der Mantelmann? Ein paar Abende später fragt in der Oper ein Mann nach dem Mantel. Herr Harald schafft es, dem Mann sein Unwissen über den Verbleib des Mantels glaubhaft zu vermitteln, doch was bedeutet das alles? Dann taucht eines Tages eine Katze vor seiner Wohnung auf und besteht darauf, hineingelassen zu werden. Herr Harald bekommt eine neue Mitbewohnerin und sein Leben wird noch aufregender.

Mein Verhältnis zu Herrn Harald wechselte bei der Lektüre mehrmals. Gerne hätte ich ihn öfter geschüttelt, dass er doch mal von seinen Ordnungsprinzipien abweichen möge, dann wieder war er ein liebenswerter Mensch, der kleine Schönheiten im Alltag entdeckt und beobachtet. Die kreative Sprache der z.T. mit feiner Ironie geschriebenen Geschichte und Herr Haralds Gedanken zu einzelnen Wörtern sind aber die Hauptgründe dafür, dass ich den Roman gerne gelesen habe

Besuch bei einem Papiertheater

Am Sonntag waren mein Mann und ich im St. Laurentius Museum in der Rheinhauser Eisenbahnsiedlung. Wir hatten eine Einladung zu Papirniks Papiertheater bekommen. Es sollte die Oper „Abu Hassan“ von Carl Maria von Weber aufgeführt werden. Ich war sofort Feuer und Flamme, denn in Spielzeugmuseen haben mich alte Papiertheater schon immer fasziniert.

Zuerst erzählte uns Herr Papirnik (er heißt wirklich so und seine Familie hat seit mehreren Generationen immer etwas mit Papier zu tun) über seinen Werdegang als Betreiber eines Papiertheaters, dann gab er uns einen kurzen Überblick über den Inhalt der Oper, die er auf ca. 30 Minuten gekürzt und mit ein paar Texten versehen hatte.

Sobald das Licht aus und der Vorhang hochgezogen war, befand man sich in einer Welt aus 1001er Nacht. Die nach alten Vorbildern neu gedruckten Puppen und Bühnenbilder waren zauberhaft. Die Texte der einzelnen Personen hatten zuvor Arbeitskollegen von Herrn Papirnik auf Band gesprochen. Sie hatten einen Hauch von Ruhrpottambiente und machte die an sich schon lustige Oper noch ein bisschen witziger. Die Opernarien kamen ebenfalls vom Band.

Die Aufführung war viel zu schnell vorbei, es gab viel Applaus mit mehrere Vorhängen. Nach der Vorstellung hatte man dann noch die Gelegenheit, hinter die Bühne zu gucken und Herr Papirnik beantwortete geduldig alle Fragen zur Geschichte und der Technik des Papiertheaters.

Frischlufttherapie Teil 2- Paris am Nachmittag

Ziehen Sie sich eine Sonnenbrille auf, wenn Sie den Palais Garnier, die alte Oper von Paris, besichtigen, denn es erwartet Sie sehr viel Prunk und viel goldene Farbe und bei spezieller Sonneneinstrahlung wird es blendend! 

Der Höhepunkt ist allerdings das Deckengemälde von Marc Chagall. Gefahr von Genickstarre!

Einen Kontrapunkt setzte das aktuelle Bühnenbild von “Pelleas et Melisande”…

Die Oper wurde von Herrn Garnier Mitte des 19.Jahrhunderts gebaut, zu Zeiten, in dem man in die Oper ging, um zu sehen und gesehen zu werden. Da war das goldene Ambiente genau richtig. Bis 1989 war es das größte Opernhaus der Welt und für viele andere Opernhäuser ein Vorbild. Wer schon einmal im Berliner “Theater des Westens” war, der hat ein Deja-vu-Erlebnis.

Wir haben keine Führung mitgemacht, sondern hatten nur einen Flyer. Zusammen mit dem Wikipedia-Eintrag erfährt man dann aber schon viel. Und für Buchliebhaber: In dieser Oper spielt der Roman “Phantom der Oper”!

Auf dem Weg zur nächsten Métrostation, um zu den Pariser Katakomben zu fahren, machten wir noch einen kleinen Umweg und besuchten die “Bibliothèque Richelieu”, die seit 1720 existiert und dementsprechend auch sehr üppig verziert ist.

Und dann kamen wir zu den Pariser Katakomben… Wie ich Freitag schon schrieb, haben wir in den letzten Jahren für einen Besuch mehrere Anläufe genommen, doch die Schlangen vor dem Eingang waren immer ellenlang und entmutigt gaben wir auf. Dieses Mal nicht, denn mein Mann entdeckte im Internet die Seite “Getyourguide”. Hier kann man auch online-Tickets online vorab bestellen, die man dann in einem kleinen Tabakladen in der Nähe der Katakomben abholt. Mit diesen Tickets geht man zu jeder Uhrzeit an der Schlange vorbei und wir waren fast alleine in den Katakomben, da alle anderen (bis zu 200 Leute gleichzeitig) nur zur vollen Stunde eingelassen werden. Dies kostet pro Ticket 2 Euro mehr. (offizielle Katakomben-Homepage 28 Euro für online-Tickets, Eintrittskarten vor Ort kaufen 16 Euro)

Ich lasse die Bilder sprechen…

6 Millionen Menschen sind hier begraben. Jeder wird auf diese Besichtigung anders reagieren, für mich war dieser Besuch ein Moment, in dem ich mich völlig unwichtig fand und Probleme plötzlich ganz klein wurden…

Aber zurück zum Leben! Am Ausgang der Katakomben gibt es ein kleines Bistro mit gleichem Namen, sehr günstig, sehr freundliche Bedienung. Nach der Stärkung machten wir uns auf den Rückweg zum Flughafen. Wir hatten noch fast 4 Stunden Zeit, doch um mit der Métro quer zum Flughafen Charles de Gaulles zu kommen, brauchten wir fast 2 Stunden! (Nur falls mal jemand Ähnliches plant).

Salut Paris!

Die Dirigentin- in der Musik und in der Politik

Dirigentin

Stein leckt sich noch seine Wunden, nachdem Bundeskanzlerin Christina Böckler ihn seines Ministerpostens enthoben hat. Um sich abzulenken, besucht er häufig Opern und dort entdeckt er eines Tages die Dirigentin Maria Patricia Bresson und ist “hin und weg”. Er reist ihr zu den Auftritten in verschiedenen Städten nach und nähert sich ihr auch langsam. Zuerst findet MP, wie Freunde sie nennen dürfen, das noch amüsant, zumal sie in Berlin “Rheingold” dirigieren wird und sich Hoffnung macht, nach dieser Aufführung an der Lindenoper permanent dirigieren zu dürfen. Für solche Pläne, bei denen noch Fäden gezogen werden müssen, ist es nicht verkehrt, einen Minister, und wenn es auch nur ein “Ex” ist, in der Hinterhand zu haben. Steins Verhalten wird in Berlin allerdings immer mehr zum Stalking und MP distanziert sich vehement. Dies kann Stein natürlich nicht akzeptieren und als er schließlich auf einer Party MP und Christina Böckler beobachtet, wie beide, ganz seelenverwandt, in einem Zimmer Händchen halten, nimmt das Unglück seinen Lauf.

Die besten Textstellen sind die über die Kunst des Dirigierens und den Klüngel im Kulturbetrieb, die zweitbesten, über denen ein Hauch von Insiderwissen weht. Der Autor Wolfgang Herles war und ist als Journalist durch seine Tätigkeiten bei verschiedenen Fernsehsendern in den Sparten Kultur und Politik sicherlich mit dem Treiben hinter den Kulissen vertraut.

Der Inhalt der Geschichte driftet im letzten Drittel allerdings reichlich ab und ich lobte mich innerlich, dass ich trotzdem bis zum Ende des Buches durchgehalten habe.    

 

Teekesselchen: Ein Kartenspiel und ein Begriff aus der Musik

Wenn Sie den Begriff erraten haben, dann kennen Sie den Titel des Films, den ich Ihnen heute empfehle. Es ist der erste Film, den Dustin Hoffman als Regisseur gedreht hat und das merkt man.

Brauchen Sie was am Wochenende fürs Herz, möchten Sie lachen, möchten Sie Opernarien hören? Hier eine kleine Kostprobe:

Mit Schwung ins neue Jahr

Ich wünsche Ihnen ein gesundes 2017 mit viel Elan und auch Zeit für schöne Unternehmungen! Wenn ich Ihnen auch im neuen Jahr in paar Tipps geben darf und ich dann vielleicht eine Rückmeldungen bekomme, wäre das für mich der schönste “Blog-Lohn”…

Als ich dieses Musikstück zum ersten Mal hörte, war ich gleich hellwach, und es vermittelte mir Aufbruchstimmung und Optimismus. Als Einstieg ins neue Jahr möchte ich es Ihnen deshalb gerne vorstellen. (Noch ein Tipp: Dieses Stück und drei andere werden heute auch in der ARD übertragen. Es ist das Silvesterkonzert der Berliner Philarmoniker mit Sir Simon Rattle als Dirigent.)

http://programm.ard.de/TV/Themenschwerpunkte/Musik-und-Kultur/Alle-Kultursendungen/Startseite/?sendung=2810619426228944