3 x Standing Ovation

Am Dienstag kündigte ich Ihnen in meinem Beitrag über eine Tagestour nach Luxemburg bereits einige Konzertempfehlungen an.

Zum zweiten Mal war in der Luxemburger Philharmonie der Schauspieler John Malkovich zu Gast. Er las Kritiken vor, die jeweils nach der Uraufführung der Musikstücke berühmter Komponisten veröffentlicht wurden. So hörten wir beispielsweise Verrisse und Verhöhnungen über Beethovens, Debussy, Mozart u.a. Das Orchester der Philharmonie unter der humorvollen Leitung von Aleksey Igudesman sorgte für den Musikgenuss und spielte die angesprochenen Stücke. Hier der offizielle Trailer der Konzertreihe:

In der Düsseldorfer Tonhalle waren vier grandiose Jazzmusiker zu Gast und rissen die Zuhörer von den Stühlen, als sie ihr neues Album „4 Wheel Drive II“ vorstellten:

Sie mögen lieber Hard Rock? Da hätte ich eine italienische Musikgruppe für Sie, sie trat vor kurzem in der Hertener Schwarzkaue auf, einem interessanten Konzertort:

Hier geht es zu ihrer Musik:

Strange Kind Of Women – The only female tribute to Deep Purple

Klassische Musik- pfui und hui

In den letzten Wochen habe ich zwei Bücher gelesen, die sich mit der Welt der klassischen Musik beschäftigen. Das erste war:

Der Autor, Journalist des Spiegels und davor jahrelang angestellt bei zwei großen Plattenlabels, rechnet mit dem „Klassikzirkus“ generell und speziell mit einigen der größten Stars in dieser Branche ab.
Sein Fazit: Money, Money, Money ist die Devise, der so gerne zitierte kulturelle Bildungsauftrag ist das Feigenblatt. Die Produktionskosten für Opern schrauben sich in die Höhe und es wird viel Geld verschwendet. Denkt man an die Subventionen, die diese Kultursparte für sich immer wieder beansprucht, darf man sich gerne aufregen. Was die Berühmtheiten der klassischen Musikszene angeht, nimmt sich Umbach die kostspieligen Eigenarten des Herbert von Karajans vor, zwei der drei Tenöre des Jahrhunderts, Luciano Pavarotti und José Carreras, bekommen ihr Fett weg, andere Künstler sind z.B. Anne-Sophie Mutter, Justus Frantz oder Daniel Barenboim. Der Autor verfolgt deren Karriereverlauf. Am Anfang ist er hingerissen von der großen Begabung und weiß das Können der Musiker sehr zu schätzen. Doch mit den Jahren verflüchtigt sich nach seiner Ansicht die Genialität, da das große Geld für die Künstler zur treibenden Kraft bei Auftritten wird.
Als ich das Buch beendet hatte, war mir meine Freude an klassischen Konzerten in großen Häusern vergangen. Wie blauäugig war ich gewesen! Nach meinen Internetrecherchen hat es zu diesem Buch keine einstweiligen Verfügungen gegeben, also ist der Wahrheitsgehalt wohl hoch. Das Buch ist 1990, also vor über 30 Jahren erschienen. Von welchen Geldsummen reden wir dann heute im „Klassikzirkus“?

Die Lektüre eines zweiten Buches relativierte glücklicherweise meine Schwarzweißsicht. Dafür meinen Dank an Kent Nagano:

Als ich den Titel seines neuen Buches zum ersten Mal las, war mir etwas unwohl- ein Dirigent schreibt ein Lebenshilfebuch? Aber schnell merkte ich, dass ich mich getäuscht hatte. Kent Nagano ist ein Menschenfreund. Er ist neugierig auf das, was andere Menschen zu sagen haben und möchte von ihnen lernen. In seiner über fünfzigjährigen Karriere traf er mit vielen Berühmtheiten und Musikspezialisten zusammen und zehn von ihnen stellt er in seinem Buch vor. Er beschreibt kurz ihre Lebensläufe und geht dann darauf ein, was er von diesen Menschen für sein eigenes Leben gelernt hat. Unter den zehn sind bekannte Namen wie Leonard Bernstein, Frank Zappa, Alfred Brendel oder Björk dabei. Das Zappakapitel faszinierte mich sehr, ich wusste nicht, dass Frank Zappa viel mehr der klassischen Musik zugewandt war und die Rockmusik quasi nur zum Brötchenverdienen spielte.
Ebenso begeisterte mich das Kapitel über Sarah Caldwell, die 1957 ihr eigenes Opernhaus in Boston eröffnete und mit ihren Ideen und Können die damalige Opernwelt aufmischte.
Der berühmte Komponist Olivier Messiaen hatte eine Ehefrau, die seine sehr komplexen Kompositionen als erste auf dem Klavier spielte. Ihr gelang dies mühelos, während andere Musiker an diesen Stücken verzweifelten. Yvonne Loriod war ihr Name. Eine begnadete Pianistin, die ihr Leben ganz in den Dienst ihres Mannes stellte und darüber als große Künstlerin vergessen wurde.
Kaum jemand wird Richard Trimborn kennen. Ihm setzte Nagano mit einem Kapitel ein Denkmal. Trimborn nannte sich zeitlebens „Korrepititor“ und bereitete Dirigenten und Sänger mit sehr großer Sorgfalt auf das anstehende Konzert oder Oper vor. Sein unglaubliches Wissen war eine Inspirationsquelle für viele und doch hat er bis zu seinem Tod immer weiter geforscht, um noch tiefer in die Bedeutung eines Werks einzudringen.
Diese zehn Lebensläufe und Naganos Ausführungen zu seinem stetigen Lernen haben mich wieder versöhnt. Sie waren, bzw. sind „die Guten“ im Kulturbetrieb der klassischen Musik mit Idealen, die sie nicht verraten.
Ein tolles Buch!

Japanische Geschichte in Duisburg

Noch bis zum 27.2. zeigt das Museum DKM in Duisburg u.a. eine Ausstellung zum Thema „Japan öffnet sich dem Westen“. Dies geschah ab Anfang des 20. Jahrhunderts und hatte weitreichende Folgen für Japan und auch für seine Kolonien, wie z.B. das heutige Korea oder Taiwan.
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt neben Licht- und Videoinstallationen auf der Präsentation von historischen Kimonos, die diese kulturelle Umwälzung durch eigenwillige Muster wiederspiegeln. (Man erkennt z.B. Panzer, Flotten, Soldaten da in dieser Zeit in einem Krieg Japan über Russland siegte).
Da es nicht erlaubt war, die Ausstellungsstücke zu fotografieren, versuche ich, mit eigenen Fotos die Stimmung der Präsentation ein bisschen zu unterfüttern.

Kimonos, nicht mit militärischen Abbildungen, aber mit Graffiti oder historischen Briefmarken.

Was aus dem Westen kam, galt in Japan als schick und es wurde nachgeahmt oder weiterentwickelt. Das galt insbesondere bei der Mode, aber beispielsweise auch bei der Musik.

Das DKM Museum besticht nicht nur durch seine Ausstellungen, sondern auch durch seine permanente Sammlung von asiatischen Exponaten und Gefäßen und durch die Aufteilung der Räumlichkeiten. Immer wieder hat man überraschende Ausblicke auf Innenhöfe, die zum Fotomotiv taugen.

Wenn Sie planen, das DKM zu besuchen, sollten Sie unbedingt diesen kostenlosen Katalog vor dem Rundgang mitnehmen und sich, vielleicht bei einer Tasse Kaffee, zuerst ein bisschen einlesen. Einzelne Kunstwerke werden im Katalog besser beschrieben als direkt vor Ort und man bekommt einen guten Überblick.

Musikalischer Auftakt in den Februar

Podcasts sind z.Zt. sehr angesagt und ich muss gestehen, dass ich inzwischen auch schon mehrere abonniert habe. Mein derzeitiger Favorit ist „Klassiker für Klugscheißer“ vom Bayerischen Rundfunk mit Laury Reichart und Uli Knapp (+ manchmal einem Gast). Jede Sendung dauert zwischen einer halben und ganzen Stunde und die Bandbreite der Themen ist groß. Wussten Sie, dass die Nationalhymne Neuseelands während der olympischen Spiele 1972 in München „erfunden“ wurde? Dass Georg Händel einer der passioniertesten Musikmotivausleihers war? Bisher werden 40 Themen mit viel Humor und einer Menge Musikbeispielen präsentiert. Besonders gut gefallen hat mir u.a. die Sendung über Komponistinnen. Ich lernte Kassia kennen, eine byzantinische Musikerin aus dem 9. Jahrhundert, habe etwas über das musikalische Werk von Hildegard von Bingen erfahren, empörte mich über Robert Schumann und seine Einstellung zu seiner Frau Clara Schumann und wurde richtig knatschig, als ich die Geschichte von Fanny Hensel hörte, der Schwester des Komponisten Felix Mendelssohn. Ihr großes Talent wurde von ihrem Bruder ausgenutzt und gedeckelt, die gesellschaftlichen Konventionen taten den Rest, um der jungen Frau jegliche Lust am Komponieren und Musizieren zu nehmen. Fanny Hensel hat u.a. „Das Jahr“ komponiert, jeder Monat bekommt von ihr ein musikalisches Kleid. Gefällt mir gut und deshalb stelle ich Ihnen heute den Februar vor:

Wer mehr über Fanny Hensel wissen möchte: Ich habe dieses Buch in der Bücherei gefunden:

Liegt auf meinem Nachttisch, bin schon sehr gespannt!

Erwarten Sie Wunder!

In den letzten Wochen habe ich meine Kaffeepause am Nachmittag mit diesem Buch verbracht, da wir am Montag Karten für ein Konzert mit Kent Nagano in Düsseldorf hatten.

In einer Fernsehsendung über Dirigenten hatte ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal von Herrn Nagano gehört und ihn während des Dirigierens auch gesehen. Für mich hatte er damals eine besondere Ausstrahlung und seitdem wollte ich ihn gerne einmal live erleben.

Das Buch diente als Vorbereitung zum Konzert und war eine wunderbare Lektüre. Nagano erzählt von seinem musikalischen Leben, das schon früh in seiner Kindheit begann. Sein Elternhaus in Kalifornien war ein Haus der Musik, aber auch sein charismatischer Musiklehrer hatte großen Einfluss auf ihn. Zwischen den Texten zu seinem Leben finden sich mitreißende Kapitel zu einzelnen Komponisten. Bach und Bruckner sind für Nagano die Lichtgestalten, aber auch die Werke von Schönberg und Beethoven fordern ihn immer wieder heraus, sie neu zu interpretieren. Naganos Begeisterung ist hier schon ansteckend, das erfährt aber noch eine Steigerung, wenn er über die Bedeutung von klassischer Musik für jeden Einzelnen, für eine Gesellschaft, ja für die ganze Welt schreibt. Er besucht beispielsweise einen Hirnforscher, der die neusten Ergebnisse vorstellt, inwieweit klassiche Musik sich auf das Befinden eines Menschen auswirkt. Er schreibt über Projekte, bei denen Menschen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten gemeinsam klassische Musik hören. Die Musik wird zum verbindenen, Frieden stiftenden Element.

Nagano hat große Befürchtungen, dass die klassiche Musik immer mehr ins Abseits gerät und dadurch viele Menschen das Wohltun dieser Musik nicht mehr kennenlernen. Er hasst „Grauköpfe“ Konzerte, bei denen die Haarfarbe vom Alter der meisten Besucher zeugt und tut sehr viel, um besonders jungen Menschen klassiche Musik näher zu bringen.

Nach der Lektüre war ich wie beseelt und dankbar, die Chance zu haben, noch so viele musikalische Entdeckungen machen zu können. Bei seinen Konzert zusammen mit dem Montrealer Symphonieorchester war dies dann auch direkt der Fall. Es wurden Stücke von Debussy, Mozart, Strawinsky und Ravel gespielt. Das „schwächste“ war sicherlich das von Mozart, aber es war auch eine Atempause zwischen Debussys „Jeux“ und der berühmten Ballettmusik „Sacre du Printemps“.


Ich kannte das Strawinsky-Stück schon aus einem anderen Konzert. Damals hatte ich beim Hören die Bilder im Kopf, die zu der Geschichte des Balletts gehören (Beschreibung eines heidnischen Rituals mit einem Menschenopfer) und war schon sehr beeindruckt, doch dieses Mal nahm ich die Anregung von Konrad Beikircher auf, das Musikstück als Ausdruck des 20.Jahrhunderts zu hören und war wie elektrisiert. Wenn man mal so richtigen Weltschmerz hat, dann ist dieses Stück bestens geeignet, Dampf abzulassen, um es mal salopp auszudrücken. Wild, schräg, laut, aggressiv, verstörend, nur manchmal kleine Einsprengsel harmonischer Klänge. Schließen Sie die Augen und hören sie selbst:

Bestens dazu passte dann auch Zugabe dieses besonderen Walzers von Ravel:

P.S. Im Konzert in Düsseldorf waren die Haarfarbenvariationen übrigens erfreulich vielfältig.

Hätte es nicht besser schreiben können

Am 3. Januar beendete ich das Buch, morgens am 4.1. erscheint diese Besprechung in der WAZ. Ich versuchte sie beim Schreiben meiner eigenen Besprechung zu ignorieren, kam aber immer wieder auf einzelne Sätze des Zeitungsartikels zurück. Diese Buchbesprechung ist einfach gut, warum also das Rad neu erfinden?

Zwei Anmerkungen habe ich allerdings trotzdem noch: Dieses Buch widmet sich hauptsächlich dem Jazz. Das ist eine Musikrichtung, deren Stücke ich nur dann zum Hören auswähle, wenn ich in Jazzstimmung bin. So kenne ich mich nicht sehr gut bei den einzelnen bekannten Jazzmusikern aus und war deshalb etwas schockiert, als ich las, wie viele hochbegabte Jazzmusiker in den 40er bis 60er Jahren jung gestorben sind. Welchen Stellenwert hätte der Jazz in unseren heutigen Gesellschaft, wenn diese große Zahl an Künstlern lange gelebt hätte und unseren Musikgeschmack viel mehr hätte beeinflussen können?

Das Buch basiert auf Texten und Musik aus zwei Radiosendungen, die Willemsen zu Lebzeiten bestritten hat. Wenn man es liest, will man sofort die Lieder hören, ja muss sie hören, um Willemsens Texte noch besser goutieren zu können. Ich weiß nicht, ob das Buch wirklich so viel teurer geworden wäre, wenn man eine MP3 CD mit den besprochenen Liedern beigelegt hätte. Auf Spotify gibt es eine von einem Privatmann zusammengestellte Playlist mit fast allen Stücken, nur muss man sich bei Spotify anmelden. Wäre eine pfiffige Idee vom Fischer Verlag gewesen, diese Playlist auf der Homepage bereitzustellen, auch gerne gegen eine Gebühr. Die beiden CDs, die mit einigen Texten und Musikstücken. veröffentlicht wurden, haben den Stellenwert zum Buch wie eine Vorspeise zur Hauptspeise.

Ich schicke Sie jetzt in ein langes Wochenende, bin am Dienstag wieder für Sie da. Tschüss!

 

Unfreiwillige Erfahrung

Mein Mann und ich besuchen ab und zu auch klassische Konzerte. In der Vergangenheit berichtete ich auch schon über einige, doch vorgestern erlebten wir ein Konzert, das mich wohl so schnell nicht wieder loslässt.

Wir gingen in ein Klavierkonzert in der Düsseldorfer Tonhalle mit Daniil Trifonov und dem London Philharmonic Orchestra. Karten hatten wir für die dritte Reihe ergattert, als wir ankamen, war allerdings aus der dritten Reihe die erste geworden, da das Orchester außergewöhnlich groß war und man die ersten beiden Reihen deshalb entfernt hatte.

 Einige Karteninhaber waren gar nicht erfreut und verlangten andere Plätze. Mein Platz war direkt vor dem Pianisten, also, dachte ich mir, guckst du ihm mal ganz nah bei der Arbeit quasi über die Schulter.

Meine Sicht auf die Bühne

Das Konzert begann mit Tschaikovskys Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-Moll op. 23. Unsere Befürchtungen, dass die Akustik auf diesen Plätzen schlechter sei, waren unbegründet. Die Sicht auf das Orchester war eingeschränkt, was besonders beim zweiten Stück (Der Kuss der Fee von Strawinsky) schade war, Bläser, Flötisten und Cellisten spielen bei dieser Komposition eine wichtige Rolle. (Dafür hatten wir eine interessante Sicht auf das Schuhwerk der Musiker, aus den Fotos hätte man eine nette Collage machen können- aber ich schweife ab…). 

Daniil Trifonov spielte grandios, wie nicht anders zu erwarten war, doch ich  konnte mich nicht richtig an der Musik erfreuen, beobachtete ich doch eher unfreiwillig seine Mimik beim Spielen. Die berühmte Pianistin Martha Argerich hat über den Anschlag Trifonovs gesagt: „Hinzu kommt sein Anschlag – er hat Zartheit und auch das dämonische Element. Ich habe so etwas noch nie gehört.“ Das ist vielleicht auch eine ungefähre Beschreibung seiner vielen Gesichtsausdrücke während des Spielens. Ich musste immer wieder wegsehen, weil ich das Gefühl hatte, seine Privatshäre zu verletzen, ja, fast eine Voyeuristin zu sein. 

Das hatte ich am Anfang des Abends nicht erwartet und ich möchte so einen Platz nicht ein zweites Mal haben. Es gibt Momente…

Wer einen kleinen Einblick in die Virtuosität Daniil Trifonovs bekommen möchte, hier ein ca. 15 minütiges Video:

 

 

 

Ein zweiter Musik-Sommerabend

Nach dem Sommerkonzert auf dem Hof der alten Dorfschule in Rumeln lernte ich vorletzte Woche die Dinslaker Burg kennen. Auch hier werden im Innenhof während des Sommers Konzerte gegeben- ein sehr schöner Platz.

Wir hörten den noch so jungen und doch schon berühmten Violonisten Yury Revich und sein Ensemble. Revich spielt auf einer Stradivari und es war für mich eine Premiere, so eine Geige einmal “live” zu hören. Das Programm war sehr gemischt. Haydn oder Bach waren vertreten, ebenso alte Zigeunerweisen oder auch Lieder von Piazolla.

Mein Koffer in Berlin

Vor einigen Tagen erwähnte ich, dass ich momentan nicht viel zum Schreiben käme, da ich z.Zt. quasi noch einen Koffer in Berlin hätte. Heute verrate ich Ihnen, was dahinter steckt.

Ich bekam ein 4 Wochen Abonnement für die “Digital Concert Hall” der Berliner Philharmoniker geschenkt. Dieses Abo löse ich gerade ein. So bin ich zwar nicht körperlich in Berlin, aber meine Gedanken schon.

Was ist das für eine Konzerthalle? In meiner Buchbesprechung zu Peter Brems Autobiografie “Ein Leben lang erste Geige” erwähnte ich sie vor einigen Monaten schon einmal. Als Abonnent der “DCH” kann ich live an Konzerten der Philharmoniker teilnehmen. So sahen mein Mann und ich z.B. Konzerte mit Sir Simon Rattle und Gustavo Dudamel. Natürlich kann man dies nicht mit einem Besuch in der Berliner Philharmonie  vergleichen, jedoch hat das Zusehen und Zuhören am Bildschirm auch Vorteile. Die Kameraeinstellungen sind sehr gut und so bekommt man viel besser das Können einzelner Orchestermitglieder mit, bzw. man hört intensiver auf die Musik und die Struktur der Stücke werden noch klarer. Das war Punkt 1.

Punkt 2: Als Abonnent hat man Zugriff auf alle früheren Konzert des Orchesters, dies umfasst auch Auftritte in der Berliner Waldbühne oder z.B. in Baden-Baden. Man kan im Archiv nach Dirigenten suchen und sich legendäre Konzerte noch einmal ansehen oder auch Konzerte, deren Veröffentlichungen auf CD Auszeichnungen nachzogen. Sie suchen ein bestimmtes Werk, welches Sie sich gerne anhören möchten?- Kein Problem, auch hier lässt die Suchfunktion Sie nicht im Stich. Man bekommt wirklichen Hörgenuss, was ja bei YouTube Aufzeichnungen nicht immer der Fall ist.

Punkt 3: Wenn Sie einen Dirigenten, einen berühmten Musiker, einen Komponist oder auch ein Mitglied des Orchesters kennen lernen möchten, so können Sie das mit Hilfe vieler aufgezeichneten Interviews. (z.B. ein herzerwärmendes Interview mit Kirill Petrenko, der 2018 der Nachfolger von Sir Simon Rattle sein wird).

Das Abonnement kostet 14,90 Euro für 4 Wochen. Ich finde dies einfach genial, denn man kann zur Tages- und Nachtzeit seiner Lust an klassischer Musik fröhnen und das auf hohem Niveau. Besonders dafür eingenommen hat mich auch die Tatsache, dass man auch mal Unbekanntes “in Angriff” nehmen kann, sei es Schönbergs 12-Tonmusik oder sich einfach auf etwas Neues einlässt. 

 

Tewinkel- Barenboim- Wang- Teil 1

Anfang März erwähnte ich dieses Buch bereits in einem anderen Artikel und kündigte eine Besprechung an. Über diese “Betriebsanleitung” schreibe ich heute und morgen berichte ich über zwei sehr unterschiedliche Konzerte, bei denen das Gelesene z.T. direkt umgesetzt wurde.

Es wird gejammert, dass immer weniger jüngere Leute Konzerte mit klassischer Musik oder Jazz besuchen. Christiane Tewinkel versucht mit ihrem Buch, Spaß an solchen Konzerten zu wecken und sie schafft es! Voraussetzung allerdings ist, dass man im Leben offen für Neues ist und z.B. E-Musik-Konzerte nicht direkt in die Schubläden “Nur was für alte Leute” oder “Kenn ich mich nicht aus-schwer verständlich” ablegt.

Ich erspare mir eine ausführliche Besprechung und lasse dafür einen Teil der Inhaltsangabe sprechen:

Insgesamt gibt es 24 Kapitel (auf 271 Seiten), die man auch querbeet lesen kann, ganz nach Lust und Laune.  Es wird kein Aspekt ausgelassen und am Ende des Buches erzählt die Autorin von eigenen Musikerfahrungen, die anregen, neue Musikstücke kennen zu lernen. Der Schreibstil ist dabei locker und Cartoons vom dem bekannten Zeichner Rattelschneck unterstützen die unkonventionelle Herangehensweise an dieses “ernste” Thema. 

Einige Tage, nachdem ich das Buch zuende gelesen hatte, besuchten mein Mann und ich ein Konzert von Daniel Barenboim in der historischen Stadthalle von Wuppertal. Dieses Konzert würde etwas Besonderes sein: Den weltberühmten Pianisten Barenboim einmal live zu erleben und dann in diesem Gebäude! Ende letzten Jahres wurde die Stadthalle von der “Welt” zu der Konzerthalle mit der weltbesten (!) Akustik gewählt. Wir beide freuten uns riesig auf den Abend, doch es kam etwas anders als erwartet. Davon morgen mehr.