Schlagwort: England
Fünf auf einen Streich
Heute biete ich Ihnen fünf Kurzbesprechungen von Büchern an, die ich in letzter Zeit gelesen oder gehört habe. Kurzbesprechungen deshalb, weil ich entweder nicht zuviel verraten möchte oder die Inhalte aus verschiedenen Gründen mich letztendlich nicht so sehr beeindruckt haben, um ausführlich zu berichten.

Für Liebhaber schottischer Krimis gibt es Nachschub und zwar ziemlich guten. In diesem Buch ist ein Meeresbiologe der „Held“. Er verfolgt per Computersimulation die Meeresströmungen und kann dadurch u.a. Herkunftsorte von Strandgut bestimmen, in diesem Fall zwei Frauenfüße. Während der Hauptkommissar gar nicht gut mit ihm kann, ist dessen Assistentin pfiffig genug, sich die Hilfe des Spezialisten zu holen. Die beiden lösen den Fall, der Kommissar ist zum Schluss der Dumme. Fazit: 4 von 5 Sternchen wegen Thema Meeresforschung, Held mit Ecken und Kanten und die ein oder andere Prise Humor.

In einem kleinen Ort in der Bretagne gibt es eine Bibliothek der von den Verlagen abgelehnten Buch- Manuskripte. Eine Pariser Lektorin besucht in diesem Ort ihre Eltern und aus Neugierde mehrmals auch die Bibliothek. Die Inhalte der Manuskripte sind z.T. sehr speziell und doch stößt sie auf ein Buch, dessen Liebesgeschichte ein Bestseller werden könnte. Angeblich soll es der verstorbene Ortsbewohner Monsieur Pick geschrieben haben, doch klaffen Buchinhalt und das tatsächliche Leben von Pick derart weit auseinander, da muss ein Geheimnis hinterstecken, doch welches? Fazit: 3 von 5 Sternchen. Leichter Unterhaltungsroman mit anfänglich witziger Idee, doch mit nahendem Buchende wurde es mir zu konstruiert.

Schon lange habe ich mich nicht mehr bei einem Hörbuch so gut amüsiert. Schottische Highlands, tiefer Winter: eine Londoner Bankergruppe verbringt ein langes Wochenende auf dem Grundstück eines etwas heruntergekommenen Herrenhauses. Dieser Aufenthalt soll das Zusammengehörigkeitsgefühl des Bankerteams stärken, doch steht das Wochenende unter keinem guten Stern. Auslöser ist einer der von Lord und Lady geliebten Pfauen, der bei der Farbe Blau rot sieht und auf alles und jeden einhackt. Chaos, Krankheit, Liebe, Kameradschaft, Neid, Mord- ja, das wird alles an einem Wochenende geboten. Fazit: 4 von 5 Sternchen, weil… teilweise very british, als Ergänzung dazu Zicken– bzw. Männerkriege innerhalb der Bankergruppe und das Hörbuch mit Christoph Maria Herbst als Sprecher.

In San Francisco nimmt der Ich-Erzähler Clay einen Aushilfsjob in Penumbras Buchhandlung an. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass es kaum kaufende Kunden gibt, da nur sehr wenige aktuelle Bücher angeboten werden, die meisten Besucher leihen sich Bücher in einer besonderen Abteilung aus. Diese Bücher beinhalten Rätsel und Codes, die aufgedröselt werden müssen, um ein noch größeres Rätsel lösen zu können. Der Inhaber, Mr. Penumbra, hält sich mit Erklärungen sehr zurück und Clay muss sich selbst einen Reim auf alles machen. Dann verschwindet Penumbra eines Tages. Clay ahnt Böses und zusammen mit einigen Freunden macht er sich auf, den Buchhändler zu finden und dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Fazit: 3 von 5 Sternchen. Leicht zu lesen, ein paar Einblicke in die Firma Google, die auch beim Lösen des Rätsels involviert ist, waren nett, aber alles in allem hat die Geschichte keinen großen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Nach den Lobeshymnen in diversen Literaturbeilagen hatte ich mir von diesem Buch viel Lesevergnügen erhofft, es aber leider nicht bekommen. Ein Bartforscher träumt vom Fremdgehen seiner Frau und reist daraufhin halsüberkopf nach Japan. Dort trifft er auf einen jungen Mann, der sich das Leben nehmen will und der Bartforscher bemüht sich mehrmals, ihn davon abzuhalten. Sie folgen dabei u.a. der Beschreibung einer Pilgerreise des berühmten Haiku-Dichters Bashu und das Endziel sind die Kieferninseln.
Wenn Sie Lust auf ein Buch haben, in dem sehr viel in der Waage bleibt, wie es in Japan oft üblich ist, dann lege ich Ihnen dieses Buch sehr ans Herz. Dies gelingt der Autorin vorzüglich und insofern verdient das Buch dann 5 Sternchen. Aber persönlich fand ich es sehr unbefriedigend, da sie mit vielen Bildern und Vergleichen arbeitet, die ich z.T. nicht passend fand. Das Buch bietet anfänglich ein gewissen skurilen Humor, aber der bleibt ab Mitte des Buches auf der Strecke, leider. Fazit: 2 von 5 Sternchen.
Musik zur Einstimmung
Mein heutiges Musikvideo soll Sie auf den morgigen Blogeintrag einstimmen. Es geht um eine Whisky-Verkostung mit z.T. eher unbekannteren Whiskysorten. Aber jetzt erst einmal ein bisschen Musik zum Aufwärmen:
Auf ins Welfenland
Ende August verbrachten mein Mann und ich ein langes Wochenende im „Welfenland“, genauer gesagt in Celle. Eine frühere Kollegin hatte dort vor einiger Zeit eine ganze Urlaubswoche verbracht und war begeistert, das hatte uns neugierig gemacht.
Celle hat über 400 Fachwerkhäuser, von denen viele aus dem 16. Jahrhundert stammen. Da ist ein Stadtbummel ein wahrer Augenschmaus. Da Celle am südlichen Rand der Lüneburger Heide liegt, kommen auch recht viele Touristen, so dass das Angebot an Cafés, Restaurants und Läden für die Größe der Stadt beachtlich ist.

Wir machten am ersten Tag zwei Führungen mit. Als große Englandfans wollten wir mehr über die Geschichte des Celler Schlosses wissen, denn hier verband sich deutsche mit englischer Geschichte. Herzog Georg Ludwig aus dem Haus der Welfen wurde Georg I – der erste englische König mit deutschen Wurzeln. Besonderes Glanzstück des Schlosses ist die Kapelle, die angeblich erste und best erhaltenste evangelische Kirche im Renaissancestil.

Die zweite Führung fand abends statt. „Der Nachtwächter“ war leider krank geworden, so sprang „die Marktfrau“ ein, die „erste Lieferantin für Gemüse am Hofe“ und deshalb bestens vertraut mit Klatsch und Tratsch aus der Blütezeit des Schlosses. Die Marktfrau war Kunsthistorikerin und erklärte sehr unterhaltsam ( à la Gisela Schlüter, für alle, die diese Dame aus früheren Fernsehzeiten noch kennen) Spezialitäten beim Fachwerkbau und anderen cellespezifischen Stadtentwicklungen.

Schon viel Wissen angehäuft, entschieden wir uns für den nächsten Tag, nicht in Celle zu bleiben und Museen zu besuchen, sondern einen Abstecher in die Lüneburger Heide zu machen, da wir beide diese noch nie blühend gesehen hatten. Morgen geht es weiter.
Mode-Protest-Naturschutz: Vivienne Westwood
Die englische Modedesignerin Vivienne Westwood hat mich schon seit ihrem Auftrauchen in den 80er Jahren fasziniert und deshalb las ich sehr motiviert ihre Biografie. Natürlich blickt man bei der Lektüre hinter die Kulissen der Modeindustrie, aber Westwood ist eine so vielschichtige Persönlichkeit, dass das Buch sehr viel mehr bietet. Die Modeschöpferin engagierte sich schon früh bei politischen oder soziale Missständen und entwarf „Protestmode“. Sie wurde damit zuerst Ikone der Punkbewegung, später Vorbild bei der Rückbesinnung auf handwerkliche Traditionen in England, und heute setzt sie sich erfolgreich für den Klimaschutz ein. „Nebenbei“ ist sie aber auch Mutter zweier Söhne und Großmutter und lebte mit verschiedenen Männern zusammen, die ihren Weg sehr beeinflussten. So erzählt das Buch, in der Westwood übrigens auch oft selbst zu Wort kommt, das Leben einer unglaublich starken Frau.

Misses Ali

Ein kleines englisches Dorf im Dunstkreis von London: Hier leben der Major Ernest Pettigrew und Mrs Jasmina Ali und beide sind recht einsam. Der Major, Anfang 60, hat vor einigen Jahren seine Frau verloren und trauert jetzt um seinen Bruder. Seine Schwägerin und sein Sohn machen ihm dabei das Leben eher schwer, als dass sie ihn trösten, denn es gibt Erbstreitigkeiten wegen eines wertvollen Gewehrs und seinem Sohn geht es nur um seine eigene Karriere und er nutzt seinen Vater schamlos aus. Mrs Ali, Witwe und Mitte 50, kommt aus Pakistan und betreibt zusammen mit ihrem Neffen den einzigen Laden im Dorf, eine Art Tante Emma Laden. Zur Dorfgemeinschaft gehören die beiden nicht. Die wohltätigen Damen des Kirchenkreises haben da gewisse Bedenken und Alis Neffe sondert sich wegen seines distanzierten Verhaltens ab. Mrs Alis praktisches und mitfühlendenes Wesen merkt aber, dass der Major Zuspruch braucht und Jasmina kümmert sich ein bisschen um ihn. Dabei entdecken beide ihre gemeinsame Liebe zur Literatur und ganz zart entwicklen sich Bande zwischen den einsamen Herzen. Empörung beim Sohn und Unverständnis bei der Dorfgemeinschaft! Das Leben wird für die beiden nicht einfacher, zumal dann auch noch der Neffe und andere Familienmitglieder meinen, über Alis Zukunft bestimmen zu können und Ali aus dem Dorf weggehen muss. Der Major leidet, doch dank Grace, einer wie es sich herausstellt wahren Freundin, werden ihm die Augen geöffnet. Er schert sich nicht mehr um die Meinungen der anderen und holt Jasmina zu sich zurück.
Wer großer Englandfan ist, wird dieses Buch mögen, denn die Beschreibung des Mikrokosmos in einem englischen Dorfes ist teilweise satirisch angehaucht. Die Geschichte selbst passt zu einem längeren 5-Uhr-Nachmittagstee, mehr ist es aber auch nicht.
Ein englischer Nachmittag
Bei unserer Düsseldorfer Altstadtführung ( siehe Post unten) bekamen wir von Manes Meckenstock den Tipp, unbedingt in Düsseldorf-Angermund den Park von Schloss Heltof während der Rhododendronblüte zu besuchen. Gesagt, getan.

Der Eintritt in den Park kostet 3 Euro, das Schloss kann nicht besichtigt werden. Fragen Sie an der Kasse nach eine Wegbeschreibung für den Park, er ist über 50 Hektar groß. Es blühen z.Zt. schon viele Rhododendronbüsche (wir waren letzten Sonntag da), aber viele tragen auch noch Knospen, die erst in den nächsten Tagen aufgehen. Die Büsche sind bis zu 190 Jahre alt und bis zu 8 Meter hoch. Wir waren sehr beeindruckt, aber noch mehr staunten wir über die vielen alten Bäume. (z.B. viele alte Buchen und 70(!) verschiedene Eichensorten). Das Anwesen wird erstmalig im 12. Jahrhundert erwähnt, der Park im englischen Landschaftsstil wurde Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt. Und so komme ich zu der Überschrift, man hat wirklich das Gefühl, in einem englischen Park zu lustwandeln, zumal momentan die englischen Blue Bells blühen. Man wird außerdem mit Düften von Maiglöckchen und einigen Rhododendronarten verwöhnt.
Wir sind eine Stunde spazieren gegangen, es hätten aber auch gut zwei werden können, wenn wir jeden Weg abgelaufen wären und drei, wenn ich noch mehr fotografiert hätte… Im Anschluss kann man sich im nahegelegenen Café stärken. Wir werden sicherlich noch einmal im Herbst wiederkommen, denn der Kassierer sagte uns, dass die Laubfärbung im Park an einen „Indian Summer“ erinnern würde.
Schade ist es, dass der Park nur am Wochenende geöffnet hat und die Bäume und Pflanzen keine Beschriftungen tragen. Das hätte ich mir bei so vielen Besonderheiten gewünscht. Auch die Wegbeschreibung ist eher dürftig, ein bisschen hat man den Eindruck, dass Graf von Spee nur zwangsweise den Park für die Allgemeinheit öffnet und kein wirkliches Interesse an Besuchern hat. Aber das sollte Sie nicht weiter stören.
Wer mehr wissen möchte: http://www.forst-graf-spee.de/park_heltorf/park_heltorf.htm
Mal so richtig was fürs Herz (Woche des Mondes Nr. 5)
Ich habe gegrübelt, welches Mondbuch ich Ihnen vorstellen könnte. Vor Jahrzehnten habe ich mal von Paul Auster “ Der Mond über Manhattan“ gelesen, es war ein tolles Buch, aber an den Inhalt kann ich mich nur noch vage erinnern und von einer anderen Internetseite abschreiben, das will ich nicht. Dann las ich noch eine Sammlung von Mondmärchen, die waren nett, aber auch nicht mehr. Deshalb spanne ich den Bogen zu diesem Buch- auch sehr schön abends bei Mondschein zu lesen und wohlig zu seufzen…
Der Schriftsteller Anthony Perdews verliert den Talisman seiner Verlobten Therese an dem Tag, als Therese tot vor einem Bäcker zusammenbricht. Dies ist über 40 Jahre her, doch Anthony hat diesen Schicksalsschlag nie überwunden. Er beginnt, verlorene Dinge von der Straße mit nach Hause zu nehmen und die Besitzer per Anzeige zu suchen. Zumeist erfolglos, so dass sich in seinem Haus vieles angesammelt hat. Anthony stirbt und in seinem Testament bittet er Laura, seine Haushälterin und Sekretärin, die Suche fortzuführen. Laura entspricht dem Wunsch gerne, denn nach einer sehr unglücklichen Ehe hatte Anthony ihr wieder einen Lebenssinn gegeben und er vererbt ihr sein schönes Haus und sein ganzes Vermögen. Zusammen mit Freddy, dem Hausgärtner und Sunshine, einem jungen Mädchen mit Downsyndrom, die viel Einfühlungsvermögen bei den Fundstücken und den dahinter stehenden Geschichten beweist, schafft es Laura schließlich sogar, den verlorenen Talisman wieder zu finden und damit Therese, die sich nach Anthonys Tod als Hausgeist aufführt, zu besänftigen.
Die Idee der Geschichte ist mal etwas Neues. Es gibt drei Liebesgeschichten und noch ein paar andere mehr, denn in die laufende Handlung sind ein paar Geschichten der Fundstücke eingestreut und diese Geschichten decken die ganze Bandbreite von lustig bis tottraurig ab. Ein Buch, gegen Alltagsgrau und Traurigkeit.
Sehen Sie Ihren Kaffeebecher mit anderen Augen

Der Autor wird Ihnen evtl. bekannt sein, denn vor einigen Jahren schrieb er den Bestseller „Der Hase mit den Bernsteinaugen“. (Wer es nicht kennt: Ein faszinierendes Buch über eine Sammlung von Netsuken, die de Waal vererbt bekommen hat und deren Geschichte und damit auch die Geschichte seiner jüdischen Vorfahren er aufspürt).
In dem Buch „Die weiße Straße“ widmet er sich nun seinem Lebensinhalt, dem Porzellan. De Waal ist Töpfermeister und war eine Zeitlang Professor für Keramik an der University of Westminster. Er wollte immer schon der Geschichte des Porzellans nachgehen und dies ist das Thems des Buches. De Waal reist deshalb nach China, Frankreich, Deutschland, England und in die USA. In China will er die Anfänge des Porzellans erkunden und diese liegen in der Stadt Jingdezhen. Kenntnis darüber hat man durch das Tagebuch des Jesuitenpaters Père dˋ Entrecolles, der mehrere Jahrzehnte dort lebte.
In Deutschland kommt de Waal nach Dresden und nach Meißen und erzählt von dem alles sammelnden König August, der, egal was es kostet, eigenes Porzellan haben will. Zwei Männer, Tschirnhaus und Böttger, sind für ihn die Alchemisten. Das „Trial and Error“ der beiden wird von de Waal eindrucksvoll beschrieben.
In England ist es ein Apotheker, der die erste Versuche unternimmt, Porzellan herzustellen. Hier fällt dann auch zum ersten Mal der Name Wedgewood, der aber noch eine ganz andere Aufgabe bei der Verbreitung des Porzellans hat. Bei der Suche nach Rohmaterial für die Herstellung von Porzellan reiste man auch nach Amerika und kommt in ein Gebiet, in dem Indianer schon lange zuvor porzellanähnliche Schalen hergestellt haben…
Kennen Sie das Gefühl, dass Sie glücklich sind, ein Buch immer griffbereit zu haben, weil die Lektüre Ihnen so viel bietet und zukünftig noch bieten wird? „Die weiße Straße“ ist so ein Buch für mich. Meine kurze Beschreibung kann nicht den Gedankenreichtum wiederspiegeln, den man in diesem Buch findet. Der Autor ist ein viel belesener Mann, der manchmal auch abschweift und auch immer wieder Einblicke in sein schwieriges Leben als Künstler gibt. Und dann sind da auch noch die Schilderungen über die unglaubliche Besessenheit der Menschen, die an der Herstellung von Porzellan beteiligt waren. Zu was ist der Mensch im positiven Sinne fähig?
Letˋs Eat Grandma- Sind Sie aufgeschlossen für Neues?
Möchten Sie bei Ihren Kindern oder Enkeln punkten und zeigen, dass Sie beim Thema Musik „auf der Höhe“ sind oder sind Sie generell aufgeschlossen gegenüber neuer Musik? Dann widmen Sie ein paar Minuten Ihrer Zeit der Gruppe „Letˋs Eat Grandma“. Hinter dem Namen verstecken sich zwei siebzehnjährige Mädchen aus England, die seit ihrer Kindheit befreundet sind und Musik machen. Sie werden gerade „gehypt“ und treten im August in Deutschland auf dem Haldern Pop Festival auf. (Karten gibt es nur noch auf dem Schwarzmarkt…).