Im letzten Monat machte ich mich für die Beibehaltung des alten Wortes „Zipperlein“ stark, heute lege ich Ihnen den „Stöckelschuh“ ans Herz. Ich finde, dass Stöckelschuh viel charmanter klingt im Vergleich zu „Pumps“. Zur Vertiefung wiederum ein kleiner Reim:
In einem Traum hatte ich ein Rendezvous mit einer bunten Kuh und einem blauen Känguru. Die Kuh trug ein rotes Dessous und zwei Paar goldene Stöckelschuh, das Känguru duftete nach grünem Apfelshampoo und lief ein bisschen Schlittschuh dazu. Juhu, noch ein Emu, das war wirklich der Clou, denn das roch sehr lecker nach Tiramisu. Ich wachte auf und machte die Augen schnell wieder zu, denn auf meinem Bett saßen ein Uhu und ein Kakadu, beide hatten im Schnabel- jeweils einen goldenen Stöckelschuh.
Mir scheint es so, denn es vergeht kaum ein Tag, in dem mir nicht irgendwelche Quatschverse einfallen. Vielleicht ist das ja ein unbewusstes Schutzschild gegen das Ungemach der Zeit? Egal, vielleicht haben Sie ja ein bisschen Spaß an den drei Ergüssen. (Auch hier werden wieder ein paar alte Worte „gerettet“, Sie wissen, wovon ich schreibe? „Projekt Zipperlein“)
Der Diamant
Dort funkelt der Diamant, ich weiß sofort, das ist kein Tand! Die reiche Frau aus Adelsstand trägt ihn an ihrer linken Hand. Ihr Gewand ist elegant, ihr Gesicht sehr markant und ihr Wesen auch amüsant. Aber das alles ist für mich nicht relevant, was zählt ist nur der Diamant. Ich lege heimlich einen Brand wie schnell alles Feuer fängt, das ist schon frappant. Die Frau rette ich dann ganz galant, in meiner Jackentasche landet dabei unauffällig der Diamant.
Nun liege ich in einem Land an einem Strand mit feinem weißen Dünensand. Lese einen dicken Band von Nietzsche, Hegel oder Kant- so will es mein Verstand. Verwöhne mich am Grill-und Getränkestand, esse Eis mit Krokant und trinke teuren Edelbrand- ich liebe diesen Zustand. Übers Meer schickt euch eine Kusshand, der dumme, dicke Ferdinand, den ihr habt verkannt und verbannt, aus seinem geliebten Heimatland.
Die Henne
Gregorius, die Memme, saß in einer Kaschemme in einer großen Klemme. Verloren hatte er seine Henne und sehr groß war jetzt sein Geflenne. “Hey Gregorius, du Memme, warum dieses Geflenne?“, fragte einer von der Rentnerschwemme. “Los, renne zur Penne, dort sah ich deine Henne sitzen auf einer Antenne.“ Über Spargeldämme rannte Gregorius glücklich zu seiner Henne. Danach gab es in der Kaschemme für alle eine Bierschwemme Schluss jetzt mit dem Geflenne!
Das Hänschen
Vor dem Kaffeekränzchen schenkte das Hänschen dem Fränzchen ein feines Pflänzchen. Nach dem Kaffeekränzchen wollte er von ihr allerdings nicht nur ein Tänzchen sondern auch noch andere Spirenzchen. Ja, das Hänschen war ein Stenzchen im Lenzchen nur dumm, keine Lust hatte das Fränzchen.
Da ich gestern mein Ohrwurmleiden ansprach, passen die unten stehenden Verse heute gut dazu. Vor einem Monat kündigte ich an, dass ich Ihnen in nächster Zeit ab und zu Wörter vorstellen möchte, denen ein Verschwinden aus der deutschen Sprache droht. Diese Ankündigung geriet bei mir ein bisschen in Vergessenheit, doch jetzt beginne ich damit. Hier das erste Wort: Zipperlein. Hört sich doch viel netter an als z.B. „Ich habs im Kreuz“. Zur Vertiefung noch ein kleiner Vers:
Das war nicht fein das Zipperlein oben an meinem linken Bein. In meinem kalten Kämmerlein entdeckte ich bei Kerzenschein ein Fleckchen mit etwas gelbem Schleim. So ging ich schnell zu Doktor Klein und gab ihm meinen letzten Euroschein. Doch leider war Herr Doktor Klein schon bald am Ende mit dem Latein. Wieder daheim blieben mir nur Tränelein und ich behandelte ganz allein mit ein paar Flaschen weißem Wein mein großes kleines Zipperlein.
An einem sonnigen Nachmittag bummelte ich an einem Stück der Berliner Mauer entlang. Ich versuchte die Graffitis auf der Mauer zu entschlüsseln, meistens ohne Erfolg. Mein Grübeln wurde unterbrochen, als auf halber Strecke ein Plakat über die Mauer lugte. Auf dem Plakat war der Kopf einer jungen Frau zu sehen, davor standen die Worte „Ganz ehrlich.“ „Ganz ehrlich“- was wollte man mir mitteilen? Und warum ganz ehrlich? War man früher halb, mehroderweniger oder nur ein bisschen ehrlich gewesen und wollte jetzt endlich mal ganz in die Vollen mit der Wahrheit gehen? Dieser Vermutung widersprach der Gesichtsausdruck der jungen Frau. Kein Blickkontakt mit mir, ihre Augen sahen mit leichtem Spott in eine nahe Ferne. War das Ehrlichsein doch schwieriger als gedacht? Ihr Mund hatte den Monalisastil, ihre rechte Hand stützte das Gesicht leicht ab, eine etwas verunglückte Denkerpose, die das Ganzehrlichgesäusel nicht glaubhafter machte.
Ehrlichkeitsgeplänkel, Ehrlichkeitslitanei, Ehrlichkeitspokerface, Ehrlichkeitskuriosum, Ehrlichkeitsorakel- ich dachte mich in Rage bis zum heutigen Tage.
(Bitte lesen Sie Tage in diesem Fall wie Rage, also mit weichem j, damit es sich reimt-vielen Dank.)
Letzte Woche stellte ich Ihnen ein aktuelles kleines Geburtstagsgedicht vor. Dafür bekam ich viel Zuspruch. Das hat mich sehr gefreut und motiviert, vielleicht noch einen zweiten Geburtstagsvers zu schmieden. Hier ist er:
Hast du Geburtstag in diesen Zeiten, muss ich dir eine besondere Freude bereiten! Ab sofort kannst du mit mir skypen oder mich auf Instagram liken.
Lass uns auf Skype auf dich einen Gläschen Sekt trinken und uns einander liebevoll zuwinken. Danach singe ich dir ein Geburtstagsständchen ganz famos und dann bist du mich auch fast schon wieder los. Wünsche dir nur noch das Allerbeste zu deinem, hoffentlich gesunden, Wiegenfeste!
Morgen stelle ich Ihnen drei Bücher vor, die meinen momentanen Schreibfaible ausgelöst haben.
Der unten stehende Beitrag zur Veränderung der Sprache in der momentanen Situation erschien gestern in der WAZ. Ich habe dazu erstens eine Ergänzung und zweitens eine Idee.
Die Ergänzung: Sollten Sie in nächster Zeit einen passenden Geburtstagsreim suchen, stelle ich Ihnen diesen gern zur Verfügung. Er ist an einem Reim von G.E.Lessing angelehnt.
Weg, weg mit Reimen und den Schwänken wollen jetzt nur noch doll an dich denken! Wir gratulieren dir ganz lieb und schnell wünschen dir viel Gesundheit, Glück und für solche Zeiten ein ganz dickes Fell!
Die Idee: Ich lese gerade dieses Buch mit viel Vergnügen.
Es gibt so schöne Wörter in der deutschen Sprache, die immer seltener benutzt werden. Das ist wirklich schade und ich möchte Ihnen deshalb in den nächsten Wochen einige dieser Wörter vorstellen und sie ermutigen, etwas gegen das Aussterben der Wörter zu tun. Einverstanden? Oder ist das für Sie nur Firlefanz?
Der Zeitungsartikel: Berlin „Bleib gesund“ oder „Bleiben Sie atmungsaktiv“: Mit der Coronavirus-Pandemie haben sich Abschiedsfloskeln in der Alltagssprache innerhalb weniger Tage rasant verändert. Für Forscher sind viele solcher Reaktionen hilfreich – als Ventil in schwierigeren Zeiten. Wenn etwas bedrohlich erscheine wie die Pandemie, versuchten Menschen, sich zu entlasten, sagt Peter Schlobinski, Vorstandschef der Gesellschaft für deutsche Sprache. „Die Sprache ist dabei ein wichtiges Mittel.“ Er beobachtet Veränderungen bis hin zu E-Mail-Wechseln. Auch dort stehe nun oft „Bleiben Sie gesund!“, sagt der Germanist. „Das sind typische Reaktionen auf eine besondere Situation. Diese Floskeln sind schon vorhanden, aber sie werden bei diesem Anlass nun besonders häufig gebraucht.“ Kreative Situationsbewältigung.Der Virus? Das Virus!
Selbst die Fachsprache bleibe gerade nicht vor Änderungen verschont. In ihr heiße es „das Virus“, betont Schlobinski. Umgangssprachlich sei es aber „der Virus“. „Ich habe den Eindruck, dass wir nun immer häufiger diese maskuline Form hören. Sogar Chefärzte sagen das jetzt.“ Vielleicht werde „das Virus“ nun sprachlich kaltgestellt.
Oder Quarantäne: Für Germanisten ist das die seltene Wiederbelebung eines fast ausgestorbenen Wortes. Doch wer wusste bisher, was exponentielles Wachstum ist? „Ein Fachbegriff aus der Mathematik, der sich jetzt viral verbreitet“, sagt Schlobinski. „Nach der Corona-Krise weiß vielleicht jeder Zweite, was damit gemeint ist.“ Und: Virus, Corona, Homeoffice – alles schon jetzt heiße Kandidaten für den Titel „Wort des Jahres“. dpa
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