Leica-Goethe-Raucherkneipen-Streuobstwiesen

Mitte September verbrachten mein Mann und ich zusammen mit Freunden ein langes Wochenende an der Lahn. Glücklicherweise nicht zum Fahrradfahren, denn es wimmelte auf den Radwegen nur so von durchgestylten Hobby-Rennrad-Fahrern. Wir waren „einfach nur so“ da.

Gewohnt haben wir in Wetzlar, das an der Lahn recht mittig liegt, um auch gut in andere Lahnstädte zu kommen. Für uns war Wetzlar ein ziemlich unbeschriebenes Blatt, nur vor Jahren hatten wir mal eine Dokumentation über die Firma Leica gesehen und wussten, dass diese in Wetzlar ihr Hauptwerk hat. Und so ist Leica mit den Firmengebäuden im Stadtbild auch fast omnipräsent.

Nur in den engen Gässchen der hübschen Altstadt sieht man nichts, aber auch hier wird auf Wetzlars Tradition zur Optikforschung hingewiesen. (Die Firma Zeiss ist übrigens auch ansässig).

Es gibt neben einem Leica-Museum in Wetzlar einen Optiklehrpfad mit vielen Stationen, an denen man viel Überraschendes lernen oder beispielsweise aber auch seine Augensehkraft testen kann.

Pfade sind in Wetzlar beliebt. Man kann auf einem Bergwerkspfad spazieren gehen (Hier wurde in früherer Zeit Eisen abgebaut) oder auf dem Goethepfad lustwandeln. Letzteres haben wir getan. Goethe lebte eine Zeit lang in Wetzlar und wurde hier zu seinem „Die Leiden des jungen Werther“ angeregt. Man sieht Goethes Wohnhaus, das Haus Lottes (Figur aus Werther) und der Lieblingswanderweg des Meisters ist ausgeschildert. Sehr schön, auch bei nicht so tollem Wetter. Man hat weite Aussichten und kommt an diversen Streuobstwiesen vorbei. Äpfel, viele verschiedene Sorten, noch und nöcher. Und als neuzeitliche Zugabe gibt es sehr moderne Architektur neben Scheunen und 50er Jahre Häuschen.

Man kann in Wetzlar sehr gut essen ( u.a. auch hessische Spezialitäten), und an der Lahn fanden wir schnell unseren ersten Lieblingsplatz. Ein reines Weinlokal mit einem sehr guten Weinangebot.

Würden mein Mann und unsere Freunde in Wetzlar wohnen, wäre dies ihr zweiter Lieblingsplatz.

Wir sahen in Wetzlar vier Raucherkneipen und dieser Treff war einer davon. Wie uns die Wirtin erzählte, konnten sich vor zwei Jahren die Kneipen entscheiden, ob sie auf warme Küche verzichten und reine Raucherkneipen werden wollten. Sie entschied sich für die Raucher und hat seitdem gut zu tun. Ein alter Wurlitzer steht in der Ecke, es wird Skat gespielt, das Bier schmeckt, man kennt sich. Selbst als Nichtraucherin fühlte ich mich wohl.

Pause!

Morgen erzähle ich von einer schönen Wanderung und mache Stippvisiten in Städte der Umgebung.

Es gibt Momente…

Heute beginne ich mal mit einem Spruch von Goethe:

“Ich habe gefunden, daß alle wirklich klugen Menschen darauf kommen und bestehen, daß der Moment alles ist.”

Hier vier kleine Beispiele:

Man freut sich, wenn man einen Glückscent auf der Straße findet

Wenn eine Zimmerpflanze, die jahrelang “nur grün” war, plötzlich blüht

Zimmerpflanze

 

Es tut gut, wenn man abends nach der Arbeit die neuen Schuhe ausziehen darf…

Schuhecollage

 

Man nach Jahren plötzlich bei einem Waldspaziergang wieder einen Kuckuck rufen hört.

Von meiner Leserin Mila Rohde:

Ein besonderer Moment ist es, wenn im Winter zum ersten Mal die Sonne das Gesicht wieder wärmt
Die Nase juckt und man endlich nießen kann
Der Hefeteig für einen Kuchen schön aufgeht

Von meiner Leserin Chantal Görkens:

Wenn ein Schmetterling auf meiner Hand landet
Ich nach Jahren mal wieder ein Lied höre, das in einen früheren Urlaub sehr angesagt war
Kaffeeduft am Morgen
Mich jemand an der Kasse im Supermarkt vorlässt, weil ich nur ein Teil bezahlen muss