Wenn ein Vogel singt…

…dann ist das in Yarmouk etwas Besonderes, denn eigentlich sind alle Vögel geflohen oder sie wurden von den verhungernden Einwohnern aus Verzweiflung erschossen. Yarmouk ist ein Vorort von Damaskus und hier spielt dieses Buch:

 

Der Autor wird 1988 in Damaskus geboren. Sein Vater ist blind und übernimmt die Erziehung, seine Mutter verdient als Grundschullehrerin den Lebensunterhalt für die Familie. Aeham wird schon früh von seinem Vater dazu ermuntert, das Klavierspielen zu erlernen.  Er hat Talent und so werden seine Kindheit und Jugend durch den Besuch der Musikschulen und dem stetigen Üben geprägt. Die Eltern träumen von einem Sohn, der Konzertpianist wird, doch Aeham, der inzwischen selbst komponiert, ist auf der Suche nach einem anderen Weg, um mit Musik Geld zu verdienen. So hilft er erst einmal seinem Vater in dessen neuem, schnell gutgehenden Musikladen und heiratet Tahani. Einige Monate später, beide erwarten ihr erstes Kind, beginnt der Krieg. Der Stadtteil Yarmouk, in dem hauptsächlich geflüchtete Palästinenser leben, die Syrien in den 60er Jahren aufgenommen hat, wird abgeriegelt und schon bald geht es nur noch ums nackte Überleben. Nahrung und Medizin werden  knapp, unübersichtlich und nicht erklärbar sind die diversen politischen Gruppierungen, die in Yarmouk versuchen, die Herrschaft zu erlangen. Bomben zerstören ganze Straßenzüge, Scharfschützen schießen grundlos auf Zivilisten. In dieser Situation beschließt Aeham ein Zeichen zu setzen und stellt sich mit seinem Klavier auf die Straße. Er spielt für einen Männerchor, später singen Kinder zu seinen Liedern. Das Foto vom Buchvover geht um die Welt, Aeham wird berühmt. Das ist nicht nur gut, es bringt ihn auch in Gefahr, da er den Kriegsparteien jetzt ein Dorn im Auge ist. So muss er 2014 flüchten, alleine, und lässt Eltern, seine Frau und inzwischen zwei Kinder zurück. Er kommt irgendwann nach Deutschland, wo man ihn kennt und schon bald gibt er erste Konzerte. Seine Familie darf ihm nach deutschen Gesetzen nicht folgen. Er leidet sehr darunter, doch dann findet eine Veranstalterin ein gesetzliches Schlupfloch für eine Familienzusammenführung und Sommer 2016 ist es soweit, er sieht seine Familie wieder. Damit endet das Buch.

Die erste Hälfte des Buches, die der Friedenszeit, las sich sehr interessant, denn man erfährt Einiges über die syrische Gesellschaft. Auch das Thema „Klavier“ war für mich spannend. Spätere Passagen des Buches, in dem der Autor über den Kriegszustand erzählt, waren und sind für mich nicht begreifbar. Was halten Menschen aus, warum bringen Menschen so grenzenloses Unglück über andere? 

Aber lernen Sie Aeham selber kennen!

 

Warten ist was Gutes!

Gerstern habe ich das Thema“Warten“ schon angeschnitten, heute nun noch eine passende Buchbesprechung:

Hassen Sie es auch, im Stau, am Telefon oder an der Kasse warten zu müssen? Der Zustand des Wartens hat in unserer Gesellschaft einen wirklich sehr schlechten Ruf. Dies möchte die Autorin mit ihrem Buch ändern, und sie beleuchtet das Thema „Warten“ auf sehr unterschiedliche Weise. Berühmte Leute und Wissenschaftler sowie Passagen aus der Weltliteratur werden zitiert. Hinzu kommen Interviews mit Personen, für die das Warten etwas ganz Besonderes ist. Dadurch wird das Buch sehr lebendig. Die Autorin selbst gibt Tipps, wie man dem Warten auch etwas Positives abgewinnen kann und sei es „nur“, endlich mal wieder Zeit zu haben, in einem Buch zu lesen, wenn man beim Arzt wieder lange warten muss.

Schriften begleiten unseren Alltag

Ob morgens in der Zeitung, bei der Arbeit im Internet, während des Einkaufsbummels oder abends im Krimi- uns begegnen  zig verschiedene Schriften, wenn wir Texte gewollt oder auch ungewollt lesen. Ist Ihnen bewusst,  wie Sie durch Schriften manipuliert werden?

Dieses Buch nimmt Sie mit in die Welt der Schriften.

Wir lernen berühmte Schriftgestalter kennen, von denen auch einige aus Deutschland kommen und gucken ihnen bei der oft sehr mühseligen Arbeit über die Schulter. Bekannte Schriften und ihre Geschichte werden vorgestellt, manche waren Vorbild für andere Schriften, manche gerieten in Vergessenheit, weil ihr Gebrauch z.B. überhandnahm und man sich sattgesehen hatte.

Man bekommt beim Lesen ein Gefühl für Schriften, denn es werden auch die schlechtesten Schriften besprochen, ebenso Schriften, die besondere Stimmungen vermitteln und Signale aussenden und damit in der Werbung den Verbraucher manipulieren sollen. (Sie werden überrascht sein, wenn Sie nach dem Lesen des Buches konkret darauf achten!).

Schließlich gibt der Autor mit einigen kleinen Geschichten, die schon fast an Possen erinnern, dem Leser Anlass zum Schmunzeln. Warum hat, laut Werbeexperten,  z.B. Hilary Clinton die Wahlen verloren? Hilarys Werbeagentur, die es wohl mit Schriften nicht so genau nahm, benutzte bei Plakaten, Buttons, Flyern usw. eine Schrift, die in den USA ausschließlich für Toilettenartikel benutzt wird….

Am Wochenende gibt es noch einen Nachschlag zu diesem Thema mit dem Hinweis zu einer Ausstellung und einem Rätsel.

 

 

Witz ist nicht gleich Witz

Bei diesem Buch gibt es eine „Schmunzelgarantie“.

Zwei ehemalige Philosophiestudenten versuchen, wichtige philosophische Themen mit Hilfe von Witzen zu verdeutlichen. Jedem der 10 Kapitel ist ein kurzer Dialog zweier Griechen vorangestellt, die Fragen wie z.B. „Was ist der Sinn des Lebens?“, „Was ist moralisch?“, „ Was bedeutet Ewigkeit?“ diskutieren. Danach kommen die Autoren zu Wort, geben eine kurze Einführung und lassen den Leser an ihrem reichen Fundus an Witzen teilhaben. Bekannte Witze erscheinen im neuen Licht und man beginnt zu grübeln. Viele Witze sind sehr „trocken“ und erinnerten mich mit Vergnügen an englischen Humor.
Das Buch hat einen Stammplatz auf meinem Nachttisch. Ab und zu ein Kapitel lesen, lachen, ein bisschen nachdenken und darüber dann sanft einschlafen…

Schnee

 

Jede Schneeflocke ist ein Unikat
Jede Schneeflocke ist ein Unikat

Diesen Bildband hatte ich im Mai schon einmal erwähnt. Es handelt sich um einen Bildband mit Schneekristall-Fotos von Wilson Bentley. Jetzt habe ich eine Erzählung gelesen, in der Bentley die Hauptperson ist.

Schneekristalle

Er lebt im 19. Jahrhundert in Vermont und ist Sohn eines Bauers. So muss er natürlich bei allen Arbeiten mithelfen und doch findet er Zeit, sich seiner Leidenschaft zu Schneeflocken zu widmen. Er fotografiert Schneekristalle und will beweisen, dass kein Schneekristall gleich aussieht. Seine Familie und auch die Dorfbewohner haben kein Verständnis dafür und stempeln ihn als Spinner ab. Allein eine junge Lehrerin motiviert ihn und es entwickelt sich eine tiefe Zuneigung zwischen den beiden. Doch dann reist die Lehrerin plötzlich ohne Begründung ab, Bentley leidet sehr darunter und beschließt, sie in New York zu suchen, obwohl er ihre Adresse nicht kennt. Für Bentley beginnt eine aufregende Zeit…

Ein Buch für alle, die wie Bentley die Schönheit der Welt auch in „unbedeutenden“ Dingen erkennen, ein Buch für alle Coelho Leser und Leserinnen, denn  Bentleys Meinung über Gott und Glaube ist für diese Erzählung auch wichtig.

Noch ein Tipp: Dieses Buch nicht als E-Buch lesen, zu schön ist der blaue Samteinband mit eingeprägten Schneeflocken. Ein besonderes haptisches Erlebnis beim Lesen.

 

 

Berlin- kurz vor Weihnachten

Eismann

Berlin, kurz vor Weihnachten. Ein alter Mann wird in einem Schrebergarten tot aufgefunden. Er ist erfroren, denn er sitzt nackt auf einem Stuhl und ist gefesselt. Schnell wird ein Verdächtiger gefunden, doch Hauptkommissar Kahn glaubt nicht an dessen Schuld. Auch ist es sehr schwierig herauszufinden, wer der Tote überhaupt ist. Aber seinem Bauchgefühl kann Kahn nicht richtig nachgehen, denn eine Opernsängerin stürzt aus dem Fenster ihrer Wohnung und ein Selbstmord ist unwahrscheinlich. Die Ermittlungen sind zäh bis zu dem Zeitpunkt, als vor den Toren Berlins eine dritte Leiche auftaucht, ebenfalls ein nackter erfrorener alter Mann. Kahn und seine Assistenten finden Zusammenhänge zwischen den drei Morden und diese sind unglaublich.

Es ist schon einige Zeit her, dass ich einen Krimi in dieser Qualität gelesen habe. Wünsche mir, dass die Autorin einen weiteren Kriminalroman mit Kahn als Hauptfigur schreibt. Kahn hat nicht mehr viele Jahre bis zur Pensionierung. Äußerlich ist er sehr abgeklärt, aber im Inneren sieht das ganz anders aus. Also kein „Hochglanzkommissar“, sondern ein Mensch mit Ecken und Kanten.

 

Still

Leises Wimmern, geheimnisvolles Tuscheln, wohliges Schnurren- Karl Hartmann hört seit der ersten Sekunde seines Lebens alles und dieses übermenschliche Gehör ist für ihn keine Gnade, sondern es besiegelt sein schlimmes Schicksal. Seine Eltern sind beide überglücklich, als Karl da ist. Doch bei der Mutter Charlotte schreit er unerbittlich, denn sie hat eine laute Stimme, während er bei Vater Johann zu Ruhe kommt, wenn dieser ihn mit in den Wald nimmt. Die Ärzte sind ratlos. Charlotte gibt ihm aus Verzweiflung immer mehr zu essen, denn dann ist er kurze Zeit ruhig.  So wird Karl fett, die Dorfbewohner nennen ihn ein Monster, der nie lächelt, geschweige denn spricht. Erst als Johann herausfindet, dass Karl unter jeglicher Art von Geräuschen leidet und ihm im Keller eine Art schallgedämpftes Kinderzimmer einrichtet, hat Karl ein klein wenig mehr eine „normale“ Kindheit. Er entdeckt Bücher, beginnt zu zeichnen, wird dabei älter, schlauer, neugieriger und traut sich mit Ohrstöpseln eines Tages nach draußen. Dort beobachtet er Charlotte mit einem anderen Mann an einem Weiher, er begreift nicht, was die beiden tun. Auch versteht er die anderen Dorfbewohner nicht. Sie handeln widersprüchlich, sagen schlimme Dinge über ihn und seine Familie. Aber Karl fragt niemanden, warum alles so ist, wie es ist und bekommt langsam ein eigenes Weltbild, in dem der Tod ein Gnade sein muss, denn mit dem Tod kommt die Stille. Karl beginnt im Dorf zu töten, dann flieht er und mordet in anderen Orten. Dann lernt er Marie kennen, zum ersten Mal begegnet er einem vorurteilsfreien Menschen. Doch Marie wird von ihrem Vater misshandelt und der Grund des Tötens wird daraufhin für Karl ein anderer. Er muss erneut fliehen. Jahre vergehen, Kommissar Schubert ist ihm seit den ersten Todesfällen im Dorf auf der Spur, doch konnte er bisher nichts beweisen. Schubert, der Marie geheiratet hat, ahnt nicht, dass Karl die ganzen Jahre nur an Marie gedacht hat und sie noch einmal sehen will, Karl weiß nichts von der Heirat. Dann gibt es ein Wiedersehen…

Als ich das Buch beendet hatte, war ich sprachlos, erschüttert. Der Titel wird vom Verlag als ein Psychothriller angepriesen, doch das ist er nicht. Karls Weltbild hält unserem Weltbild den Spiegel vors Gesicht und zeigt, wie absurd unser heutiges Leben teilweise ist. Wenn Sie einen Vergleich mit anderen Büchern brauchen: „Still“ erinnert teilweise an „Das Parfüm“ und an den Krimi „Tannöd“, der in Deutschland und in Schweden zum besten Krimi des Jahres gewählt wurde.

Morgen werden Sie übrigens eine andere Stille hören… 

Ein Buch für die Feiertage?

Die 24 jährige Ausnahmepianistin Ashley ist tot, gefunden in einem Lagerhaus in Manhattan. War es Selbstmord, wurde sie ermordet? Der Journalist McGrath wittert eine Chance auf eine große Story und stellt selbst Ermittlungen an. Auslöser dafür ist der Vater von Ashley, der berühmte Regisseur Cordova. Um Cordova ranken sich die wildesten Gerüchte, denn er ist sehr lange nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten und seine Filme sind legendär. Sie alle zeigen Abgründe menschlicher Handlungen, doch man weiß nie, was in den Filmen Realität ist oder was vielleicht nur der eigenen Phantasie entspringt. McGrath hat den Verdacht, dass Cordova in kriminelle Machenschaften verwickelt ist. Bei seinen Recherchen werden die Inhalte der Filme immer wichtiger, der Journalist findet Hinweise in ihnen, die mit Praktiken der schwarzen Magie und Kindestötungen zu tun haben. Er muss Cordova finden, doch es werden ihm viele Steine in den Weg gelegt…

Schwarze Magie, Okkultismus- eigentlich sind dies für mich keine Themen für ein Buch, das ich gerne lese. Aber ich gestehe, dass ich einfach nicht aufhören konnte. Und so kam ich zum Schluss der Geschichte und dieses Ende versöhnte mich wieder. Die knappen 800 Seiten waren keine vergebene Liebesmüh. Warum ein Buch für die Feiertage? Man muss Zeit haben, um am Buch dran zu bleiben. Ich hatte sie nicht immer und dann musste ich ziemlich im Gedächtnis nach Namen und den dahinter versteckten Personen suchen. Außerdem sollte man ein bisschen Englisch sprechen. In dem Buch sind Protokolle, Zeitungsausschnitte und Screenshots vom Darknet eingearbeitet, die McGrath bei seinen Recherchen benutzt, sie alle sind in englischer Sprache geschrieben.

Fünf auf einen Streich

Heute biete ich Ihnen fünf Kurzbesprechungen von Büchern an, die ich in letzter Zeit gelesen oder gehört habe. Kurzbesprechungen deshalb, weil ich entweder nicht zuviel verraten möchte oder die Inhalte aus verschiedenen Gründen mich letztendlich nicht so sehr beeindruckt haben, um ausführlich zu berichten.

 Für Liebhaber schottischer Krimis gibt es Nachschub und zwar ziemlich guten. In diesem Buch ist ein Meeresbiologe der „Held“. Er verfolgt per Computersimulation die Meeresströmungen und kann dadurch u.a. Herkunftsorte von Strandgut bestimmen, in diesem Fall zwei Frauenfüße. Während der Hauptkommissar gar nicht gut mit ihm kann, ist dessen Assistentin pfiffig genug, sich die Hilfe des Spezialisten zu holen. Die beiden lösen den Fall, der Kommissar ist zum Schluss der Dumme. Fazit: 4 von 5 Sternchen wegen Thema Meeresforschung, Held mit Ecken und Kanten und die ein oder andere Prise Humor.

In einem kleinen Ort in der Bretagne gibt es eine Bibliothek der von den Verlagen abgelehnten Buch- Manuskripte. Eine Pariser Lektorin besucht in diesem Ort ihre Eltern und aus Neugierde mehrmals auch die Bibliothek. Die Inhalte der Manuskripte sind z.T. sehr speziell und doch stößt sie auf ein Buch, dessen Liebesgeschichte ein Bestseller werden könnte. Angeblich soll es der verstorbene Ortsbewohner Monsieur Pick geschrieben haben, doch klaffen Buchinhalt und das tatsächliche Leben von Pick derart weit auseinander, da muss ein Geheimnis hinterstecken, doch welches? Fazit: 3 von 5 Sternchen. Leichter Unterhaltungsroman mit anfänglich witziger Idee, doch mit nahendem Buchende wurde es mir zu konstruiert.

Schon lange habe ich mich nicht mehr bei einem Hörbuch so gut amüsiert. Schottische Highlands, tiefer Winter: eine Londoner Bankergruppe verbringt ein langes Wochenende auf dem Grundstück eines etwas heruntergekommenen Herrenhauses. Dieser Aufenthalt soll das Zusammengehörigkeitsgefühl des Bankerteams stärken, doch steht das Wochenende unter keinem guten Stern. Auslöser ist einer der von Lord und Lady geliebten Pfauen, der bei der Farbe Blau rot sieht und auf alles und jeden einhackt. Chaos, Krankheit, Liebe, Kameradschaft, Neid, Mord- ja, das wird alles an einem Wochenende geboten. Fazit: 4 von 5 Sternchen, weil…  teilweise very british, als Ergänzung dazu Zicken– bzw. Männerkriege innerhalb der Bankergruppe und das Hörbuch mit Christoph Maria Herbst als Sprecher.

In San Francisco nimmt der Ich-Erzähler Clay einen Aushilfsjob in Penumbras Buchhandlung an. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass es kaum kaufende Kunden gibt, da nur sehr wenige aktuelle Bücher angeboten werden, die meisten  Besucher leihen sich Bücher in einer besonderen Abteilung aus. Diese Bücher beinhalten Rätsel und Codes, die aufgedröselt werden müssen, um ein noch größeres Rätsel lösen zu können. Der Inhaber, Mr. Penumbra, hält sich mit Erklärungen sehr zurück und Clay muss sich selbst einen Reim auf alles machen. Dann verschwindet Penumbra eines Tages. Clay ahnt Böses und zusammen mit einigen Freunden macht er sich auf, den Buchhändler zu finden und dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Fazit: 3 von 5 Sternchen. Leicht zu lesen, ein paar Einblicke in die Firma Google, die auch beim Lösen des Rätsels involviert ist, waren nett, aber alles in allem hat die Geschichte keinen großen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Nach den Lobeshymnen in diversen Literaturbeilagen hatte ich mir von diesem Buch viel Lesevergnügen erhofft, es aber leider nicht bekommen. Ein Bartforscher träumt vom Fremdgehen seiner Frau und reist daraufhin halsüberkopf nach Japan. Dort trifft er auf einen jungen Mann, der sich das Leben nehmen will und der Bartforscher bemüht sich mehrmals, ihn davon abzuhalten. Sie folgen dabei u.a. der Beschreibung einer Pilgerreise des berühmten Haiku-Dichters Bashu und das Endziel sind die Kieferninseln.

Wenn Sie Lust auf ein Buch haben, in dem sehr viel in der Waage bleibt, wie es in Japan oft üblich ist, dann lege ich Ihnen dieses Buch sehr ans Herz. Dies gelingt der Autorin vorzüglich und insofern verdient das Buch dann 5 Sternchen. Aber persönlich fand ich es sehr unbefriedigend, da sie mit vielen Bildern und Vergleichen arbeitet, die ich z.T. nicht passend fand. Das Buch bietet anfänglich ein gewissen skurilen Humor, aber der bleibt ab Mitte des Buches auf der Strecke, leider. Fazit: 2 von 5 Sternchen.

 

 

Wenn David Niven noch leben würde…

Erinnern Sie sich noch an diesen Schauspieler? Falls ja, stellen Sie sich ihn vor, wenn Sie meine folgende Buchbesprechung lesen.

Russland im Jahr 1922: Graf Rostov ist 30 Jahre alt, als man ihm vorwirft, ein Gedicht veröffentlicht zu haben, das die Zarenfamilie kritisiert. Normalerweise müsste er mit dem Tode bestraft werden, doch Rostov ist zu beliebt und man verdammt ihn deshalb „nur“ zu lebenslangem Hausarrest im Moskauer Hotel „Monopol“, dem ersten Haus am Platze. Da Rostov dort Stammgast ist, wird er von vielen Angestellten sehr geschätzt. Er ergibt sich in sein Schicksal und macht das Beste aus seiner Situation, indem er sich mit einigen persönlichen Gegenständen standesgemäß in seiner kleinen Kammer einrichtet und seine Tage mit Hilfe der Bediensteten wie üblich angenehm verbringt. Doch irgendwann fällt ihm die Decke auf den Kopf und er beschließt, zu kellnern. Rostov ist ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle und die Gäste sind begeistert.  Die Jahre gehen vorbei, draußen wechselt die politische Lage in immer rasanterem Tempo, die Gäste ändern sich, Rostov bleibt die Konstante. Da taucht eines Tages eine alte Freundin von Rostov auf, an der Hand ihre dreijährige Tochter, für die sie einen Babysitter für ein paar Tage sucht. Rostov ist skeptisch, dass er der Richtige ist, doch er willigt ein. Aus den Tagen werden Jahre, denn die Mutter kommt nicht wieder und Rostov wächst über sich hinaus. Ihm gelingt es, mit Rückendeckung seiner Kollegen, die kleine Sofie heimlich großzuziehen. Und dann, inzwischen schreiben wir das Jahr 1954, kommt der Tag, an dem Sofie, die Pianistin werden möchte, ihr erstes Vorspiel hat…

Soooooo schön ist dieser Roman: Mit leisem Humor geschrieben, nie kitschig, liebenswerte Nebenfiguren, ein überraschendes Ende und russische Geschichte werden geboten und als Krönung Hauptfigur Graf Rostov- gibt es so einen Mann heutzutage noch?