Die Faszination von Enigma (GB 11)

Zur Einstimmung auf unseren Besuch in Bletchley Park in der englischen Grafschaft Buckinghamshire las ich dieses Buch.

Bereits Cäsar überlegte sich eine Geheimschrift, um Briefe verschlüsselt an Cicero zu schreiben. Ein anderer Politiker, der sich mit diesem Thema befasste, war der dritte amerikanische Präsident Thomas Jefferson. Er entwickelte dieses Räderwerk zur Codierung von Texten.

Aus Spielfilmen kennen Sie vielleicht die Methode, eine geheime Botschaft mit Hilfe eines Codewortbuches zu entschlüsseln oder Sie haben schon einmal gesehen, wie Menschen, die auf der Straße leben, geheime Zeichen an Häuserwände malen. Das Bild, das ich Ihnen vorgestern vorstellte, zeigt einen Code, den Freimaurer in früheren Zeiten gerne benutzt haben. (Der Satz in dem Bild lautete übrigens: Das Geheimnis ist von einem klugen Menschen geloest worden).
Neben diesen alten Codes widmet sich das Buch auch Verschlüsselungen, mit denen wir täglich zu tun haben, wie beispielsweise bei der Kontonummer, Kreditkartennummer oder auf dem Personalausweis. Auch gibt es Tipps, wie man auf dem Computer eigene Geheimschriften entwickeln kann. Ein gutes Drittel des Buches ist allerdings für die Geschichte und Funktionserklärung der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma reserviert. Und damit komme ich zu unserem Besuch von Bletchley Park.

Die berühmte Enigma Verschlüsselungsmaschine

Sir Hugh Sinclair, Chef des Geheimdienstes MI6, kaufte 1938 auf eigene Rechnung das Gelände von Bletchley Park, weil er davon überzeugt war, dass ein Krieg bevorstand und in diesem die Entschlüsselung von geheimen Botschaften des Feindes von großer Bedeutung sein würde. Bletchley Park lag geografisch optimal: Nicht weit von London, nahe an einem Bahnhof mit guter Bahnverbindung und den beiden Universitäten Cambridge und Oxford. Besonders der letzte Punkt war wichtig, denn Sinclair warb voraussehend Wissenschaftler, Mathematiker, Literaturprofessoren und auch Schachmeister an, deren Kenntnisse bei der Entschlüsselung wichtig werden könnten.

Das Herrenhaus von Bletchley Park. Rechts unten: Das Büro von Alan Turing

In der ersten Zeit reichten die Räume des Herrenhauses für die Zahl der Mitarbeiter aus. Die Politiker waren skeptisch gegenüber den Vorhersagen von Sinclair und gaben ihm kein Geld. Das änderte sich, als Winston Churchill an die Macht kam und Sinclair jede Unterstützung zusagte. So arbeiteten in der Hochzeit schließlich 7000 Frauen und 2000 Männer in drei Schichten in Bletchley Park, um die Enigma-Botschaften der Deutschen zu entschlüsseln. Auf dem 28 Hektar großen Gelände wurden 23 Hütten und mehrere Häuserblöcke errichtet, in denen rund um die Uhr gearbeitet wurde.
Der wohl berühmteste Mitarbeiter war der Mathematiker Alan Turing. Ein charismatischer Mensch, der sehr großen Anteil daran hatte, dass am Ende die verschlüsselten Botschaften der Deutschen innerhalb von 12 Minuten bekannt waren, ohne dass die Deutschen es wussten.

Teilansicht der „Turing Bomb“, mit der die Enigma entschlüsselt wurde.

Botschaften, die die Ostfront betrafen, wurden von den Engländern an Stalin weitergeleitet und man schickte von Bletchley Park aus gezielt falsche Informationen an die Deutschen, was u.a. zur Folge hatte, dass die Alliierten in der Normandie siegreich waren.

Alle Mitarbeiter mussten bei Einstellung eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen. Das hatte zur Folge, dass England erst 1974 von den Vorgängen in Bletchley Park erfuhr. 1990 wollte man die Hütten abreißen, doch wurde glücklicherweise 1991 ein Trust gebildet, der sich seitdem für die Erhaltung einsetzt und 1992 begann, das Gelände einschließlich der Gebäude für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Wir verbrachten mehrere Stunden in Bletchley Park und nahmen u.a. an einer Führung teil. Als die einzigen beiden Deutschen mitten in einer Gruppe von ca. 20 Engländern empfand ich dies zuerst als schwierig. Aber dann hatte ich den Eindruck, dass unser ernsthaftes Interesse honoriert wurde und unsere Fragen wurden wertneutral beantwortet. Diese Geschichtsstunden möchte ich nicht missen.

Es gibt diverse Bücher und Filme über Bletchley Park und die Enigma. Die Verfilmung des Buches „Enigma“ von Robert Harris mit Dougray Scott und Kate Winslet und der Film „The Imitation Game“, in dem Benedict Cumberbatch Alan Turing spielt, haben mit besonders gut gefallen.

Dieser Beitrag beendet meine Beitragsreihe über unsere Reise in Großbritannien. Na ja fast, am nächsten Freitag kommt noch ein kleiner Nachschlag mit einigen allgemeinen Tipps und ein paar Fotos von schottischen Highlights. Außerdem bespreche ich in zwei Wochen noch ein Buch, das in das Gepäck von jedem Schottlandreisenden gehört.

Einen geheime Botschaft für Sie

Zur Einstimmung auf meinen nächsten Blogbeitrag, in dem ich über den Bletchley-Park in England berichte- hier wurden die Geheimbotschaften der Enigma im zweiten Weltkrieg entschlüsselt- habe ich ein Bild mit einem Geheimcode gemalt. Findet jemand heraus, was ich geschrieben habe?

Bild 1/7-2023

Geheimdienstszene

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Bild 278 von 365

Es war einmal eine Geisterfliege,
die gehörte zur obersten Spionageriege.
Unerkannt flog sie in Räumen ein und aus
und brachte Informationen in das Geheimdiensthaus.
Doch dann geriet sie eines Tages auf eine Feier,
dort waberte ein dicker Alkoholschleier.
Sie wurde blau,
blieb aber schlau,
machte schnell die Biege
und wurde zur normalen Stubenfliege.

Ein Buch zur Einstimmung, aber nicht das beste

Dieses Jahr ist eine der beiden Kulturhauptstädte Europas die niederländische Stadt Leeuwarden. Hier wurde Mata Hari geboren und noch bis Anfang April gedenkt die Stadt mit einer großen Ausstellung dieser berühmten Frau.

Im  Buch von Coelho erzählt Mata Hari ihr Leben in Briefform. Sie, Margarethe Zelle ist ihr Geburtsname, weiß schon als Jugendliche, dass sie nicht nach Leeuwarden gehört und heiratet mit 18 Jahren den 21 Jahre älteren Offizier Rudolph MacLeod. Mit ihm geht sie nach Niederländisch-Ostindien. Nur kurz ist die Ehe glücklich, dann hat MacLeod diverse Geliebte und wird zu Margarethe gewalttätig. Eine Tochter wird geboren. Margarethe flieht, lässt ihre Tochter zurück und beginnt als Mata Hari in Paris eine Karriere als Tänzerin und Prostituierte. Viele Jahre lang verfallen ihr die mächtigsten Männer und sie hat enormen Einfluss. Dann fängt ihr Stern zu sinken an. Sie hat hohe Schulden und fährt nach Berlin, wo man ihr anbietet, dass sie während des ersten Weltkriegs für Deutschland als Spionin arbeiten soll. Sie akzeptiert,  geht danach aber unverzüglich zur französischen Botschaft, um sich als Doppelagentin anzubieten. Mata Hari ist dieser Aufgabe jedoch nicht gewachsen, verstrickt sich in Widersprüchen und wird schließlich von den Franzosen zum Tode verurteilt.

Ich hatte mir vorgenommen, kein drittes Buch von Paulo Coelho zu lesen, da sein mit esoterischen Sequenzen und platten Lebensweisheiten angereicherter Schreibstil mir in zwei Büchern nicht gefallen hatte. Aber bei einem Roman über eine historische Figur konnte  das ja nicht so schlimm werden…Doch, er macht es auch in diesem Roman. Deshalb mein Tipp: Wenn Sie ein Buch über Mata Hari lesen möchten und das lohnt sich auf alle Fälle, dann nehmen sie lieber ein anderes, es gibt genug Literatur über sie.