Bicycle Diaries

Dieses Buch hat mich sehr überrascht. Ich fing es zu lesen an, um mir, wie schon bei der Lektüre “Lob des Fahrrads” (Link siehe unten “Welttag des Fahrrads) das Wunderbare am Radfahren noch einmal für die nächsten Radwochen im Sommer bewusst zu machen. Doch das war in den “Diaries” nur ein Nebenthema.

Wer ist der Autor David Byrne? Bekannt wurde er in den 70er und 80er Jahren als Kopf der Gruppe “Talking Heads”. Damals eine sehr innovative Gruppe, hier ein Videoclip als Erinnerung, bzw. zum Einstieg:

Die Gruppe löste sich dann auf und David Byrne begann eine Solokarriere als Musiker. Er sampelte z.B. als erster Musikstücke und gründete ein Label für Weltmusik. Er veranstaltete Happenings, machte sich einen Namen als Fotograf und wurde auch bekannt als süchtiger Radfahrer, der mit seinem Klapprad durch New York fuhr, als dies noch niemand tat.

In seinem Buch, das er vor ca. 10 Jahren geschrieben hat, erzählt er von Aufenthalten in verschiedenen Städten, sein Klapprad ist immer dabei. Da die Inhalte und deren Qualität der einzelnen Kapitel (Abkürzung= Kap) so unterschiedlich sind, verteile ich Sternchen.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ Kap 1 “Amerikanische Städte” – Byrne nimmt seine Fahrradausflüge zum Anlass, die infrastruktufelle Entwicklung amerikanischer Landschaften und Städte zu analysieren und diese mit der europäischen zu vergleichen. Spannende Gedanken.

⭐️⭐️⭐️ Kap 2 – Berlin- Die Anzahl der Fahrradwege, deren Zustand und die Tatsache, dass es spezielle Radfahrerampeln gibt, begeistern Byrne. Seine Hauptthemen sind allerdings Berlin vor und nach dem Mauerfall und die Stasivergangenheit.

⭐️⭐️ Kap 3 – Istanbul- Die Schilderung, warum ein Musikfestival, auf dem er auftreten soll, anscheinend so wichtig ist für den EU-Eintritt der Türkei (das hat was Nostalgisches) und warum das Festival dann erst nicht stattfindet und dann doch noch.

⭐️⭐️⭐️⭐️ Kap 4- Buenos Aires- In Argentinien ist die Tatsache, dass man sich mit einem Rad von A nach B bewegen kann, bei der Bevölkerung noch nicht bis zum Bewusstsein durchgedrungen. Was dem Kapitel 4 Sternchen bringt sind die Schilderungen der argentinischen Musikszene. Eine komplett andere Welt, die man aber mit Hilfe von YouTube entdecken kann.

⭐️⭐️⭐️⭐️ Kap 5 – Manila- Schon bei den Schilderungen seiner Radtouren durch New York oder Istanbul kam bei mir öfter die Frage auf: Ist der Mann ein Adrenalinjunkie, ist er lebensmüde oder hat er eine Kompanie Schutzengel in petto? Byrne ist heute Mitte 60, also war er auch nicht mehr ganz so jung, als er die Touren machte. Er schreibt, dass er ein Defensivfahrer, ja ein Fahrradflaneur sei. Da kommt es drauf an, wie jeder für sich das Wort “flanieren” definiert… Dieses Kapitel hat die meisten Beschreibungen von kleinen Beobachtungen oder Episoden während des Radfahrens. Außerdem  erinnert es an Imelda Marcos. Byrne ist in Manila, um für ein Musikprojekt zu recherchieren, er will eine CD herausbringen mit Liedern, die persönliche Vielschichtigkeit von Imelda schildern. (Später ist daraus dann eine Oper geworden).

⭐️⭐️ ⭐️ Kap 6- Sydney- Diese Stadt ist für Menschen gefährlich, denn hier hat die Natur dank einer Reihe giftiger Tiere und Pflanzen noch ein bisschen das Sagen. Bei uns kaum vorstellbar, deswegen interessant zu lesen. Auch seine Bemerkungen zum heutigen Leben der Aborigines sind lesenswert. Das Radfahren kommt nur am Rande vor.

⭐️ ⭐️ Kap 7- London- Byrne (Er ist übrigens gebürtiger Schotte, der mit den Eltern in die USA auswanderte), erzählt von Restaurant- und Galeriebesuchen und lässt sich über kulturelle Stereotypen aus. Nett.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ Kap 8 und 9 -San Francisco und New York- Seine Gedanken über Outsiderkünstler, als er eine Ausstellung in einer psychatrischen Einrichtung besucht, sind wieder ein Highlight. Und die letzten Seiten widmen sich dann komplett dem Fahrrad, da er in New York eine Tagesveranstaltung zum Thema Radfahren in all seinen Facetten organisiert.

David Byrne ist ein kluger Kopf. Seine Gedanken sind z.T. sehr inspirierend. Auch ist es spannend im Internet nachzulesen, was sich seit dem Erscheinen des Buches 2009 in den einzelnen Städten an Verbesserungen für Radfahrer getan hat. So sind in New York z.B. 600 km Radwege dazugekommen und es gibt ein großes Netz an Leihradstationen. Alles in allem: ⭐️⭐️⭐️⭐️

 

Bitte das Buch von hinten anfangen

 Dieses Buch fand ich in einem meiner “Später mal lesen”- Kartons und entdeckte damit einen kleinen Schatz. Sehr konservativ fing ich vorne zu lesen an, in der Erwartung, dass das Buch eine Art “Best of” deutscher Lyrikerinnen war. Falsch gedacht! Nachdem mir nur drei Autorennamen überhaupt etwas sagten und ich die ersten Gedichte z.T. auch recht bieder fand, blätterte ich glücklicherweise bis nach hinten durch, wo man Kurzbiografien der Autorinnen aufgelistet hat und ein Nachwort über diese Gedichtsammlung aufklärt. Die Autorinnen wurden zwischen 1880 und 1920 geboren, also in einer Zeit, wo Traditionelles von Modernem abgelöst wurde. ( Man denke z.B. in der Kunst an Expressionismus). So erklären sich bei den Gedichten die sehr unterschiedlichen Stile und Themen ( z.B. Alltagsbewältigung, Naturbeschreibungen, Erotik, Beziehungen zwischen Mann und Frau) und das macht das Büchlein besonders. Viele der 29 Autorinnen waren zu ihren Lebenszeiten sehr bekannt und ihre Romane und Lyrikbände hatten mehrere Auflagen. Heute kennt man ihre Werke kaum noch, zu Unrecht. Hier ein paar Gedichte als Beispiele:

  

So richtig was für Männer- Mein Buchtipp zum bevorstehenden Vatertag

 Wenn Sie den unterstrichenen Teil des Satzes gelesen haben, dann wissen Sie schon zu 80%, um was es in diesem Buch geht:

Irische Männer + ein Engländer, die ihr Leben problematisieren, Männer, die philosophieren, Männer, die gerne Bier trinken und noch lieber einen ordenlichen ?…Und mittendrin die Hauptperson des Romans: Roarty, der Besitzer des Pubs, der seinen Barkeeper mit einem Band der Encyclopädia Britannica umbringt, weil dieser seinem Augapfel, sprich seiner Tochter, zu nahe gekommen ist. Beim Versenken der Leiche im nahegelegenen Moor wird er allerdings gesehen und der erste Erpresserbrief folgt stantepede. Was soll Roarty tun? Zur Beruhigung hört er erst einmal Schumann und dann überlegt er, wer ihm im Dorf Böses will. Leider fällt sein Verdacht auf denjenigen, den er eigenlich gerne zum Freund hätte, ja, das Leben ist nicht einfach…

Eigentlich bin ich entschieden gegen eine Einteilung in Männer- und Frauenromane, aber ich nehme einfach mal an, dass bei diesem Buch Männer einfach mehr Lesespaß haben. Der Pubbesitzer ist eine vielschichtige Persönlichkeit und auch die anderen Dorfbewohner (z.B. verkappter Marxist, knallhart kungelnder Priester und ein Polizist mit exzellenten theoretischen Kenntnissen aber ohne Sinn für die Praxis) sind nicht ohne. Ihnen eine Zeitlang im Buch zu folgen, machte auch mir Spaß. Doch als dann die Probleme mit “dem kleinen Partner” zu episch tief beschrieben wurden und es nur noch ums Jagen ging, verlor ich die Lust. Natürlich wollte ich wissen, wie die Geschichte endet. Hemingway hat dem Autor über die Schulter geguckt und es endet undramatisch dramatisch.

Der Tunnel

Der Roman, den ich Ihnen heute vorstelle, erschien erstmalig 1913 und war mit einer Auflage von über 100000 Exemplaren einer der ersten Bestseller des 20. Jahrhunderts. Das machte mich neugierig, obwohl ich eigentlich Science Fiction Romane nicht so gerne lese. Aber die Tatsache, dass der Titel jetzt auch wieder neu aufgelegt wurde, erhöhte noch mein Interesse.

Mac Allan kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Er hat sich hochgearbeitet vom Pferdejungen im Bergwerk bis zum Ingenieur und verfolgte dabei immer seinem Traum: Er will einen Tunnel von Amerika nach Europa bauen! Dank seiner Kompetenz, seines Ehrgeizes und seiner zupackenden Art gelingt es ihm, die wichtigsten Geldgeber zu überzeugen, sich an dem Tunnelprojekt zu beteiligen. Es beginnt eine Zeit, in der ganz Amerika im Tunnelfieber ist und Allan ist der “Hohepriester” aller, denn “das Syndikat” verkauft auch Aktien an das einfache Volk und das Spekulieren nimmt kein Ende. Natürlich gibt es beim Bau immer wieder ein paar Tote, aber das nimmt man hin. Erst als ein Unglück passiert, bei dem über 2000 Menschen sterben, wendet sich das Blatt gegen Allan und der Mob tötet seine Frau und sein Kind. Die amerikanische Wirtschaft fängt zu schwanken an, denn niemand will mehr im Tunnel arbeiten und als dann Allan noch sein finanzielle Handlungsunfähigkeit erklären muss und das Verwaltungsgebäude des Syndikats abbrennt, sind alle am Projekt beteiligten Staaten mehr oder minder ko geschlagen.

Aber es kommt der Tag, in dem der Zug aus New York im Bahnhof von Calais einfährt…

Der Schreibstil des Autors ist purer Expressionismus. Wie er die Maschinen, ja die ganzen Arbeitsbedingungen schildert, wie er beschreibt, wie Allans Finanzexperte das Geld “als kleine Krieger ausschickt, damit jede einzelne Münze für ihn Beute macht”, so etwas habe ich noch nicht gelesen. Schön auch die Beschreibung von Allans Ehefrau, die sich im Laufe des Romans weiter entwickelt, wie auch ihre Widersacherin dues tut. Und dann ist da noch die Beschreibung des Feuers in dem Wolkenkratzer des Syndikats- mir wurde ganz anders, denn Bilder vom 11.9. werden hier sehr plastisch wach gerufen.

Fazit: Ein lohnendes Buch, dessen Erscheinungsdatum immer wieder verblüfft.

Mal so richtig was fürs Herz (Woche des Mondes Nr. 5)

Ich habe gegrübelt, welches Mondbuch ich Ihnen vorstellen könnte. Vor Jahrzehnten habe ich mal von Paul Auster ” Der Mond über Manhattan” gelesen, es war ein tolles Buch, aber an den Inhalt kann ich mich nur noch vage erinnern und von einer anderen Internetseite abschreiben, das will ich nicht. Dann las ich noch eine Sammlung von Mondmärchen, die waren nett, aber auch nicht mehr. Deshalb spanne ich den Bogen zu diesem Buch- auch sehr schön abends bei Mondschein zu lesen und wohlig zu seufzen…

 

Der Schriftsteller Anthony Perdews verliert den Talisman seiner Verlobten Therese an dem Tag, als Therese tot vor einem Bäcker zusammenbricht. Dies ist über 40 Jahre her, doch Anthony hat diesen Schicksalsschlag nie überwunden. Er beginnt, verlorene Dinge von der Straße mit nach Hause zu nehmen und die Besitzer per Anzeige zu suchen. Zumeist erfolglos, so dass sich in seinem Haus vieles angesammelt hat. Anthony stirbt und in seinem Testament bittet er Laura, seine Haushälterin und Sekretärin, die Suche fortzuführen. Laura entspricht dem Wunsch gerne, denn nach einer sehr unglücklichen Ehe hatte Anthony ihr wieder einen Lebenssinn gegeben und er vererbt ihr sein schönes Haus und sein ganzes Vermögen. Zusammen mit Freddy, dem Hausgärtner und Sunshine, einem jungen Mädchen mit Downsyndrom, die viel Einfühlungsvermögen bei den Fundstücken und den dahinter stehenden Geschichten beweist, schafft es Laura schließlich sogar, den verlorenen Talisman wieder zu finden und damit Therese, die sich nach Anthonys Tod als Hausgeist aufführt, zu besänftigen.

Die Idee der Geschichte ist mal etwas Neues. Es gibt drei Liebesgeschichten und noch ein paar andere mehr, denn in die laufende Handlung sind ein paar Geschichten der Fundstücke eingestreut und diese Geschichten decken die ganze Bandbreite von lustig bis tottraurig ab. Ein Buch, gegen Alltagsgrau und Traurigkeit.

Ungewöhnliche Beschäftigung für einen Rentner

Inspector Chopra, hochangesehner und nicht korrupter Polizist in Mumbai, wird wegen einer Herzerkrankung vorzeitig pensioniert. Am letzten Arbeitstag kommt eine Frau auf das Revier und wirft der Polizei vor, den Tod ihres Sohnes nicht richtig zu untersuchen, weil er zu einer armen Kaste gehört. Chopra will dies nicht gelten lassen und versucht noch, weitere Untersuchungen in Gang zu setzen. Jedoch muss er dabei einsehen, dass die Mutter recht hat, denn sein Nachfolger schließt die Akte sehr schnell, obwohl der Rechtsmediziner Ungereimtheiten bei der Todesursache feststellte. Chopra, jetzt zwar Rentner aber immer noch Polizist, führt weitere Ermittlungen durch. Begleitet wird er dabei zumeist von Ganesh, einem Babyelefanten, den er von seinem Onkel zur Pension geschenkt bekommen hat. Chopra ist über dieses Geschenk nicht begeistert, denn er kennt sich mit Elefanten nicht aus und Ganesh bereitet ihm anfänglich viele Sorgen. Doch im Laufe der Ermittlungen werden beide fast schon ein Team und Ganesh rettet Chopra das Leben, als dieser sich mit hochgefährlichen Verbrechern einlässt. Diese handeln mit Kindern und Politiker sind mit involviert. Aber Chopra lässt nicht locker…

Dieser Krimi bietet alles, was zu einem sogenannten “Wohlfühlkrimi” gehört. Da sind erst einmal der integre Chopra, den man bewundern kann, dann seine Ehefrau mit eigenwilligen Ansichten und die üble Schwiegermutter. Ganesh ist fast immer niedlich und man lernt zusammen mit Chopra Einiges über Elefanten. Schließlich erhascht man noch einem Blick auf das heutige Indien, das kaum noch exotisch ist, sondern sehr an unsere Lebenswelt erinnert. 

Am Ende des Buches gibt es ein turbulentes Happyend, das den Gedanken an Folgebände aufkommen lässt.

Selten, aber es kommt vor

In meinem Bücherleben habe ich schon viele Bücher gelesen, die ich toll fand und die teilweise immer noch wichtig für mich sind. Sehr selten kam es aber bisher vor, dass ich beim Lesen den Eindruck gewann, dass der Autor/die Autorin eines Buches eine Art Seelenverwandschaft mit mir hat. Nun habe ich einen dritten Autoren gefunden…

Meir Shalev schreibt nicht nur über seinen Wildgarten mit seinen Entdeckungen, Versuchen, Lieblingsblumen, Tierbekanntschaften, traurigen und lustigen Momenten, sondern er spannt immer wieder Bögen zu anderen Themen, wie beispielsweise zur hebräischen Sprache, der in Israel vertretenen Religionen oder zu der aktuellen politischen Lage. Er reflektiert Episoden in seinem Leben und nimmt sich dabei auch manchmal nicht ganz ernst. So ist dies nicht das einhundertachtundfünfzigste Gartentagebuch auf dem Büchermarkt, sondern es ist mehr. (Nicht zu vergessen die zauberhaften Illustrationen im Buch, die zu eine besonderen Stimmung beitragen).

Seine Liebe zur und Demut vor der Natur, seine Neugierde, seine feinen Antennen, auch in kleinsten Dingen etwas Besonderes zu sehen und zu beobachten, machen mir Herrn Shalev sehr sympathisch. Und das alles bietet er in einem Schreibstil, bei dem immer wieder feiner Humor und auch Ironie aufblitzt.

Meir Shalev hat bereits diverse hochgelobte Romane, Kinder- und Sachbücher geschrieben. Ich bekenne, ich habe bisher noch kein anderes Buch von ihm gelesen, werde das jetzt aber nachholen und freue mich darauf “wie Bolle”.

Sehen Sie Ihren Kaffeebecher mit anderen Augen

Der Autor wird Ihnen evtl. bekannt sein, denn vor einigen Jahren schrieb er den Bestseller “Der Hase mit den Bernsteinaugen”. (Wer es nicht kennt: Ein faszinierendes Buch über eine Sammlung von Netsuken, die de Waal vererbt bekommen hat und deren Geschichte und damit auch die Geschichte seiner jüdischen Vorfahren er aufspürt).

In dem Buch “Die weiße Straße” widmet er sich nun seinem Lebensinhalt, dem Porzellan. De Waal ist Töpfermeister und war eine Zeitlang Professor für Keramik an der University of Westminster. Er wollte immer schon der Geschichte des Porzellans nachgehen und dies ist das Thems des Buches. De Waal reist deshalb nach China, Frankreich, Deutschland, England und in die USA. In China will er die Anfänge des Porzellans erkunden und diese liegen in der Stadt Jingdezhen. Kenntnis darüber hat man durch das Tagebuch des Jesuitenpaters Père dˋ Entrecolles, der mehrere Jahrzehnte dort lebte. 

In Deutschland kommt de Waal nach Dresden und nach Meißen und erzählt von dem alles sammelnden König August, der, egal was es kostet, eigenes Porzellan haben will. Zwei Männer, Tschirnhaus und Böttger, sind für ihn die Alchemisten. Das “Trial and Error” der beiden wird von de Waal eindrucksvoll beschrieben.

In England ist es ein Apotheker, der die erste Versuche unternimmt, Porzellan herzustellen. Hier fällt dann auch zum ersten Mal der Name Wedgewood, der aber noch eine ganz andere Aufgabe bei der Verbreitung des Porzellans hat. Bei der Suche nach Rohmaterial für die Herstellung von Porzellan reiste man auch nach Amerika und kommt in ein Gebiet, in dem Indianer schon lange zuvor porzellanähnliche Schalen hergestellt haben…

Kennen Sie das Gefühl, dass Sie glücklich sind, ein Buch immer griffbereit zu haben, weil die Lektüre Ihnen so viel bietet und zukünftig noch bieten wird? “Die weiße Straße” ist so ein Buch für mich. Meine kurze Beschreibung kann nicht den Gedankenreichtum wiederspiegeln, den man in diesem Buch findet. Der Autor ist ein viel belesener Mann, der manchmal auch abschweift und auch immer wieder Einblicke in sein schwieriges Leben als Künstler gibt. Und dann sind da auch noch die Schilderungen über die unglaubliche Besessenheit der Menschen, die an der Herstellung von Porzellan beteiligt waren. Zu was ist der Mensch im positiven Sinne fähig?

 

Tewinkel- Barenboim- Wang- Teil 1

Anfang März erwähnte ich dieses Buch bereits in einem anderen Artikel und kündigte eine Besprechung an. Über diese “Betriebsanleitung” schreibe ich heute und morgen berichte ich über zwei sehr unterschiedliche Konzerte, bei denen das Gelesene z.T. direkt umgesetzt wurde.

Es wird gejammert, dass immer weniger jüngere Leute Konzerte mit klassischer Musik oder Jazz besuchen. Christiane Tewinkel versucht mit ihrem Buch, Spaß an solchen Konzerten zu wecken und sie schafft es! Voraussetzung allerdings ist, dass man im Leben offen für Neues ist und z.B. E-Musik-Konzerte nicht direkt in die Schubläden “Nur was für alte Leute” oder “Kenn ich mich nicht aus-schwer verständlich” ablegt.

Ich erspare mir eine ausführliche Besprechung und lasse dafür einen Teil der Inhaltsangabe sprechen:

Insgesamt gibt es 24 Kapitel (auf 271 Seiten), die man auch querbeet lesen kann, ganz nach Lust und Laune.  Es wird kein Aspekt ausgelassen und am Ende des Buches erzählt die Autorin von eigenen Musikerfahrungen, die anregen, neue Musikstücke kennen zu lernen. Der Schreibstil ist dabei locker und Cartoons vom dem bekannten Zeichner Rattelschneck unterstützen die unkonventionelle Herangehensweise an dieses “ernste” Thema. 

Einige Tage, nachdem ich das Buch zuende gelesen hatte, besuchten mein Mann und ich ein Konzert von Daniel Barenboim in der historischen Stadthalle von Wuppertal. Dieses Konzert würde etwas Besonderes sein: Den weltberühmten Pianisten Barenboim einmal live zu erleben und dann in diesem Gebäude! Ende letzten Jahres wurde die Stadthalle von der “Welt” zu der Konzerthalle mit der weltbesten (!) Akustik gewählt. Wir beide freuten uns riesig auf den Abend, doch es kam etwas anders als erwartet. Davon morgen mehr.