Gedanken zu Nick Cave

Den vor kurzem erschienenen Konzertfilm „This Much I Know To Be True” des Musikers Nick Cave sahen wir uns vorgestern im Kino an. In einem verlassenen Gebäude werden Stücke von den neuen CDs „Ghosteen“ mit seiner Gruppe Bad Seeds und „Carnage“ mit seinem Musikerfreund Warren Ellis gespielt. Meine Gedanken: Die Musik ist teilweise sehr ätherisch und bombastisch, nicht unbedingt typisch für Nick Cave. Der Einfluss der Experimentierfreudigkeit von Warren Ellis ist nicht zu überhören. Gefiel mir nicht uneingeschränkt.
Aber Nick Cave zeigt am Anfang des Films auch die ersten Ergebnisse seiner neuen Leidenschaft. Er töpfert und der Sänger präsentierte mehrere Keramiken, die sich mit dem Leben und Sterben des Teufels befassen. Seine Gedanken zum Teufel sind bemerkenswert. Daneben gibt Cave mehrere kurze Interviews. Der Film entstand Frühjahr 2021 und er meint, ein glücklicheres Leben zu führen, verglichen mit der Zeit als junger und mittelalter Mann. (Cave ist Jahrgang 1957). Sein Leben erscheint ihm sinnvoller und auf seiner Webseite „The Red Hand Files“, beantwortet er nunmehr seit geraumer Zeit sehr persönlich die Fragen von z.T. sehr verzweifelten Menschen.
Als ich den Film sah, freute ich mich. Da war ein Mensch, der für mich immer mit Wut, Dunkelheit, Verzweiflung und dem stetigem Ringen mit Gott umgeben war und der jetzt wohl einen Weg gefunden hatte, das Leben etwas leichter anzunehmen.
Gestern hörte ich mir die beiden CDs im Internet an. Die Musik hatte dabei eine ganz andere Wirkung auf mich als im Film. Das Bombastische war verschwunden, die Stimme Nick Caves stand wieder im Vordergrund, seine neue Lebensfreude schimmert immer wieder durch. Gut so!
Und dann lese ich gestern Nachmittag, dass am Montag sein ältester Sohn gestorben ist, der zweite Sohn nach 2015, als ein Sohn von einer Klippe gestürzt und tödlich verunglückt ist.

Ein Lied von der neuen CD „Carnage“:

Schnee

 

Jede Schneeflocke ist ein Unikat
Jede Schneeflocke ist ein Unikat

Diesen Bildband hatte ich im Mai schon einmal erwähnt. Es handelt sich um einen Bildband mit Schneekristall-Fotos von Wilson Bentley. Jetzt habe ich eine Erzählung gelesen, in der Bentley die Hauptperson ist.

Schneekristalle

Er lebt im 19. Jahrhundert in Vermont und ist Sohn eines Bauers. So muss er natürlich bei allen Arbeiten mithelfen und doch findet er Zeit, sich seiner Leidenschaft zu Schneeflocken zu widmen. Er fotografiert Schneekristalle und will beweisen, dass kein Schneekristall gleich aussieht. Seine Familie und auch die Dorfbewohner haben kein Verständnis dafür und stempeln ihn als Spinner ab. Allein eine junge Lehrerin motiviert ihn und es entwickelt sich eine tiefe Zuneigung zwischen den beiden. Doch dann reist die Lehrerin plötzlich ohne Begründung ab, Bentley leidet sehr darunter und beschließt, sie in New York zu suchen, obwohl er ihre Adresse nicht kennt. Für Bentley beginnt eine aufregende Zeit…

Ein Buch für alle, die wie Bentley die Schönheit der Welt auch in “unbedeutenden” Dingen erkennen, ein Buch für alle Coelho Leser und Leserinnen, denn  Bentleys Meinung über Gott und Glaube ist für diese Erzählung auch wichtig.

Noch ein Tipp: Dieses Buch nicht als E-Buch lesen, zu schön ist der blaue Samteinband mit eingeprägten Schneeflocken. Ein besonderes haptisches Erlebnis beim Lesen.