5 Tage im Mai

Die Eltern von Illy haben ein Sportgeschäft und damit nicht viel Zeit, sich um ihre Tochter zu kümmern. So wird Tatka, der Großvater, zur wichtigsten Person für das Kind. In seiner Werkstatt ist sie am liebsten, lauscht seinen vielen Geschichten und fühlt sich von ihm verstanden. Das ändert sich, als Illy, inzwischen Jugendliche, sich in Tristan verliebt und nur noch Augen für ihn hat. Tristan hat keinen gut Ruf im Dorf, denn er treibt sich in schlechter Gesellschaft herum. Ist Illy mit ihm alleine, verhält sich Tristan wie ein liebevoller und vernünftiger junger Mann, kommt er mit seiner Clique zusammen, trinkt er schnell zu viel und wird aggressiv. Illy sieht zuerst darüber hinweg, erst als es auf einer Feier zu einem schlimmen Zwischenfall kommt, distanziert sie sich von ihm. Diese vernünftige Entscheidung hat allerdings so schwerwiegende Folgen, dass erst Tatka nach Jahren, als Illy schon fast ihr Studium beendet hat, seine Enkelin von den tiefen Schuldgefühlen befreien kann, in dem er ihr die tragische Geschichte seiner eigenen ersten Liebe erzählt.

Illy ist eine sympathische Figur, ein Kind, Mädchen, junge Frau, voller Neugierde und Freude, dann aber auch voller Selbstzweifel und Grübeleien. Der Roman spielt im heutigen Tirol und Tatka ist ein Symbol für die vergangene Zeit. Er ist ein „harter Knochen“, dem man nichts vormachen kann und der sich auch nichts sagen lässt. Man gewinnt ihn beim Lesen lieb und sein Abschied von dieser Welt an seinem hundertsten Geburtstag lässt einen schon schlucken.

Alles in allem ein Buch, das mir gut gefallen hat. (Keine bezahlte Werbung)

Morgen gibt es einen musikalischen Beitrag zum Vatertag.

Begegnung mit Darwin und Marx

Vor der Buchbesprechung eine Entschuldigung: Beim Schreiben des gestrigen Textes bin ich wohl abgelenkt worden und es fehlten zwei Bilder und eine Jahreszahl zum Thema Reiseführer. Wer also evtl. diese Angaben vermisst hat, jetzt ist der Artikel komplett. Verspreche Besserung!

Dieses Buch las ich während meines Urlaubs und es passte perfekt zur Reise.

Darwin und Marx sind alt und krank. Obwohl sie nicht weit voneinander wohnen, kennen sie sich nicht persönlich, aber sie haben einen gemeinsamen Hausarzt. Doktor Beckett ist für seine Zeit ein sehr fortschrittlicher Arzt, denn er vertritt die Ansicht, dass viele Krankheiten auch seelische Ursachen haben und nimmt sich deshalb viel Zeit für Gespräche mit seinen berühmten Patienten. Er und damit auch wir als Leser bekommen einen tiefen Einblick in die seelischen Befindlichkeiten von Darwin und Marx. Darwin kommt aus einer religiösen Familie und die Tatsache, dass seine Evolutionstheorie die Aussagen der Bibel in Frage stellt, macht ihm sehr zu schaffen. Auch Marx reibt sich an der Frage der Religion, sie ist Opium für das Volk, doch diese Ansicht lässt ihn immer wieder in Ungnade fallen. Doktor Beckett macht den Vorschlag, dass sich beide einmal treffen sollten, doch das lehnen sie ab. Aber dann will es der Zufall, dass Marx eines Tages in Darwins Garten steht…

Vilnius mit seinen vielen Kirchen, Klaipeda mit vielen Straßenzügen aus alten kommunistischen Zeiten- bei der Reise waren die Themen Religion und Kommunismus bisher sehr lebendig. Da war dieses wirklich lesenswerte Buch eine willkommene „Unterfütterung“.

Morgen setzte ich mit der Fähre über auf die Kurische Nehrung.

Ein neuer Stern an meinem Krimihimmel

Als Einstimmung für einen Wienaufenthalt las ich drei Wienkrimis, zwei geschrieben von Heinrich Steinfest. (Siehe auch meine Besprechung seines Buches „Die Büglerin). Was soll ich sagen? Ich weiß jetzt, dass ich den nächsten Winter mit seinen Krimis verbringen werde und freue mich schon darauf. Angetan war ich schon vom ersten Buch.

Ein Mann wird auf der Dachterrasse eines Wiener Hochhauses in einem Swimmingpool tot aufgefunden. Das ist noch nicht so außergewöhnlich, aber die Todesursache verursacht der Wiener Mordkommission mit Chefinspektor Lukastik doch arge Kopfschmerzen. Der Mann wurde von einem Hai tot gebissen. Nicht von einem Nullachtfünfzehnhai, sondern von einer seltenen Spezies. Indizien sprechen dafür, dass die Tötung des Mannes im Swimmingpool oder in unmittelbarer Nähe stattgefunden haben muss. Der Wiener Zoo oder Transport vom Meer aufs Dach fallen deshalb weg.

Lukastik ist grantelnder Einzelgänger. Seine Kollegen lieben und hassen ihn. Lieben, weil er sehr erfolgreich ist, hassen, weil er sich nur mit ihnen abgibt, wenn es sein muss und dann nimmt er keine Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten. So ist es auch bei diesem Fall. Wer für den Tod des Mannes verantwortlich ist, das findet Lukastik recht schnell alleine heraus, doch wie der Mörder es mit dem Hai gemacht hat, das bleibt das große Rätsel, da sich der Mörder erschießt. Aber Lukastik gibt nicht auf und gerät dabei in nasse Todesgefahr.

Ein Krimi mit „Typen“ und einer skurrilen Geschichte, eben wienerisch, so wie ich es mag.

Und dann bekam ich durch Zufall den neusten Steinfest Krimi in die Hände. Völlig anders, aber noch besser.

Markus Cheng ist ein Detektiv, dessen Eltern wegen des Wiener Walzers vor Jahren aus China ausgewandert sind. Seit über 50 Jahren lebt er nun in Wien und schlägt sich schon tapfer als Detektiv durch. Bei seinem neuen Auftrag soll er die Unschuld eines deutschen Synchronsprechers beweisen, der wegen Mordes an einem sehr bekannten englischen Schauspieler, dem er bisher immer seine deutsche Stimme geliehen hat, verurteilt wurde. Die Beweise sind erdrückend, doch Cheng findet zwei Ungereimtheiten und muss deshalb nach London, um das Hotelzimmer, in dem der Mord geschehen ist, zu untersuchen. Seine Anwesenheit beunruhigt mehrere Menschen und im Laufe der weiteren Ermittlungen reist Cheng noch nach Island, Schottland und Grönland. Am Ende steht fest, dass der Angeklagte in diesem Fall unschuldig ist, aber eine alte andere Schuld muss er begleichen.

Ich weiß, diese Inhaltsangabe ist ein bisschen larifari, aber die Geschichte ist komplex. Nur so viel: Beim Lesen kam mir plötzlich der Gedanke, dass dieser Krimi genial durchkomponiert ist. Ja er ist eine Komposition mit Zutaten wie z.B. eine tödliche chinesische Kampfsportart, die weiße Tulpe eines MI5-Agenten als Erkennungszeichen, ein Pilzkochbuch als Science Fiction Roman, eine Sekretärin, die den Detektivposten von Cheng übernimmt oder ein verstorbener Hund, der immer wieder als Geist auftaucht. Dazu Gedankenaperçus und die Erschaffung von Bildern, die einzigartig sind. Grandios!

Morgen komme ich nun konkret zur Stadt Wien, in der ich 2 Tage bummeln durfte.


Die Traumsammlerin

Die Musik von Patti Smith begleitet mich schon mein ganzes Leben lang, aber erst jetzt entdeckte ich ihre Bücher und besonders bei diesem komme ich ins Schwärmen.

In diesem schmalen Band erinnert sie sich an Szenen in ihrer Kindheit, denkt an Freunde, erzählt von einsamen Tagen als Erwachsene, schreibt Gedichte. Dabei geht es nicht so sehr darum, was sie erlebt hat, sondern um ihre Eindrücke und Gefühle. Das ist so schön und teilweise ergreifend, dass ich das Buch gerade ein zweites Mal lese, um Bilder, die sie mit ihrer poetischen Sprache heraufbeschwört erneut zu genießen oder weitere zu entdecken. Wunderbar passend: Alte Schwarzweißfotos aus ihrem Archiv.

Wünsche Ihnen ein schönes Wochenende-bis Montag!

Anleitung zum Querdenken

Heute verbinde ich mal eine Buchbesprechung mit einer Quizfrage.

Dieses Buch stellt Ihnen in 50 Kapiteln Menschen vor, die ein Problem hatten und es lösten oder das Problem nicht aus der Welt schaffen konnten, beim Nachdenken aber auf eine Idee zur Beseitigung eines anderen Problems gekommen sind. Man wird beim Lesen bestens unterhalten und am Ende einer jeden Begebenheit wird dem Leser/ der Leserin gezeigt, was man aus der Geschichte für sein eigenes Leben lernen kann. Diese „Lehrsätze zum Erhalt von Superkräften“ sind sehr kreativ und stellen übliche Denkmuster auf den Kopf. Sehr schön unterstützt wird der Text von einer ausgefallenen Illustration.

Ich liebe diese Geschichten und würde Ihnen am liebsten alle sofort erzählen. Im Alltag, wenn ich z.B. Postits, Rollkoffer oder Alice Cooper im Fernsehen sehe, muss ich jetzt innerlich immer ein bisschen schmunzeln.

Ich verrate Ihnen, was es mit dem einarmigen Judo-Champion im Titel auf sich hat. Aber versuchen Sie zuerst, selbst die Lösung des Rätsels zu finden- das ist meine Gehirnjogging-Aufgabe fürs Wochenende.

Ein kleiner Junge verliert bei einem Unfall seinen linken Arm. Die Mutter schickt ihn daraufhin in eine Judoschule, wo sich ein Lehrer seiner annimmt. Er zeigt dem Jungen nur einen speziellen Wurf und lässt ihn diese Technik immer wieder üben. Das Resultat: Der Junge gewinnt die Meisterschaft, obwohl alle anderen Judoka zwei Arme haben. Warum hat er gewonnen?

Morgen Abend gibt es die passende Erklärung dazu.

Übrigens: Heute und morgen wird es schneien. Ich beweise es Ihnen am Montag.

Eigentümliche Wandlung

Gestern erzählte ich Ihnen vom Film „Die Tänzerin“ und erwähnte dabei Isadora Duncan, die im Film keine rühmliche Rolle spielt. Das machte mich neugierig, denn „die Duncan“ wird als Wegbegleiterin des modernen Tanzes von vielen Menschen verehrt. So nahm ich mir ihre Autobiografie vor.

Kurz zu der Lebensgeschichte: Isadora wächst in sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Die Eltern haben sich scheiden lassen und die Mutter muss danach als Klavierlehrerin für ihre vier Kinder Geld verdienen. Es ist ein chaotischer Künstlerhaushalt, in dem die Familie oftmals nichts zu essen hat, sich aber mit geistiger Nahrung am Leben erhält und jedes Kind seinen Neigungen nachgehen kann. Bei Isadora ist es der Tanz und im Buch ist zu lesen, dass sie schon im Grundschulalter anderen Kindern Tanzunterricht gegeben hat. Im Gegensatz zum gängigen klassischen Ballett bewegt sie sich auf natürliche Weise und tanzt Figuren zu klassischen Musikstücken. Die Familie ist von Isadoras Talent überzeugt und kämpft dafür, dass man ihren Tanz als Kunst anerkennt. Erst in kleinen Schritten, dann in immer größeren wird Isadora bekannt, nach einigen Jahren ist sie ein Star. ( Zu dieser Zeit kommt sie zu Loïe Fuller-siehe den Beitrag von gestern-irgendetwas stimmt da nicht…). Ihr Bruder Raymond liebt das Theater, beide haben eine Leidenschaft für die griechische Antike und so tritt Isadora nur noch in einer Tunnika gekleidet auf und beide beschließen, in Griechenland einen eigenen Tempel zu bauen, wo sie dann ihre Künste zeigen wollen. Während Raymond in Griechenland bleibt, kehrt Isadora nach Deutschland zurück und eröffnet in Berlin eine Tanzschule für Kinder. Zwanzig Kinder leben und arbeiten mit ihr und Isadoras Schwester Elisabeth.

Um ihre Projekte finanzieren zu können, geht Isadora immer wieder auf Tournee. Heiraten würde sie nie, aber in einem schon etwas reiferen Alter hat sie diverse Liebschaften mit Bewunderern, darunter dann auch die Väter ihrer drei Kinder. Bei jeder Schwangerschaft steht sie vor der Entscheidung: Liebe oder ihre Kunst. Sie entscheidet sich für ihre Kinder, aber es ist immer ein Drahtseilakt, denn ihre Tanzkunst bedeutet ihr alles.

Das Ende der Duncan ist tragisch. Gezeichnet von Alkohol und Krankheit lebt sie in Nizza, wie immer pleite und auf die Hilfe von anderen angewiesen. Bei einer Autofahrt in einem Coupé verfängt sich ihr langer Schal in einem Reifen und stranguliert sie.

Dieses Buch hat Isadora Duncan geschrieben, um ihre leere Kassen aufzufüllen. So muss man ihrer Lebensbeichte mit einiger Skepsis gegenüber treten, denn wie sie selbst schreibt wünschte sich der Verleger weniger Tanztheorie dafür mehr skandalöse Stellen. Ich bewundere sie, weil sie zeitlebens an sich und ihre Tanzkunst geglaubt hat und sich nur sehr wenig um irgendwelche Konventionen geschert hat. Dreiviertel des Buches mochte ich aber nicht, denn ihr Erzählton schwankt zwischen Überheblichkeit, Narzissmus und Naivität und nervte mich. Erst zum Ende hin, als es um ihre Kinder geht, schreibt sie berührend und ich war erstaunt über ihre Wandlung, auch nachdenklich und selbstkritisch schreiben zu können.

Bis morgen!

Zaubertänze

Heute und morgen komme ich noch einmal auf das Thema Ballett zurück. Da habe ich erst einmal einen schönen Film für Sie:

Der Film heißt „Die Tänzerin“ und erzählt die Lebensgeschichte der Amerikanerin Loïe Fuller. Sie ist Amerikanerin und die Tochter eines Goldgräbers. Nach dem Tod ihres Vaters steckt ihre Mutter sie in ein Kloster, da sie für Loïes tänzerische Anwandlungen kein Verständnis zeigt. Doch Loïe kann nach Paris fliehen und schafft es dort, im Nachtclub Folies Bergère aufzutreten. Die Zuschauer sind fasziniert von ihrem Schleiertanz, bei dem sie sich natürlich bewegt (war damals noch nicht normal) und mit Lichteffekten arbeitet. Sie wird berühmt, zahlt dafür aber auch einen hohen Preis an ihre Gesundheit. Schon geschwächt, taucht ein junges Mädchen auf: Isadora Duncan. Loïe ist anfangs naiv, was Isadoras Absichten angeht und merkt zu spät, dass Isadora sie kopiert und zur Rivalin wird.

Soviel zum Film. Schöne Geschichte, sehr schöne Aufnahmen, besonders empfehlenswert für einen gemütlichen Mädelsabend.

Bei mir löste der Film allerdings auch noch den Wunsch aus, mehr über Isadora Duncan zu erfahren, gilt sie doch als eine der Wegbereiterinnen des modernen Tanzes. So las ich ihre Autobiografie und diese stelle ich Ihnen morgen vor.

Lieblingswörter (Französischstunde Nr. 19)

Vor einiger Zeit blätterte ich mal wieder in diesem Buch:

Es erschien 2005 und lässt Leser und Leserinnen in deutscher Sprache schwelgen. Einem Aufruf folgend, nannten damals ca. 12000 Menschen aus dem In-und Ausland ihr Lieblingswort und erklärten auch jeweils ihre Entscheidung. Diese Begründungen sind lustig, poetisch, wissenschaftlich oder auch sehr erstaunlich und die besten werden in diesem Buch wiedergegeben.

Beim Lesen kam mir die Idee, welche französischen Wörter ich besonders mag und fing in den nächsten Wochen an, ein paar aufzuschreiben. Hier sind sie, allerdings ohne große Erklärung. Für mich ist der Klang ausschlaggebend:

Coucou! -Hallo! Ouistiti -komischer Vogel Époustouflant -verblüffend Coquelicot-Mohnblume Saperlipopette-Potztausend Bijou -Schatz Azimuté-Verrückt- Onomatopée -Lautmalerei. Abracadabrantesque- Haarsträubend

Besonders gefällt mir auch dieser Satz, der das Pendant zu unserem deutschen „Fischers Fritze“-Satz ist:

Sage chasseur âgé aux yeux chassieux sachez chasser sans chien chose aisée ce chat chauve caché sous ces six chiches souches de sauge sèche.

Wer es lieber etwas kürzer mag: Dans ta tente ta tante t‘attends (In deinem Zelt wartet deine Tante auf dich).

Und welche Wörter lieben nun die Franzosen in ihrer Sprache am meisten? Daraus mache ich morgen ein kleines Quiz zum Wochenende.

Madonna sei Dank

In den 90er Jahren gab Madonna ein Interview, in dem sie erzählte, dass sie täglich mit Mudras meditiere. Kaum jemand wusste damals, was Mudras sind, aber die Verlage sorgten sehr schnell dafür, dass die große Nachfrage nach Mudras-Büchern befriedigt wurde und die Kasse klingelte. Aber nicht sehr lange, dann kam ein neuer Hype und die Mudras verschwanden wieder in der Vergessenheit.

Da meine Gesundheit z.Zt. etwas vor sich hindümpelt, stellte ich mich in der Bücherei letztlich auch mal vor das Regal mit den Gesundheitsratgebern, in der Hoffnung, ein Buch zu finden, das mir Tabletten erspart. Konkret fündig wurde ich nicht, aber dieses kleine Buch erweckte Madonna- Erinnerungen in mir und ich nahm es mit.

Die Hauptakteure in diesem Buch sind die Finger und mit ihnen macht man Yoga, sprich die Finger beider Hände berühren sich mehrere Minuten lang auf unterschiedliche Weise und dabei atmet man tief ein und aus. Die Anwendungsgebiete reichen von Erkältung und Abnehmen über Nierenerkrankungen bis hin zu Schlafproblemen oder psychischen Tiefs.

Jede Fingerhaltung ist mit einem Foto dokumentiert und wird dazu noch einmal beschrieben. Ob im Sitzen, Liegen, Stehen oder Gehen kann man kaum etwas falsch machen. Man darf, was den Heilungsprozess angeht, nur keine Wunder von heute auf morgen erwarten und ein tägliches Üben ist wichtig.

Ich gebe zu, dass ich Anwendungen solcher Art immer recht kritisch gegenüber stehe, muss nun aber zugeben, dass ich positiv überrascht bin, denn die Wehwechen nehmen ab. Vielleicht ist es auch nur eine Kopfsache, aber Fingeryoga steht ab jetzt auf meinem Tagesplan.

Morgen gibt es eine Auszeit, am Donnerstag komme ich wie angekündigt noch einmal auf das Thema Ballett zurück.

Die Ladenhüterin


Dieses Zitat kann ich nur zu ca. 50% für dieses Buch bestätigen.

Ich finde dieses Buch eher beklemmend und folgerichtig, allerdings hat es mich auch fasziniert und meinem Lesegedächtnis einen nachhaltigen Stempel aufgedrückt. (wollte mal etwas anderes schreiben als „einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen“).

Der Inhalt: Keiko ist ein praktisch denkendes kleines Mädchen ohne große Empathie für andere Mitmenschen. So greift sie z.B. zur Schaufel, als zwei Mitschüler sich auf dem Schulhof raufen und gesagt wird, dass man die Jungen auseinander bringen müsse. Mit einem Schaufelschlag auf einen Jungenkopf funktioniert das bestens. Die Eltern lieben ihre Tochter, doch bringt deren ungewöhnliches Verhalten ihnen viel Trauer. Da sie das Verhalten der Mitmenschen oftmals nicht versteht oder unlogisch findet, ihrer Familie aber keinen Kummer bereiten möchte, beschließt Keiko, nur noch das Allernötigste zu sagen und schafft es, die Schule zu beenden und sich auf der Uni anzumelden. Nebenbei arbeitet sie noch in einem Supermarkt und merkt bald, dass dies „ihre Welt“ ist. Man bringt ihr bei, welche Gesichtsausdrücke sie wann annehmen soll, wie man sich zu Kunden verhält und dass man auch in seiner Freizeit sich zum Wohle des Supermarktes verhalten muss, indem man sich gesund ernährt und genügend schläft. Keiko ist zwar nur eine Aushilfe, doch schon bald die beste Mitarbeiterin. Da sie auch noch die Sprache und das Aussehen ihrer Kolleginnen geschickt kopiert, findet sie bald Anschluss bei alten Schulfreundinnen und ihre Familie ist nun glücklich über ihr normales Verhalten. Jedoch bekommt diese Ruhe nach einigen Jahren Risse, als Keiko, inzwischen schon über dreißig, weder verheiratet ist, noch einen angesehenen Fulltime-Job hat. Alle fangen an, für Keiko unangenehme Fragen zu stellen und sie immer wieder zu drängen. Um ihre Ruhe zurück zu erhalten muss sie schließlich handeln und schlägt einen auf den ersten Blick praktischen Weg ein, der allerdings fast in einer Katastrophe endet.

Die Autorin arbeitet selbst in einem Supermarkt und wurde in Japan für ihr Erstlingswerk mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. Was ich an diesem Roman beklemmend fand war nicht Keiko, sondern die Konditionierung der Gesellschaft, ein Anderssein nicht ertragen zu können. Folgerichtig ist deshalb Keikos Wohlfühlen in ihrem Supermarkt, denn hier gibt es Regeln, durch die sie zu einem angesehenen Mitglied einer Gemeinschaft wird. Ist das nur in Japan so? Nein, wie dieser WAZ Artikel vom Samstag beweist:

Morgen bespreche ich eine Hausapotheke zum Mitnehmen.