Maritime Tage

 

Meercollage

Ich war diese Woche wieder ein paar Tage an der Ostsee. Sollten meine nächsten Einträge also ein bisschen “maritimlastig” sein, bitte nicht wundern, der Urlaub wirkt noch nach.

Vor meinem Urlaub las ich noch zur Einstimmung im Internet ein paar Gedichte zum Thema Meer und stieß dabei u.a. auf ein Gedicht von Erich Fried, das hier sehr schön vorgelesen wird:

 

Passend zu dem Gedicht biete ich noch ein Minivideo, aufgenommen Anfang der Woche:

iMeervideo

 

Herbstfrisuren oder Max und Moritz?

Jetzt fängt wieder die Zeit an, in der ich auf Spaziergängen die blanken Kastanien sammle, in meine Jackentasche tue und als Handschmeichler benutze bis sie eingetrocknet sind. Heute begegnete ich allerdings unter zwei Kastanienbäumen Max und Moritz…?

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Erinnern Sie sich noch an alle Streiche?

Falls Sie sie noch einmal nachlesen möchten:

http://www.wilhelm-busch-seiten.de/werke/maxundmoritz/index.html

1979 gab es noch keine Blogs…

…aber ich finde, dass dieses Gedicht etwas mit dem Schreiben eines Blogs zu tun hat. Gefunden habe ich den Text in dem Gedichtband “Schlimmstenfalls wird alles gut”- Gedichte der Gelassenheit, erschienen im Insel Verlag

Bekanntmachung

Ich hänge mich
ans schwarze Brett
des Lebens
und jeder
der daran vorübergeht
kann mich lesen
wenn er will
kann stehenbleiben
wenn er will
kann mich abreißen
wenn er will
kann mich hängenlassen

von Elisabeth Alexander 1979

Der Mai verabschiedet sich

Hier noch drei Haikus, die zu diesem Monat passen:

Unscheinbar wächst er
sein Duft doch verrät ihn bald-
dort der Waldmeister

Waldmeister

Schönes Ritual-
Maibaum, Tanz in den Mai,
Waldmeisterbowle

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Verblühte Tulpe-
ein seltsames Gebilde,
es verdient Respekt

(Wie kam letztes Haiku zustande? Ich war im Garten von Nolde und beobachtete einen Gärtner, wie er roten verblüten Tulpen ihre Blätter abschlug, es sah auf dem Boden wie ein Blutbad aus. Ich finde Tulpen auch noch in diesem Stadium sehr schön!)

Was hat kalifornischer Mohn mit Fernando Pessoa zu tun?

Dieser Eintrag “bedient” gleich drei Kategorien. Einmal möchte ich jetzt den kalifornischen Mohn vorstellen, von dem ich im März so viele Ableger gefunden habe. (s. unter “Mein Garten). Er ist entweder gelb oder orange.

Kalifornischer Mohn

Zum andern möchte ich aber noch eine Textstelle anfügen von Fernando Pessoa, dem portugiesischen Dichter.

Pessoa

 

Es gibt ein sehr schönes Buch mit Texten von ihm.

Denken mit Pessoa

Aus diesem Buch stammen folgende Sätze:

Jedes Ding, das wir sehen, sollten wir zum ersten Mal sehen, da es auch tatsächlich das erste Mal ist, daß wir es sehen. Und so ist jede gelbe Blume immer wieder eine neue gelbe Blume, selbst wenn es die wäre, die man als eben die gleiche wie gestern bezeichnen will. Aber weder ist der Mensch derselbe, noch ist die Blume dieselbe. Selbst das Gelb kann nicht dasselbe sein. Es ist schade, daß die Augen der Menschen nicht so beschaffen sind, dies zu begreifen, dann nämlich wären wir alle glücklich.

Ich glaube, dass alle Menschen, die gerne fotografieren, etwas näher an diesem Glück sind, denn ihre Augen sehen öfter näher oder genauer hin und beim Fotografieren erschließt sich ihnen öfter eine neue Welt.

Kurze Ode an ein Zitronentörtchen

Zitronentörtchen

Heute bekam ich ein Zitronentörtchen geschenkt-
etwas ganz Feines.
Es sah so perfekt und schön aus und sein Duft hatte
etwas ganz Reines.
Zunächst wollte ich es gar nicht essen,
doch dann war das Zaudern doch bald vergessen.
Mein Alltag war heute ziemlich grau und meine Seele auch ein bisschen rau.
Ich biss hinein.
Himmlische Erinnerungen- Frankreich, Sonne, freie Tage…
Liebes Zitronentörtchen, Du hast Deine Mission erfüllt- ganz ohne Frage!

L.B.

 

Rheinhausen ist rosa…

Momentan zeigt sich Rheinhausen von einer sehr schönen Seite. Überall blühen die Kirschbäume und ich kann mich gar nicht satt sehen.

Kirschblütenzeit

Es gibt ein sehr schönes Gedicht von Rainer Maria Rilke, das in den nächsten Tagen “aktuell” wird, nämlich dann, wenn die Blüten vom Wind auf den Boden herab geweht werden. Hier ist es:

Rainer Maria Rilke: Du mußt das Leben nicht verstehen

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

Foto aus dem letzten Jahr, im Garten aufgenommen
Foto aus dem letzten Jahr, im Garten aufgenommen

 

 

 

 

Nur eine Rose als Stütze

Rosenhand

Diese Foto habe ich gestern aufgenommen und mir kam direkt der Titel eines Gedichtes von Hilde Domin in den Sinn:

Ich richte mir ein Zimmer ein in der Luft
unter den Akrobaten und Vögeln:
mein Bett auf dem Trapez des Gefühls
wie ein Nest im Wind
auf der äußersten Spitze des Zweigs.

Ich kaufe mir eine Decke aus der zartesten Wolle
der sanftgescheitelten Schafe die
im Mondlicht
wie schimmernde Wolken
über die feste Erde ziehen.

Ich schließe die Augen und hülle mich ein
in das Vlies der verläßlichen Tiere.
Ich will den Sand unter den kleinen Hufen spüren
und das Klicken des Riegels hören,
der die Stalltür am Abend schließt.

Aber ich liege in Vogelfedern, hoch ins Leere gewiegt.
Mir schwindelt. Ich schlafe nicht ein.
Meine Hand
greift nach einem Halt und findet
nur eine Rose als Stütze.

Ist das nicht schön?