Der Röntgenblick in Bauwerken

Die Ideen zu den Fragen meines Wochenendrätsels bekam ich aus diesem Buch.

Geschrieben ist es von einer indischen Ingenieurin, die momentan als eine der führenden Wissenschaftlerinnen in der Welt angesehen wird und schon mehrmals für Ihr Tun ausgezeichnet wurde.

Einer der ersten Gedanken, die ich bei diesem Buch hatte war: „Hättest Du doch so eine Physiklehrerin gehabt!“ Wir begleiten sie beim Lesen zu mehreren Gebäuden und Brücken, an deren Bau sie beteiligt war und sie erklärt mit ganz einfachen Zeichnungen, welche physikalischen Kräfte wie beim Bauen wirken. Aber es sind nicht nur diese Kräfte, die Ingenieure beachten müssen, sondern beispielsweise auch elementare wie  Wind, Regen oder Hitze. Fragen: Wie ist die Bodenbeschaffenheit, wo gebaut werden soll? Ist es ein Erdbebengebiet? Welche Luftverschmutzung herrscht an dem Ort? kommen dazu. Das ist die eine Seite. 

Die andere Seite: Wenn ein Ingenieur die Pläne des Architekten bekommt, muss er sich mit den gewünschten Baumaterialien beschäftigen. Ist der Entwurf so mit Glas, Stahl, Beton zu verwirklichen?  Die Autorin nimmt den Leser mit auf einen geschichtlichen Exkurs des Baumaterials. Wer brannte den ersten Ziegel? Wer erfand den Stahlbeton? Dabei wird das Buch zu einem Reiseführer, denn sie stellt Bauwerke vor, die für die Geschichte der Bauingenieurskunst von großer Bedeutung sind.

Am Ende des Buches gibt es noch Schmankerl. Da ist einmal die Geschichte von Emily Warren Roebling, die durch den Tod ihres Schwiegervaters und die Krankheit ihres Mannes in die Rolle einer Ingenieurin quasi hineinwuchs und die New Yorker Brooklyn Bridge zusende baute. Damit ist sie wohl überhaupt eine der ersten Ingenieurinnen.

In zweiten Schmankerl erzählt Roma Agrawal. wie ihr zukünftiger Ehemann, den sie zuerst gar nicht mochte, sie mit Geschichten über besondere Brücken bezierzte und lässt uns an den Geschichten teilhaben.

Das Buch ist in einem lockeren Ton geschrieben. Die Begeisterung der Autorin für die Ingenieurskunst ist ansteckend, so ansteckend, dass ich folgenden Zeitungsartikel, der vor einigen Tagen erschien, schon viel interessierter las:

Wieder ein Buch, das dazu beiträgt, die Selbstverständlichkeit, mit der man vieles einfach hinnimmt, etwas zu minimieren.

Nein, ich habe die Antworten auf meine Rätselfragen nicht vergessen! Vielleicht lesen Sie sich die  Fragen jetzt noch einmal durch, nachdem Sie wissen, welches Thema das Buch hatte? Dann sind die Antworten eigentlich klar.

Das Pendel im Wolkenkratzer Taipei 101 dient dazu, bei Erdbeben den Tower zu stabilisieren.

Elfenschornsteine stehen in der Türkei, genauer gesagt in Kappadokien und sind bizarre Felsformationen aus Vulkangestein.

Die Rindenspinne schafft es, 25 Meter lange Spinnetze über Flüsse zu spinnen. (War aus einer dieser besonderen Brückengeschichten). Die Rinde in ihrem Namen weist auf ihr Aussehen hin.

Nachdem ich Ihnen heute ein Buch vorgestellt habe, dass das Bauen erklärt, bespreche ich morgen ein zweites Buch, in dem es darum geht, wie Gebäude auf uns wirken und was sie mit unserer Psyche anstellen können.

 

 

 

 

 

 

Fangen Sie bei diesem Buch von hinten an

Dieses Buch hatte ich mir letztes Jahr zum Geburtstag gewünscht und freute mich sehr darauf, es zu lesen. Nach den ersten drei Kapitel ermattete die Freude, nach sechs Kapiteln begann ich ein neues Buch. Ich ärgerte mich darüber, denn es ging eher beiläufig um die Häuser, sondern vielmehr um ihre Bewohner mit ihren Klatsch- und Tratschgeschichten oder außergewöhnlichen Lebensentwürfen. Können auch interessant sein, aber ich wollte doch mehr über außergewöhnliche Häuser erfahren. Ich schmollte. 

Jetzt bekam das Buch mit anderen eine zweite Chance, denn ich nahm im Urlaub nur Bücher mit, die ich aus verschiedenen Gründen nicht zusende gelesen habe.

Warum auch immer, ich fing dieses Mal das Buch von hinten an. Vielleicht, weil das letzte Kapitel sich dem Thema Ferienhaus annahm. Und ich war begeistert! Vorletztes Kapitel dito ( wegen Bergbau vor Jahren aufgegebenes Dorf, in dem nun Flüchtlinge lebten) vorvorletztes Kapitel auch sehr interessant. Wie unterscheiden sich die Firmenbauten von Facebook, Google und Apple und was sagt dies über die Firmen aus.

Ich las dieses Mal das Buch ganz aus. Es gibt schwächere Kapitel, aber aus Ablehnung wurde Anerkennung. Merkwürdige Leseerfahrung.

Ich kannte doch noch nicht jeden Grashalm

Am Wochenende waren eine Bekannte und ich mit unseren Fotoapparaten auf dem Rheinhauser Logportgelände. Sie wollte gerne dort hin, ich hatte absolut keine Lust dazu. Schon zu oft war ich dagewesen, was sollte ich dort noch groß fotografieren? Aber wir fanden kein anderes gemeinsames Ziel, so blieb es bei Logport und ich nahm die Herausforderung an. Nach vier Stunden beendeten wir die Tour, beide höchst zufrieden. Ich hatte noch diverse neue „Grashalme“ gefunden,  weil ich versuchte, das Gelände unter verschiedenen Themen zu betrachten und da entdeckte ich dann plötzlich auch neue Motive. Vielleicht geben Ihnen meine Fotos ein paar Anregungen? Hier sind sie:

 

Thema „Schwarzweiss-Grafik“

Am Sonntag ist das Gelände fast wie ausgestorben. Aber bei genauem Hingucken man sieht doch immer mal wieder ein Gesicht

Einige LKWs sind schon älter und haben Korrosionsschäden. Diese zu fotografieren, kann auch interessant sein. (Ein bisschen nachbearbeitet).

Folgendes Foto besteht aus sechs verschiedenen, hier habe ich mit dem Bearbeitungsprogram Snapseed gespielt

Ich weiß noch, wie das Gelände in der Zeit zwischen Krupp-Abtragung und Neuansiedlung der Firmen ausgesehen hat. Es gab teilweise Brachgelände mit den tollsten Blumen. Wahre Paradiese für Bienen. Davon ist jetzt kaum noch etwas übrig, hier ein paar letzte einzelne Überlebende:

Es gibt monotone Rasenflächen zwischen oder an den Gebäuden, kann man diese nicht zu Wiesen umwandeln? Erfreulicherweise passiert dieses ja in Duisburg z.Zt. häufiger bei Verkehrsinseln. (Das ich das noch erlebe….).

Am Ende der Tour stärkten wir uns im Casino und kamen auf dem Weg dahin an der Villa Rheinperle vorbei. Hier hat vor einigen Tagen ein Fest stattgefunden und einige Reste waren noch zu erkennen.

Irgendwann wird es einen zweiten Teil mit neuen Logportfotos geben, denn wir haben noch längst nicht alles gesehen.

 

Jenseits der Brüder von Venlo

Am Sonntag war ich zusammen mit zwei Fotofreundinnen in Venlo. Wir hatten keine Einkaufszettel dabei, sondern wollten unseren Kameras etwas bieten. Zwei Pausen à ca. 45 Minuten eingerechnet, schlenderten wir sechs Stunden nur durch das unmittelbare Zentrum von Venlo und entdeckten viel. Hier eine kleine Fotoausbeute, die Sie vielleicht auch animiert, es uns einmal nachzumachen.

Motto: Öfter mal nach oben gucken- Venlo hat so tolle alte Häuser!
Motto: Auf Details achten!
Motto: Weg mit dem Grau!
Motto: Ich sammle Fahrradsattel, was sammelst Du?

Und zum Schluss ein Foto von dem Geländer der Brücke über die Maas. Venlo ist Stadt, aber drumherum gibt es viel Grün zum Spazierengehen und Radfahren.

Ach ja und dann waren da auch noch zwei sehenswerte Kirchen und drei interessante Museen…Ohne Einkaufszettel nach Venlo? Geht auch!

Das Museum mit den größten Bildern? (Lyonwoche Nr 4 )

Das Museum heißt „Musée urbain Tony Garnier“ und ist Kunst am sozialen Wohnungsbau. Die Hochhäuser wurden in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts vom Lyonner Architekten Tony Garnier erbaut. Er hatte für diese Siedlung und für weitere Viertel futuristische Visionen und in einem Gebäude kann man sich eine Modellwohnung und seine Pläne ansehen. Das ganz Besondere an diesen Hochhäusern sind allerdings die Wandbemalungen, die in den 70er Jahren von der Künstlergruppe Cité de la Création angebracht wurden. So wandelt man durch die Hochhausanlage, immer wieder ein neues tolles Bild entdeckend. (Es ist übrigens keins durch Graffiti verschandelt!) Die Themen der Bilder sind „ Das Leben in anderen Ländern“, z.B. Elfenbeinküste oder Indien, das Leben im Viertel oder die Visionen des Tony Garniers.

Inzwischen besuchen im Jahr ca. 30000 Menschen dieses besondere Museum, das wohl auf der Welt einmalig ist.

Die „Lyon-Woche“ wird nächste Woche fortgesetzt. 

Nix für Etepeteteleute

Wenn Sie ein bisschen etepetete sind und barsche Witze in Ihren Ohren nichts zu suchen haben, dann müssen Sie folgenden Beitrag über eine Führung in der Düsseldorfer Altstadt nicht weiterlesen.

Wenn Sie aber z.B. wissen wollen
-woher die Begriffe Pumpernickel, Schäl Sick oder Fisimatenten kommen
-wie ein Altnazi die Düsseldorfer Altstadt verschandelt hat
-warum es zwischen Kölnern und Düsseldorfer öfter krieselt
-wieso Jakobe, Adele und Johanna für Düsseldorf so wichtig waren
– weshalb ein Konzertsaal nur bis 18 Uhr genutzt werden darf

-und das sind nur ein paar Themen, die auf der dreistündigen Altstadttour angesprochen wurden- dann sollten Sie sich Herrn Manes Meckenstock anvertrauen. Seit acht Generationen leben die Meckenstocks in Düsseldorf,  er weiß also, von was und von wem er erzählt.

 Die Gruppe (ca. 20 Interessierte) hat viel gelacht und ganz viel über Düsseldorf erfahren. Warum war ein Schwiegersohn aus Oberkassel früher ein “No Go”? Was hat die weiße Frau von Persil mit dem Schlossturm zu tun? Weshalb ist z.B. der Kirchturm von St.Lambertus schief? Wer hat es zu verantworten, dass es in der Altstadt Arkaden gibt und warum heißt das abgebildete Fass “Heidelberger Fass?

Wir hätten Herrn Meckenstock noch stundenlang weiter zuhören können…

Ich möchte mich auf diesem Weg bei ihm bedanken, denn er hat mir ein “weites Feld” eröffnet. Düsseldorf ist eine spannende Stadt, die nur 15 Minuten von meinem Zuhause entfernt liegt und ich habe dadurch für die Zukunft noch viel zu “erforschen”. Die etwas unlockere Haltung mancher Düsseldorfer nehme ich dabei gerne in Kauf.

Dass ich keinen Quatsch schreibe möchte ich mit diesem Buch beweisen. Ich bestellte es mir direkt nach der Führung bei einem Antiquariat. Jakobe von Baden-Baden, eine Frau, die sich in Düsseldorf im 16.Jahrhundert(!) z.B. sehr für Religionsfreiheit eingesetzt hat…

Ach ja, hier noch mehr Infos zu der Altstadtführung:

http://www.manesmeckenstock.de/index.php/dorfschoenheiten

 

 

 

Dem Merianheft sei Dank

Ich nahm in diesem Urlaub erstmalig ein altes Merianheft (1986) über Schleswig Holstein mit. In ihm fand ich u.a. einen Artikel über Backsteinarchitektur, die in Norddeutschland so typisch ist. Ich gebe zu, dass ich bei früheren Aufenthalten in dieser Gegend über dieses Thema nicht viel nachgedacht und mir z.B. das Lübecker Holstentor oder die St. Nikolai Kirche in Wismar nicht genau genug angesehen habe. Doch dieser Artikel, der einer Liebeserklärung zu den zumeist roten kleinen Steinen glich, belehrte mich eines besseren und ich sah jetzt richtig hin. Besonders hervor gehoben wurden in dem Artikel die zig Möglichkeiten, dekorative Muster zu mauern und die besondere Wirkung alter Steine, wenn sie Patina angesetzt haben.

Man muss nur genau hinsehen...
Man muss nur genau hinsehen…

Auch im Ruhrgebiet gibt es diverse Backsteinbauten, ich glaube, dass dies ein neues Foto-Sammelthema werden könnte.