Mein Koffer in Berlin

Vor einigen Tagen erwähnte ich, dass ich momentan nicht viel zum Schreiben käme, da ich z.Zt. quasi noch einen Koffer in Berlin hätte. Heute verrate ich Ihnen, was dahinter steckt.

Ich bekam ein 4 Wochen Abonnement für die “Digital Concert Hall” der Berliner Philharmoniker geschenkt. Dieses Abo löse ich gerade ein. So bin ich zwar nicht körperlich in Berlin, aber meine Gedanken schon.

Was ist das für eine Konzerthalle? In meiner Buchbesprechung zu Peter Brems Autobiografie “Ein Leben lang erste Geige” erwähnte ich sie vor einigen Monaten schon einmal. Als Abonnent der “DCH” kann ich live an Konzerten der Philharmoniker teilnehmen. So sahen mein Mann und ich z.B. Konzerte mit Sir Simon Rattle und Gustavo Dudamel. Natürlich kann man dies nicht mit einem Besuch in der Berliner Philharmonie  vergleichen, jedoch hat das Zusehen und Zuhören am Bildschirm auch Vorteile. Die Kameraeinstellungen sind sehr gut und so bekommt man viel besser das Können einzelner Orchestermitglieder mit, bzw. man hört intensiver auf die Musik und die Struktur der Stücke werden noch klarer. Das war Punkt 1.

Punkt 2: Als Abonnent hat man Zugriff auf alle früheren Konzert des Orchesters, dies umfasst auch Auftritte in der Berliner Waldbühne oder z.B. in Baden-Baden. Man kan im Archiv nach Dirigenten suchen und sich legendäre Konzerte noch einmal ansehen oder auch Konzerte, deren Veröffentlichungen auf CD Auszeichnungen nachzogen. Sie suchen ein bestimmtes Werk, welches Sie sich gerne anhören möchten?- Kein Problem, auch hier lässt die Suchfunktion Sie nicht im Stich. Man bekommt wirklichen Hörgenuss, was ja bei YouTube Aufzeichnungen nicht immer der Fall ist.

Punkt 3: Wenn Sie einen Dirigenten, einen berühmten Musiker, einen Komponist oder auch ein Mitglied des Orchesters kennen lernen möchten, so können Sie das mit Hilfe vieler aufgezeichneten Interviews. (z.B. ein herzerwärmendes Interview mit Kirill Petrenko, der 2018 der Nachfolger von Sir Simon Rattle sein wird).

Das Abonnement kostet 14,90 Euro für 4 Wochen. Ich finde dies einfach genial, denn man kann zur Tages- und Nachtzeit seiner Lust an klassischer Musik fröhnen und das auf hohem Niveau. Besonders dafür eingenommen hat mich auch die Tatsache, dass man auch mal Unbekanntes “in Angriff” nehmen kann, sei es Schönbergs 12-Tonmusik oder sich einfach auf etwas Neues einlässt. 

 

Bicycle Diaries

Dieses Buch hat mich sehr überrascht. Ich fing es zu lesen an, um mir, wie schon bei der Lektüre “Lob des Fahrrads” (Link siehe unten “Welttag des Fahrrads) das Wunderbare am Radfahren noch einmal für die nächsten Radwochen im Sommer bewusst zu machen. Doch das war in den “Diaries” nur ein Nebenthema.

Wer ist der Autor David Byrne? Bekannt wurde er in den 70er und 80er Jahren als Kopf der Gruppe “Talking Heads”. Damals eine sehr innovative Gruppe, hier ein Videoclip als Erinnerung, bzw. zum Einstieg:

Die Gruppe löste sich dann auf und David Byrne begann eine Solokarriere als Musiker. Er sampelte z.B. als erster Musikstücke und gründete ein Label für Weltmusik. Er veranstaltete Happenings, machte sich einen Namen als Fotograf und wurde auch bekannt als süchtiger Radfahrer, der mit seinem Klapprad durch New York fuhr, als dies noch niemand tat.

In seinem Buch, das er vor ca. 10 Jahren geschrieben hat, erzählt er von Aufenthalten in verschiedenen Städten, sein Klapprad ist immer dabei. Da die Inhalte und deren Qualität der einzelnen Kapitel (Abkürzung= Kap) so unterschiedlich sind, verteile ich Sternchen.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ Kap 1 “Amerikanische Städte” – Byrne nimmt seine Fahrradausflüge zum Anlass, die infrastruktufelle Entwicklung amerikanischer Landschaften und Städte zu analysieren und diese mit der europäischen zu vergleichen. Spannende Gedanken.

⭐️⭐️⭐️ Kap 2 – Berlin- Die Anzahl der Fahrradwege, deren Zustand und die Tatsache, dass es spezielle Radfahrerampeln gibt, begeistern Byrne. Seine Hauptthemen sind allerdings Berlin vor und nach dem Mauerfall und die Stasivergangenheit.

⭐️⭐️ Kap 3 – Istanbul- Die Schilderung, warum ein Musikfestival, auf dem er auftreten soll, anscheinend so wichtig ist für den EU-Eintritt der Türkei (das hat was Nostalgisches) und warum das Festival dann erst nicht stattfindet und dann doch noch.

⭐️⭐️⭐️⭐️ Kap 4- Buenos Aires- In Argentinien ist die Tatsache, dass man sich mit einem Rad von A nach B bewegen kann, bei der Bevölkerung noch nicht bis zum Bewusstsein durchgedrungen. Was dem Kapitel 4 Sternchen bringt sind die Schilderungen der argentinischen Musikszene. Eine komplett andere Welt, die man aber mit Hilfe von YouTube entdecken kann.

⭐️⭐️⭐️⭐️ Kap 5 – Manila- Schon bei den Schilderungen seiner Radtouren durch New York oder Istanbul kam bei mir öfter die Frage auf: Ist der Mann ein Adrenalinjunkie, ist er lebensmüde oder hat er eine Kompanie Schutzengel in petto? Byrne ist heute Mitte 60, also war er auch nicht mehr ganz so jung, als er die Touren machte. Er schreibt, dass er ein Defensivfahrer, ja ein Fahrradflaneur sei. Da kommt es drauf an, wie jeder für sich das Wort “flanieren” definiert… Dieses Kapitel hat die meisten Beschreibungen von kleinen Beobachtungen oder Episoden während des Radfahrens. Außerdem  erinnert es an Imelda Marcos. Byrne ist in Manila, um für ein Musikprojekt zu recherchieren, er will eine CD herausbringen mit Liedern, die persönliche Vielschichtigkeit von Imelda schildern. (Später ist daraus dann eine Oper geworden).

⭐️⭐️ ⭐️ Kap 6- Sydney- Diese Stadt ist für Menschen gefährlich, denn hier hat die Natur dank einer Reihe giftiger Tiere und Pflanzen noch ein bisschen das Sagen. Bei uns kaum vorstellbar, deswegen interessant zu lesen. Auch seine Bemerkungen zum heutigen Leben der Aborigines sind lesenswert. Das Radfahren kommt nur am Rande vor.

⭐️ ⭐️ Kap 7- London- Byrne (Er ist übrigens gebürtiger Schotte, der mit den Eltern in die USA auswanderte), erzählt von Restaurant- und Galeriebesuchen und lässt sich über kulturelle Stereotypen aus. Nett.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ Kap 8 und 9 -San Francisco und New York- Seine Gedanken über Outsiderkünstler, als er eine Ausstellung in einer psychatrischen Einrichtung besucht, sind wieder ein Highlight. Und die letzten Seiten widmen sich dann komplett dem Fahrrad, da er in New York eine Tagesveranstaltung zum Thema Radfahren in all seinen Facetten organisiert.

David Byrne ist ein kluger Kopf. Seine Gedanken sind z.T. sehr inspirierend. Auch ist es spannend im Internet nachzulesen, was sich seit dem Erscheinen des Buches 2009 in den einzelnen Städten an Verbesserungen für Radfahrer getan hat. So sind in New York z.B. 600 km Radwege dazugekommen und es gibt ein großes Netz an Leihradstationen. Alles in allem: ⭐️⭐️⭐️⭐️

 

Ich bekomme keine Provision

Aber dieser Beitrag ist so richtiges “Product Placement”, weil ich so begeistert bin. Die Gründe kommen gleich.

Zur Einstimmung aber erst einmal ein Lied:

Ja, es geht um einen Pullover, den Troyer…Und wie komme ich nun darauf, die Werbetrommel zu rühren?

Mein Mann hat sich vor einiger Zeit einen Troyer über das Internet bestellt. Er hatte gehört, dass der Pullover so gut wie “unkaputtbar” sei und sich wie ein Pullover mit eingebauter Klimaanlage trägt. Und dann kam der Pullover an (das Filmchen wurde nicht von uns gedreht, aber wir hätten es nicht besser zeigen und sagen können):

Mein Mann verliebte sich sofort in den Pullover, na ja und ich zog ihn dann auch schon manchmal abends an, wenn es usselig wurde.

Als wir im Mai nun an der Schlei im Urlaub waren, machten wir auf der Hinfahrt einen kleinen Umweg über Stade, hier befindet sich die Firma, die den Troyer herstellt und es gibt einen Laden. An einem Samstagnachmittag wurden wir sehr freundlich bedient und beraten und ich wurde stolze Besitzerin eines Troyers in Jackenform. Was ich dann aber ganz besonders toll fand war, dass der Chef kam und uns beide durch die Firma geführt hat. Eine 3/4 Stunde bekamen wir alles über die Geschichte des Troyers und auch der Firma erzählt und uns wurden Webstühle, Garne usw. gezeigt. Ich sage nur: In Deutschland gemacht von einer inhabergeführten Firma…

Und hier ist der Chef und stellt sich und seine Troyer-Philosophie vor.

Der Troyer hat mir den Urlaub gerettet, denn der Wind war lausig kalt. Auch jetzt ziehe ich ihn noch an, quasi als Übergangsjacke, wenn nicht gerade 30 Grad sind, aber den ganz großen Auftritt bekommt er dann im nächsten Winter. Winter? Wen juckts?

 

Wer erinnert sich noch an George Moustaki?-Französischstunde Nr. 8

Lieder anhören und versuchen, den Text zu verstehen. Ist oft schon schwierig, aber mit der Zeit wird auch das einfacher und kleine und dann größere Erfolgserlebnisse stellen sich ein. Nur nie aufgeben!

Hier ein Beispiel. Erst einmal zuhören und versuchen, einen Sinn zu finden. Unter dem Video gibt es dann aber auch die deutsche Übersetzung.

MA LIBERTÉ SONGTEXT ÜBERSETZUNG

Meine Freiheit
Meine Freiheit, lange habe ich dich aufbewahrt. wie eine seltene Perle

Meine Freiheit, du bist diejenige die mir dabei half, den Anker zu lichten,
um irgendwohin zu gehen, bis zum Ende
der Wege des Glücks, um träumend zu pflücken
eine Windrose aus einem Mondstrahl

Meine Freiheit, deinem Willen war meine Seele unterworfen

Meine Freiheit, ich hatte dir alles gegeben, mein letztes Hemd
Und wie sehr ich leiden musste, um zu erfüllen
alle deine Forderungen. Ich habe mein Land verlassen,
meine Freunde verloren, um dein Vertrauen zu gewinnen

Meine Freiheit, du hast alle meine Gewohnheiten entwaffnen können

Meine Freiheit, du ließ mich alles mögen, sogar die Einsamkeit
Du ließ mich lächeln, wenn ich erblickte das Ende
eines schönen Abenteurs, du hast mich geschützt,
wenn ich mich versteckte, um meine Wunden zu pflegen

Meine Freiheit,
jedoch habe ich dich verlassen
in einer Nacht im Dezember
Ich habe die entfernten Wege verlassen,
die wir zusammen einschlugen,
als ohne aufzupassen, mit gebundenen Händen,
habe ich mir das gefallen lassen, und ich habe dich verraten
wegen eines Liebesgefängnisses
und seiner schönen Kerkermeisterin.

Hier kann ich einfach nicht still sitzen bleiben

Beim mal wieder Durchsehen alter CDs entdeckte ich diese aus den 90er Jahren. Ich legte die erste CD sofort auf und prompt stellte sich das Kribbeln in den Beinen ein: Hier muss man einfach tanzen, egal, ob der Abwasch oder die Bügelwäsche warten!

Um Ihnen einen kleinen Eindruck zu geben, hier zwei Kostproben:

 

 

Zyklisch und antizyklisch (Woche des Mondes Nr. 1)

 Dass ich Ihnen jetzt ein Bild mit einem Osterhasen  (gesehen auf Pinterest) zeige, ist schon eher wieder antizyklisch, denn Ostern ist ja nun schon etwas vorbei. Zyklisch ist aber in dieser Woche am Mittwoch der Vollmond und deshalb gibt es mal wieder eine Themenwoche. Beginnen möchte ich mit ein bisschen Musik. Der Mond ist ein beliebtes Motiv in Liedern, so konnte ich mich kaum entscheiden. Aber letztendlich bin ich Romantikerin geblieben:

Es lebe die Konzertabwechslung: Iron Maiden versus R.L.Madison

Innerhalb von vier Tagen war ich auf zwei Konzerten, die unterschiedlicher nicht hätten sein können.

Vorgestern besuchte ich in Oberhausen das Konzert von Iron Maiden. Sie fehlten mir noch in meiner “Sammlung” “Metallica, AC/DC, Rammstein & Co.“ Das Ambiente war so:

Für alle, die die Gruppe nicht kennen, die Musik ist so:

Ich bin kein besonderer Iron Maiden Fan, freute mich aber trotzdem auf das Konzert. Leider war es nicht das erhoffte Erlebnis… Einmal mehr empfand ich die Akustik in der Arena als nicht gut, die Gruppe hätte sich einen Gefallen getan, in Dortmund aufzutreten. Aber was alles noch verschlimmerte war die Lautstärke der Musik, die selbst jüngste Zuhörer zu Ohrstöpseln greifen ließ. Ein Konzert mit Ohrstöpseln zu hören ist für mich wie Gartenarbeit mit Handschuhen. Das Hören ist in Watte gepackt und macht z.B. den Hörgenuss bei einem Gitarrensoli zunichte. Laut Aussage eines Tontechnikers wären die Verstärker heute so leistungsstark, dass man gar keine leiseren Konzerte mehr geben kann. Sorry, aber das halte ich für ausgemachten Quatsch.

Ich ziehe vor Iron Maiden aber trotzdem den Hut. Das Konzert gefiel mir besser als die neue CD. Die Gruppe ist schon lange im Geschäft und da die Bandmitglieder z.T. mein Jahrgang sind, fand ich trotz einiger Verspieler ihre Bühnenpräsenz beachtenswert. Beim Zuhören wippten die Beine öfter mit und kurze Erinnerungsschübe an frühe Led Zeppelin- oder Deep Purple -Konzerte (ohne Ohrstöpsel) wurden mir geschenkt. Ein weiteres Konzert werde ich allerdings von ihnen nicht mehr besuchen.

Bei meinem zweiten Konzert möchte ich dies nicht ausschließen…

Am Samstag war ich auf einem Konzert in einer Schreinerei in Neukirchen-Vluyn. Es war bereits die sechste Veranstaltung dieser Art, die dort stattgefunden hat.

Es trat die Duisburger Gruppe R.L.Madison auf. Auch diese gibt es schon sehr lange und es werden immer wieder neue Gastmusiker präsentiert, die die Musik der Gruppe bereichern. Keine Bühnendeko, keine Ohrstöpsel, einfach nur coole Musik, wo ich noch mehr mitwippte.

Aber wie gut, dass es eine solche Brandbeite an Musik gibt…

Da fällt mir noch zum Schluss etwas ein: Zwei Vorteile hatte das Iron Maiden Konzert ?

Iron Maiden ist halt eine “Männergruppe”…

Auch war es lustig zu sehen, wie sich 40 – 70 jährige zu 80% in Zombie-T-Shirts präsentieren, am besten unter einem Anzug mit gegeltem Haar oder in einer viel zu eng gewordenen Lederkluft mit passendem Schmuck aus der Schatulle des Sohnemanns. Dagegen waren die Besucher des R.L. Madison Konzerts stink langweilig…(Mich eingeschlossen).