Die klassische Musik als Lebensthema

Geigenbuch

Peter Brem spielte über 40 Jahre die erste Geige bei den Berliner Philharmonikern. Er ist ein Vollblutmusiker, denn nebenbei war er noch lange Jahre Geschäftsführer einer Firma, die sich um die Vermarktung des Orchesters kümmerte und er machte noch als Hobby im Brandes-Quartett mit, das auch eine gewisse Berühmtheit erlangte. So kann er viel erzählen und auch aus dem Nähkästchen plaudern. Dies tut er bescheiden und freundlich, er ist immer bodenständig geblieben. Besonders gefallen haben mir die Kapitel, in dem er von den verschiedenen Begegnungen mit weltberühmten Dirigenten (z.B. Karajan, Bernstein oder Rattle) erzählt oder er uns hinter die Kulissen eines Orchesters blicken lässt. Sehr interessant fand ich auch seine Schilderungen, wie das Orchester versucht,  besonders die jüngere Bevölkerung anzusprechen und wie es mit der Zukunft der klassischen Musik aussieht. Hier geht er ausführlich auf das Projekt „Digital Concert Hall“ein, bei dem weltweit bereits 26000 Musikliebhaber ein bezahltes Abonnement haben, um live via Bildschirm an Aufführungen des Orchesters teilnehmen zu können.

Neugierig geworden? Hier geht es zu der digitalen Konzerthalle:

https://www.digitalconcerthall.com/de/concert/23463

 

Welttag des Fahrrads

…ist eigentlich der 3. Juni, aber ich habe gestern eine so schöne Radtour gemacht, deshalb ernenne ich den heutigen Tag zum Blogtag des Fahrrads.

Geisterradfahrer

 

Ich biete eine Buchbesprechung, ein Musikvideo und  einen kurzen Rückblick auf meine Radtour.

Zur Einstimmung das Musikvideo:

 

Lob des Fahrrads

Bei diesem Büchlein ( 104 Seiten) habe ich die ersten 40 Seiten gegrummelt, denn mir wurde zu sehr auf die Tour de France und den Niedergang der Fahrradkultur in Frankreich eingegangen. Da konnte ich wenig Lob erkennen. Doch dann kamen Passagen, in denen Vorzüge des Radfahrens beschrieben wurden und hätte ich gerade einen Stift zur Hand gehabt, hätte ich überall große Häkchen dran gemacht. Sehr gut geschrieben! Aber die letzten Seiten lassen dann schließlich jeden Veloiasten (=Fahrradliebhaber, das Fremdwort habe ich mir gerade ausgedacht, weil ich nichts Adäquates gefunden habe) seelig lächeln, denn es geht um die Zukunft des Radfahrens. Eine wunderbare Utopie wird angeboten, ach ja, das Fahrradleben könnte sooooo schön sein….Sehr passend und sehr charmant sind in dem Buch die Illustrationen von Philip Waechter, sie verstärken noch den seligen Gesichtsausdruck. Selbst lesen und verschenken (Weihnachten klopft an…).

Meine Radtour war eine, die immer wieder gerne mache. Ausgangspunkt ist Kaldenhausen. Am Elfrather See vorbei, fahre ich durch Felder nach Traar. Hinter Traar macht die Bundesstraße eine Linkskurve und dort geht links ein Weg ab, der Hermann-Kresse-Weg. Diesen Weg liebe ich sehr, denn erstens hat man hier verschiedene außergewöhnliche Baumarten gepflanzt und man kann auf Schildern über sie etwas lesen und zweitens liegt der Weg an Niepkuhlen und dort stehen Bänke-Niederrhein pur!

Nieper KuhlenWenn man den Weg ganz bis zu Ende fährt kommt man zu einer Brücke, die den Europaring überquert und hinter der Brücke fängt der Krefelder Stadtwald an. Hier schlage ich mich links durch, komme an der Trapprennbahn vorbei und fahre dann weiter links durch eine Häusersiedlung Richtung Rhein. Man folgt den Schildern „Burg Linn“ und ist dann auch schon bald da. Hier sind dann eine Kaffeepause und ein kleiner Bummel angesagt, denn ich finde hier immer neue Fotomotive. Zurück fahre ich über Uerdingen.

Meine Buchbesprechung zur Olympiade

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Ilija Trojanow: Meine Olympiade, Fischer Verlag, 22 Euro

Nach der Olympiade in London nimmt sich der Autor Illja Trojanow, der durch seine Reisereportagen bekannt ist, ein außergewöhnliches Experiment vor: Er will bis zur Olympiade in Brasilien alle 80 Einzelsportarten so beherrschen, dass er zumindest halb so gut wie der Olympiasieger ist. Wir begleiten ihn bei seinen Erfolgen aber auch in Momenten des Scheiterns. Das Sperrwerfen ist beispielsweise, wer hätte das gedacht, für ihn die schwierigste Sportart, Pferdewettkämpfe verurteilt er vehement, dem Ringen kann er unerwartet gute Seiten abgewinnen.
Das Buch ist sehr informativ und teilweise auch humorvoll und selbstironisch geschrieben. Der Autor wünscht sich, dass wir nicht immer nur auf die Sieger schauen, sondern allen Sportlern bei der Olympiade Respekt zollen. Bei mir hat er es geschafft, denn Wettkämpfe sehe ich mir jetzt mit anderen Augen an.

Gebrauchsanweisung fürs Schwimmen

Gebrauchsanweisung 15 Euro

Ich war früher eine begeisterte Schwimmerin, doch seit einigen Jahren zieht mich nichts mehr ins Wasser. So las ich das Buch in der Hoffnung, dem Schwimmen wieder mehr abgewinnen zu können. Das schaffte das Buch teilweise. Die fast schon philosophischen Betrachtungen über das Schwimmen und das Wasser, sowie die Auswirkungen des Schwimmens auf den Menschen gefielen mir sehr gut. Der „technische Teil“ des Schwimmens war mir zu ausführlich und verschreckte mich wieder, zumal ich jetzt annehmen muss, völlig falsch und gesundheitsschädlich zu schwimmen- mit dem Brustschwimmen wird hart ins Gericht gegangen. Auch die beschriebenen Szenen im Hallenbad waren nicht gerade animierend. Und trotzdem…In der Nähe liegt ein See, heute bin ich schon mal herumgelaufen…

Zwickende Jeans und lachende Sommerröcke

Erst Jeans, die kneiften, dann Sommerröcke, die mich auslachten, weil ich dachte, ich würde noch in sie hineinpassen… Ich musste bisher noch nie eine Diät machen und die Waage benutzte ich bisher anstandshalber auch nur einmal im Jahr. Mir reichten bisher Spiegel und eben die Jeans, die zwar ab und zu sich mal etwas zu sehr an die Speckpölsterchen schmiegten, aber das verging dann nach ein paar Tagen auch wieder. Doch in diesem Sommer musste etwas passieren. Da kam mir dann folgendes Buch genau recht:

Esspausen

Von Esspausen (2 Tage pro Woche fasten, an den restlichen Tagen essen was man will) hatte ich schon gehört, aber noch nicht von Stundenpausen. In diesem Buch wird dafür plädiert, dass man zwischen den Mahlzeiten  5 Stunden absolut nichts isst (nur Wasser oder ungesüßten Tee trinken), damit der Körper Zeit hat, sich die nötige Energie aus bestehendem Fett zu holen.( Dem häufig empfohlenen Weg, permanent zu essen, damit der Stoffwechsel in Gang bleibt, wird hier eine klare Absage erteilt). Die Pausen traute ich mir zu und so probierte ich diese Variante aus. Dass mit dem Essen fiel mir nicht schwer, denn wenn der Magen anfing zu knurren wusste ich, jetzt muss er an die Fettreserven gehen und dann war ( und ist) das Knurren Musik in meinen Ohren. Allerdings gönnte ich mir zwischendurch ein paar Schlückchen Soyavanillemilch, ich brauchte etwas Süßes und das verlangsamte dann das Abnehmen. Auch war ich zweimal zum Kaffeetrinken eingeladen. Laut Buch soll man mit dieser Methode mindestens nachhaltig 2 Kilo pro Monat abnehmen, das wären 24 im Jahr, ich denke, dass man da von einer gesunden Abnehmmethode sprechen kann. Meinen Röcken verging inzwischen das Lachen, ich schlüpfe wieder lässig in sie hinein und fühle mich wohl. An die Pausen habe ich mich gewöhnt, mache also weiter, um leckere Sünden in Zukunft besser auszugleichen.

Das Buch beschreibt verschiedene Varianten der Esspausen, bietet aber zusätzlich leckere und gesunde Rezepte, klärt kurz über wichtige Lebensmittel für die Gesundheit auf und über Möglichkeiten, dem Körper gut zu tun. (z.B. Ölziehkur). Ich werde mir bei ihm sicherlich immer mal wieder Rat holen.

 

 

Nichtstun leicht gemacht

Muße

Ulrich Schnabel: Muße-Vom Glück des Nichtstuns Pantheon Verlag 14,99€

Dieses Buch steht auf meinem Schreibtisch…als Ermahnung! Erinnern Sie sich noch an den Loriot Dialog „Der Feierabend“ zwischen einem Ehepaar? (Sinngemäß wiedergegeben): „Frau:“Was tust du?“ Mann:“Ich sitze.“, Frau:“Tu doch mal was, was dir Spaß macht!“ Und dabei macht der Mann etwas sehr Vernünftiges, denn er gönnt seinem Geist eine Pause… Viele kämpfen mit der Informationsflut, der Handyabhängigkeit oder dem Warenüberangebot, das uns oft überfordert. Wenn wir dann endlich frei haben, überfrachten wir die Zeit oftmals mit Freizeitaktivitäten- keine Chance für Müßiggang. Das Buch ermutigt, sich auszuklinken und anders zu sein- gegen das übliche Verhalten und der bestehenden Meinung, viel in seiner Lebenszeit erreichen zu müssen. Wem das schwerfällt, der bekommt Tipps, wie man Muße in seinem Leben zulässt. Denken Sie dabei nicht an Zeitmanagement, oder „Simplify your Life“, der Weg ist ein ganz anderer.

Rückblick auf 30 Jahre

Charakterbilder

55 berühmte Persönlichkeiten werden in diesem Buch im Zeitraum von 1983 bis 2007 porträtiert. Faszinierend ist, wie die Fotografin von Kruse es schafft, die Berühmtheiten ungestellt abzulichten und wie sie beschreibt, welche Hürden sie nehmen musste, um diese Porträts überhaupt machen zu dürfen und gleichzeitig auch Interviews zu bekommen. Das Buch gleicht einer Zeitreise, denn es tauchen Namen auf wie z.B. , Marion Gräfin Dönhoff, Richard von Weizsäcker, Ida Ehre oder auch Loriot. Sehr lesens- und sehens(!)wert, denn man entdeckt u.a. auch manche Facetten bei den einzelnen Personen, die man nicht vermutet hätte.

Das Buch ist im zu Klampen Verlag erschienen und kostet 19,80 Euro.

Im Bann von Herrn Zett

HerrZett

Was macht Herr Zett auf einer Parkbank? Das beschreibt Hans Magnus Enzensberger in seinem Buch „Herr Zetts Betrachtungen, oder Brosamen, die er fallen liess, aufgelesen von seinen Zuhörern“.  Herr Zett ist ein Mann mittleren Alters mit braunem Bowler auf dem Kopf, der eines Tages plötzlich auf einer Parkbank auftaucht und seine Meinungen zu Gott (manchmal) und die Welt (sehr oft) verlauten lässt. Er zieht damit sehr unterschiedlichen Zuhörer an, die sich oftmals an Zetts Ansichten reiben oder sich sogar fürchterlich ärgern und Diskussionen anfangen. Aber genau das beabsichtigt Zett. Mal ist er bei den Schlagabtäuschen nett, mal ein Grantler, mal schlichtweg unausstehlich. Das alles erfahren wir von einem der Zuhörer, der 259 Betrachtungen von Zett in dem Büchlein zusammengefasst hat.

Das Büchlein hat 226 Seiten und ist sympathisch klein, so dass es wirklich in jede Tasche passt und man es mitnehmen kann, wenn man mal zwischendurch etwas Intelligentes lesen möchte. Es kostet 8 Euro.

Tosende Stille-tosendes Unbehagen

Vor ein paar Tagen stand erneut in der Zeitung, dass Pottwale gestrandet seien und man in ihrem Mägen sehr viel Plastikmüll gefunden hätte. Der Artikel erinnerte mich an das Buch, das ich letzten Monat gelesen und über dessen Inhalt ich mich ziemlich aufgeregt habe. Eigentlich wollte ich es nicht besprechen, die Tatsache, dass es mir jetzt wieder in Erinnerung kam, zeigte mir aber, dass das Buch wenigstens eine gute Seite hat. Deshalb nun doch ein paar Worte zu diesem Buch:

Tosende Stille Atlantiküberquerung

Worum geht es?

Janice Jakait hat 2011 in 90 Tagen als erste deutsche Frau alleine in einem Ruderboot 6500 km zurückgelegt. Sie ruderte für OceanCare, einer Umweltorganisation, die unermüdlich versucht, die Welt auf den Plastikmüll in den Meeren aufmerksam zu machen. Die Medien berichteten damals ausführlich über die Autorin und somit auch über OceanCare. Bis hierhin finde ich alles gut, aber der Rest…

Janice Jakait erzählt, wie sie 10 Jahre vergeblich nach dem Sinn des Lebens geforscht hat und nun eine Herausforderung suchte, die ihr Klarheit bringen sollte. Die Idee des Ruderns kam da eher zufällig. Sie hatte bis dahin nicht soo viel mit dem Rudern zu tun gehabt und ging dann als Kettenraucherin und jemand, der immer wieder Migräneanfälle bekommt, an den Start. Das war alles nicht so einfach und ihre Klagen sind vielfältig. Bereits nach wenigen 100 Seemeilen gab es dann auch noch technische Probleme, die darin ausuferten, dass das Boot beim Rudern extrem laut war und sie bald verrückt geworden wäre. Extreme Verbrennungen dank Sonneneinstrahlung kamen noch dazu, ebenso Stürme auf See und gefährliche Stunden, als sie in ihrem kleinen Ruderboot von Riesenfrachtern oder Schleppschiffen fast mal übersehen wurde ( z.B. in der Straße von Gibraltar, oh Wunder).

Der Schreibstil des Buches ist einfach, es wird ordentlich geflucht, aber das passt natürlich auch zu den extremen Situationen. Auch wird natürlich von schönen Momenten berichtet, wie sie z.B. sehr lange von einem Seevogel, einem Wal oder Delfinen begleitet wird. Meiner Meinung zu kurz sind die Passagen, in denen sie über OceanCare schreibt, deren Arbeit sie unterstützen will, aber das ist sicher noch Geschmackssache.

Was mich beim Lesen aber sehr gestört hat ist der Egoismus dieser Autorin.

Die Leistung, dass trotz allen Widrigkeiten, Janice Jakait durchgehalten hat, verdient sehr großen Respekt, aber ich finde das ganze Projekt höchst unverantwortlich gegenüber anderen und gegenüber ihrer eigenen Person. Und wenn sie dann noch in ihrem Buch beschreibt, wie hunderte von fliegenden Fischen auf ihrem Boot landeten und verendeten, dann wird das eine Ziel, etwas für die Umwelt zu tun, ad absurdum geführt.

Und hat sie den Sinn des Lebens gefunden? Sie gibt jetzt zwar Seminare für ein sinnerfülltes Leben (den Augenblick genießen, nicht so hohe Ansprüche an sich und andere stellen, alles wird sich finden), ich bin mir da nicht so sicher, denn sie plant weitere Extremexpeditionen…

Ich glaube, das ist bisher meine längste Buchbesprechung, höchstwahrscheinlich, weil ich mich immer noch aufrege…