Ein Leben mit fünfzehn Kugeln

An der Westküste der USA nennt man ihn in den 50er Jahren voller Ehrfurcht „Fast Eddie“, denn der talentierte junge Mann hat alle Größen in der Billardszene bereits besiegt. Jetzt ist er zusammen mit seinem Freund und Betreuer Charlie im Auto unterwegs Richtung Osten, um neue Herausforderungen zu suchen. Während Charlie weiterhin daran festhält, Eddie langsam zum besten Spieler der USA aufzubauen, ist Eddies Selbstbewusstsein so groß, dass er in Chicago gegen die Billardlegende Minnesota Fats antreten will. Es kommt zum Streit und die beiden trennen sich.
Eddie spielt fast zwei Tage lang zig Partien gegen Minnesota Fats. Zuerst ist er mehrmals ein strahlender Sieger, doch am Ende verliert er sein ganzes Geld und ist mittellos. Glück hat er, als er bei der Studentin Sarah unterkommt und dort wohnen darf. Er versucht, in zwielichtigen Kneipen Geld zu verdienen. Nach einem Spiel wird er als Poolhai beschimpft und man bricht ihm beide Daumen. Eddie ist an einem Tiefpunkt angelangt.
Während des Spieles gegen Minnesota Fats hatte Bert, ein reicher Geschäftsmann und Pokerspieler, Eddie beobachtet und bietet ihm danach eine Zusammenarbeit an. Bert kennt viele reiche Männer, die sich für gute Billardspieler halten, die gegen Eddie aber keine Chance hätten. Man könnte gemeinsam viel Geld verdienen…Damals lehnte Eddie dieses Angebot ab, doch jetzt sieht er es als Chance, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Zuerst scheint diese Partnerschaft die richtige Entscheidung zu sein, doch dann kommt es zu einem zweiten Duell mit Minnesota Fats und Eddie erkennt, welchen Fehler er gemacht hat.

Bereits die ersten beiden Seiten des Romans haben mich fasziniert und mich in die Geschichte hineingezogen. Beschrieben wird, wie ein alter Billardsaal aussieht, welche Gerüche und Töne sich vermischen und welche Typen von Spielern „abhängen“. Die Stimmung des Romans ist eine Mischung aus Western und Roman- bzw. Film noir. Man kann dem Diogenes Verlag dankbar sein, dass er diesen Roman, der als Vorlage für den 1961 erschienen Film „Die Haie der Großstadt“ mit Paul Newmann diente, jetzt in neuer Übersetzung anbietet.

Meine Buchbesprechung zur Olympiade

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Ilija Trojanow: Meine Olympiade, Fischer Verlag, 22 Euro

Nach der Olympiade in London nimmt sich der Autor Illja Trojanow, der durch seine Reisereportagen bekannt ist, ein außergewöhnliches Experiment vor: Er will bis zur Olympiade in Brasilien alle 80 Einzelsportarten so beherrschen, dass er zumindest halb so gut wie der Olympiasieger ist. Wir begleiten ihn bei seinen Erfolgen aber auch in Momenten des Scheiterns. Das Sperrwerfen ist beispielsweise, wer hätte das gedacht, für ihn die schwierigste Sportart, Pferdewettkämpfe verurteilt er vehement, dem Ringen kann er unerwartet gute Seiten abgewinnen.
Das Buch ist sehr informativ und teilweise auch humorvoll und selbstironisch geschrieben. Der Autor wünscht sich, dass wir nicht immer nur auf die Sieger schauen, sondern allen Sportlern bei der Olympiade Respekt zollen. Bei mir hat er es geschafft, denn Wettkämpfe sehe ich mir jetzt mit anderen Augen an.