Was passiert im Pavillon 44?

Der Autor hat für dieses Buch mehrere Jahre in verschiedenen psychischen Kliniken recherchiert.

Die Schriftstellerin Aliza Berg möchte einen biografischen Roman schreiben über Dr. Dr. Siegfried Lobell, dem Chef der psychiatrischen Anstalten in Wien. Lobell fühlt sich geschmeichelt und bietet ihr an, vor Ort in einem Gästezimmer zu wohnen und ihn bei seiner täglichen Arbeit zu begleiten.
In den nächsten Tagen lernt Aliza auch die Bewohner des Pavillons 44 kennen. Hier wohnen vier Patienten, um die sich Lobell besonders kümmert. Da ist einmal Claudia Hofer mit einer nur schwer therapierbaren Persönlichkeitsstörung, denn sie verweigert jegliche Zusammenarbeit. Sie will kein „normaler Mensch“ werden, der bei all den Gräueltaten auf der Welt nur die Schultern zuckt. Die „Grande Dame“ des Pavillons ist die manisch-depressive Cecilie Weisz, die glaubt, sie sei 6212 Jahre alt.
Der dritte Patient heißt Sebastian Dimsch. Er besitzt einen gesunden Menschenverstand und trägt das Herz auf dem rechten Fleck. Allerdings hat er Wahnvorstellungen und meint, dass er seine klugen Gedanken von seinem verstorbenen Freund Frantisek eingeflüstert bekommt. Und schließlich wohnt im Pavillon 44 noch ein junger Mann, der sich für Jesus hält. Er sieht aus wie Jesus und wenn er etwas sagt oder tut, hören die Menschen ihm zu und sind von seiner Aura eingenommen. Jesus sucht seinen Vater und begab sich dafür schon öfter in Lebensgefahr, so wurde er Patient.
Lobell genießt beim Wiener Bürgermeister Narrenfreiheit und damit kann Lobell seine eigenen kleinen Merkwürdigkeiten ausleben und seinen Heilungsansatz verfolgen, indem er möglichst wenige Medikamente einsetzt. Sein Credo ist es, dass Patienten sich gegenseitig helfen und heilen können. Lobells Widersacher, Dr. Christian Thaler, setzt dagegen als Handlanger der befreundeten Pharmaindustrie auf die neusten Pillen und Spritzen.

Aliza Berg und Siegfried Lobell erzählen abwechselnd. Die ersten Tage in der Klinik verlaufen ruhig, sind nur gespickt mit dem normalen Wahnsinn. Doch dann taucht ein merkwürdiges Graffiti am Pavillon auf und kurze Zeit später flüchten erst Jesus und dann auch Sebastian Dimsch. Wir lesen, was ihnen in der Wiener Innenstadt widerfährt. Dann macht sich Lobell persönlich auf die Suche und in der Klinik läuft mit Thaler als Chef einiges aus dem Ruder.

Sie lieben das Skurile? Dann kommen Sie bei „Pavillon 44“ auf Ihre Kosten. Manchmal kamen mir Zweifel, ob Berg und Lobell nicht vielleicht auch Patienten sind, die sich ihre Leben nur einbilden.
Allerdings bietet der Roman noch mehr. Der österreichische Autor rechnet mit seinen korrupten und manchmal auch verhaltensauffälligen Landsleuten ab. Einige Aussagen des Patienten Sebastian Dimsch möchte man unterstreichen, über die abgeklärte Lebenseinstellung von Jesus ließe sich einmal nachdenken.


Auf Goldsuche in Irland

Die Schriftstellerin Tana French ist bekannt für ihre anspruchsvollen Krimis. Auch ihr neustes Buch landete in der Krimibestenliste des Deutschlandfunks.

Hauptperson ist die 15jährige Trey, die zusammen mit ihrer Mutter und Geschwistern in armen Verhältnissen in dem irischen Dorf Ardnakelty aufwächst. Johnny, ihr Vater, ist vor einigen Jahren verschwunden, ebenso ihr geliebter Bruder Brenan, der sich vor zwei Jahren aufgemacht hat, den Vater zu suchen und nicht wiedergekommen ist. Im Raum steht der Verdacht, dass die Dorfbewohner ihn umgebracht haben, aber Trey kann nichts beweisen. Halt und Zuspruch bekommt sie von dem zugezogenen amerikanischen Ex-Polizisten Cal und dessen Freundin Lena. Cal ermöglicht Trey, mit ihm zusammen Möbel zu reparieren oder zu bauen und Trey kann ihre Mutter dadurch finanziell unterstützen.
Dann taucht eines Tages plötzlich Johnny auf. Mit ihm gereist ist der Engländer Rushborough, dessen Verwandte angeblich aus Ardnakelty stammen. In seiner Familie kursiert seit langer Zeit das Gerücht, dass es in Ardnakelty eine Goldader gibt und er will diesem Gerücht nachgehen. Natürlich zusammen mit den Männern aus dem Dorf, die er bei Erfolg am Gewinn beteiligen wird. Nach einer kurzen Zeit der Zweifel und des Misstrauens gegenüber Johnny, steigert sich fast die ganze Dorfgemeinschaft immer mehr hinein in Träume vom besseren Leben. Eine schon lange anhaltende Hitzewelle macht sie mürbe und jede Chance, dem sorgenvollen Alltag zu entfliehen, wird ergriffen. Doch schnell wird das Dorf wieder in die Realität zurückgeworfen, denn Trey findet eines Morgens eine Leiche und „die Spiele“ der Verdächtigungen, falschen Aussagen, unterschwelligen Drohungen und Begleichungen alter Rechnungen können beginnen.

Liest sich meine Zusammenfassung wie die Besprechung über einen Krimi? Dann rudere ich jetzt zurück. Für mich war das Buch kein Krimi, sondern ein Roman, in dem mit psychologischer Raffinesse über die Verflechtungen einer Dorfgemeinschaft geschrieben wird. Dabei fällt dem Außenseiter Cal eine ganz besondere Rolle zu. Die Autorin kombiniert die Schilderungen über diesen Dorfsumpf mit den Gedanken von Trey, die zwar selbstbewusst ist und eine ganz besondere Einstellung zum Dorf hat, deren Gefühlswelt mit fünfzehn aber auch besonders schwierig ist.
Vor diesem Buch erschien von Tana French das Buch „Der Sucher“, im dem erzählt wird, wie Cal in das Dorf zieht und plötzlich Seltsames im Dorf passiert. Cal lernt Trey kennen und auch der Weggang von Brenan ist ein Thema. Ich habe dieses Buch nicht gelesen, was ich bei der Lektüre von „Feuerjagd“ aber nicht als störend empfand. Ich vermute, dass es mindestes noch einen dritten Band geben wird, denn nicht alle meiner Fragen waren am Ende beantwortet.

Die unbeschwerte Zeit ist vorbei oder ich möchte nicht in einem rechten Deutschland leben

Eigentlich wollte ich Ihnen heute ein paar Tipps geben, wie man seine Zeit im verregneten München am besten verbringen kann. Aber ich habe nach der Wahl in Brandenburg dieses Buch gelesen und seitdem kreisen meine Gedanken um ein anderes Thema.

Ich habe Ihnen im Februar schon ein ähnliches Buch vorgestellt (siehe unten „Demonstrieren ist gut, reicht aber nicht), aber Ruprecht Polenz listet noch mehr Ideen auf, was man selbst tun kann, um dem zunehmenden Rechtsruck in unserer Gesellschaft etwas entgegenzusetzen.
Aus verschiedenen Gründen habe ich mich seit langer Zeit nicht mehr auf Instagram bewegt, doch bietet sich laut Polenz gerade hier eine Möglichkeit an, rechtspopulistischen Strömungen entgegenzuwirken. Möchte man es sich einfach machen, verteilt man auf den Seiten, die über die AfD aufklären oder zu friedlichen Demonstrationen aufrufen, „Likes“ und unterstützt dieses Engagement moralisch.
Inzwischen habe ich viele rechte Beiträge und deren Erwiderungen gelesen. Unverständnis, Fassungslosigkeit, Wut kamen immer wieder hoch. Ich empfinde die Instagramzeit besonders dann als Belastung, wenn ich den Eindruck habe, dass die Kluft zwischen den Menschen in Deutschland zunehmend unüberbrückbar wird und es kein Miteinander mehr gibt. Was tun?
Ich werde einen neuen Account eröffnen und versuchen, mit humorvollen Beiträgen zur Entspannung beizutragen. Das ist ein langer Weg, aber ich habe Hoffnung, dass sich etwas ädern kann.
Diese Hoffnung ist bei mir durch die Lektüre dieses Buches wieder größer geworden. Es beinhaltet einige sehr kluge Gedanken, die ich hier nicht wiedergebe. Bitte selber lesen!

Wenn die Beiträge in meinem Blog weniger werden oder sich vielleicht auch verändern, dann wissen Sie jetzt, liebe Blogstammkunden, woran es liegt. Ich weiß noch nicht, wohin mich der Weg führt.


Mehr Respekt vor Fahrstühlen

1854 präsentierte Elisha Graves Otis seine Erfindung des Fahrstuhls auf der Weltausstellung in New York und läutete damit eine neue Ära des Städtebaus ein. Nicht mehr horizontal, sondern vertikal bauen, ungeahnte neue Möglichkeiten des Wohnens ergeben sich. 110 Jahre später spielt diese Roman:

Lila Mae Watson ist die erste farbige Frau in der hochangesehenen Gilde der Fahrstuhlinspektoren in New York. In einer Domäne weißer Männer hat sie einen schweren Stand, doch ihre tadellose Arbeit nötigt zumindest einigen ihrer Kollegen einen gewissen Respekt ab. Das ändert sich schlagartig, als in der Gilde Neuwahlen für den Vorsitz anstehen. Die Gilde wird dominiert von der Gruppe der Empirikern, die bei ihrer Arbeit auf dokumentiertes technisches Wissen setzen. Es gibt aber auch die Intutionisten, die Mängel erhorchen und erfühlen und zu ihnen gehört Lila Mae. Als in einem Wolkenkratzer ein leerer Fahrstuhl, den Lila Mae kurz zuvor inspiziert hat, in die Tiefe stürzt, wird sie von den Empirikern sofort als Sündenbock abgestempelt. Sie taucht unter, denn sie weiß, dass sie keinen Fehler gemacht hat. Unterstützt wird sie von dem Kandidaten der Intutionisten. Hat jemand den Fahrstuhl sabotiert, wenn ja, ist die Wahl der Grund dafür?

Dieses Buch ist teilweise keine leichte Lektüre, denn die Handlung, die durchaus Elemente eines Krimis hat, wird von Rückblenden und Einschüben unterbrochen. Beschrieben werden Lila Maes Werdegang und die philosophische Gedanken zum Thema Fahrstuhlbau und Architektur. Es ist auch ein Buch über Rassismus, Emanzipation, Verrat und das Leben in New York in den Sechzigern. Genau richtig für Leser und Leserinnen, die Bücher jenseits des Mainstreams suchen.

Marmalaide Diaries

Der Schriftsteller Ben sucht eine günstige Wohnung in London. Er nimmt das Angebot an, bei Winnie zu wohnen und bekommt im Gegenzug für eine günstige Miete die Aufgabe, Winnie bei Alltagsarbeiten zu helfen. Winnie ist Anfang 80, lebt in einem Haus mit großem Garten und vor einem Jahr ist ihr Mann Henry gestorben. Da ihr Sohn Stewart dieses Arrangement vereinbart hat, steht Winnie am Anfang Ben sehr distanziert gegenüber und beachtet ihn kaum oder meckert über das Essen, das er gekocht hat. Doch Ben, der schon einmal in einem Seniorenheim gearbeitet hat, lässt sich nicht so schnell von Winnies abweisender Art einschüchtern. Er erkennt, dass Winnies Alltag immer noch von der Trauer und von den Sorgen um ihren anderen Sohn Arthur geprägt ist, der Zerebralparese hat und in einem Pflegeheim lebt. Ganz langsam gewinnt Ben Winnies Herz, findet ein gemeinsames Humorlevel und lenkt die alte Frau von ihrer Trauer ab. Er zeigt an ihrem früheren Leben Interesse und merkt dabei, wie viel er von Winnie lernen kann. Als Winnie stürzt und ins Krankenhaus kommt, erkennt Ben, wie sehr Winnie ihm fehlt.

Obwohl ich dieses Buch schon vor einigen Wochen gelesen habe, wird es mir immer noch warm ums Herz, wenn ich an Winnie und Ben denke, vielleicht, weil Ben sein Buch mit feinem britischen Humor geschrieben hat.

Textpuppen

Momentan lese ich mich wieder durch zig Vorschauen, die für die Herbstneuerscheinungen der Buchverlage werben.

Das ist ca. ein Drittel aller Vorschauen.

Während ich bei den großen Verlage immer häufiger glaube, dass Textbausteine oder KI für die Buchbesprechungen genommen werden, habe ich bei den kleinen Verlagen den Eindruck, dass man sich bei Beschreibungen der Bücher noch mehr Mühe gibt. Ich möchte Ihnen heute mit kleinen Textauszügen Lust auf neue Bücher machen:

Aus der Novelle „Eine Blume, die nicht blühte“ von Maria Messina
Aus „Was wiegen die Wolken“ von Rosemarie Zens, ein Buch mit Gedichten, Prosa und Kunst
Der Text stammt aus dem Theaterstück „Madonnen“ von Amanda Lasker-Berlin

Das Buch „Courage“ von CROW ist eine Sammlung von Porträts über Menschen mit ungewöhnlichen Schicksalen

Die Puppenfotos sind noch ein Souvenir aus Helsinki, wo wir auf der Insel Suomenlinna ein liebevoll eingerichtetes Spielzeugmuseum besucht haben.

Die Stars in einem finnischen Spielzeugmuseum sind unten rechts die Mumins. Kennen Sie diese Familie noch aus Ihrer Kindheit? Das ist gerade meine Lektüre:

Vier Buchbesprechungen mit „Ja, aber…“

Diesen Titel hörte ich während einer längeren Autofahrt:

Ein gestresster Mann fährt zum Wochenendhaus ohne seine Familie- endlich mal wieder in Ruhe etwas abarbeiten! Doch daraus wird nichts, denn er lernt zufällig einen älteren Kartoffelbauer kennen, der ihn zu sich nach Hause einlädt. Der Bauer ist ein sehr emphatischer Mensch und beide verbringen das ganze Wochenende mit Gesprächen über den Sinn der Lebens. Am Ende sind beide Freunde und der jüngere Mann gewinnt eine große Portion Weisheit.

„ 25 Sommer“ reiht sich in die Gruppe von Erfolgsbüchern ein, zu denen auch „Johannes“ von Körner oder „Der Alchimist“ von Coelho gehören.
Mir ist diese Geschichte zu perfekt und heimelig , was vielleicht durch die Stimme von M. Hoffmann noch verstärkt wurde.

Ich bekenne, dass ich noch nie ein Buch von B. Wells gelesen habe. So las ich ganz unvoreingenommen dieses Buch über seinen Werdegang als Schriftsteller. Das fand ich unterhaltsam und machte mich neugierig auf seine Bücher und auch auf Titel anderer Autoren, die für Wells Vorbilder und Anleitungen zum Schreiben gegeben haben,
Auch die Kapitel am Ende, in denen er die Erstfassung von Auszügen aus seinen ersten beiden Bücher präsentiert und danach zeigt, was daran alles nicht gut war, ist lesenswert.
Bei seiner Anleitung, wie man einen guten Roman schreibt, war ich froh, dass ich keinerlei Ambitionen diesbezüglich habe. Mich hätten seine Ausführungen eher abgeschreckt, denn was man alles falsch machen kann und was man beachten sollte, das ist schon ein „dickes Brett“. Da helfen auch am Ende nicht seine Beteuerungen, dass man auch ohne Beachtung von gewissen Regeln einen erfolgreichen Roman schreiben kann.
Wer bereits dem Schreiben verfallen ist, der wird dieses Buch sicherlich sehr wertschätzen.

Dieser Titel sollte in mir Erinnerungen an frühere Meerurlaube während heißer Sommertage auslösen. Kapitelüberschriften wie „Meerglas“, „Flaschenpost“ oder „Strandgutsammler“ hörten sich vielversprechend an.
Die Autorin zieht mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn auf die Shetland-Inseln, da sich hier eine berufliche Verbesserung für ihren Mann ergibt. Sie kennt niemand auf der Insel, mag das Meer nicht besonders und fühlt sich ausgebremst als studierte Umweltwissenschaftlerin. Zudem ist sie gesundheitlich sehr labil, bedingt durch ein geschwächtes Immunsystem und einer Rheumaerkrankung. So ist die Stimmung des Buches am Anfang eher grau und zäh. Das ändert sich ein bisschen, als sie sich einer Gruppe von Nachbarn anschließt, die Strände von Plastikmüll säubern und Funde von toten Vögeln dokumentieren. Sally Huband ist von dieser Sammeltätigkeit fasziniert und beginnt, Strände zu erkunden, um Besonderes zu entdecken und herauszufinden, woher es kommt: Müll aus Kanada oder Norwegen, Knochen von Walen oder Samen aus der Karibik, eine Flaschenpost aus den USA. Das ist interessant zu lesen, aber ich fand das Buch letztendlich eher bedrückend. Die Schilderungen über ihre Krankheiten, die Beschreibungen der Meeresverschmutzung, die Alltagsprobleme der Inselbewohner- nur wenige Buchseiten war unbeschwert.


Wir schreiben das Jahr 2033. Die Firma „Omen SE“ist dank KI omnipräsent im deutschen Alltag. Ein paar Beispiele: Das Programm „Dieter“regelt alles innerhalb der vier Wände, untersucht z.B. täglich die Ergebnisse der Toilettengänge, um die Ernährung nötigenfalls umzustellen, das Programm „Diana“ bietet therapeutische Gespräche und Ratschläge an, „Intelligenzija“ wurde auf den Markt gebracht, um paarungswillige Menschen mit ähnlichem IQ zusammenzubringen.

Das neuste Projekt von Omen heißt „Homen“ und soll jedem Deutschen ein komfortables Heim bieten. Die vier ersten Bungalows werden mit einer epochalen Rede des CEO im Niemandsland von Brandenburg eingeweiht.
Jochen, der „Brain“ der Firma, Nifular, die junge Creative Director, verantwortlich für die besonders erfolgreiche KI-Wein-Plattform „Veritas“, Daniel, ein erfolgreicher Sachbearbeiter und Christiane, eine gestandene Workalcoholikerin sind die Bewohner dieser vier Behausungen, denn die Firmenleitung schickt sie in den wohlverdienten Ruhestand. Was werden sie nun tun, welche Träume und Albträume haben sie, welche Wünsche werden sie sich erfüllen?

Dieses Buch trieft an vielen Stellen vor Zynismus und ich hatte Spaß beim Lesen. Allerdings nicht bedingungslos. Die vier Protagonisten stammen aus einer reichen „Techno-Bubble“, die auf die spießigen Kleinbürger mit Verachtung herabblicken. Ihre Luxusprobleme gibt es auch schon heute in gewissen Kreisen und 2033 wird das Gros der deutschen Gesellschaft wohl ganz andere Probleme haben. Das Buch zeigt deshalb für mich keine typischen deutschen Herbst im Zeitalter der KI, wie der Klappentext es vermuten lässt.

Tapir macht mir Spaß

Es muss nicht immer ein dicker Schmöker sein, um vollen Lesegenuss genießen zu können! Seit dem Frühjahr gibt es eine neue Reihe im Diogenes Verlag. Sie heißt „Tapir“ und Diogenes will mit Tapir … Zitat: „neues Terrain erkunden und ermutigen, klug und eigensinnig die richtigen Fragen zu stellen: Wie können wir zukünftig besser und versöhnlicher leben? Die Sachbücher und Romane in dieser Reihe lassen uns unsere eigenen Antworten finden, sie trösten und verzaubern, erzählen von Natur, der Geschichte der Menschheit, ihren Kulturen, von Gemeinschaft und Respekt. Es sind Bücher, die uns wach, aber auch gelassen machen. ›Take Care‹ ist das Motto von ›Diogenes Tapir‹: Auch die Ausstattung der Bücher schließt sich mit dem nachhaltigen Cradle to Cradle Verfahren dieser Philosophie an.“

Ich habe bisher diese drei Bücher aus der Reihe gelesen:

Die Kombination aus Sachinformationen zu diesem besonderen Baum und vier ganz unterschiedliche Kurzgeschichten, die in dem der Baum oder ein ganzer Wald von Zedern eine Rolle spielen, finde ich großartig!

Da ich etwa der gleiche Jahrgang bin wie Frau Dörrie, konnte ich die Kindheitserinnerungen besonders genießen. Aber wer das nicht kann, aber neugierig, romantisch, entdeckungsfreudig, interessiert und aufgeweckt ist, wird dieses Buch trotzdem gerne lesen, denn ihre kurzen Betrachtungen und Erinnerungen zu Reisesouvenirs und Flohmarktfunden sind etwas für die Seele.

Eigentlich müsste der Titel „Sie und die Natur“ heißen, denn die kanadische Autorin erzählt nicht nur, wie auf der Buchrückseite beschrieben, von der Zeit , in der sie zusammen mit drei weiteren Erwachsenen und fünf Kindern während der Coronapandemie in ein Haus zieht, das abgeschieden in den kanadischen Wäldern liegt. Sie lässt uns auch teilhaben an ihren eigenen Erlebnissen und Gefühlen in der Natur als Kind und junge Frau. Mal sind es kleine Geschichten, mal ist es das Festhalten eines besonderen Moments, ihre Texte zeugen von einem intensiven Leben als Frau und Mutter, ihr wachsamer Geist ist offen für alles. Ein drittes Buchjuwel in der Tapir=Reihe.

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Selbstfindung einer Großmutter

Oscar kommt aus reichem Haus und ist ein mathematisches Wunderkind, das mit 17 Jahren bereits an der Universität studiert. Am ersten Tag in der Uni setzt sich im Hörsaal Moni neben ihn. Diese Person ist für den nerdigen Oscar völlig inakzeptabel, denn sie ist alt (53), ihre grelle Erscheinung verursacht bei ihm Augenkrätze, Moni ist laut und hat scheinbar von Mathematik keinen blassen Schimmer. Auch bringt sie immer häufiger zu Vorlesungen ein Baby mit, das jüngste Kind ihrer Tochter Püppi, die mit ihrer Mutterrolle überfordert ist.
Professor Herbst verdonnert Oscar und Moni zur Zusammenarbeit und Oscar schreibt für Moni alle Hausaufgaben, um möglichst schnell wieder in die Einsamkeit seiner Wohnung entschwinden zu können. Doch dann erfährt er, dass Moni, die inzwischen mit jedem Professor und allen Studenten quasi per du ist, mit Daniel Johanssen sogar schon einen Kaffee getrunken hat. Oscar vergöttert diesen Professor, ein Mathematikgenie, dessen Assistent er zu gerne sein würde. Was kann Moni, was er nicht kann? Und wer ist dieses engelsgleiche Wesen, das eines Tages unerwartet um Moni herumschwirrt? Und warum will Moni unbedingt Mathematik studieren? Oscar beginnt, sich für Moni zu interessieren und lernt dabei eine Familie mit einer außergewöhnlichen Geschichte kennen.
Bald wird das Wetter wieder grau und trüb, das Buch ist ein garantierter Stimmungsaufheller- merken Sie sich diesen Titel vor!

Von Messer, Gabel, Schwert und Säbel

Vor einiger Zeit wurden in der Sendereihe „Wunderschön“ vom WDR Ausflugsziele rund um Wuppertal vorgestellt. Der Solinger Ortsteils Gräfrath schien uns ein Ausflug wert zu sein und so machten wir uns auf ins Bergische Land.
Zuerst besuchten wir das Deutsche Klingenmuseum.

Hier finden sich Sammlungen von Bestecken, Schneidewerkzeugen und Waffen, die oft atemberaubende Handwerkskunst dokumentieren. Die Vitrinen sind sehr gut beschriftet und verdeutlichen die Entwicklung von Zeiten vor Christus bis heute. Ich zeige Ihnen einige Bilder, die meiner Meinung nach schon für sich sprechen.

Leider waren einige Räume wegen Umbauarbeiten geschlossen, aber es spricht nichts gegen ein Wiederkommen, denn im Untergeschoss befindet sich noch das Gräfrather Heimatmuseum.
Der Besuch des Klingenmuseums hatte uns hungrig gemacht und so gingen wir auf den Marktplatz, wo wir im „Kaffeehaus“ sehr gut aßen und besonders freundlich bedient wurden.

Oben rechts der Marktplatz mit dem Kaffeehaus, links ein Hotel, das zu seiner Eröffnung sehr innovativ war und Prominente wie Max Schmeling oder Willy Fritsch beherbergte.

Während des nachfolgenden Spaziergangs durch Gräfrath gab es viel Schönes und Witziges zu entdecken.

Wir gingen zu zwei anderen Museen, dem „Zentrum für verfolgte Künste“ und die „Kunstsammlung der Stadt Solingen“, die in diesem Gebäude untergebracht sind,

Auch dieser Museen sind ein Grund, Gräfrath noch einmal zu besuchen.

kamen an dem Grüngürtel „Gräfrather Heide“ vorbei und erreichten von dort aus wieder das Klingenmuseum.

In der „Wunderschön“-Sendung gab es noch eine andere Empfehlung, die uns neugierig machte und zwar das Landhaus Café, ca. 15 km von Gräfrath entfernt, mitten im Wald gelegen. Hier gibt es einen grandiosen Afternoon Tea mit einer dreistöckigen Etagere voller Köstlichkeiten. Das wollten wir live sehen, mussten dann aber erfahren, dass man diese Art der Beköstigung vorbestellen muss. So genossen wir leckeren Kuchen auf der Terrasse. Der Innenraum der Cafés ist auch sehr gemütlich und es gibt dazu noch einen kleinen Laden mit schönen Geschenkideen. https://www.haus-honigstal.de/landhaus-cafe/
(Keine bezahlte Werbung).

Wieder viel gesehen und Neues gelernt und zum Schluss habe ich noch eine Momentaufnahme für Sie, ebenfalls eine Entdeckung auf unserem Spaziergang. Zu diesem Bücherschrank-Foto fallen mir einige Untertitel ein…