Tewinkel- Barenboim- Wang- Teil 1

Anfang März erwähnte ich dieses Buch bereits in einem anderen Artikel und kündigte eine Besprechung an. Über diese “Betriebsanleitung” schreibe ich heute und morgen berichte ich über zwei sehr unterschiedliche Konzerte, bei denen das Gelesene z.T. direkt umgesetzt wurde.

Es wird gejammert, dass immer weniger jüngere Leute Konzerte mit klassischer Musik oder Jazz besuchen. Christiane Tewinkel versucht mit ihrem Buch, Spaß an solchen Konzerten zu wecken und sie schafft es! Voraussetzung allerdings ist, dass man im Leben offen für Neues ist und z.B. E-Musik-Konzerte nicht direkt in die Schubläden “Nur was für alte Leute” oder “Kenn ich mich nicht aus-schwer verständlich” ablegt.

Ich erspare mir eine ausführliche Besprechung und lasse dafür einen Teil der Inhaltsangabe sprechen:

Insgesamt gibt es 24 Kapitel (auf 271 Seiten), die man auch querbeet lesen kann, ganz nach Lust und Laune.  Es wird kein Aspekt ausgelassen und am Ende des Buches erzählt die Autorin von eigenen Musikerfahrungen, die anregen, neue Musikstücke kennen zu lernen. Der Schreibstil ist dabei locker und Cartoons vom dem bekannten Zeichner Rattelschneck unterstützen die unkonventionelle Herangehensweise an dieses “ernste” Thema. 

Einige Tage, nachdem ich das Buch zuende gelesen hatte, besuchten mein Mann und ich ein Konzert von Daniel Barenboim in der historischen Stadthalle von Wuppertal. Dieses Konzert würde etwas Besonderes sein: Den weltberühmten Pianisten Barenboim einmal live zu erleben und dann in diesem Gebäude! Ende letzten Jahres wurde die Stadthalle von der “Welt” zu der Konzerthalle mit der weltbesten (!) Akustik gewählt. Wir beide freuten uns riesig auf den Abend, doch es kam etwas anders als erwartet. Davon morgen mehr.

Chaim Be´er: Bebelplatz

Bebelplatz

Der Autor erzählt von zwei Reisen nach Berlin. Beim ersten Mal nimmt er eine Einladung vom sehr reichen, sehr undurchsichtigen Immobilienmakler Sussmann an, weil er beim Verfassen seines Romans eine Schreibblokade hat und sich durch die Reise neue Anregungen für seine eigene Geschichte erhofft. Sein Roman handelt von einem Mann, der eine allumfassende Bibliothek für jüdische Literatur einrichten will, um jüdisches Wissen und jüdische Literatur vor dem Aussterben zu bewahren. Sussmann hat Be´ er  als bekannten Autor aus Israel eingeladen, weil er zu Ehren seiner verstorbenen Tochter Miri jährlich eine Konferenz einberuft, auf der Wissenschaftler und jüdische Gelehrte über ein Thema aus der jüdischen Religion, Geschichte oder Mysrik diskutieren. So trifft Be´ er in Berlin dann auch auf den alten Antiquar Salomon Rappoport, der seltene oder als verschollen geltende Bücher jüdischer Autoren auftreibt, auf Professor Bilker-Bolker, der ebenfalls eine ganz besondere Beziehung zu Büchern hat und auf Veronika, die deutsche Sekretärin von Sussmann. Die vier Tage in Berlin enden für den Autor aber nicht so, wie er es sich vorgestellt hat und frustriert fliegt er nach Tel Aviv zurück. Erst nach 1 1/2 Jahren kehrt er noch einmal nach Berlin zurück und bekommt Klarheit darüber, was dieses erste Treffen für ihn und die andern Beteidigten wirklich bedeutete. Und er fängt diesen Roman, den ich Ihnen heute vorstelle, zu schreiben an.

In den Berliner Bebelplatz ist ein Mahnmal zur Bücherverbrennung eingelassen. Dieses Mahnmal, die Wannseekonferenz und die Vertreibung der Juden aus Galizien, Juden im Nationalsozialismus, sind Themen dieses Romans. Aber auch um Fragen wie: Macht eine Erinnerungsbibliothek Sinn, wenn es den Staat Israel nicht mehr gibt? (Und davon gehen die Gelehrten teilweise aus.) Alte jüdische Geschichten, welchen Wert haben sie für junge Menschen in Israel? Und wie soll ein Autor schreiben, der der alten jüdischen Sprache verbunden ist, wenn es immer weniger Menschen gibt, die die Anspielung auf alte Quellen verstehen?

Ein Roman, der meinen Kopf noch lange beschäftigen wird, denn nun möchte ich noch mehr über jüdische Geschichte und jüdische Literatur wissen. Besonders hervorheben möchte ich dabei auch noch das Nachwort, in dem den Lesern von den Schwierigkeiten berichtet wird, dieses Buch aus dem Hebräischen ins Deutsche zu übersetzen. Auch hier bekommt man noch einmal einen tiefen Eindruck von der alten jüdischen Sprache.

Vorsicht, es raubt Ihnen Ihre Energie

Dieses Buch hat 532 Seiten und hat mir beim Lesen jegliche Energie entzogen. Hätte ich doch nur zuerst den englischen Originaltitel gelesen: Grand Obsession. A Piano Odyssey. Vielleicht wäre ich bei dem Wort Odyssee zurückgeschreckt und hätte auf die Lektüre verzichtet…

Die ersten 60 Seiten las ich mit großem Interesse. Die Autorin erzählt von ihrer Kindheit und Jugend, in der sie eine ausgezeichnete musikalische Erziehung durch ihren Vater genoss. Er trainierte besonders ihr Gehör und so spielte Knize erst Cello und später ein paar Jahre Klavier. Sie war gut, so dachte sie. So gut, dass sie in einer Lebenskrise mit 43 beschließt, wieder mit dem Klavierspielen zu beginnen und zu träumen, Konzertpianistin zu werden. Ihre Klavierlehrerin stutzt sie dann allerdings zurecht, denn Knize hat nie nach Noten gespielt und auch das Takthalten geht bei ihr nur nach Gehör, keine Voraussetzungen für eine Berufspianistin. Die Autorin bleibt aber beim Klavierspielen und meint, dass ein eigenes Klavier sie schnell weit nach vorne bringen würde. Und so beginnt die Suche nach dem richtigen Klavier. Diese dauert zwei Jahre (bzw. 100 Seiten, in dem aber auch wirklich jede Klaviermarke vorkommt- machen Sie ein Quiz mit mir!) Dann endlich findet sie ihr Klavier, nennt es sofort “Marlene”, ist berauscht von dem Klang und ihr Mann und sie nehmen eine Hypothek auf, um den Flügel zu finanzieren und das Wohnzimmer umzubauen. Als sich die Autorin dann zum ersten Mal in ihrem Wohnzimmer an das Klavier setzt, erlebt sie einen Schock, denn “Marlene” klingt schrechlich! 

War die Suche nach dem richtigen Klavier eine kleine Odyssee, beginnt jetzt die wahre Leidenszeit. Knize will “Marlene” unter allen Umständen behalten und schildert auf 300 Seiten die Versuche, dem Klavier den alten Klang wiederzugeben. Da die Autorin ein besonderes Gehör hat und diverse Klaviertechniker es nicht schaffen, das Klavier langfristig so zu stimmen, dass sie das berauschende Gefühl vom ersten Spielen wiederbekommt, dauert die Odyssee drei Jahre.

Ich weiß jetzt auch alles über Klavierhämmer, Intoneure, Resonanzböden, Accu-Tuner, Baumarten für Klaviere, die Wirkung von Musik auf den menschlichen Körper und die Seele, die Anfälligkeit von Klavieren usw. Wollte ich das wissen? Nein, nicht in diesem Umfang bei einem Unterhaltungsroman über eine Klavier spielende Frau. Dieses Buch hat mich so ermüdet, wie ich es bei einem Buch noch nicht erlebt habe.

Die New York Times und der Seattle Review waren von diesem Buch begeistert, ich meine: Bitte nur lesen, wenn Sie ein Funkeln in Ihren Augen bekommen, sobald sie über Ihr Klavier mit anderen Leuten sprechen.

 

Vier Frauentypen

Heute möchte ich Ihnen mal wieder einen Film empfehlen. Er heißt “Alles über Eva”. Dieser Titel ist für mich von doppelter Bedeutung. Es geht einmal um die junge Eva, die sich in das Leben der bekannten Schauspielerin Margo Channing einschleicht. Eva scheint der Typ Mauerblümchen zu sein, doch im Laufe des Films wird klar, dass sie eine eiskalt berechnende Frau ist, die selbst Theaterschauspielerin werden will und das Leben von Margo und deren Freundin Karen fast zerstört.

Nimmt man “Eva” als Synonym für Frausein, so werden in diesem Film vier völlig unterschiedliche Frauentypen präsentiert. Margo ist eine Diva. Alles an ihr ist opulent. Sie steht immer im Mittelpunkt, aber im Grunde genommen ist sie verletzlich und hat Angst vor dem Alter. (Toll gespielt von Bette Davis). Eva (Schauspielerin Anne Baxter ) ist die aparte Schönheit, berechnend mit kaltem Herz. Karen, gespielt von Celeste Holm, verkörpert für mich die anscheinend angepasste, verständnisvolle Frau, die aber, wenn es darauf ankommt, klug die Fäden zieht und in der Hand hält. Und dann ist da noch Marilyn Monroe in einer ihrer ersten Rollen. Kleines Dummchen, die aber auch schon eine gewisse Schläue besitzt, um Vorteile für sich herauszuschlagen.

Was würden Sie für den Besuch einer Bibliothek ausgeben?

 

In St. Petersburg gibt es eine Bibliothek, die Eintritt verlangt und zwar 100£ für vier Stunden Lesen. Die Bücher, die man dort findet, stammen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert und sind sehr selten. Würden Sie 100£ ausgeben, wenn Sie die Chance bekämen, solche alten Bücher einmal selbst in die Hand nehmen zu dürfen? Lesen Sie mehr zu dem Thema unter:

https://www.theguardian.com/books/booksblog/2017/feb/15/the-most-expensive-library-in-the-world-book-capella-opens-for-russian-elite?utm_source=esp&utm_medium=Email&utm_campaign=Bookmarks+base&utm_term=213626&subid=21158642&CMP=EMCBKSEML3964

 

 

 

 

Ein gutes Krimihörbuch

  •  Über 12 Stunden Krimi-Hörfreude bietet dieser Titel. Das Buch wird von drei Herren gesprochen und mich erinnerten einige Passagen, im sehr positiven Sinne, an die Augsburger Puppenkiste, bzw. an die alte Fernsehserie “Königlich Bayerisches Amtsgericht”. Worum geht es? München 1914: Die politische Stimmung ist sehr gereizt, denn die Auswirkungen des Mordes in Sarajevo weiß am Anfang des Krimis niemand sicher einzuschätzen. Darüber hinaus machen “die Roten” den etablierten Politikern und dem Militär das Leben schwer und diese tun alles dafür, den Roten keine Angriffsflächen zu bieten. So hat es Kommissar Reitmeyer dann auch bei seinen Ermittlungen nicht leicht. Fünf Männer werden ermordet, es gibt Hinweise zu einem homoerotischen Kreis innerhalb des Militärs und hochangesehenen Mitgliedern der Gesellschaft. Dazu gehört u.a. auch die Familie von Karoline, der heimlich Angebeteten von Reitmeyer, was seine Arbeit weiter verkompliziert. Doch in seinem Team gibt es glücklicherweise nicht nur Mittelmaßpolizisten, sondern auch den Radler, einen Praktikanten, der sich sehr gut in modernsten Untersuchungsmethoden auskennt. Zwar bereitet er dem Kommissar auch viel Ärger, aber letztendlich sind beide das Dreamteam und Reitmeyer kommt einer ungeheuerlichen Verschwörung auf die Spur.
  • Das Hörbuch war sehr spannend und vom geschichtlichen Hintergrund auch interessant. Die drei Sprecher lasen sehr lebendig vor, man konnte den Eindruck bekommen, selbst in der Amtsstube zu sitzen und so ließ sich der ein oder andere Schmunzler nicht vermeiden. Siehe oben.

Zum ersten Mal beim Klavier-Festival Ruhr mit dabei

Im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr tritt am 15.3. Daniel Barenboim in der Wuppertaler Stadthalle auf. Ich wollte mich mit diesem Buch ein bisschen auf den Menschen Barenboim vorbereiten.

Um es vorweg zu sagen: Ich habe in diesem Buch nicht alles verstanden. Im ersten Teil geht Barenboim auf sein Verständnis von Musik und Musikinterpretation ein. Hier vertritt er eine sehr strikte Meinung und ich wünschte mir beim Lesen, dass er mit der Autorin dieses Buches mal ein Streitgespräch führt. 

Das Buch bespreche ich demnächst noch ausführlich

Der mittlere Teil des Buches ist seinen politischen Ansichten gewidmet. Dieser Teil hat mich sehr stark beeindruckt. Er erinnert u.a. an Willy Brandt und dessen Fähigkeiten, die man heute bei Politikern so schmerzlich vermisst. Barenboim ist ein Streiter für Toleranz. Er ist der Enkel jüdisch-russischer Großeltern und hat die ersten Jahre seines Lebens in Argentinien gelebt. Barenboim erzählt von seinen ersten Berührungen mit der Musik, die gleichzeitig stattfanden mit dem “Erlernen” der Greueltaten des Holocaust. Das heutige Auftreten Israels stellt er kritisch in Frage und fordert ein Entgegenkommen gegenüber den Palästinensern.

Im dritten Teil sind einige Interviews abgedruckt, die er in der katholischen Universität Mailand gegeben hat. Hier geht es wieder um Musik, besonders um Opern und deren Aufführungen und um Verdi und dessen Stellung in der Musikwelt. Zu diesem Teil konnte ich mir keine komplette Meinung bilden, da mir Musikwissen fehlte. 

Eigentlich trenne ich mich nach dem Lesen von den meisten Büchern, aber nicht von diesem! Ich werde es abschnittsweise immer mal wieder lesen, sei es, um mal wieder über Musik nachzudenken oder Hoffnung zu schöpfen, wenn die Toleranz im Alltag mal wieder mit Füßen getreten wird.

Duisburger Limericks

Dieses Buch fand ich vor ein paar Tagen in einem Antiquariat. Ich liebe englische Limericks und bin über meinen Kauf ganz beglückt. Die Limericks sind in englischer Sprache und der Inhalt wird jeweils nur kurz in deutscher Sprache erklärt. Der Untertitel des Buches lautet “mit dem nötigen Kommentar für Nicht-Engländer”. Das Buch von Jürgen Dahl gibt also auch eine theoretische Einführung zu diesem Thema (in deutscher Sprache) und weist u.a. darauf hin, dass unsere Sprache nicht so gut geeignet ist, weil wir z.B. zu wenig kurze Wörter haben. 

Nach der Lektüre des Buches rumorte es aber in meinem Kopf, es brauten sich, ob ich wollte oder nicht, Limericks zusammen. Und das machte dann doch viel Spaß. Hier sind sie, ganz vorschriftsmäßig gereimt a-a-b-b-a:

Pia aus Duisburg wünschte sich eine Kanne
zum Geburtstag von ihrer Freundin Marianne.
Sie bekam Geschenke, es waren vier:
einen Ring, einen Schal, ein Glas für Bier
und eine Pfanne anstatt der Kanne – welch eine Panne!

Tom wollte sich endlich mal wieder verlieben,
so ging er in Duisburger Discos, an der Zahl sieben.
Dort tanzte er und sprach auch Mädchen an,
doch keine zog er in seinen Bann.
Waren die gelben Plateauschuhe übertrieben?

Gitty Pih gehörte zu den Duisburger Mücken,
die oben wohnte auf einer der vielen Brücken.
Tagaus tagein beobachtete sie die Leute
nur die wenigsten waren eine satt machende Beute.
Ausnahme: Der Duisburg Marathon mit schweißnasse Rücken.

Das Buch gibt es übrigens im Internet gebraucht noch für kleines Geld.

Wenn Sie auch in Limerickreinlaune kommen, würde ich mich sehr über Ihre Zuschriften freuen!

 

 

 

 

Ein Hausboot auf der Themse

Penelope Fitzgerald begann mit dem Schreiben erst mit fünfzig Jahren und gewann für dieses Buch den renommierten Man Booker Preis. Die Entscheidung wurde damals sehr in Frage gestellt und auch ihre weiteren Werke fanden viele Anhänger, aber auch immer scharfe Kritiker.

Worum geht es? Beim Lesen taucht man in den Mikrokosmos einer Gruppe ganz unterschiedlicher Menschen ein, die alle in Hausbooten auf der Themse wohnen. Am Anfang fällt dieses Eintauchen nicht ganz leicht, denn die Personen werden einmal mit ihren Namen, dann wiederum mit den Namen ihrer Schiffe angeredet. Doch man lernt schnell und bekommt immer mehr Sympathien für diese kleine Gemeinschaft. Da sind z.B. Nenna mit ihren beiden Töchtern, von denen Tilda eine zweite Pippi abgeben könnte. Nenna hofft, dass ihr Mann zurück kommt und mit seiner Familie auf dem Hausboot lebt. Willis ist ein verarmter Maler, dessen Boot zu sinken droht, Richard hat zwar keine Geldsorgen, aber Ehesorgen, denn seine Frau hasst das Leben auf dem Boot. Und dann ist da noch Maurice, ein Sonnenschein, der aber übel ausgenutzt wird. Als Leser(in) hofft und zittert man mit der Truppe und ist am Buchende ein bisschen traurig, dass man sie verlassen muss.

“Nett” darf man heutzutage ja eigentlich nichts mehr nennen, denn bei dem Wort schwingt immer etwas Negatives mit. Ich bezeichne den Roman aber trotzdem so und meine es sehr positiv. Verstehen kann ich allerdings diejenigen, die sich nicht damit anfreunden konnten, dass die Autorin mit diesem Buch in einen so hohen Literaturhimmel gehoben wurde. Am Ende des Buches findet sich eine kleine Einführung zum Leben und Werk von Fitzgerald. Liest man diese, kommen einen die vielen Interpretationsvarianten doch etwas übertrieben vor.

 

 

 

Was ist ein gutes Gedicht?

 Leider hat während meiner Schulzeit kein Deutschlehrer dieses Thema behandelt oder zumindest versucht, uns Schülern Gedichte etwas schmackhaft zu machen. Dies empfand ich als Erwachsene immer als Mangel, denn Gedichte sind für mich ein Stück Kultur. Ich unternahm immer wieder Versuche, mich mit Gedichten anzufreunden, aber außer bei Haikus funkte es nur selten. So war ich sehr beglückt, als ich letztes Jahr dieses Buch entdeckte. Sehr hoffnungsvoll fing ich es letzte Woche zu lesen an.

Mein Resumee: Das Buch ist für Personen wie mich z.T. keine leichte Kost, denn der Autor wirft in einigen Kapiteln, in denen er die verschiedenen Möglichkeiten beim Aufbau eines Gedichtes erklärt, mit diversen literaturwissenschaftlichen Begriffen um sich und erklärt sie nur teilweise. So muss man googeln, um alles zu verstehen.

In den meisten Kapiteln geht er aber auf bestimmte Lyriker ein oder erklärt die unterschiedlich Motivationen, warum Gedichte geschrieben wurden (und werden). Auch hier waren drei Kapitel keine einfache Bettlektüre.

Trotz dieser “Ja, aber” möchte ich das Buch empfehlen, denn es hat meine Lust auf die Werke einiger Lyriker geweckt und dafür bin ich sehr dankbar. Außerdem erfährt man vom Autor, wie die Auswahlen in verschiedenen Gedichtsammlungen, die es z.Zt. auf dem deutschen Buchmarkt gibt, zustande kamen. (Kritisch beschreibt er, ich staunte, den Lyrik-Kanon von Marcel Reich-Ranicki). Jede Auswahl bietet “die besten” Gedichte, merkwürdig, dass es nicht so viele Überschneidungen bei den Büchern gibt…

Was ist ein gutes Gedicht? Wenn es mir gefällt, weil es ein Thema behandelt, zu dem ich einen Draht habe, wenn es mich überrascht, wenn es mich zum Nachdenken bringt, ich am Ende lächeln muss oder es einfach nach dem Lesen ein schönes Gefühl hinterlässt.