Geschmacksexplosion

Gruß aus der Küche

(Blaue Schokolade mit rotem Schnittlauch, begleitet von Erdmelonen und Schwarzkartöffelchen, an XumXum Nudeln, abgerundet mit einem Hauch von gelber Tomatensauce, dazu ein ehrliches Stück Kartoffelkrustenbrot).

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Inspiriert von diesem Film:

Gefiel mir gut!

Teilnahme an einer Brotverkostung

Keine bezahlte Werbung!

Im September verbrachten wir einen Abend bei der Bäckerei Büsch in Kamp-Lintfort. Hier steht das Mutterhaus der Firma mit ca. 600 der 2000 Mitarbeitern und von hier aus werden die über 200 Büsch Filialen von Kleve bis nach Hamm und Köln beliefert. Wir nahmen an einer Brotverkostung teil und wurden anschließend durch die „Backstube“ geführt.

Herr und Frau Büsch begrüßten die ca. 20 Teilnehmer herzlich und vor der Verkostung erzählte Herr Büsch ein bisschen über seinen Werdegang. Bei der Verkostung wurden 6 Brote vorgestellt, dazu gab es zu jedem Brot unterschiedlichen Käse, bzw, Schinken und gut ausgewählte Weine eines ansässigen Weinhändlers.

Dieses Kartoffelbrot schmeckte mir am besten. Dazu gab es einen milden französischen Tortenbrie und einen feinherben Riesling, Spätlese, von der Mosel-Köstlich!

Das Ehepaar bewirtete uns überaus großzügig und Herr Büsch wusste zu jedem Brot eine Geschichte zu erzählen und die Besonderheiten herauszustellen. Kein Wunder, denn er ist einer der ca. 130 stattlich geprüften Brotsommeliere in Deutschland. Die Verkostung dauerte ca. 1 1/2 Stunden, die folgende Besichtigung des Werks ca. eine Stunde. Die Logistik des Backens und die Organisation der Auslieferung an die vielen Filialen waren beeindruckend. Für 39 Euro verbrachten wir einen besonderen kulinarischen Abend und wir verließen die Veranstaltung mit dem Vorsatz, häufiger mal die Brotsorte zu wechseln.
Beeindruckt hat mich aber auch der Unternehmer Norbert Büsch.
Er kaufte nach einigen Lehr-und Wanderjahren 1987 eine kleine Bäckerei, in der er und zwei Auszubildende arbeiteten. Seine Einstellung „Machen und ausprobieren“, sein Ideenreichtum und seine Risikobereitschaft ebneten ihm den Weg, ein erfolgreicher Unternehmer zu werden. Man merkte bei seinem Vortrag, dass dabei sein Idealismus nicht auf der Strecke geblieben ist. Sehr wichtig ist ihm die Ausbildung von Jugendlichen und dass er regional mit Zulieferern agiert und man sich gemeinsam auf altes Bäckerwissen besinnt.

Die Herstellung läuft bei Büsch mit äußerster Sorgfalt ab und ist nicht auf Schnelligkeit ausgelegt. Sein Herzblut hängt an der Güte und Vielfalt von deutschem Brot und er engagiert sich für mehr Wertschätzung des Bäckerhandwerks.
Am Anfang des Abends hatte ich mich gewundert, dass der Kopf eines so großen Unternehmens sich abends für eine Verkostung und Besichtigung drei Stunden Zeit nimmt. Am Ende verstand ich sein authentisches Engagement.

Momente, die durch den Magen gehen können

Heute habe ich für Sie ein paar Momente gesammelt, die mit Essen und Trinken zu tun haben. Am Ende finden Sie eine Buchbesprechung über eine Roman, in dem ein alter Mann für eine junge verzweifelte Frau kocht und sie damit aus der Lebenskrise holt.

Es gibt einen kulinarischen Moment, wenn

man im Jahr erstmalig wieder frische Pfifferlinge genießen kann

man in der Bäckerei in einer Schlange wartet und gezwungen ist, sich mit den Brotauslagen hinter der Theke zu beschäftigen. 17 verschiedene Brote und plötzlich kommt die Lust auf ein „Brot-Tasting“.

vier erfahrene Hobbyköche heftig darüber diskutieren, wie man den „wahren“ Kartoffelsalat zubereitet

man nach Jahren mal wieder grüne Sauce mit gekochten Eiern und Salzkartoffeln isst, dazu einen Appelwoi trinkt und kurz bedauert, nicht in Hessen zu wohnen

man eine volle Pralinenschachtel erstmalig öffnet und die Qual der Wahl hat, welche Praline man zuerst essen soll

man für eine kurze Zeit bestätigt bekommt, dass ein Buch, das in Schottland spielt, mit dem Genuss eines Glases Whisky gut zusammenpasst

Und hier die Buchbesprechung:

New York: Valerie bittet ihre Freundin Isabel, mit ihrem 90jährigen Vater Edward essen zu gehen. Er hat kürzlich seine Frau Paula verloren und Valerie kann sich nicht um ihn kümmern, da sie in Kanada lebt. Isabel besucht Edward und sie essen gemeinsam zu Abend. Isabel genießt das Treffen sehr, denn Edward hat sehr gut gekocht und sie beide sind sich auf Anhieb sympathisch. Bei den weiteren wöchentlichen Besuchen in den nächsten drei Jahren lernen sich die beiden näher kennen.Edward gewinnt dabei wieder seinen Lebensmut zurück und hilft Isabel mit seiner weisen Lebenserfahrung, aus deren Ehekrise herauszukommen und mehr Selbstvertrauen zu gewinnen. Beide finden ein neues Glück, doch wird dies nicht ewig anhalten.

Der WDR besprach das Buch hymnisch und ich ließ mich von der Begeisterung anstecken. Meine Lesefreude war etwas gedämpft. Warum? Alle, die gerne und auch anspruchsvoller kochen, erfreuen sich im Buch pro Kapitel an einem Menuvorschlag. Die Finessen von Edwards Kochkünsten werden verraten und drumherum bekommt man noch Lebenshilfe und vier Liebesgeschichten serviert. Da ich mich lieben bekochen lasse, lag mein Lesefokus auf der Drumherum-Geschichte, und diese fand ich teilweise recht sprunghaft geschrieben und mager, was Edwards Altersweisheit angeht. (Vielleicht hatte ich noch zu sehr das Buch „Ein Gentleman in Moskau“ im Kopf, ach war das schön! s.u.). Also gibt es deshalb nur 3 von 5 Löffeln.

Am Wochenende sammle ich neue Themen und am Montag geht es weiter. Erholen Sie sich gut!