Klimaschutz in Ihrer Stadt

Dieses Buch erschien 2017 und nimmt als Ausgangspunkt das Pariser Klimaabkommen von 2015. 

Dem Handeln der Kommunen in Sachen Klimaschutz fällt eine entscheidende Rolle zu, wenn Deutschland bis 2030 seine gesteckten Klimaziele erreichen will.
14 Themen werden dazu von verschiedenen Autoren aus mehreren Umweltinstitute aufgegriffen. Ein Themenschwerpunkt ist die Verbesserung der Kommunikation zwischen Stadt und Einwohner, um die Zustimmung von Klimaschutzmaßnahmen und Suffizienzpolitik (Erläuterung siehe unten) in der Bevölkerung zu erhöhen. Es werden Projekte einzelner Städte vorgestellt, die unmittelbar nach dem Abkommen an den Start gingen. Zu den aktiven Städten mit bereits messbaren Erfolgen gehören beispielsweise Bottrop, Essen, Heidelberg, Schweinfurt oder Rostock. In vielen Städten liegt der Fokus bei der Kommunikation zur Bevölkerung noch auf der Darstellung technischer und finanzieller Komponenten. Politiker, die „weiche“ Vorteile kommunizieren, wie z.B. eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Stadt der Zukunft und darüber hinaus die Bevölkerung aktiv und transparent in Planungen zum Klimaschutz mit einbinden, erreichen bei den Einwohnern eher eine Akzeptanz der politischen Entscheidungen zum Klimaschutz.

Bemerkenswert sind die Abschnitte, in denen es darum geht, wie man Jugendliche und Bevölkerungsschichten, deren Alltagsleben von finanziellen Nöten geprägt ist, für ein Engagement zum Klimaschutz begeistern kann.

Zwei Kapitel zur urbanen Energiewende stellen das Mieterstrommodell, sowie die Idee des Energiespar-Contractings vor, Kapitel zur Bodenentsiegelung und Gebäudebepflanzung sind zwei weitere Eckpfeiler im Maßnahmenkatalog zum Klimaschutz.

Besonders interessant fand ich die Ausführungen, wie sich die Hierarchien innerhalb einer Stadtverwaltung ändern müssen, um diese Mammutaufgabe zu bewältigen. Für kleinliches Konkurrenzdenken oder Animositäten gegenüber der Person, die für das  Klimaschutzmanagement eingesetzt wird, darf kein Platz mehr sein, gefragt ist gemeinsames und abgestimmtes Handeln.

Seit Erscheinen des Buches sind acht Jahre vergangen. Es eignet sich deshalb hervorragend dazu, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Was wurde in meiner Stadt bisher erreicht, was auf den Weg gebracht oder welche Umsetzungen warten auf den Start? Gibt es in diesem Buch Ideen, auf die meine Stadt bisher vielleicht noch nicht gekommen ist?

Und was sage ich bei diesem Thema zu meiner Heimatstadt Duisburg? In Duisburg hat man leider erst mit einiger Verspätung angefangen, die Klimaziele zu erarbeiten und umzusetzen. Die Kommunikation der Stadt empfinde ich als schlecht. Drei Beispiele: Wissen Sie, liebe Duisburger, was „KLIAS“ bedeutet oder was die Duisburger „Klima-Roadmap“ ist? Ein weiteres Beispiel zur Kommunikation: https://www.duisburg.de/microsites/klimaschutz/klimaschutzideenportal/index.php

Abgesehen davon, dass ein Teil der Seite schon mehrere Monate lang nicht richtig funktioniert, habe ich nirgendwo ein Feedback gefunden, wie die Ämter mit den Klimaschutzideen aus den Reihen der Bevölkerung umgehen.

Eine Kernaussage des Buches ist, dass, wenn der Wille zum Klimaschutz bei Politikern ernsthaft vorhanden ist, die verfügbaren Finanzen dann auch für diese Zukunftssicherung eingesetzt werden müssen. Viel Geld ausgeben für teure Prestigeobjekte, deren zukünftige Erfolge kaum zuverlässig kalkulierbar sind, ist in der heutigen Zeit unverantwortlich.
Ich wünsche mir für das Buch viele Leser und Leserinnen in der Stadtverwaltung und würde mich freuen, wenn private Personen das Buch als Grundlage für öffentliche Diskussionen hinzuziehen.

Zum Schluss ein Zeitungsartikel aus der RP vom Samstag, der zeigt, wie aktuell das Buch noch ist:

Screenshot

Begriffserläuterung:

Suffizienzpolitik ist ein Ansatz, der darauf abzielt, den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung zu reduzieren, indem die Bedürfnisse der Menschen auf eine nachhaltige Weise gedeckt werden. Der Fokus liegt weniger auf Wachstum und mehr auf der Reduzierung des Konsums sowie der Förderung von Lebensstilen, die weniger Ressourcen verbrauchen. 

Erst Alaska, dann Afrika

Uns war mal wieder nach Abwechslung zumute. Wie wäre es mit ein bisschen Alaska, da waren wir noch nie? Gedacht, getan!

Fotocollage, u.a. mit einem Bild von einer Trapperbehausung, einem Alaskarestaurant und einem Totempfahl.

Alaska ist für seine tollen Landschaften und seine vielfältige Tierwelt bekannt. Wir hatten Glück und bekamen eine Idee vom „Wildlife of Alaska“.

Fotocollage mit einem Landschaftsbild und jeweils einem Foto mit einer Schneeeule, einem Rentier, einem weißen Wolf und zwei Seeottern.

Na und wenn wir schon einmal da sind, warum sollen wir nicht noch einen Abstecher nach Afrika machen?

Zwei Fotos mit einer Savannenlandschaft und zwei Holzhütten.

Auch hier schlug uns die Stunde des Fotografenglücks und es gelangen einige schöne Tierporträts.

Collage mit Fotos von einem Erdmännchen, einem Watussirind, einem Giraffenkopf und einem Löwen.

Wir mussten nicht fliegen, von Duisburg ist man mit dem Auto in 40 Minuten da. Wo? Im der Zoom Erlebniswelt von Gelsenkirchen, einem sehr weitläufigen Zoo mit ca. 900 Tieren (100 Arten) und liebevoll ausstaffierten Landschaften.
Wir lernten auch uns bis dahin unbekannte Tiere kennen

Drei Tiere werden anhand von Informationstafeln beschrieben.Rechts Mitte: die beiden frühlingsmüden Baumstachler stehen stellvertretend für viele Tiere, die bei der Sonne von einer gewissem Frühjahrsmüdigkeit erfasst wurden.

Uns hat es dort gut gefallen und wir haben uns „Asien“ und den „Grimberger Hof“ für den nächsten Besuch aufgehoben. Einen Kritikpunkt muss ich allerdings loswerden: Es war warm und sonnig. Auf den beiden Rundwegen (2 und 2,4 km) gab es keine Möglichkeit, sich etwas zu trinken zu kaufen. Alle Buden und Cafés waren noch geschlossen, da die Hauptsaison noch nicht begonnen hat. (Die einzige Trink- und Essensausgabe lag abseits beim Spielplatz am Ausgang). Wenn jemand mit einem Rad mit einem Getränkeangebot durch die Anlage gefahren wäre, hätte er bestimmt ein gutes Geschäft gemacht.

Die Flußpferddame Rupia macht auch ein Schläfchen…

Dunkle Momente

Eva Herbergen, Anfang 60, ist Strafverteidigerin und wirft am Anfang des Romans einen Brief in einen Briefkasten. Sie blickt zurück auf neun Fälle in ihrer Laufbahn, die sie letztendlich dazu geführt haben, diesen Brief zu schreiben.
Sie verteidigt u.a. einen Kannibalen, einen ehemaligen Kindersoldaten, eine berühmte Schriftstellerin oder einen Chirurg. Bei der Schuldfrage sind die Fälle nicht immer eindeutig, sobald man die Vorgeschichten der Täter und auch Opfer mit in die Waagschale wirft. Eva versucht nach bestem Gewissen, einen Freispruch für ihre Mandanten zu erreichen. Doch bei einer Studentin, in deren Obhut ein kleines Kind gestorben ist, wäre für die junge Frau ein Schuldspruch besser gewesen, damit sie ihre großen Schuldgefühle verarbeiten kann. Wenn Eva von schuldigen Mandanten getäuscht wurde, hinterlässt das Narben und es gibt tatsächlich den Fall mit einem perfekten Verbrechen, der über Jahre Eva beschäftigt, bis sie einen Weg findet, den Mörder doch noch ins Gefängnis zu bringen.
Aber das ist noch nicht der Fall, der sie an sich selbst und dem Rechtssystem zweifeln lässt. Ein Mann wird verurteilt und beginnt danach eine Verzweiflungstat. Wie kam es dazu? Eva bewertet die Schwere eines Wirtschaftsdelikts nicht richtig und das überängstliche Auftreten des Mandanten nervt sie, weil sie privat mit der Planung ihrer Hochzeit beschäftigt ist. Schließlich überlässt sie die Verhandlung ihrer Stellvertreterin und geht auf Hochzeitsreise nach Italien. Die Katastrophe nimmt danach ihren Lauf. Um wohl ein Exempel zu statuieren, verhängt das Gericht eine viel höhere Strafe als von ihr angenommen, ihr Mandant bricht psychisch zusammen und tötet sich und seine Familie.

Die Autorin ist Professorin für Strafrecht und die im Roman erzählten Geschichten wurden durch reale Fälle inspiriert. Obwohl dem Gesetz verpflichtet, bewegt sich Eva Herbergen öfter in Grauzonen, weil sie ein Mensch mit moralischem Kompass und Mitgefühl ist.
Das Buch ist spannend zu lesen. Einige Stellen sind wegen ihrer Brutalität und Menschenverachtung schwer zu ertragen, doch lohnt die Lektüre, denn beim Lesen kreist im Kopf die Frage, was man selbst getan oder welche Entscheidungen man getroffen hätte.

Das Wunder des Malachias

Im letzten Monat berichtete ich über den Besuch der Ausstellung „Film ab“, in der es um die Filmszene im Ruhrgebiet ging. Hier bekam ich u.a. mehrere Tipps für Filme, die vor Ort spielen und einer ist „Das Wunder des Malachias“.

Foto mit DVD Hülle des Films „Das Wunder des Malachias“

Das Buch, auf dem der Film basiert, wurde vom schottischen Autor Bruce Marschall geschrieben und erschien erstmals 1950 in Deutschland. Es musste mehrmals nachgedruckt werden, denn die Geschichte des verschmitzten Geistlichen, der ein Wunder erbittet, kam im Nachkriegsdeutschland gut an. Doch bei Bernhard Wicki wird aus dieser Geschichte ein beißendes Gesellschaftspanorama, das der Regisseur in Gelsenkirchen drehte.
Worum geht es? Neben der Kirche der Pfarrei St.Johannes steht die Eden Bar und sie ist den Geistlichen ein Dorn im Auge. Malachias, ein junger Mönch, der gerade der Pfarrei zugeteilt wurde, möchte etwas Gutes tun und betet zu Gott, dass die Bar verschwinden soll. Gott erhört das Gebet, das Haus löst sich in Luft auf. Die Gäste und das Haus landen unversehrt auf einer Insel in der Nordsee.
War es ein Wunder? Auch in den 50er Jahren wird dieses Thema nun bis zum letzten Knöchelchen ausgeschlachtet. Die Stelle, wo die Bar gestanden hat, wird zum Pilgerort mit allen denkbaren monitären Auswüchsen, wie beispielsweise dem Verkauf von geheiligtem Wasser, Wackelmönch oder gesegneten Würstchen. Gläubige Touristen strömen ins Ruhrgebiet. Die Presse überschlägt sich mit neuen Spekulationen, Verschwörungstheoretiker tauchen auf, eine Frau, die das Verschwinden der Bar gesehen hat, wird zur Werbeikone und gefragter Begleitung reicher Männer. Als ein Architekt an der Nordsee um die alte Edenbar einen hypermodernen Glaskasten installiert und zum Luxusresort für Superreiche ernennt, sind die oberen Tausend ebenfalls vom Wundervirus infiziert und feiern zur Eröffnung ein rauschendes Fest.
Mönch Malachias ist todunglücklich über die Konsequenzen seines Gebets. Er fährt an die Nordsee und wendet sich ein zweites Mal an Gott, um für die Rücknahme des Wunders zu bitten.

Wir haben den Film mit Freunden geguckt und alle waren begeistert. Wenn es auch amüsante Szenen gibt, so bleibt einem mehrmals das Lachen im Hals stecken, denn der Film hat eine visionäre Aktualität. Es gibt ein Wiedersehen mit vielen bekannten Schauspielern wie z.B. Loriot, Senta Berger, Pinkas Braun, Brigitte Grothum oder Günter Pfitzmann. Die Ansichten der Ruhrgebiets zu seiner kohlenschwarzen Blütezeit in dem Schwarzweißfilm sind ebenfalls sehenswert. Und dann waren da die Gesichter der Statisten. Viele Gelsenkirchener haben damals mitgespielt. Einfache Menschen, in deren Gesichter und Haltung der Krieg Spuren hinterlassen hat. Diese Gesichter gibt es heute nicht mehr.

Bernhard Wicki drehte diesen Film nach seinem großen Erfolg „Die Brücke“. Auch dieser Film wurde mehrfach ausgezeichnet, doch dann verschwand er in der Versenkung, weil die UfA, die für den Verleih des Filmes zuständig war, ein Jahr später pleite war.
Wie gut, dass es die DVD-Sammlung „Filmjuwelen“ gibt.


Spaß haben- auch nach Karneval

Ich bin mir zu 99% sicher, dass Sie den Künstler dieser Bilder kennen…

Foto mit einer Collage aus vier Bildern, auf denen drei Frauen und ein Mann dargestellt sind.

Noch keine Idee? Ein Zitat von ihm lautet „Das, was am Leben komisch ist, das sind die Krisen, alles, was nicht Krise ist, ist auch nicht komisch.“
Ein Lied, das er geschrieben hat, heißt: „Ich wünsch‘ mir ne‘ kleine Mietzekatze“, obwohl er Mopsliebhaber war.

Momentan läuft eine Ausstellung in Oberhausen mit seinen Bildern, Entwürfen und Fotos von seinen Filmen. In der Ausstellung bewegt man sich durch lächelnde oder quietschende Besucher, nur ca. 1% verzieht keine Miene. Na, klingelt es ?

In der Ausstellung steht eine Couch, auf der 99% der Besucher sich fotografieren lassen wollen.

Foto mit Couch, auf der ich sitze.

Auf seinen Bilder spielen Nasen eine nicht unwesentliche Rolle:

Uns er äußerte sich auch gerne zu politischen Themen und zu Fragen der Umwelt:

Collage aus zwei Fotos und zwei Zeichnungen. Auf den Fotos sind Königen Elisabeth, bzw. Franz-Josef Strauß zu sehen, auf den Zeichnungen baden zwei Erwachsene in einem vermüllten Meer, in der zweiten Zeichnung sitzt eine Biene auf einem Stuhl, liest und saugt dabei Kunsthonig.

In der Ausstellung sieht man auch viele Bilder, in denen andere Künstler seine Themen aufnehmen und ihm mit ihren Werken Respekt erweisen.

Das Bild zeigt unsere gesuchte Person in einigen seiner Filmrollen.

I proudly present:

LORIOT mit seiner unvergessenen Partnerin Evelyn Hamann!
Sorry, das Bild hängt etwas schief.

Mit meiner kleinen Bildersammlung bekommen sie nur einen Hauch von Eindruck, welche Erinnerungsschätze auf Sie warten. Diese werden auf drei Etagen präsentiert, hinzu kommt noch die Möglichkeit, einen Film zu sehen, in dem Loriot über seine Arbeit spricht.

Wenn Sie nicht nach Oberhausen kommen, gönnen Sie sich wenigstens eine kleine Sammlung von Loriots Zitaten: https://gutezitate.com/autor/loriot/2

Loriots Blick auf unseren Alltag und sein Humor fehlen mir, das merkte ich, als ich das Museum verließ.

Chopin in Kentucky

Möchten Sie sich auf die Besprechung dieses Romans musikalisch einstimmen?

Dann hören Sie sich bitte diese beiden kurzen Musikstück an, sie vermitteln perfekt die Stimmungen, die in Maries Alltag vorherrschen:

Die zehnjährige Marie Higginbottom lebt mit ihren Eltern und drei Geschwistern (später sind es vier) in der langweiligen Kleinstadt Roanville in Kentucky. Das zehnjährige Mädchen hat es nicht leicht, denn neben der trostlosen Armut, in der sie aufwächst, muss sie auch die Prügelstrafen ihres strengen Vater aushalten, der sie als Laienprediger vor den Versuchungen der gottlosen Welt schützen will. Marie hat den Traum, Tänzerin zu werden und Roanville zu verlassen. Dank ihrer Freundin Misty, ihrem für andere nicht sichtbaren Freund Frédéric Chopin und ihrem eigenen starken Willen gibt sie nicht auf. Schließlich tritt eine Tanzlehrerin in Maries Leben und wird zum guten Engel.
Lakonisch erzählt Marie von ihrer trostlosen Welt, ihren eigenen Unzulänglichkeiten und ihrem Glauben an sich selbst. Dazu kommen die bissigen Kommentare von Chopin, der gerne den Finger in eine offene Wunde legt. Nicht nur Prélude 14, auch andere Préludes erwähnt Marie, um besondere Situationen musikalisch zu beschreiben. Dadurch bekommt der Roman, der streckenweise sehr humorvoll zu lesen ist, noch eine zusätzliche Wertigkeit, wenn man sich die Mühe macht, die Musik parallel zur Lektüre zu hören.
Ich habe Marie ins Herz geschlossen.

Die Kölsche Linda

Dieses Buch von Linda Rennings erschien letztes Jahr. Sie erzählt von ihrem eigenen Leben und zeigt auf, was das Leben auf der Straße in unserer heutigen Zeit bedeutet.
Linda Rennings ist Jahrgang 1963. Als Kind und Jugendliche lebt sie die meiste Zeit in Köln-Mülheim bei ihrer geliebten Oma, die ihr Härte, einen großen Gerechtigkeitssinn und Wissensdurst mit auf ihren Lebensweg gibt. Sie macht nach dem Schulabschluss eine Ausbildung zur Fleischereifachverkäuferin, will später Rechtsanwaltsgehilfin werden, die Ausbildung muss sie wegen Krankheit abbrechen. Mit ihren beiden Ehemännern hat sie kein Glück. Der erste ist faul, lässt Linda nur arbeiten und sich um ihre gemeinsame Tochter kümmern, schlägt und misshandelt seine Frau. Linda und ihre Tochter flüchten daraufhin in ein Frauenhaus. Nach der schwierigen Scheidung lernt sie zwei Jahre später einen neuen Mann kennen. Alles scheint gut zu werden, doch der Mann hat Kontakte zur Mafia, landet im Gefängnis und hinterlässt viele Schulden. Linda ist finanziell und psychisch am Ende. Die Wohnung wird zwangsgeräumt, sie steht auf der Straße, ihre Tochter wird ihr weggenommen.
Sie zieht unbeachtet auf den Friedhof, wo sie mit ihrer inzwischen verstorbene Oma Gräber gepflegt hat. Lindas Gesundheitszustand wird immer schlechter, aber erst nach einem Jahr kümmert sich jemand um sie und veranlasst eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik. Die folgenden Monate sind für sie die schlimmsten ihres Lebens, aber sie beginnt wieder zu kämpfen und wird entlassen. Die darauf folgende Zeit als Obdachlose auf der Straße wird ihr weiteres Leben prägen. Ein Kapitel widmet sie ihrem Hund Clayd, ohne den sie nicht durchgehalten hätte und durch Alkohol oder Drogen vernichtet worden wäre.
Linda macht eine Ausbildung als Genesungsbegleiterin und beginnt, für sich und andere Frauen um mehr Hilfe und um mehr Rechte zu kämpfen. Sie gründet den Verein „HiK-Heimatlos in Köln“. Es ist ein harter Kampf, der bis heute anhält. Linda weiß, worüber sie schreibt, wenn sie erzählt, wie ein Tag eines obdachlosen Menschen zumeist verläuft. Die Gedanken kreisen permanent um lebenserhaltende Fragen: Morgens: Wo kann ich auf die Toilette gehen? Wie bekomme ich Geld für Essen? Tagsüber: Schließe ich mich einer Gruppe an oder bleibe ich alleine? Gruppe bedeutet mehr Schutz, alleine werde ich vielleicht nicht so schnell von anderen ausgeraubt. Wann gibt es wo ein warmes Essen, wo eine Dusche, die ich bezahlen kann? Abends: Soll ich abends in eine Notunterkunft, wo man auch bestohlen und als Frau belästigt wird, es aber warm ist oder bleibe ich draußen in der Kälte? Die Frage stellt sich nicht, wenn man einen Hund hat, deren Mitbringen in Notunterkünfte nicht erlaubt ist.
In der Coronazeit, als alle freiwilligen Hilfsaktionen verboten waren, hat sich Linda Verein als einzige Gruppe über die Verbote hinweggesetzt, sonst wären noch mehr Obdachlose verhungert.
Auch im Jahr 2024 wird es für Obdachlose immer schwieriger, da Menschen weniger spenden und die Gewaltbereitschaft unter den Obdachlosen oder von zumeist jungen Menschen gegenüber Heimatlosen zunimmt. Frauen werden beschimpft und misshandelt, wenn sie das „großzügige Angebot“ von Männern ablehnen, mit ihnen nach Hause zu kommen, da es da schön kuschelig sei…
Linda Rennings ist inzwischen als die „Kölsche Linda“ sehr bekannt.
Meine Inhaltsangabe kann nicht die Gefühle und Schmerzen ausdrücken, die sie und andere Heimatlose ertragen müssen. Allerdings gibt es im Leben von Obdachlosen auch einige schöne Momente, wie Linda schreibt. Es sind beispielsweise die Momente, in denen der Zusammenhalt groß ist oder man als Heimatloser die Erkenntnis hat, dass man mit den vielen Problemen, mit denen ein „Normalbürger“ kämpft, nichts zu tun hat. Man kämpft nur täglich ums nackte Überleben.
Was wünscht sich die Autorin? Mehr Respekt vor Obdachlosen und mehr Offenheit gegenüber einer Lebensform, die zumeist nicht freiwillig gewählt wurde.

Lächeln am Wahlsonntag

Wie werden Sie den Wahlsonntag verbringen? Angespannt ? Wenn Sie sich ablenken möchten, habe ich einen Tipp für Sie. Erst wählen gehen und dann…
In Viersen gibt es bis zum 1. März die Fotoausstellung „It`s a Match!“. Bei meinem Besuch habe ich niemanden gesehen, der nicht gelächelt hätte. Es geht um fotografierte Museumsbesucher, die mit ausgestellter Kunst oder einem Museumsstück irgendeine Verbindung haben. Hier ein paar Beispiele aus meinem Fotofundus:

Fotocollage mit Titel der Ausstellung. Ein Foto zeigt eine Frau mit grüner Mütze, die vor einer grünen Skulptur steht. Dem zweiten Foto gebe ich den Titel „Evolution“-man sieht ein Mammutskelett, die Rückenansicht eines Neanderthalers und eines Mannes, der eine Jeansjacke mit „MM“ Schokobonbons Werbung trägt. Das dritte Foto zeigt eine Frau mit auffallend rotem Haar, die vor einem Bild steht, auf dem ein Mensch mit rotem Gesicht zu sehen ist.

Das Museum zeigt aber nicht nur witzige Fotos, sondern die Ausstellung wartet noch mit verschiedenen witzigen Ideen auf, wie z.B. drapierten Playmobilpüppchen, dem Pappaufsteller der Queen Elisabeth oder pfiffigen Überschriften.

Auch für Kinder ist diese Ausstellung ein Spaß!

Fotocollage links: An der Wand sind kleine Zeichnungen zu entdecken, neben einigen Fotos hängen alte Drucke oder Gemälde aus dem Bestand des Museums. Rechts ein Memory, bei dem man sich die Fotos genau ansehen muss, um herauszufinden, welche zwei Memorykärtchen zusammengehören.

Und hier mein Lieblingsbild der Ausstellung:

Ein Museumsbesuch kann in solchen Zeiten eine wahre Auszeit sein- Gönnen Sie sich ein bisschen Ablenkung!

P.S.: Ganz in der Nähe der städtischen Galerie gibt es übrigens mehrere Cafés!.

Vorhang auf für die „Bühne Cipolla“

Zum ersten Mal besuchten wir letzte Woche das Figurentheater „Bühne Cipolla“. Dieses tritt deutschlandweit auf und war mit diesem Stück im Duisburger Stadttheater zu Gast:

Im Vordergrund des Bildes sehen Sie Dr. Fischer, im Hintergrund stehen Sebastian Kautz und Gero John, die an diesem Abend als Schauspieler, sowie als Puppenspieler bzw. Musiker agierten.
Kurz zu der Geschichte: Der Milliardär Dr. Fischer lädt zu ganz speziellen Partys ein, zu denen nur „handverlesene“ Menschen eingeladen werden. Hier einige Mitglieder dieses exklusiven Clubs:

Fotocollage mit vier Puppen: Melanie Kuhl ist verantwortlich für den Bau und der Ausstattung der Puppen. Die Augen sind so gut gelungen, dass ich dachte, die Puppen sehen mich intensiv an.

Ein Gast erhält jedes Mal ein teures Geschenk, sofern er sich von Dr. Fischer vorher erniedrigen lässt. Bei der vorletzten Party ist auch Alfred (gespielt von Sebastian Kautz) als sein Schwiegersohn in spe anwesend. Er will sich nur vorstellen und ist angewidert von Fischer und dessen Gebaren.
Alfred und Fischers Tochter Anna heiraten, sind kurze Zeit glücklich bis Anna tödlich verunglückt. Alfred kehrt zu Fischer zurück und nimmt an der letzten Party, der Bombenparty, teil.

Im Stadttheater war auf der eigentlichen Bühne eine Sitztribüne für die Zuschauer installiert, so dass man gut sehen konnte.

Foto: Hinter dem schwarzen Vorhang fängt der eigentliche Zuschauerraum an.

Die Leistungen von Sebastian Kautz als Schauspieler und Puppenspieler kann ich gar nicht genug preisen.

Foto: Sebastian Kautz mit dem Puppenkopf von Dr. Fischer

Berlinerte Kautz gerade als Schwiegersohn Alfred, sprach er in der nächsten Sekunde mit rauchiger zarter Stimme als Anna, stieß Wörter mit grunzigem Unterton im Namen von Dr. Fischer hervor oder schwadronierte als General. Sieben unterschiedliche Stimmen, sieben unterschiedliche Charaktere, ein Mann- großes Puppentheater!
Und die Musik dazu von Gero John war dann noch ein zusätzlicher Bonus. Seine Stücke in Moll für Violincello, begleitet von Loops, verdüsterten die Atmosphäre perfekt.

Die „Bühne Cipolla“ tritt in den nächsten Monaten immer mal wieder im Ruhrgebiet und am Niederrhein auf. Das Repertoire an Stücken ist groß, vielleicht habe ich Sie neugierig gemacht? Hier geht es zu der Internetseite, auf dem auch ein Terminkalender zu finden ist:

https://buehnecipolla.de