IQ-Die Musikgruppe mit dem mörderrischen Lied

Der Musikbeitrag in dieser Woche gehört nicht nur in die Kategorie “Musik muss sein”, sondern ich markiere ihn auch noch für die Krimiecke.

Achtung: Der Liedtext ist nichts für empfindliche Gemüter, schließlich singt ihn ein Massenmörder. Achtung: Der Sänger der Gruppe “IQ”, Peter Nichols, ist nicht der Massenmörder.

 

Es war einmal der Mensch…

Vor ein paar Tagen hörte ich von Roger Willemsen dieses Buch, eine Rede, die er kurz vor seinem Tod gehalten hat.

Er blickt darin aus der Zukunft auf unser heutiges Dasein. Wie auch in seinen anderen Büchern gibt es in diesem Text eine Reihe von Sätzen, die man sich immer wieder zu Gemüte führen sollte. Das Fazit der Rede: Alle, die mit der Zeit gehen wollen, und das sind wohl die meisten von uns, lassen zu, dass man sie Schritt für Schritt intellektuell entmündigt. Zwar spüren viele da irgendwo in einer Ecke des Gehirns ein gewisses Unbehagen, aber wir kapitulieren, denn wir fühlen uns machtlos. Der Mensch, wie wir ihn heute noch kennen, verschwindet, er mutiert zu einer Hülle.

Kennt jemand den Film “Die Zeitmaschine” von H.G.Wells (Das Buch, nachdem der Film gedreht wurde, ist von 1895). In diesem Film sieht man solche “Hüllen” und ich dachte schon vor dem Hören dieses Textes öfter an verschiedene Szenen aus dem Film.

Kennt jemand das Lied “Virtual Insanity” von Jamiroquai? Es ist aus dem Jahr 1996.. 

 

 

 

 

 

 

Sitzt Queen Elisabeth II zu Unrecht auf dem Thron?

Zum Abschluss meiner “Welfenlandreise” hier nun noch zwei kurze Krimiempfehlungen. Beide Krimis spielen im Jahr 1966, man fährt VW, entdeckt gerade Nutella und trinkt Doornkaat. Dr. Janne Behrend ist Kunsthistoriker und hat eine Agentur gegründet, die Menschen dabei hilft, sich wie Indiana Jones zu fühlen, sprich, die hilft, Schätze aufzuspüren. Im ersten Band “Welfengold” hat Behrends Kunde ernst zu nehmende Hinweise, dass sich ein Teil des verschwundenen Welfenschatzes in einem Bergwerk im Harz befindet. Beim Besuch des Bergwerkes wird auf die beiden und ihren Führer geschossen. Kunde und Führer sterben, Behrend hat einen Streifschuss und kann vor den Angreifern fliehen. Trotz Verletzung verdächtigt die Polizei Behrend, der eigentliche Mörder zu sein und so beginnt Behrend, auf eigene Faust zu recherchieren. Unerwartete Hilfe bekommt er von der schönen Krankenhausärztin Anna Winter.

In “Welfencode” werden einem Freund von Behrend, der bei der Niedersächsischen Landesbibliothek in Hannover arbeitet, sehr wertvolle Briefe gestohlen, die in einer Ausstellung gezeigt werden sollen. Die Briefe sind von Leibnitz und Sophie von Hannover und sie sind codiert. Behrend versucht, die Briefe wiederzubeschaffen. Er vermutet, dass die Briefe Beweise liefern sollen, dass die Nachfahren der katholischen Stuarts noch Anrechte auf den englischen Thron haben. Die Stuarts stellten die Könige in England, bis vom Parlament der erste evangelische König, George I aus Hannover, eingesetzt wurde. Dieser ist ein Vorfahre von Queen Elisabeth II. Behrend und Anna haben Kopien von den gestohlenen Briefen, aber wie den Code der Briefe knacken? Und gibt es überhaupt noch Nachfahren der Stuarts?

Beide Krimis sind leichte Kost und tun nicht weh. Ein bisschen deutsche Geschichte wird nett serviert, für ein paar Lesestunden mit einer guten Tasse englischen Tee genau das Richtige.

Mein Vater ist Putzfrau

Noch einmal Paris:

Paul ist 14 Jahre alt und wächst in ärmlichen Verhältnissen in einem Pariser Vorort auf. Die Mutter ist ans Bett gefesselt und zeigt wenig Interesse für ihn und seine ältere Schwester, der Vater hält die Familie zusammen. Er arbeitet spätabends und nachts bei einem Putzunternehmen. Paul, der ein sehr gutes Verhältnis zu seinem Vater hat, hilft ihm dabei und so kommt er u.a. auch öfter in eine Bibliothek, in der er sich zwischendurch immer neues Wissen aneignet. In der Schule hilft ihm das anfangs nicht weiter, doch macht er sich seine eigenen Gedanken über Gott und die Welt und wird dadurch zu einem besonderen und sympathischen Jungen. Natürlich hat er auch typische pubertäre Probleme, das Thema “Erste Freundin” steht auf der Liste weit oben. Aber fast immer ist der Grundton leicht ironisch, seinen Galgenhumor verliert der Junge nie.

Ich habe von der Autorin bereits das Buch “Bilqiss” besprochen, das mir sehr gefiel. Auch dieser schmale Roman ist gelungen- ich wünschte mir, es gäbe mehr Pauls…

Und weil es gerade so gut passt: Morgen stelle ich Ihnen zwei weitere Putz-Helfer in meinem Haushalt vor, auf die ich auch nicht mehr verzichten möchte.

Heute vor 30 Jahren…

Ausnahmsweise mal zwei Einträge an einem Tag…

..fand mein Mann vor einigen Tagen in einem Buch. An einige Bücher kann ich mich noch erinnern: Grammatik des Lächelns und Die Rose von Tibet fand ich toll, zum Medicus muss ich wohl nichts sagen (fand ich auch gut), von Weißes Rauschen war ich enttäuscht. Bei den anderen habe ich Lücken, aber die Krimis von Leo Malet sind auf jeden Fall gut!.

Begleiter durch den Berliner Schwimmsommer

Dieses Buch habe ich in den letzten Sommerwochen peu à peu gelesen. Die Autorin ist während eines Jahres in 52 Seen in und um Berlin geschwommen. Sie beschreibt die unterschiedlichen Schwimmerfahrungen und Sinneseindrücke während der vier Jahreszeiten und die Erinnerungen, die sie von den einzelnen Seen und ihrer Umgebung behalten hat. Das ist für alle, die gerne wie ich in Seen schwimmen, lesenswert, aber auch für diejenigen, die Berlin und die Mark Brandenburg lieben. Fontane wird öfter zitiert, am Ende des Buches gibt es einen Infoteil über fast alle von Lee besuchten Seen.

Aber das Buch ist noch viel mehr. Lee ist gebürtige Kanadierin. Ihre Kindheit ist geprägt von der Scheidung ihrer Eltern und sie verlässt früh das Zuhause und auch Kanada. Sie geht nach London, studiert dort und heiratet jung, doch die Ehe scheitert nach zwei Jahren. Um für ihre Dissertation zu forschen, zieht sie nach Berlin. Sie ist einsam, hat Depressionen und am Anfang ist es das Schwimmen in den Seen, das ihren Lebensmut aufrecht erhält. Hier beginnt das Buch und in Rückblicken erfahren wir Lees Lebensgeschichte. Wir begleiten sie, wie sie sich im Laufe der Zeit ändert, selbstbewusster wird und das Leben von einer anderen Warte aus sieht. Optimistischer.

Eine schmucke Geschichte

Dieses Buch entdeckte ich vorletzte Woche in einer Trödelkiste.

Paris 1934: Die Autorin Else Triolet und ihr Freund Louis Aragon kommen mit dem Geld, das sie mit Schreiben von Zeitungsartikeln und Büchern verdienen, nicht über die Runden. Da hat Elsa die Idee, Ketten zu gestalten, Ketten, wie man sie Paris noch nie gesehen hat. Elsa will z.B. Roßhaar, Porzellan, Papier oder Baumwolle verwenden, sie hat zig Ideen. Doch mit den Ideen fangen auch die Hürden an, wo die Ketten “Zutaten” kaufen? Elsa springt völlig ins kalte Wasser, hat keine Ahnung von Zulieferern, kaufmännischen Grundlagen oder den Spielregeln der damaligen Modewelt, vorangestellt die der Haute Couture. In ihrem Buch erzählt sie von der Zeit, in der sie zur bekannten Schmuckdesignerin wurde. Neben dem Erfolg gab es eine kleine Portion Glück, aber hauptsächlich sehr viel Arbeit, Entbehrungen und Rückschläge. 

Mit diesem schmalen Reportage-Roman (knapp 150 Seiten mit einigen stimmungsvollen Fotos) lernt man eine außergewöhnliche Frau kennen, die etwas wagt, an sich glaubt und sich nicht unterkriegen lässt. Aber man erhält auch einen guten Einblick in das damalige Paris, das geprägt war von wirtschaftlicher Depression: Kaum Arbeit, viel Armut. Deshalb Bewunderung für Triolets Weg. 

Philosophen auf der Straße

Dieses Buch kaufte ich mir, nachdem ich eine Führung in Düsseldorf mitgemacht hatte. Das Thema war “Obdachlos sein in Düsseldorf” und wurde von zwei Obdachlosen durchgeführt. (Siehe auch mein Blogeintrag vom 22.8.17)

Der Autor war selbst mehrere Jahre lang obdachlos. Er kann sich in die Gefühle der anderen Obdachlosen hinein versetzen und Beziehungen aufbauen und schaffte es daher, Obdachlose zu ihrem Leben auf der Straße zu befragen. 25 Porträts, vorwiegend von Männern, sind in diesem Buch enthalten. Es gibt Kriminelle, die sich z.B. auf Empfängen einschleichen und dort essen und manchmal auch Scheckkarten mitnehmen. Es gibt Menschen auf der Straße, die in einer eigenen Welt leben, sei es in einem Star Trek Universum oder als Drehbuchschreiber für Sandra Bullock. Aber die meisten Interviewten gaben sehr klare, böse, hochgradig zynische oder fast schon philosophische Antworten zu ihrem Leben. Und diese Interviews haben mich sehr nachdenklich gemacht und berührt. Wir Angepassten leben drinnen, Obdachlose leben draußen. Manche der Befragten, von denen mehrere abgeschlossene Studiengänge hatten, Künstler oder Manager waren, wollen mit Drin, mit der heutigen Gesellschaft in Deutschland, aus verschiedenen Gründen nichts mehr zu tun haben. Sie verweigern sich, betteln nicht oder kommen auch nicht mehr unseren üblichen Vorstellungen von Sauberkeit nach. Dann gibt es Menschen, die immer mal wieder versuchen, nach drinnen zu kommen, doch fast immer scheitern sie. Der Weg zurück ist so schwer, sei es, dass man sich an sein Leben auf der Straße gewöhnt hat und es einer großen Willensanstrengung bedarf, sich in der immer schneller sich ändernden Welt drinnen zurechtzufinden, bzw. viele Obdachlose einfach auch Angst haben, etwas falsch zu machen.

Der Autor schreibt im letzten Kapitel über sein Leben. Er ist drinnen angekommen, doch es dauerte lange und ihm ist bewusst, dass er auch schnell wieder draußen sein kann. Hat man einmal die Erfahrung gemacht, obdachlos zu sein, nimmt man im Leben nichts mehr als selbstverständlich und weiß, worauf es letztendlich im Leben ankommt.

Dieses Buch ist wichtig

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  • Richard, Witwer, sitzengelassener Geliebter, Professor an der Berliner Humboldt-Universität, ist gerade pensioniert worden. Er muss sich in seiner Einsamkeit und in der vielen freien Zeit neu einrichten und hat eines Tages die opstruse Idee, afrikanische Flüchlinge, die auf dem Oranienplatz streiken, zum Thema Zeit zu befragen. Bereitwillig antworten die Streikenden und davon ermutigt, stellt Richard weitere Fragen. So lesen wir von verschiedenen Flüchtlingsschicksalen, erfahren, warum die Männer geflüchtet sind und was für ein Leben sie in ihrem Heimatland hatten. Je mehr Richard erfährt, desto mehr will er helfen. Er versucht, ihnen bei bürokratischen Problemen beizustehen, fährt sie durch Berlin, sucht für sie Aushilfsjobs bei Bekannten oder lädt sie nach Hause ein, um ihnen für ein paar Stunden ein anderes Leben zu bieten. 

Die Autorin hat einen Roman geschrieben, der es viel besser als zig Fernsehrreportagen versteht, das Schreckliche zu vermitteln, das hiesigen Flüchtlingen in der Vergangenheit passiert ist. Wie sie aus ihrem Leben herausgerissen und von ihren Familien getrennt wurden, wie viele Verwandte und Freunde auf der Flucht gestorben sind, wie gefährlich die Flucht war, das ist kaum mit Worten zu beschreiben. Der Roman hört damit aber nicht auf, denn er bietet viele Fakten darüber, was mit den Flüchtlingen in unserem Land geschieht und das ist bei vielen Dingen grotesk.

Der Roman ist 2015 erschienen und wurde in den Buchhandlungen gut verkauft. Doch dann kamen schon wieder die nächsten Neuerscheinungen und der Titel geriet in Vergessenheit. Jetzt kann man ihn als Taschenbuch erwerben, eine Chance, dass diese Geschichte, die zumindest das Mitgefühl eines jeden vergrößern sollte, doch noch häufiger gelesen wird.

Ich habe das Buch teilweise gelesen und teilweise gehört. Das Hörbuch berührte mich noch mehr, beim Buch habe ich einige Passagen mehrmals gelesen.