Einstimmung auf Japan

Morgen erzähle ich Ihnen von einem Besuch im DKM in Duisburg. Dort gibt es noch bis Ende Februar eine Ausstellung zum Thema Japan und seiner Öffnung zum Westen. Als kleine Einstimmung:

Die Polka Dots Reisegruppe wurde in Japan freundlich empfangen

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Was man von hier aus sehen kann

So lautet der Titel meines gerade beendeten Hörbuchs.

Es spielt in einem kleinen Dorf im Westerwald. Immer wenn die Dorfbewohnerin Selma (Stellen Sie sich Rudi Carrell vor, dann wissen Sie, wie Selma aussieht) einen Traum mit einem Okapi hat, stirbt jemand und am Anfang des Romans hat sie gerade erneut von diesem Tier geträumt. Die Dorfbewohner sind wieder beunruhigt und es drängt sie, Unerledigtes anzupacken, wie z.B. den Optiker, der Selma endlich seine Liebe zu ihr gestehen will oder Louises Mutter, die sich von ihrem Mann trennen möchte. Auch Louise, die zweite Hauptperson in dieser Geschichte, Enkelin von Selma und Schülerin, hat etwas Angst. Doch es passiert nichts, bis eines Tages…

Louise ist inzwischen 30 Jahre. Sie ist Buchhändlerin und verliebt in Frederik, einem buddhistischen Mönch in Japan. Seit dem tragischen Unfall vor zwanzig Jahren hat sich nicht viel in dem Dorf geändert. Nur ihr Vater ist hinaus in die Welt, alle anderen leben weiter in diesem Westerwälder Mikrokosmos.

Der Sprecherin dieses Hörbuchs, Sandra Hüller, gelingt ist hervorragend, die leisen Stimmungen und Gedanken der Dorfbewohner in dieser „unaufgeregten“ Geschichte wiederzugeben. Beim Zuhören wurde ich immer wieder von der empathischen Beobachtungsgabe und der bildhaften Sprache der Autorin verblüfft. Ein Hörgenuss für alle, die nicht immer Action brauchen.

Pause am morgigen Tag, dann geht es mit einem Rätsel hinein ins Wochenende.

Hier wächst nichts

Wenn Sie vermuten, dass es in diesem Buch um Gartentipps geht, was man an den Plätzen in Ihrem Garten pflanzen kann, an denen Sie sich schon mehrmals die Haare gerauft und viel Geld für immer wieder neu gekaufte Pflanzen ausgegeben haben, so vermuten Sie nur zu einem Achtel richtig.

Kennen Sie zufällig die Känguru- Chroniken von Marc-Uwe Kling? Falls ja, dann stellen Sie sich vor, das Känguru hätte sich in einem „Special“ mal des Themas Garten angenommen. Dann wissen Sie auch, wie dieses Buch ist und müssen eigentlich nicht mehr weiterlesen.

Falls sie das Känguru nicht kennen, dann kommt jetzt die Besprechung zu diesem Gartenbuch. Also…

Von „Der richtige Spaten“ und „ Mein Kind soll auch gärtnern“ über „Traurige Verkehrsinselbepflanzung“ und „Vorurteile über japanische Gärten“ bis zu „Jammertal der Gartenzeitschriften“ und „ Diese Gesellschaft verdient Steinvorgärten“ reicht die Themenpalette dieses Buches. Kurze, knackige Kapitel mit passenden Bildern und einem Autor, der kein Blatt vor den Mund nimmt: Kritisch, etwas subversiv und manchmal herrlich sarkastisch. Dazwischen dann Interviews mit anderen Gartenfachleuten und überzeugende Tipps für Sträucher, Stauden und Rosen. (Der Autor hasst eigentlich Rosen, gibt dann aber doch Namen von 12 Rosen preis, die eigentlich in keinem Garten fehlen sollten. Seltene Namen, die ich alle nicht kannte, obwohl ich letztes Jahr Rosenbücher aus der Bücherei abtransportiert habe, um die richtige Rambler-Rose für meinen Garten zu finden- Ich hätte vorher dieses Buch lesen sollen).

Darf man so ein despektierliches Gartenbuch schreiben? Der Autor darf, denn in einem Kapitel schreibt er auch über seinen Werdegang als Gartenplaner und Journalist für Gartenfragen. Er fing bereits mit sechs Jahren an, Gärten auf dem Papier zu gestalten und kurz danach, einen Teich anzulegen.

Die Känguru-Chroniken höre ich inzwischen zum dritten Mal, bei diesem Buch könnte es auch sein, dass es zu einer Dauerleseschleife kommt.

Morgen kommt ein Beitrag zum Thema Duft, nicht im Garten, sondern im Haus.

Ach ja, hier übrigens mein erstes Gartenfoto in diesem Jahr (von Freitag):

Ach ja Nr. 2: Sie ist aus ihrem Winterquartier zurück:

Ungewöhnliches Romanthema

In jüngeren Jahren war ich ziemlich japanophil und besuchte u.a. einen Kurs zum Erlernen der  japanischen Kalligraphie. Meine Begeisterung hat sich inzwischen abgekühlt, doch als ich von diesem Roman hörte, war meine Neugierde dann doch geweckt:

Der Autor nimmt die Themen japanische Kalligraphie und neurologische Forschung und macht aus ihnen einen Roman. 

Tina hat angefangen, in San Francisco Neurologie zu studieren. Durch ihren Freund lernt sie den Leiter (Sensei) einer Kalligraphieschule in Japantown kennen, welcher vor kurzem einen Schlaganfall erlitten hat. Er ist seitdem abwesend und spricht nicht mehr. Den ganzen Tag lang malt er nur noch kalligraphische Zeichen, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben. Als er allerdings Tina zum ersten Mal sieht, scheinen seine Lebensgeister etwas geweckt und Tina fängt an, den Sensei öfter zu besuchen. Dies ist ihrer Mutter Hanako überhaupt nicht recht, weil sie und der Sensei Geheimnisse teilen. Doch Tina kümmert sich weiter um den Kranken, denn ihre Professoren sind auch sehr daran interessiert, das Gehirn des Senseis zu erfoschen und zu sehen, welche Teile des Gehirns für welche kalligraphischen Zeichen zuständig sind. Doch soll man den alten Mann der Forschung aussetzen? Tina muss eine Entscheidung treffen.

Empfehle ich Ihnen das Buch als Unterhaltungsroman? Nein. Natürlich spielen die Geheimnisse der beiden alten Leute eine große Rolle in diesem Roman, doch wird ihrer beider Geschichte durch Rückblenden erzählt und das ist besonders am Anfang ziemlich verwirrend.

Empfehle ich Ihnen das Buch, wenn Sie sich für Gehirnforschung interessieren? Nein. Die Aussagen dazu bleiben oberflächlich und vage.

Was mich an diesem Buch begeisterte:

Die Frau des Autors studierte in Japan u.a. Kalligraphie und hat dieses Buch illustriert. So gibt es auf vielen Seiten neben dem Romantext Abbildungen und Erklärungen zu gängigen japanische Zeichen. Die kalligraphischen Zeichen, die der Sensei nach dem Schlaganfall gemalt hat, werden gezeigt und eine mögliche Interpretation dazu gegeben. Sich diese Zeichen anzusehen und selbst zu überlegen, was sie bedeuten könnten, war das Beste.

In diesem Buch finden sich auch einige kurze Gedichte. Diese brachten mich dazu, nach längerer Zeit mich mal wieder mit dem Verfassen von Haikus zu beschäftigen. So ist morgen Haiku-Zeit!

 

Fünf auf einen Streich

Heute biete ich Ihnen fünf Kurzbesprechungen von Büchern an, die ich in letzter Zeit gelesen oder gehört habe. Kurzbesprechungen deshalb, weil ich entweder nicht zuviel verraten möchte oder die Inhalte aus verschiedenen Gründen mich letztendlich nicht so sehr beeindruckt haben, um ausführlich zu berichten.

 Für Liebhaber schottischer Krimis gibt es Nachschub und zwar ziemlich guten. In diesem Buch ist ein Meeresbiologe der „Held“. Er verfolgt per Computersimulation die Meeresströmungen und kann dadurch u.a. Herkunftsorte von Strandgut bestimmen, in diesem Fall zwei Frauenfüße. Während der Hauptkommissar gar nicht gut mit ihm kann, ist dessen Assistentin pfiffig genug, sich die Hilfe des Spezialisten zu holen. Die beiden lösen den Fall, der Kommissar ist zum Schluss der Dumme. Fazit: 4 von 5 Sternchen wegen Thema Meeresforschung, Held mit Ecken und Kanten und die ein oder andere Prise Humor.

In einem kleinen Ort in der Bretagne gibt es eine Bibliothek der von den Verlagen abgelehnten Buch- Manuskripte. Eine Pariser Lektorin besucht in diesem Ort ihre Eltern und aus Neugierde mehrmals auch die Bibliothek. Die Inhalte der Manuskripte sind z.T. sehr speziell und doch stößt sie auf ein Buch, dessen Liebesgeschichte ein Bestseller werden könnte. Angeblich soll es der verstorbene Ortsbewohner Monsieur Pick geschrieben haben, doch klaffen Buchinhalt und das tatsächliche Leben von Pick derart weit auseinander, da muss ein Geheimnis hinterstecken, doch welches? Fazit: 3 von 5 Sternchen. Leichter Unterhaltungsroman mit anfänglich witziger Idee, doch mit nahendem Buchende wurde es mir zu konstruiert.

Schon lange habe ich mich nicht mehr bei einem Hörbuch so gut amüsiert. Schottische Highlands, tiefer Winter: eine Londoner Bankergruppe verbringt ein langes Wochenende auf dem Grundstück eines etwas heruntergekommenen Herrenhauses. Dieser Aufenthalt soll das Zusammengehörigkeitsgefühl des Bankerteams stärken, doch steht das Wochenende unter keinem guten Stern. Auslöser ist einer der von Lord und Lady geliebten Pfauen, der bei der Farbe Blau rot sieht und auf alles und jeden einhackt. Chaos, Krankheit, Liebe, Kameradschaft, Neid, Mord- ja, das wird alles an einem Wochenende geboten. Fazit: 4 von 5 Sternchen, weil…  teilweise very british, als Ergänzung dazu Zicken– bzw. Männerkriege innerhalb der Bankergruppe und das Hörbuch mit Christoph Maria Herbst als Sprecher.

In San Francisco nimmt der Ich-Erzähler Clay einen Aushilfsjob in Penumbras Buchhandlung an. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass es kaum kaufende Kunden gibt, da nur sehr wenige aktuelle Bücher angeboten werden, die meisten  Besucher leihen sich Bücher in einer besonderen Abteilung aus. Diese Bücher beinhalten Rätsel und Codes, die aufgedröselt werden müssen, um ein noch größeres Rätsel lösen zu können. Der Inhaber, Mr. Penumbra, hält sich mit Erklärungen sehr zurück und Clay muss sich selbst einen Reim auf alles machen. Dann verschwindet Penumbra eines Tages. Clay ahnt Böses und zusammen mit einigen Freunden macht er sich auf, den Buchhändler zu finden und dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Fazit: 3 von 5 Sternchen. Leicht zu lesen, ein paar Einblicke in die Firma Google, die auch beim Lösen des Rätsels involviert ist, waren nett, aber alles in allem hat die Geschichte keinen großen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Nach den Lobeshymnen in diversen Literaturbeilagen hatte ich mir von diesem Buch viel Lesevergnügen erhofft, es aber leider nicht bekommen. Ein Bartforscher träumt vom Fremdgehen seiner Frau und reist daraufhin halsüberkopf nach Japan. Dort trifft er auf einen jungen Mann, der sich das Leben nehmen will und der Bartforscher bemüht sich mehrmals, ihn davon abzuhalten. Sie folgen dabei u.a. der Beschreibung einer Pilgerreise des berühmten Haiku-Dichters Bashu und das Endziel sind die Kieferninseln.

Wenn Sie Lust auf ein Buch haben, in dem sehr viel in der Waage bleibt, wie es in Japan oft üblich ist, dann lege ich Ihnen dieses Buch sehr ans Herz. Dies gelingt der Autorin vorzüglich und insofern verdient das Buch dann 5 Sternchen. Aber persönlich fand ich es sehr unbefriedigend, da sie mit vielen Bildern und Vergleichen arbeitet, die ich z.T. nicht passend fand. Das Buch bietet anfänglich ein gewissen skurilen Humor, aber der bleibt ab Mitte des Buches auf der Strecke, leider. Fazit: 2 von 5 Sternchen.

 

 

Kirschblüten-Haikus

Heute nun drei japanische Haikus, um das gestern angesprochene “Japangefühl” zu verstärken:

Als ich zurücksah,
Verhüllten den Hintergrund
Nur Kirschblüten
von Chora

Zu Blüten ging ich,
Und unter Blüten schlief ich:
Die wahre Muße!
von Buson

Im Nass des Reisbeets
Dort schwimmen nun verwelkt schon
Die Kirschblüten
von Kyoroku

 

(Alle Fotos wurden ebenfalls auf der Raketenstation Hombroich gemacht- siehe Beitrag vom 5.4.2017)

Es gibt solche und solche Pfeifkonzerte

Wussten Sie, dass es eine Weltmeisterschaft für Pfeifer gibt? Vielleicht ist das für Sie eine Alternative zum European Song Contest?

Bis 2012 fand die Weltmeisterschaft jährlich in einem kleinen Ort in den USA statt. Da aber die Weltmeister vornehmlich aus asiatischen Ländern kamen und aktuell auch noch kommen, wurde der Wettbewerb nach Japan verlegt. Europäer spielen so gut wie keine Rolle. Mir wurde beim Lesen eines Zeitungsartikels über diese spezielle WM bewusst, dass bei uns das Pfeifen nicht mehr so angesagt ist. Früher gab es z.B. noch Ilse Werner, den deutsche Pfeifstar. Wann haben Sie zum letzten Mal gepfiffen?

Auf Youtube gibt es diverse musikalische Darbietungen von der WM oder von eigenen Konzerten berühmter Pfeifer. Ich habe mal zwei Filmchen heraus gesucht. Bin beeindruckt, allerdings werde ich die WM nicht besuchen (sollte sie doch mal nach Europa verlegt werden, um uns vielleicht wieder ein bisschen Pfeifkultur zurück zu bringen). Ein langes Pfeifkonzert ist so oder so nicht meine Sache.

 

 

Und noch ein Weihnachtsstern-ganz japanisch

Meine Vorliebe für japanische Haikus wird den meisten Lesern und Leserinnen ja schon bekannt sein, aber ich bin auch große Liebhaberin von Wabi-Sabi. Um das mal wie eine Ruhrgebietsfrau auszudrücken: Dat is alles, watt ne Macke hat oder schon reichlich vergammelt oder oll aussieht und eigentlich wech kann. Hat aber trotzdem watt und wenne über wahre Schönheit nachdenken tust, dann kommse schon ins Grübeln.

wabi-Sabi Stern
Mein Wabi-Sabi Stern aus Ton im Garten

Hier jetzt die wissenschaftliche Wikipedia-Erklärung:

Wabi-Sabi (jap. 侘寂) ist ein japanisches ästhetisches Konzept (Konzept der Wahrnehmung von Schönheit). Eng mit dem Zen-Buddhismus verbunden, ist es eine Entsprechung zur ersten der buddhistischen Vier Edlen Wahrheiten, Dukkha.

Ursprünglich bedeutet Wabi sich elend, einsam und verloren fühlen. Dies wandelte sich zur Freude an der Herbheit des Einsam-Stillen. Aber erst in der Verbindung mit Sabi, alt sein, Patina zeigen, über Reife verfügen, entstand die eigentlich nicht übersetzbare Begriffseinheit, die den Maßstab der japanischen Kunstbewertung bildet. Nicht die offenkundige Schönheit ist das Höchste, sondern die verhüllte, nicht der unmittelbare Glanz der Sonne, sondern der gebrochene des Mondes. Der bemooste Fels, das grasbewachsene Strohdach, die knorrige Kiefer, der leicht berostete Teekessel, das und Ähnliches sind die Symbole dieses Schönheitsideals. Es geht um die Hoheit, die sich in der Hülle des Unscheinbaren verbirgt, die herbe Schlichtheit, die dem Verstehenden doch alle Reize des Schönen offenbaren. (Wilhelm Gundert)

In den Wäldern drüben,
tief unter der Last des Schnees,
ist letzte Nacht
ein Pflaumenzweig erblüht.

In diesem berühmten Vers liest der Verständige das Sabi und Wabi.